Peter Michael Reichel: ‚ Möglicherweise sehe ich mein Geld nie mehr'
Für viele LASK-Fans ist Präsident Peter Michael Reichel ein rotes Tuch, bei der Wahl zum Fußball-Unwort des Jahres war er in den letzten beiden Jahren immer im Finale mit dabei. Im Interview mit 90minuten.at erzählt Reichel, wie Spieler wie Babic finanzie
90minuten.at: Mit dem Transfer von Marko Babic setzten Sie ein Ausrufezeichen in Richtung Aufstieg. Wie und warum kommt so ein Spieler in die österreichische Regionalliga?
Peter Michael Reichel: Wir haben schon vor zwei, drei Jahren gesagt, dass wir wieder einen Fußballer benötigen, der den Unterschied ausmacht, der durch seine Leistung und seine Weitergabe von Know-How an die Mannschaft dem Team hilft. Es gab einen zufälligen Kontakt mit einem bekannten deutschen Anwalt. So hat sich das ergeben. Babic war zu Hause, hat dort seine Fußballakademie aufgebaut und wollte doch wieder spielen.
Wie ist ein solcher Spieler in der Regionalliga zu finanzieren?
Natürlich muss man bei einem solchen Spieler, der den Unterschied ausmacht, auch eine entsprechende Bezahlung gewährleisten. Aber die gesamte Finanzierung des LASK ist nur durch unsere Familie möglich.
Wie sieht es mit der Lizenz aus, die vor einem Jahr entzogen wurde. 2012 standen laut Ihrer Information 1,3 Millionen Euro Verbindlichkeiten 400.000 Euro Rückstellungen für Wendel und 850.000 eigenes Geld von Ihnen und Ihrem Vater gegenüber. Wie sieht es derzeit mit den Finanzen aus? Das Geld bekommen Sie erst zurück wenn der Verein zur Gänze schuldenfrei ist? Der LASK konnte am Transfer des kroatischen Supertalents Mateo Kovacevic mitschneiden. Hat das geholfen? Obwohl die Familie Reichel im Tennis und im Fußball viel macht, gibt es viel Gegenwind gegen Sie. Warum eigentlich? Glaubt man den Fans, sind Sie der Hauptschuldige, warum der LASK sportlich in die zweite, wirtschaftlich bzw. lizenzierungstechnisch in die dritte Liga musste. Warum denken die Fans so über Sie? Und wer ist "DER" Hauptschuldige? Fühlen Sie sich als Bauernopfer? Wenige Spieler aus der Fußballakademie Linz bleiben beim Verein. Gernot Trauner zum Beispiel. Dem Vernehmen nach soll das Verhältnis zur Ausbildungsstätte zerrüttet sein... Hier entsteht ein missbilligendes Verhältnis zum Fußballverband? Schauen wir in die Zukunft: Steigt ein Klub aus der Heute für Morgen-Ersten Liga ab, kommt sofort ein Wort: "Bedeutungslosigkeit". Würde da eine dritte Liga helfen? Um einem größeren Kreis von Klubs den Zugang zu Spitzenfußball zu ermöglichen? Apropos Finanzen: Ich war etwas verwundert, als ich neulich auf die LASK-Homepage klickte. Da findet sich wenig Vermarktbares, keine Bezüge zu Linz, Stahlstadt oder Tradition... Die Amateure sind ja der Kostenreduktion zum Opfer gefallen. Wird es diese nächstes Jahr geben, auch wenn der Aufstieg verpasst wird? Und die Erste wird so oft wie möglich auf der Gugl spielen? Und die Lizenzierung wird dieses Jahr auf jeden Fall klappen? Und die Animositäten werden auch ausgeräumt? Wir danken für das Gespräch!
Es stehen einige Kicker im Kader, die eigentlich deutlich weiter oben spielen könnten. Das ist sicher nicht billig. Was passiert, wenn der Aufstieg verpasst wird?
Wir haben jetzt eine Drittelchance, den Aufstieg zu schaffen. Wir haben den Gegner aus Pasching und dann das Playoff. Dazu gibt es das Viertelfinale im Cup gegen Ried, das ist auch sehr interessant. Das ist eine gute Chance, wirtschaftlich weiter zu kommen. Zwei kleine Optionen sozusagen. Wenn wir den Aufstieg heuer nicht schaffen, werden wir es 2013/14 wieder versuchen. Je mehr Partner uns unterstützen, desto leichter tun wir uns, desto schneller wird es gehen, spätestens 2014/15.
Das geht zurück bis ins Jahr 2000 bzw. in die 90er und früher. Ab 1989 haben wir den Anschluss verloren, keine wirtschaftliche Struktur zustande gebracht. In den 90er-Jahren war der LASK insgesamt sechs Mal in gröberen finanziellen Schwierigkeiten. Beim sechsten Mal im Februar 2000 sind wir dann eingesprungen. Seit damals gab es immer wieder Jahre, vor allem an Anfang, 2001 bis 2004, so wie jetzt wieder, wo wir durch Investments aus dem eigenen Bereich und Freundeskreis die Finanzierung möglich machen.
Die Darlehen sind so lange offen, wie der Verein nicht in der Lage ist, diese zu bedienen. Möglicherweise sehe ich das Geld nie mehr. Es gibt aber auch gute Geschäftsjahre im Fußball, aber dazu müsste man in der Bundesliga sein, vielleicht im Europacup spielen oder einen außerordentlichen Transfer machen. In der Summe haben wir schon gesehen, als wir an der Spitze der zweiten Liga waren und in der Bundesliga, zwischen 2005 und 2010, dass das Ergebnis des LASK durchaus positiv war. Da konnten wir auch Verbindlichkeiten abbauen, sind aber durch den Abstieg wieder in die Misere gekommen.
Das war ja kein Riesenbetrag. Wir prüfen das gerade - maximal sind das 45.000 Euro.
Wir haben große Investments im Tennis und im Fußball im Millionenbereich. Die Einen gehen ganz gut und die Anderen haben in letzter Zeit weniger Erfolg gebracht. Wir arbeiten daran, dass sich in Oberösterreich eine Gruppe findet, die gemeinsam versucht, das zustande zu bringen, was in Wien und Graz möglich ist.
Als Ihr Gegenpol taucht immer wieder ÖFB-Präsident Leo Windtner auf. Steckt mehr dahinter als persönliche Animositäten? Immerhin kann es auch nur im Interesse des OÖFV sein, dass es neben Ried noch einen Bundesligastandpunkt gibt...
Das Interesse ist natürlich vorhanden, dass sagen viele Studien. Der LASK ist einer der bedeutendsten Vereine Österreichs. Neben Red Bull gibt es die vier großen Fußballmarken Rapid, Austria, Sturm und uns. Alle wünschen sich, dass der LASK wieder dort spielt, wo er hingehört. Dazu sind viele Bemühungen im Gange und wir arbeiten seit Jahren an diesem Netzwerk. Ich hoffe, dass wir heuer erfolgreich sind und auf eine breite Basis von Firmen und Investoren stellen.
Ich finde, dass es ein interessantes Phänomen, dass der Einzige, der sich seit Jahren intensiv für den LASK einsetzt, plötzlich der Buhmann ist. Spielt die Mannschaft gut, sind Trainer und Spieler super, spielt die Mannschaft schlecht, ist das Präsidium fehl am Platz. Das ist ein interessantes Phänomen. Aber die Kronen Zeitung hat das zustande gebracht, weil sie jahrelang gegen mich persönlich geschrieben hat und so bildet sich an den Stammtischen und in der Öffentlichkeit eine Meinung, die mir die Schuld an allem, was passiert, gibt. Die Insider wissen natürlich, wie das Problem in den 1990ern entstanden ist: Weil sich Politik und Wirtschaft nicht gemeinsam dahinter gesetzt haben.
Da gibt es keinen einzelnen Schuldigen. Es war die Bereitschaft noch nicht so stark ausgeprägt, dass wirklich mehrere zusammen arbeiten. Jetzt sieht es so aus, dass sich wirklich mehrere zusammenfinden. Man liest ja, dass es Versuche gab, beim LASK einzusteigen. Es würden sofort Leute einsteigen, wären wir wieder in der Bundesliga. Die Lizenzierung im Vorjahr, die ja eine unglaubliche Aktion war, hat dazu geführt, dass diese Leute jetzt abwarten. Schauen wir mal, wie es sich entwickelt. Es hat uns auf jeden Fall um ein Jahr zurück geworfen.
Wir verstehen das bis heute. Wir wissen zwar aufgrund der Begründungen, wie die Schuldensfrage ausgelegt wurde. Aber dass man einen Klub der österreichischen Bundesliga, der so wichtig ist, wegen eines so genannten Formalfehlers aus der Liga kickt, ist ja unglaublich.
Die FAL spielt eine zentrale Rolle bei diesem gesamten Thema. Was die Lizenz betrifft: 2005 wurde uns die Akademie abgenommen und wir wurden zum Minderheitsgesellschafter. Das ist eine sehr komplizierte Geschichte. Pasching kam ja damals in die Bundesliga und der LASK hatte die Lizenz für das BNZ. Mehrere wollten dieses haben und wenn einige Leute sich dafür interessieren, hat der Verband gesagt, dass sie das nehmen und die Klubs beteiligen. Die haben aber nix zu Reden gehabt, sollten nur mitzahlen. Aus diesem Streit über das Mitzahlen ist diese Forderung des Landesverbandes an uns entstanden, die entscheidend war, dass wir keine Lizenz bekommen haben. Das Verhältnis zwischen Akademie und LASK ist seit der Übernahme des BNZ durch den Landesverband angespannt. So kommen auch die Geschichten zustande, dass der Verband ein Problem mit dem LASK hat, weil es da immer wieder Reibereien gegeben hat. Wenn die Spieler von Land und Stadt finanziert werden und dann nicht zu einem Linzer Klub gehen, sondern wohin sie wollen, dann können wir ja nicht mitzahlen.
Dessen Forderung von 112.000 Euro und die Anzeige bei der Bundesliga haben ja letztlich zum Lizenzentzug geführt.
Wenn man jetzt eine dritte Liga machen würde, mit Vereinen wie dem Wiener SK, Austria Salzburg, Austria Klagenfurt oder dem SC Bregenz, uns und wem auch immer, wäre das eine sehr attraktive Liga. All diese Standorte sind sicherlich in der Lage, eine dritte Liga zu finanzieren. Es geht darum, so zu wirtschaften, dass man nicht pleitegeht. Leider haben das aber viele nicht geschafft.
Sagen wir so: Unser Marketing ist durch die zwei Abstiege und Personalabbau zusammen gebrochen. Wir hatten bis zu zehn Mitarbeiter und jetzt haben wir zwei. Da ist eine gewisse Überforderung da. Einerseits müssen wir einen Profibetrieb aufrechterhalten, andererseits konnten wir uns das Personal nicht mehr leisten, es so professionell zu machen, wie wir uns das selber vorstellen. 100 Jahre LASK war aber eine Megainszenierung, wir haben ein Jahr Werbung gemacht, Real Madrid nach Linz geholt, das im internationalen Fernsehen übertragen, eine 100-Jahre-LASK-Gala gemacht. Auch wir wissen, dass wir unsere Traditionen feiern. Sie haben aber Recht! Unsere Homepage wird gerade überarbeitet, wie wir unsere alten Werte, unsere Tradition einsetzen können.
Die Juniors sind aus Kosten- und Infrastrukturgründen nicht gehalten worden. Wir haben nicht einmal einen Fußballplatz, der größte oberösterreichische Fußballverein hat keinen eigenen Fußballplatz! Mit unserem neuen Partnerklub, wir haben uns beim ASKÖ Zöhrdorf eingemietet, werden wir uns eine zweite Mannschaft ab Sommer geben. Die LASK Juniors wird es in Zukunft wieder geben.
Ja, denn der LASK ist dort zuhause und sollte dort spielen. Bis auf wenige Ausnahmen wollen wir dort spielen.
Nach den Erfahrungen aus dem letzten Jahr sind wir uns da gar nicht mehr sicher. Wir hoffen, die Voraussetzungen so zu schaffen, dass es klappt.
Selbstverständlich. Das ist von unserer Seite aus angestrebt und gewünscht, es laufen die Gespräche. Die breite Lösung wird in den nächsten ein, zwei Jahren angestrebt.