Marcel Sabitzer: 'Nicht vergessen, dass ich 18 Jahre alt bin'
Peter Schöttel hält große Stücke auf Marcel Sabitzer. Der 18-Jährige will morgen debütieren, die Austria schlagen und sich dem Erfolg unterordnen. Im Interview mit 90minuten.at spricht er außerdem über seinen Weg – in Österreich reifen und dann ins Auslan
90minuten.at: Das erste Derby – Vorfreude, Nervösität, Angst. Wie sieht Ihre Gefühlswelt aus?
Marcel Sabitzer: Ich sehe das natürlich positiv. Ich freue mich auf das Spiel. Als Kind habe ich immer davon geträumt, in einem großen Derby auf der Bühne zu stehen. Jetzt ist es soweit!
Mit welchen Mitteln will Rapid die Veilchen schlagen?
Wir haben in der Vorbereitung auf die Partie hingearbeitet und wollen unser Spiel durchziehen. Wir spielen daheim, wir spielen natürlich voll auf Sieg. Die Austria hat ihren Lauf im Herbst gehabt, aber sie haben jetzt auch eine Pause gehabt und wir werden sehen, wie sie das verkraftet haben. Wir sind überzeugt, dass wir sie schlagen können.
Hat Sie Trainer Peter Schöttel auf alle Eventualitäten vorbereitet?
Ich glaube, es ist sich jeder bewusst, was das Spiel bedeutet. Ein Derby ist klarerweise etwas Besonderes für alle, aber der Abstand ist groß und wir wissen, was eine Niederlage bedeuten kann; aber auch, was ein Sieg bedeutet.
Rapid hatte Zu- und Abgänge. Ist das Team schon bei 100 Prozent, sind Sie schon voll intergriert? Wäre ein „Aufbaugegner“ vor dem emotionalsten Spiel der Liga nicht besser gewesen? Geraten Sie auch schon ins Schwärmen, wenn Sie an Steffen Hofmann denken? Seine Leistungen am Platz bescherten Ihm ja den den Beinamen „Fußballgott“. Zu Ihnen persönlich: Wie belastend war die Zeit vor dem Transfer zu Rapid? „Ab und zu muss man schon eine schärfere Hand anlegen, aber insgesamt gesehen ist der Marcel vernünftig“ - Was meint Ihr Papa damit?
Es gibt immer zwei Seiten. Wir haben in der Vorbereitung gut gearbeitet, haben gute Spiele gezeigt und wir sind bereit. Wir müssen über den Kampf in das Spiel kommen. Wir werden von der ersten Minute an schauen, dass wir am Platz sind, mit dem Kopf bei der Sache sein und dann ist es eigentlich egal, welcher Gegner da ist.
Peter Schöttel ist wohl ein anderer Typ als Didi Kühbauer – inwiefern?
Zunächst einmal hat jeder Trainer seine eigene Linie. Beide sind natürlich gute Trainer, aber der Eine ist halt ruhiger, der Andere emotionaler.
Wie kommen Sie mit der Taktik zu Recht?
Wir werden vom Trainer taktisch eingestellt und wir machen das, was er uns auf den Weg gibt.
Aber Rapid spielt doch um Einiges dominanter als die Admira. Rapid hat immer sehr viel Ballbesitz, die Südstädter reagierten eher.
Klar gibt es da Unterschiede, aber es war mir bewusst, dass ich anders spielen muss, wenn ich wechsle. Mir ist das ganz gut gelungen in den Vorbereitungsspielen.
Zunächst einmal ist der Steff ein lieber Kerl, der jungen Spieler helfen kann und auch tut. Über seine Qualität am Platz, wenn er zu hundert Prozent fit ist, brauchen wir, denke ich, nicht diskutieren. Da gibt es kaum einen besseren auf der Position, auch wenn er schon ein bisschen älter geworden ist. Aber er ist für unser Spiel sehr wichtig und wir sind froh, ihn in unseren Reihen zu haben.
Umgekehrt kanns bei Rapid recht schnell gehen. Haben Sie Angst vor den Reaktionen des Publikums, wenn's einmal nicht so rund läuft?
Ich mache mir keinen Kopf, was das betrifft. Wenn ich meine Leistung bringe, immer alles gebe, dann werde ich keine Probleme mit den Fans bekommen. Die Erwartungshaltung ist zwar groß, aber man darf nicht vergessen, dass ich von einem kleinen Verein komme und 18 Jahre alt bin.
Was erwarten Sie sich von dem kommenden Halbjahr für sich persönlich?
Ich bin mit der Einstellung hergekommen, hier einen Stammplatz zu haben. Das sage ich ganz ehrlich! Ich probiere alles aus mir herauszuholen und Tore und Assists sind dann gute Nebeneffekte. Ich konzentriere mich hauptsächlich darauf, mich dem Erfolg der Mannschaft unterzuordnen. Ich hoffe, dass wir die kommenden Spiele positiv gestalten und nach vorne angreifen können.
Schaut man sich die Tabelle an, ist ein dritter Platz – wie letztes Jahr mit der Admira – nicht unwahrscheinlich.
Die Ausgangslage ist natürlich so, dass es nach vorne zehn Punkte sind. Aber Salzburg ist nur drei Punkte vor uns und die nächsten drei Runden sind für uns entscheidend. Gestalten wir diese positiv, ist noch sehr viel möglich. Jetzt geht es aber eben einmal ums Derby und da wollen wir mit einem Dreier starten.
Die Gespräche mit diversen Klubs liefen den ganzen Herbst und ich habe darunter sicher auch gelitten. Dann habe ich geschaut, dass alles wieder etwas ruhiger wird, habe mich am Schluss auf den Fußball konzentriert und abgewartet. Dann kam irgendwann das Interesse von Rapid, ich habe mir das angehört und es hat mich positiv gestimmt. Ich bin froh, dass ich da bin.
Ist es nicht riskant, Angebote internationaler Großklubs auszuschlagen? Immerhin wären Sie in zwei Jahren noch immer jung genug, um durchzustarten!
Man sieht negative Beispiele bei anderen Spielern: Die haben einen Wechsel zu früh gemacht und viele kommen wieder retour oder sind in der Versenkung verschwunden. Ich wollte zu einem Verein, wo ich auf hohem Niveau spielen kann. Das gelingt mir bei Rapid gut und es bringt mir nichts, wenn ich zu einem großen Klub gehe und dort in der zweiten Mannschaft in der vierten Liga herumgurke. Ich will auf höchstem Niveau spielen.
Ihr Vater sagte meinem Kollegen neulich, dass das Ausland kein Muss ist für einen Jungen, das Vorbild ist Zlatko Junuzovic Ist das auch Ihre Meinung?
Vollkommen. Wenn man in der Bundesliga in Österreich regelmäßig spielt und 100, 150 Spiele hat und dann ins Ausland geht, wird man anders angesehen. Da kommt man als Persönlichkeit zu einem Klub. Anders, als wenn ich mit 18 Jahren und 30 Spielen irgendwohon hingehe. So reife ich als Person und als Spieler und ich will einfach als fertiger Kicker ins Ausland gehen.
Generell muss man hin und wieder eine strengere Hand anlegen und aber auch Freiheiten lassen. Das ist eigentlich ganz gut und das passt schon so.
Hat Ihr Vater es Ihnen immer offen gelassen, was Sie werden wollen? Fußballer will ein Bub ja immer werden, aber wie hätte er reagiert, wenn Sie gesagt hätten: Matura, Jus-Studium oder KFZ-Mechaniker?
Er hätte mich auch unterstützt, wenn ich so einen Weg eingeschlagen hätte. Aber ich konnte mir nichts anderes vorstellen können, als mein Hobby zum Beruf zu machen, als ich in die Nachwuchsteams kam. Ich habe es geschafft und schätze es sehr, dass ich einer von wenigen bin, die das tun. Wenn man über den Tellerrand blickt, gibt es sehr viele Kinder, die diesen Traum auch hatten und ihn dann aufgeben müssen.
Wenn Sie zwei linke Haxen hätten, was hätten Sie dann gemacht?
Dann hätte ich mir etwas Anderes überlegen müssen. Ich bin einfach froh, dass ich darüber nicht nachdenken muss.
Sie werden in einem Monat 19. Andere Jungs in Ihrem Alter arbeiten, gehen auf die Uni, genießen das Leben. Zwar haben Sie Ihr Hobby zum Beruf gemacht, aber gibt es nicht Dinge, die Sie vom „normalen“ Leben vermissen?
Sicher gibt es diese Seite auch. Aber wenn man Spaß an einer Sache hat, kann man das auch unterordnen. Man muss zwar auf manche Dinge verzichten, andere können tun und lassen, was sie wollen und keinen interessiert‘s. Ich kann das aber unterordnen und es gibt ja auch Tage, an denen man am nächsten Tag frei hat und mit Freunden etwas unternehmen kann. Mir taugt es, wie es ist.
Wo sehen Sie sich mit 25?
Mein großes Ziel ist die deutsche Bundesliga. Welcher Klub, ist mir dann ganz egal. Ich will den Sprung in eine Topliga schaffen.
Wir danken für das Gespräch!