Didi Kühbauer: 'Ich will nicht brüllen, aber es passiert'
Didi Kühbauer hat den Sprung vom aufbrausenden Spieler zum ernsthaften Trainer geschafft. Sein Image als Spieler droht ihn aber einzuholen. Ein Gespräch über den Trainerberuf und österreichischen Journalismus. von Gerald Gossmann .
Herr Kühbauer, wann haben Sie bemerkt, dass der Trainerberuf etwas für Sie wäre?
Am Anfang der Karriere denkt man nur ans Fußballspielen. Da will man groß rauskommen. Mitte meiner Karriere ist mir bewusst geworden, dass ich ins Trainergeschäft einsteigen möchte. Mich hat das interessiert. Ich hatte genügend Trainer, wo ich mir dachte, die machen das nicht gut. Und dann will man es besser machen.
Was wollten Sie besser machen?
Vor allem die Menschenführung und die Trainingslehre. Der Fußball hat sich verändert, früher war man einfach nicht auf dem Wissensstand wie heute. Besonders in Systemfragen. Ich hatte natürlich einige Trainer, die noch Old-School trainiert haben...
...was hat Old-School damals bedeutet?
Spielt´s Fußball. Wenn ihr gut seid, werdets gewinnen. Wenn ihr schlecht seid, werdets verlieren. Das ist halt ein bisserl wenig. Und in erster Linie wollte ich die Menschenführung ändern. Es ist in einem großen Kader nicht möglich, dass man jeden befriedigt. Aber deswegen kann ich trotzdem einen guten Kontakt zu jedem haben. Ich habe oft erlebt, dass Trainer einen Spieler links liegen gelassen haben, weil er nicht gespielt hat. Und dann haben sich einige Spieler verletzt und plötzlich hat er mit dem Spieler geredet, als wäre er sein Schlüsselspieler. Das war falsch. Ich will einen ehrlichen Draht zu meinen Spielern.
Was muss man lernen, wenn man vom Spieler zum Trainer wird?
Man unterschätzt das. Ein Spieler jammert meistens über das Training, weil man als Fußballer immer nur Fußballspielen will. Man sieht aber nicht, dass Automatismen wichtig sind. Das war bei mir als Spieler nicht anders. Aber es gehört zum heutigen Fußball dazu, dass jeder Spieler weiß, was ich von seiner Position verlange. Das ist wichtig in der Einzelarbeit und dann in der Gruppenarbeit. Es ist ein Lernprozess, wenn man Trainer wird. Du stehst das erste Mal vor einer Mannschaft und merkst, das was du dir in der Theorie vorgenommen hast, funktioniert auf dem Platz nicht.
War es wichtig, dass Sie nicht gleich in der Bundesliga begonnen haben, sondern weiter unten?
Das war enorm wichtig. Ich wollte immer unten anfangen, weil dir dort Fehler schneller verziehen werden. Man kann nur lernen, wenn man die Arbeit tagtäglich macht. Dazu gehören auch Fehler.
Jens Lehmann hat gesagt: „Ich brauche keine Trainerausbildung. Ich habe unter Arsene Wenger trainiert." Kann man das so sagen? Jürgen Klopp hat einmal erzählt, dass er den Trainerberuf erlernte, indem er stundenlang vor dem Videorekorder gesessen ist und Spielszenen analysiert hat. Kann man auch in der Halbzeitpause noch eingreifen, wenn ein System nicht greift? Viele Experten sagen, dass Spielkonsolen die Auffassungsgabe von Kindern fördert. Um beim Thema zu bleiben: Sie haben einmal vier Tage Felix Magath bei Wolfsburg beobachtet. Was haben Sie mitgenommen? Bei wem würden Sie gerne ein paar Tage das Training beobachten? Wieso haben Sie eigentlich eine höhere Geldstrafe für Ihren Disput mit Roger Schmidt bezahlt als der Salzburg-Coach? Peter Schöttel haben die ORF-Kameras einmal erwischt. Im Kabinengang. Beim Schreien. Wie finden Sie den österreichischen Sportjournalismus generell? Verstehen Sie sich mit Journalisten gut oder gehen Sie eher auf Distanz?
Was heißt das jetzt? Ich denke, dass es viel bessere Spieler als den Jens Lehmann gegeben hat. Die haben aber auch eine Ausbildung gemacht. Ich finde das sehr oberflächlich und gewagt. Eigentlich stellt er sich damit über alle. Ich habe damit ein Riesenproblem, wenn jemand meint, dass er gut ist, nur weil er eine riesige Karriere hatte.
Ich habe schon als Spieler sehr genau hingeschaut und als Trainer schaut man noch genauer. Aber im Fernsehen sieht man nur die besten Mannschaften. Die haben Spieler mit sehr viel Instinkt. Und ein Mourinho hat gesagt: Ich kann nur das mit einer Mannschaft spielen, was sie zulässt. Das stimmt auch. Jeder redet von Barcelona. Aber die gibt es nur einmal auf der Welt und die wird es vielleicht nie wieder geben. Ich muss schauen, was ich mit meiner Mannschaft spielen kann.
Sie spielen mit einem Underdog einen offensiv ausgerichteten Fußball. Warum?
Weil ich das Material dazu habe. Schnelle Spieler sind im heutigen Fußball besonders wichtig. Das ist für mich ein Faktum. Schnell und technisch gut ist die beste Eigenschaft. In der zweiten Liga wusste ich, dass wir sehr gute Einzelspieler haben. Und schnelle Spieler. Und ich wollte überall agieren. Und mir ist die Umschaltphase wichtig. Wenn man drei- oder viermal diesen Umschaltprozess verpasst, dann wird es laufaufwändig.
Wie trainieren Sie das mit Ihrer Mannschaft?
Ich wollte nicht, dass wir herumspielen. Wenn wir einen Ball abfangen, wissen die Spieler sofort: Jetzt muss ich gehen. Dann muss man sich eine Position suchen.
Sind die Laufwege automatisiert oder suchen sich die Spieler zufällig eine Position?
Bei uns war das immer so. Unser Erfolg in der letzten Saison ist nicht von ungefähr gekommen. Im Herbst war die Mannschaft aber zunehmend verunsichert. Die Spieler wissen, wo sie hinlaufen müssen, aber wenn es nicht rennt, dann tun das die Spieler nicht, obwohl sie wissen, wie es funktionieren sollte. Wenn du erfolgreich bist, bist du auch selbstbewusster. Dann geht vieles einfacher von der Hand.
Wie kann man als Trainer da eingreifen?
Du kannst ihnen Zuspruch geben. Man sieht das oft bei Mannschaften, die aus der Bahn sind: die haben keine Bewegung. Sie arbeiten nicht als Block, sondern jeder einzeln. Die Mannschaft rennt dann, aber nicht als Mannschaft.
Sie haben vor kurzem gesagt: „Natürlich gibt es Spiele, bei denen man sich theoretisch weiter hinten reinstellen könnte. Aber die Spieler machen das oft nicht, weil sie die andere Spielweise intus haben." Macht das aber ihre Mannschaft nicht sehr unflexibel?
Das beste Beispiel war in Salzburg auswärts. Da habe ich zu meinen Burschen gesagt: Wir lassen uns jetzt als Block tiefer fallen, sind kompakt und attackieren raus. Aber grundsätzlich will ich höher stehen, weil man die Mittelfeldspieler schneller attackieren kann und ihnen so Druck macht.
Bräuchte es nicht auch ein zweites System, das die Spieler intus haben?
Haben wir. Aber meine Spieler werden, wenn sie tief stehen, zu passiv. Sie sind dann weit in Überzahl, bleiben aber auf ihren Positionen und verschieben nur im Raum. Das Höherstehen liegt ihnen mehr, damit fahren wir auch besser.
Die Spieler müssen auch in der Kabine die Spannung behalten. Auf der einen Seite muss man taktische Dinge besprechen, damit unser Spiel besser wird. Wenn die Mannschaft einen kompletten Esel runterspielt, kann es aber durchaus vorkommen, dass man eine Brüllerei macht.
Kann eine Brüllerei Spieler aufrütteln oder demotiviert das eher?
Ich will jetzt nicht grundsätzlich brüllen, aber es ist passiert. Und ich glaube schon, dass es ihnen hilft. Da werden sie bei ihrer Ehre gepackt.
Oder sie haben Angst und zittern...
Nein, weil es ja nicht persönlich wird. Aber man muss schon aufrütteln, wenn wir nicht den Fußball spielen, den wir spielen wollen. Das ist die berühmte Kabinenpredigt. Aber in Wahrheit musst du die Spieler auch aufbauen, wenn es gut läuft, wir aber noch kein Tor reingebracht haben.
Sie haben einmal gesagt: „Wenn man öffentlich sagt, dass man vercoacht hat, dann fragen dich nachher alle, ob du ein Trottel bist." Es wäre mal interessant, wie die Öffentlichkeit auf so viel Ehrlichkeit reagiert, was meinen Sie?
Es passiert bei mir, dass ich bei einem Spiel nach drei Minuten weiß: Warum habe ich Trottel den eingetauscht. Aber es wäre eine Schwäche das zuzugeben. Jeder Trainer auf der Welt hat schon vercoacht. Ich selber mache mir nach dem Spiel den Vorwurf. Ich glaube nicht, dass ich der Allwissende bin. Aber der Trainer gibt den Takt vor und muss über allem stehen. Ein Trainer muss Ruhe ausstrahlen. In Wahrheit ist es aber so, dass Trainer die äußerlich sehr ruhig wirken innerlich kochen und umgekehrt.
Das heißt: Sie sind komplett ruhig beim einem Match?
Ich bin jetzt keiner der auf Vierhundert ist. Ich habe mir letztens bei einem Vorbereitungsspiel eine Puls Uhr rauf getan. Und ich war nicht einmal auf 140.
Woher holen Sie sich als Trainer Ideen für Ihre Arbeit?
Abschauen kann man sich immer was. Aber ich habe ein Problem mit Innovativem. Übungen sollen einen Bezug zum Spiel haben. Manche drücken vor dem Spiel Hanteln, damit sie dann explosiver werden. Die Folge war: Der eine hat nach vier Minuten einen Faserriss gehabt und der andere ist nach einer halben Stunde raus gegangen. Ich weiß nicht, ob ich über Kohlen laufen muss. Teambuilding ist schon sinnvoll. Aber wenn man zusammen sitzt, gibt das der Mannschaft oft mehr.
Sitzt Ihre Mannschaft noch zusammen oder sitzt jeder vor seinem Laptop?
Bei mir spielen sie noch Karten im Bus. Aber ansonsten ziehen sich die heutigen Spieler schon sehr zurück. Eben mit dem Nintendo und Playstation. Das können wir aber nicht mehr ändern. Die Generation ist so und die Kinder sind noch schlimmer. Ich bemerke das bei meiner 8-jährigen Tochter, die auch schon eine Nintendo Wii hat. Aber sie darf nicht zu lange spielen.
Das hätte ich mir nicht gedacht. Aber auf den Baum kraxeln gibt es fast nicht mehr. Ich habe früher keine Koordinationsleiter gebraucht und habe trotzdem alles gekonnt. Jetzt können sie auf der Koordinationsleiter alles und trotzdem fehlt ihnen die Bewegung. Das fängt ja schon damit an: Die Kinder werden zum Training geführt und abgeholt. Das hat es bei uns nicht gegeben. Wir haben vor und nach der Schule gekickt und dann sind wir zum Training gegangen und haben weitergekickt. Dazwischen sind wir auf einen Baum gekraxelt und so weiter.
Sie haben mit 16 schon Bundesliga bei der Admira gespielt. Sind Sie damals zu Training und Match zu Fuß gegangen?
Meine Mutter und mein Vater haben bis heute noch keinen Führerschein. Das wäre sich also nicht ausgegangen. Meine Mama hätte mich vielleicht mit dem Fahrrad am Packlträger führen können. Ich muss aber dazu sagen: Ich habe damals im Internat in der Südstadt gewohnt und ein Freund hat mich immer hingeführt.
Ich will den Menschen nicht angreifen, weil er viel erreicht hat. Aber die Art und Weise von ihm hat mir nicht gefallen. Er hat mit seinen Spielern null Kommunikation. In den vier Tagen war nicht einmal ein positives Wort an die Mannschaft. Natürlich kann er nicht immer positiv sein, aber wenn eine Aktion gut war, kann man auch einmal etwas Gutes sagen. Und daneben hat er mich wie einen Untermenschen behandelt. Ich habe ihn dann nach seiner Philosophie gefragt und er hat mir den schlauen Satz gesagt: Wenn du gewinnst, hast du alles richtig gemacht und wenn du verlierst bist du der Dodel. Ich habe dann gesagt: Das weiß ich auch.
Vielleicht war das seine Philosophie und da ist nicht mehr.
Das Gespräch war ihm zuwider. Am ersten Tag habe ich drei Stunden auf ihn gewartet. Mir hat die Art von ihm nicht gefallen. Ich würde das gerne erreichen, was er erreicht hat. Aber von seinem Training war ich nicht angetan, weil es dermaßen simpel war. Er ist ein Angstmacher vom ärgsten. Und dann sieht man das und denkt sich: Schau, der hat alles gewonnen, aber so will ich als Trainer nie sein.
Guardiola würde mich enorm reizen. Dem Klopp seine Art gefällt mir auch sehr gut. Viele glauben, dem fliegt der Erfolg zu, aber er ist sehr flexibel und ein Toptrainer. Er hat einmal bei einem Vortrag gesagt, dass der Trainer 80 Prozent Anteil am Erfolg einer Mannschaft hat und die Spieler nur 20 Prozent. Das hat mir zu denken gegeben.
Gibt es auch einen Österreicher bei dem Sie gerne zuschauen würden?
Ich würde bei jedem zuschauen. Aber wir Trainer sind da eitel. Weil der andere Trainer denkt sich dann: Was will der von mir. Ich glaube nicht, dass man den Fußball neu erfinden kann. Aber mich würde die Stimmung anderswo interessieren.
Das habe ich auch nicht verstanden. Ich habe nichts gemacht. Ich hätte mich dazu auch gar nicht mehr äußern sollen. Der Deutsche ist nachträglich als Seriöser rübergekommen und der Kühbauer als Volltrottel. Was ich aber auch sagen muss: Man muss sich als Trainer auch im Griff haben. Das gelingt mir fast immer, aber das Bild vom schreienden Kühbauer gefällt den Journalisten anscheinend. Ich schreie weniger als andere Trainer, aber einen Stöger oder einen Schöttel wirst du halt nie schreien sehen.
Ja, aber der Peter bleibt der Seriöse. Bei ihm blendet man weg und beim Didi Kühbauer bleibt man drauf. Aber irgendwann muss das ja auch mal aus sein.
Marko Arnautovic geht es ähnlich wie Ihnen. Das mediale Bild ist gefestigt.
Ja. Aber dann liefert der Arnautovic wieder Aussagen, wo er sich über andere Menschen stellt. Das tut halt weh. Nur weil ich mehr Geld habe, bin ich noch kein besserer Mensch. Aber ich finde es nicht gut, wenn der Arnautovic oder der Alaba auf Ö3 verarscht werden. Gegen solche Bilder, die vermittelt werden, habe ich mich immer gewehrt. Er mag ein eigener Typ sein, aber sie sollen ihn doch einmal in Ruhe lassen.
Derzeit sind Konzepttrainer auch in Österreich modern. Was muss der österreichische Trainer tun, damit er wieder zu mehr Ansehen kommt?
Übertrieben gesagt: Ich müsste mit der Admira die Meisterschaft gewinnen, Champions League spielen und dort ins Viertelfinale kommen. Wir haben ja kein Standing. Die Trainer in Deutschland trainieren nichts anderes als wir. Die bereiten es nur besser auf. Ich selber will mein Bestes tun, damit ich eine Karriere im Ausland machen kann. Aber wenn es nicht so ist, werde ich nicht zu Hause sitzen und traurig sein.
Sehen Sie eine Chance, einmal als Trainer im Ausland zu arbeiten?
Es wäre ja schlimm, wenn ich diesen Traum nicht hätte. Es ist aber schwierig.
Vor einem Jahr haben Sie gesagt: „Der erste Schiedsrichter, der mich auf die Tribüne bekommt, wird sich freuen. Aber die Schiedsrichter können tun was sie wollen. Sie bekommen mich nicht auf die Tribüne." Jetzt ist es diese Saison passiert. Ärgert Sie das?
Das hat mich geärgert, weil es in diesem Fall eine bodenlose Frechheit des Schiedsrichters war. Ich habe nur Respekt für mich und meine Mannschaft verlangt. Respekt kann nicht nur der Schiedsrichter einfordern. Ich habe mit Schiris kein Problem, aber ich mag welche, die nicht auffallen. Ich mag es nicht, wenn dir jemand zeigen will, dass er der Schiedsrichter ist.
Eine zweite Begebenheit war ihr Ausraster auf einer Pressekonferenz nach einem hohen Sieg der Admira über Mattersburg. Sie wurden von einer Handykamera eines Journalisten versteckt gefilmt.
Nach einer Niederlage kann man leicht angefressen sein. Aber ich kritisiere oft nach Siegen. Vielleicht denkt sich der ein oder andere dabei: Warum sagt er das? Ich finde auch nicht ok, dass dabei gefilmt wurde. Das ist Letztklassig. So etwas muss schon angemeldet werden oder klar ersichtlich für mich sein. Wenn ich das gesehen hätte, hätte ich gesagt: Dreh das sofort ab. Und es war ein junger Journalist. Anscheinend braucht man eine Story. Ich unterscheide nicht zwischen jungen und alten Journalisten. Aber man wird sich so keine Freunde machen.
Würden Sie dem Journalisten in Zukunft noch ein Interview geben oder ist man dann böse?
Nein, ich muss ihm ein Interview geben, weil ich sonst kein Profi bin. Aber ich habe den Journalisten seither nicht mehr gesehen.
Es ist wie beim Schifahren. Zuerst werden den Sportlern die Rosen gestreut und wenn sie keinen Erfolg haben ist alles schlecht. Danach weiß ich es auch besser. Aber bei uns ist es so: Ohne, dass der Journalist einmal beim Training war, weiß er es dann besser als ich. Aber bei uns wirst du nie sehen, dass sich ein Journalist wenigstens zweimal die Woche auf den Fußballplatz stellt.
Wie finden Sie die Fragen der österreichischen Presse, die Sie gestellt bekommen? Zu kritisch, zu zahm?
Mir ist wichtig, dass der Journalist eine Ahnung hat. Und ich will, dass er schreibt, was ich gesagt habe. Aber Journalisten sagen immer: Wir brauchen Fleisch. Solche Zeitungen gibt es. Ich lasse mir mittlerweile jedes Interview vorlegen, weil es mir zu gefährlich ist. Mit meinem Namen kann man sehr viel Schindluder betreiben, das weiß ich.
Mir ist wichtig, dass mich meine Mannschaft versteht. Ich muss mich im Netzwerken nicht beweisen. Das ist aber heutzutage extrem wichtig. Und darin bin ich wahrscheinlich der Allerschlechteste. Das kann mir irgendwann die eine oder andere Arbeit kosten. Davon bin ich überzeugt. Man müsste überall dabei sein, überall ja sagen, immer freundlich sein. Man hat mehr Chancen, wenn man zu allen immer lieb ist.
Sie haben einmal gesagt: „Ich habe keinen Haus- und Hofschreiber. Ich brauch´ auch keinen."
Das ist die Wahrheit und so wird es auch bleiben.
Ein Beispiel: Sie könnten ja auch hergehen und einem Rapid-Journalisten einer großen Zeitung Internes exklusiv stecken und der Journalist bringt Sie dafür als Rapid-Trainer ins Spiel. Klingt doch verlockend, oder?
Nein, das will ich nicht. Ich war bei Rapid schon so oft im Gespräch und mich hat das gestört, weil ja ein anderer Trainer dort ist. Ich gebe kein Inserat auf. Das habe ich nie gemacht und werde ich nie tun. Im Netzwerken bin ich schlecht, das gebe ich zu.
Nur ein Gedankenspiel: Würden Sie Teamchef werden wollen, könnten Sie es sich leisten, dem Peter Linden blöd zu kommen?
(Überlegt länger) Aber ist das nicht arg, dass du als Trainer eigentlich zu Journalisten immer nett sein musst? Ich finde es generell nicht gut, dass ein Trainer nicht die Wahrheit sagen darf und es sich gutstellen muss mit Journalisten. Aber es ist so: Sonst kann dir der Journalist eine verpassen. Das ist in Deutschland nichts anderes. Der Löw ist ein super Medienexperte. Aber dann sagt er einmal was und schon hauen sie ihn in die Kiste rein. Ein Trainer muss immer aufpassen bei Journalisten. Das ist ja eigentlich verrückt. Aber ich bin zum Peter Linden freundlich, weil ich ihn schon so lange kenne und ich zu jedem freundlich bin. Ich bin keinem Journalisten gegenüber negativ eingestellt. Aber ich habe ein Riesenproblem mit Horrorstories und wenn man ins Persönliche geht.
Eigentlich sollte es ja eine Distanz zwischen Journalisten und Trainern geben. Und man sollte objektiv, aber kritisch berichten, oder?
Natürlich, aber wo gibt es denn das in Österreich?
Danke für das Gespräch.