Andreas Ulmer: ‚Unser System resultiert aus den verschiedenen Spielertypen'
Drei Meistertitel, einen Cup-Sieg hat Andreas Ulmer in mehr als 200 Spielen für Red Bull Salzburg gewonnen. Im Interview mit 90minuten.at spricht der Verteidiger über die erfolgreiche Serie der Bullen, ob die Länderspielpause die Kontinuität knacken könnt
90minuten.at: 30 Spiele ohne Niederlage sind geschafft, gegen den vorletzten Wacker Innsbruck daheim nicht zu verlieren sollte auch machbar sein. Der Wiener SC schaffte von Dezember 1957 und bis September 59 sogar 41 Spiele ohne Liganiederlage...
Andreas Ulmer: Wenn wir das erreichen, ist das schön, weil wir dann in der Tabelle weit vorne stehen.
Wie viel Wert haben solche Statistiken für die Mannschaft. Im Endeffekt zählen doch nur Titel?
Wir spielen in erster Linie Fußball, um zu gewinnen und eben die Titel zu sammeln. Wenn aus solchen Statistiken entsteht, dass man Geschichte schreibt, ist das aber natürlich umso schöner.
Könnte die Länderspielpause die Kontinuität knacken, wenn mehr als zehn Spieler aus der ersten Mannschaft nicht da sind?
Das glaube ich nicht. Es ist nicht die erste Länderspielpause in der Saison, das hatten wir schon zwei Mal und wir haben trotzdem danach, als wir wieder zusammen gekommen sind, gut rein gefunden sowie gute Spiele absolviert. Das wird nicht zu unserem Nachteil sein.
Wer sich die Spiele gegen Esbjerg und die Austria angesehen hat, bemerkte zwei Arbeitssiege mit wenig Spektakel. Ein Zeichen der Reife, dass Salzburg das jetzt auch kann?
Letztes Jahr war es so, dass wir in solchen Spielen noch Unentschieden gespielt haben, uns nicht mit drei Punkten belohnt haben. Das haben wir aber auch jetzt nicht immer geschafft. Gegen den WAC waren wir auch 2:0 vorne und haben noch 2:2 gespielt. In den letzten zwei Spielen haben wir es geschafft, es gibt aber noch Potential nach oben.
Roman Mählich formulierte letztens einen interessanten Vorwurf: Ihr könnt nur nach vorne Spielen. Was sagen Sie dazu?
Die Antwort darauf ist recht einfach. Wir haben die wenigsten Gegentore aller Bundesliga-Klubs kassiert, bekommen zudem auch extrem wenige Schüsse aufs Tor. Genau darum gehts beim Verteidigen. Und dann haben wir auch noch die meisten Tore erzielt und auch am öftesten auf das gegnerische Tor geschossen.
Ihr habt viele Edeltechniker, die sich in Europa wohl nicht verstecken müssen. Wie kommt ihr zu dem Spiel? Wenn ich jemand, der Red Bull Salzburg nicht kennt, den Spielstil erklären müsste, welches Team wäre das?
Ich weiß nicht, ob das verglichen werden soll. Unser System resultiert aus den verschiedenen Spielertypen. Für das Spiel, das wir spielen wollen, haben wir die richtigen Typen in der Mannschaft. Und dieses Spiel ist lauf- und auch sprintintensiv!
Wie gelangt ein Fußballteam zu dieser Stabilität? Einfach gewinnen?
Wir wollen nicht nur gewinnen sondern auch unsere Idee von Fußball in jedem Spiel durchziehen. In den meisten Spielen heuer hat das sehr gut funktioniert. Und wenn das einmal schlechter klappt, wir das nicht so gut umsetzen, ist es wichtig, dass wir trotzdem Punkte mitnehmen. Und dann ist nicht zu vergessen, dass vor dem Gewinnen harte Arbeit, hartes Training steckt. Nur dann ist man auch in der Lage, zu gewinnen.
Die „ranzigen" Siege machen meistens den Unterschied zwischen Meister und Vizemeister, zwischen Weiterkommen und Ausscheiden aus. Das Nationalteam kann das mittlerweile auch. Was spricht für die ÖFB-Kicker in Schweden?
Dort gibt es sicherlich die Möglichkeit zu gewinnen. Es gehört eine sehr gute Performance jedes einzelnen Spielers dazu. Wir haben schon bewiesen, dass wir sie schlagen können. Daran glaube ich. Und wenn das alle tun und einen super Tag haben, können wir gewinnen. Wir haben ein so gutes Nationalteam wie schon seit langem nicht mehr. Da sind hervorragende Spieler drinnen.
Sie sind nicht im A-Team. Mit Fuchs und Suttner sind zwei starke Spieler vor Ihnen, und dann gibts noch David Alaba. Ärgern Sie sich darüber?
Für mich ist es wichtig, beim Klub meine Leistung zu bringen und mich zu empfehlen. Der Trainer entscheidet, hat mehrere Spieler zur Auswahl und er sagt, welche er dabei haben will. Ich kann ihn nur durch gute Leistungen überzeugen.
Der Kurier meinte neulich, dass „der Oberösterreicher jahrelang als der Schwachpunkt in der Salzburger Elf ausgemacht wurde". Was sagen Sie zu dieser Kritik?
Das habe ich nicht gelesen und ich höre es zum ersten Mal. Wiederum andere sind der Meinung, dass ich gut spiele. Das sind persönliche Meinungen und das respektiere ich. Wichtig ist aber vor allem, wie das der Trainer sieht und wie er über meine Leistung denkt.
Wäre es leichter für Sie in der Öffentlichkeit, wenn Sie schon den Schritt ins Ausland gewagt hätten?
Keine Ahnung. Ich kann ja nicht beurteilen, ob der Umgang mit mir anders wäre. Fakt ist, dass ich in Salzburg permanent spiele und meine Leistung bringe; und dass schon in der fünften Saison. Ich bin drei Mal Meister geworden, habe den Cup gewonnen, also sehr viel erreicht. Ich habe 200 Spiele oder mehr für Salzburg gemacht und das ist schon ein Zeichen der Qualität für einen österreichischen Spieler bei Red Bull Salzburg.
Zu Erfolgen passend: Europa League oder Champions League – was ist für Red Bull Salzburg zurzeit besser, im Sinne eines zusammenwachsenden Teams?
Wenn wir jetzt Champions League spielen könnten, würde ich das tun. Wir hatten die Chance, haben sie nicht genutzt. Jetzt sind wir in der Europa League und wollen so gut wie möglich spielen. Und mit zwei Siegen aus zwei Partien können wir sehr zufrieden sein. Unser Ziel ist natürlich der Aufstieg in die nächste Runde, dann sehen wir, was für Gegner kommen. Ob die Königsklasse zu früh gekommen wäre? Vielleicht hätte uns das noch mehr beflügelt und wir hätten dort super Leistungen erbracht. Warum nicht?
Da mittlerweile auch Schnittpartien gebogen werden: Wie viel zu früh ist es, euch zum Titel zu gratulieren? Der härteste Konkurrent Austria Wien hat bereits zehn Punkte Rückstand...
Es ist ja erst gerade das erste Viertel der Meisterschaft vorbei und es sind noch sehr viele Punkte zu vergeben. Ich nehme noch keine Gratulationen zur Meisterschaft an. Aber wenn wir weiterhin so konzentriert bleiben, schaut es sehr gut aus. Jetzt ist aber noch klarerweise zu früh.
Was wird eher im Herbst 2014 sein: Salzburg in der Champions League oder Österreich geht als WM-Teilnehmer in die EM-Quali?
Ich glaube an beide Teams!
Wir danken für das Gespräch!