Stephan Helm: "Austria-Gesamtpaket war überzeugend"
Foto © Daniel Shaked

Stephan Helm: "Austria-Gesamtpaket war überzeugend"

Vom Titelkampf in der zweiten Liga zu den Young Violets in der dritten: Stephan Helm ist seit Februar zum zweiten Mal für die Wiener Austria tätig. Bei 90minuten.at spricht er über eine durchwachsene Halbsaison und Aufstiegsmöglichkeiten in Favoriten.

Nach der Trennung von Cheftrainer Michael Wimmer geht die Wiener Austria ein weiteres Mal auf Trainersuche. Ein Mann, den man bereits im Dezember 2022 im Auge hatte, trainiert inzwischen in den eigenen Reihen: Stephan Helm fand nach seinem Abschied aus St. Pölten zu den Young Violets, mit der jüngsten Mannschaft der Regionalliga Ost erlebt er eine schwache Rückrunde - von 11 Spielen wurde nur eines gewonnen. Warum er diese Ergebnisse aktuell gerne in Kauf nimmt, erklärt Helm im Interview mit 90minuten.at.

90minuten.at: Nach über zwei Jahren in St. Pölten bist du im Februar bei den Young Violets in der Regionalliga gelandet. Wie ist diese Entscheidung zustande gekommen - es hätte wahrscheinlich auch andere Optionen gegeben.

Stephan Helm: Ich habe einige richtig gute Gespräche mit Vereinen geführt, bei der Austria war das Gesamtpaket überzeugend. Es ist ein Verein, der Visionen verfolgt. Ich kann mit einer jungen Mannschaft im Erwachsenenbereich in einem professionellen Umfeld arbeiten.

Mit solchen Themen beschäftige ich mich erst, wenn sie auf dem Tisch liegen. Ich konzentriere mich auf meine Aufgaben.

Helm über den Cheftrainerposten

90minuten.at: Konnte die Austria auch deshalb überzeugen, weil der Verein Trainern eine Perspektive aufzeigt? Max Uhlig hat den Sprung von den Young Violets zu Stripfing gemacht, Christian Wegleitner ist zu den Profis aufgestiegen.

Helm: Ja, definitiv. Moderne Vereine mit einer klaren Vision geben nicht nur Spielern, sondern auch Trainern immer die Möglichkeit, sich weiterzuentwickeln. Gute Arbeit wird überall belohnt, das ist im Leistungssport so.

90minuten.at: Zu Wegleitner, der jetzt sogar interimistisch Cheftrainer wurde, gibt es Verbindungen, die in eure Spielerkarrieren zurückgehen. Was traust du ihm zu?

Helm: Wir kennen uns sehr gut, kommen aus derselben Gegend. In Mönchhof haben wir zusammen gespielt. Er ist ein sehr empathischer Mensch, ein Fußballfanatiker, der schon lange im Geschäft tätig ist. Ich bin mir sicher, dass er alles mitbringt, um es in dieser Phase richtig gut zu machen.

90minuten.at: Du hast eine Pro-Lizenz und Erfahrung als Cheftrainer - war es in den letzten Tagen Thema, dass du die erste Mannschaft übernimmst?

Helm: Es ist für mich aktuell überhaupt kein Thema. Ich habe mehr als genug zu tun, mein Fokus liegt zu 100 Prozent bei den Young Violets.

Ich möchte einen Weg mit diesen Spielern gehen. Es braucht Zeit um seine Ideen umzusetzen, das möchte man auch miterleben

Stephan Helm

90minuten.at: Wurdest du gefragt, ob es für dich infrage kommt?

Helm: In diesem Zusammenhang gibt es nicht viel zu sagen. Es ist auch nicht mein Thema. Wenn ich für einen Verein arbeite, liegt mein Fokus zu 100 Prozent auf dem vereinbarten Arbeitsbereich. Der liegt aktuell klar bei den Young Violets.

90minuten.at: Allzu weit hergeholt wäre es ja nicht. Bevor Michael Wimmer verpflichtet wurde, gab es auch Gerüchte zum Trainerduo Stephan Helm und Emanuel Pogatetz. Nachdem du jetzt schon im Verein bist: Rechnest du damit, dass sich jemand bei dir meldet?

Helm: Mit solchen Themen beschäftige ich mich erst, wenn sie auf dem Tisch liegen. Ich habe es immer so gehandhabt, dass ich mich auf meine Aufgaben konzentriere und dabei alles hineinwerfe. Das verdienen die Leute, mit denen man zusammenarbeitet.

Es ist keine Selbstverständlichkeit, dass man Teil des Young Violets Kaders ist. Das muss man sich innerhalb der Akademie hart erarbeiten.

Helm über den Austria-Nachwuchs

90minuten.at: Auch mit deinem Vorgänger Emanuel Pogatetz habe ich ein Interview geführt (>> Hier nachzulesen), wenige Wochen später ist er in die Premier League gewechselt. Informationen zur Vertragslaufzeit gibt es keine - wie lange möchtest du bei den Young Violets bleiben?

Helm: Wenn man einen Trainerjob übernimmt, geht es darum, sich der Aufgabe mit vollem Fokus zu widmen - nicht, wo der nächste Schritt hingehen könnte. Es gibt immer wieder die ein oder andere Anfrage, ich finde aber nicht, dass man bei der erstbesten Möglichkeit abspringen muss. Ich möchte einen Weg mit diesen Spielern gehen. Es braucht Zeit um seine Ideen umzusetzen, das möchte man auch miterleben. Natürlich können Dinge kommen, wo es Sinn macht, sich zusammenzusetzen, um über eine Veränderung zu sprechen.

90minuten.at: Würdest du dir eine Aufgabe in der Bundesliga zutrauen?

Helm: Ich bin ambitioniert. Gerade wenn man selbst keine Profikarriere hatte, muss man sich alles hart erarbeiten. Ich bin mit meinem bisherigen Weg sehr zufrieden und traue mir natürlich auch zu, dass es in Zukunft wieder eine Spur weiter rauf gehen kann. Erfahrungen durfte ich schon sammeln: Bei der Wiener Austria, mit Thorsten Fink in der Schweiz und als Co-Trainer beim LASK.

90minuten.at: Die Saison der Young Violets geht dem Ende zu, drei Auswärtsspiele stehen noch auf dem Plan. Wie fällt das Fazit der ersten Halbsaison aus?

Helm: Wir haben die Mannschaft in der Wintertransferperiode bewusst weiter verjüngt - der klare Plan des Vereins war, der nächsten Generation Spielminuten zu geben. Das ist uns gelungen, man sieht die Fortschritte, die unsere Jungs machen. Aktuell passen Ergebnisse und Leistung aber nicht immer zusammen.

90minuten.at: Nach Max Uhlig und Emanuel Pogatetz bist du der dritte Trainer innerhalb eines Jahres. Wie wirken sich die Trainerwechsel auf eine junge Mannschaft aus?

Helm: Für eine junge Mannschaft ist das natürlich nicht optimal. Die Spieler sammeln aber auch dadurch Erfahrungen, die sie in Zukunft weiterbringen werden. Es geht uns darum, mannschaftliche und individuelle Entwicklung voranzutreiben und den Spielern die Erwartungen an sie zu verdeutlichen. Das passiert jedenfalls.

90minuten.at: Nicht ideal für die Entwicklung und das Selbstvertrauen sind zu viele schlechte Ergebnisse. Muss es auch in dieser Hinsicht besser laufen, selbst wenn man nicht aufsteigen will?

Helm: Wir wollen mit den Young Violets Talente früher in den Erwachsenenfußball bringen. Philipp Maybach zum Beispiel: Er ist im Dezember 16 Jahre alt geworden, ist in der Rückrunde in jedem Spiel in der Startelf gestanden und hat das gut gemacht. Dass die Spieler dabei absolut an ihrem Limit agieren, hat man an den Ergebnissen der Rückrunde gesehen. Man muss in der Planung natürlich so arbeiten, dass regelmäßige Erfolgserlebnisse in der kommenden Saison möglich sind.

90minuten.at: Ein Abrutschen in den Abstiegskampf nächstes Jahr wäre wahrscheinlich nicht zielführend.

Helm: Genau. Aber wir haben gewusst, dass wir die Rückrunde dafür nutzen können, um die Spieler für nächstes Jahr Erfahrung sammeln zu lassen.

90minuten.at: Kommt von unten genug nach, um diesen Plan auch wirklich umsetzen zu können?

Helm: Wie man aktuell sieht, ist es natürlich ein schmaler Grat. Wir sind alle gefragt, die Spieler auf das richtige Niveau zu bringen. Punktuell schauen wir uns natürlich nach jungen, interessanten Spielern um. Was mir persönlich wichtig ist: Es ist keine Selbstverständlichkeit, dass man Teil des Young Violets Kaders in der Regionalliga ist. Das muss man sich innerhalb der Akademie hart erarbeiten. Die Spieler müssen wirklich aufzeigen und sich im Trainingsbetrieb beweisen.

Kommentare