Martin Hinteregger: „Hör doch lieber auf, aus dir wird sowieso nichts“ [Exklusiv]

Martin Hinteregger: „Hör doch lieber auf, aus dir wird sowieso nichts“ [Exklusiv]

Martin Hinteregger war einer der erfolgreichsten Legionäre, die Österreich je hervorgebracht hat. Im Exklusiv-Interview mit 90minuten.at spricht der 30-Järhige über seinen individuellen Weg zum Europa-League-Sieger und warum viele Talente in Österreich auf diesem Weg hängen bleiben.

++ 90minuten.at exklusiv - das Gespräch führte Michael Fiala ++

 

Im Juni 2022 schockte Martin Hinteregger ganz Fußball-Österreich und erklärte seinen Rücktritt. Der mittlerweile 30-Jährige zog einen Schlussstrich unter seine aktive Karriere, die ihn bis zum Sieg der Europa-League geführt hat. Der Kärntner durchlief den klassischen Weg der österreichischen Ausbildung: LAZ, Akademie, Nachwuchs-Nationalteams, um über Salzburg dann den Weg in die deutsche Bundesliga zu gehen. Ein Weg, der für ihn oft belastend war und ihm nicht nur einmal gesagt wurde, dass es mit ihm sowieso keinen Sinn macht. Dies ist mit ein Grund, warum Hinteregger nach seiner Karriere genau hier ansetzen möchte: Kicker zu fördern, die in diesem System scheitern und trotzdem genügend Talent für eine Profi-Karriere besitzen. Das Gespräch lässt tief blicken: Über Druck im Jugendalter, Spielerberater, die nur auf sich schauen, warum ihm die Red-Bull-Schule anfangs im Ausland nicht geholfen hat, und warum ein Weg wie jener von David Alaba möglich gewesen wäre, aber es "nur" zum Europa-League-Sieger gereich hat. Zudem spricht "Hinti", wie er von seinen Fans genannt wird, über seine Pläne, die er mit seiner Stiftung „Chance Leben“ und dem Projekt „Coach 13“ verfolgt.

 

90minuten.at: Mit 24 Jahren bist du von Salzburg nach Deutschland gewechselt und warst erstmals Legionär. War das immer ein Karriereziel von dir, im Ausland zu spielen?

Martin Hinteregger: Natürlich, als Kind hat man immer die deutsche Bundesliga geschaut oder auch speziell wir als Kärntner die italienische Liga. Es war immer ein Ziel, in einer der beiden Ligen zu spielen. Es war ein Traum, den ich verfolgt habe.

 

Du hast mit 14 bei Red Bull Salzburg im Nachwuchs begonnen. Ein Jahr zuvor ist Red Bull in Salzburg eingestiegen. Was waren damals deine Beweggründe, von Kärnten nach Salzburg zu gehen, und gab es auch andere Optionen?

Hinteregger: Der Profiweg fängt ja bereits mit 11 Jahren an, wenn man ins LAZ kommt. Ich bin damals um 6:30 in die Schule gegangen, nachher ins Training und um sieben Uhr Abend wieder nach Hause. Es war alternativlos, weil uns damals immer gesagt wurde: Wenn ihr es zum Profi schaffen wollt, müsst ihr diesen Weg gehen. Ich habe mich damals entscheiden müssen zwischen Austria Wien, FC Kärnten und Salzburg. Ich habe mich zum Glück entscheiden können.

 

Warum hast Du dich für Salzburg entschieden?

Hinteregger: Eigentlich war die Wiener Austria mein Favorit, weil die Stronach-Akademie damals den besten Ruf hatte. Kärnten war natürlich aufgrund der Nähe zu meiner Heimat auch ein Thema. Aber ich bin dann zu Salzburg gegangen, weil Heimo Pfeifenberger zu mir nach Hause gekommen ist und sich persönlich für mich eingesetzt hat. Wien war dann doch ein bisschen weit weg, auch wenn es mich fasziniert hat. Der persönliche Kontakt war dann entscheidend.

In meinem Jahrgang hat es meistens so rund zehn Spieler gegeben, wo ich das Gefühl hatte, dass sie besser sind als ich, daher hatte ich in dieser Zeit kaum Gedanken, dass ich es mal zu einem ganz besonderen Spieler schaffe.

Martin Hinteregger

Wie oft wurde mir von meinem LAZ-Trainer gesagt: Hör doch lieber auf, aus Dir wird sowieso nichts.

Martin Hinteregger

99 Prozent der Kinder geben den Traum auf, weil man in die Akademie gehen muss. In dem Sektor könnten wir viel besser sein.

Martin Hinteregger

Wäre ich damals beim falschen Spielerberater gewesen, dann hätte dieser sicher so lange auf mich eingeredet, dass ich gewechselt hätte und vermutlich nach zwei Jahren wieder frustriert zurückgekommen wäre.

Martin Hinteregger

Ich hatte diese Red-Bull-Philosophie so verinnerlicht, dass es schwer für mich war, andere Reize oder Impulse anzunehmen. Das war sicherlich auch ein Hauptgrund, warum es in Gladbach nicht geklappt hat.

Martin Hinteregger

Ich habe sicher nicht genau das gleiche Talent wie David Alaba gehabt, aber auch nicht viel schlechter. In diese Richtung hätte es schon gehen können.

Martin Hinteregger

Dieser Neid, diese Gier, dieses Gegeneinander in der Gesellschaft – alles auf dem Rücken der Kinder. Das schockiert mich und ich will meinen Beitrag dazu leisten, dass es zwischen den Generationen wieder mehr Kontakt und Verständnis gibt.

Martin Hinteregger

90minuten.at: War dir mit dem Wechsel nach Salzburg schon klar, dass du in einem besonderen Kreis von talentierten Fußballern bist?

Hinteregger: Das erste Mal hatte ich das Gefühl, als ich im österreichischen Nationalteam als Nachwuchsspieler aufgelaufen bin. Da weiß man, man gehört zu den 20 besten Spielern eines Jahrgangs. Der Wechsel in die Akademie selbst hat mir dieses Gefühl noch nicht gegeben, weil man gewusst hat, dass die Wahrscheinlichkeit doch relativ gering ist, sich durchzusetzen. In meinem Jahrgang hat es meistens so rund zehn Spieler gegeben, wo ich das Gefühl hatte, dass sie besser sind als ich, daher hatte ich in dieser Zeit kaum Gedanken, dass ich es mal zu einem ganz besonderen Spieler schaffe.

 

90minuten.at: Welches persönliche Ziel hattest du damals?

Hinteregger: Eigentlich habe ich mir gedacht: Sollte ich es zu einem Bundesliga-Spieler schaffen, höre ich auf. Was soll ich dann mehr erreichen. Deswegen habe ich mir auch nie einen besonderen Druck gemacht und mir gedacht: Wenn ich es nicht schaffe, komme ich wieder nach Hause zu meinen Freunden. Das war ein schönes Gefühl und hat mir sicher geholfen, im Endeffekt Profi zu werden. Andererseits sind an dieser Situation auch sicher viele , die mit mir gespielt haben, gescheitert.

 

90minuten.at: Wie bist du generell mit der Thematik umgegangen, dass Du schon mit relativ jungen Jahren von zu Hause weggegangen bist?

Hinteregger: Es hat wie schon vorher erwähnt in der LAZ-Zeit begonnen. Da muss ich echt sagen: Das war eine „Scheiss-Zeit“ für mich, wenn Du um 6:30 wegfährst und erst wieder am Abend, jeden Tag mit Kopfschmerzen, nach Hause kommst. Aber es wurde mir dort immer gesagt: Wenn Du Profi werden willst, musst Du das durchziehen. Der Weg ist vorgegeben gewesen: Um in die Kärntner Auswahl zu kommen, musst Du LAZ spielen, um in die Akademie zu kommen, musst Du in der Kärntner Auswahl sein. Das war brutal und es wurde kein anderer Weg aufgezeigt.

90minuten.at: Das heißt, die Betreuer haben schon in jungen Jahren den Druck aufgebaut?

Hinteregger: Ja, auf jeden Fall. Wie oft wurde mir von meinem LAZ-Trainer gesagt: Hör doch lieber auf, aus Dir wird sowieso nichts.

 

90minuten.at: Wie bist du damit umgegangen?

Hinteregger: Mir hat Fußball immer enormen Spaß gemacht, daher habe ich mir gedacht: Solange mir das ganze Spaß macht, mache ich es.

 

90minuten.at: Und der ganz große Umbruch kam dann mit Aufnahme in die Akademie?

Hinteregger: Ja, das war natürlich dann schon brutal. Am Sonntag-Nachmittag habe ich mich auf den Weg nach Salzburg gemacht, während meine Freunde natürlich noch in Siernitz zusammengesessen sind. Ich bin dann dort in der Handelsschule gesessen mit vielen neuen Kulturen, was für mich damals ein Schock war, weil ich das alles nicht gekannt habe. Mit 13 im Internat leben, Wäsche waschen, sich selber ums Essen kümmern, etc. – und das alles immer mit dem Gedanken, dass es nicht viele aus der Akademie schlussendlich schaffen. Es hat damals viele Tage gegeben, wo ich nicht glücklich war. Ich habe mir dann immer gedacht: Beiß durch, mache zumindest die Schule fertig und dann schau weiter. Das war auch der Ansatz meiner Eltern. Mit 17 bin ich aus der Akademie sogar kurz rausgeflogen, da war es eigentlich schon fast vorbei. Dieser Spagat ist schon enorm.

 

90minuten.at: Inwiefern?

Hinteregger: Mich sprechen so viele Leute an und sagen: Du hast es so gut, bist ein toller Profi gewesen, hast in Deutschland gespielt. Aber niemand weiß, wie es mir in meiner Jugend gegangen ist, was ich alles mitmachen musste. Das geht komplett unter.

90minuten.at: Du hast angesprochen, dass dir öfters vermittelt wurde: Hör doch auf, es hat eh keinen Sinn. Ist das der Struktur geschuldet? Gehen Talente deiner Meinung nach dadurch verloren?

Hinteregger: Wir verlieren dadurch hunderte Talente jedes Jahr, das ist schrecklich. Das ist genau der Punkt, wo ich mit meiner Stiftung und meinem Fußball-Projekt „Coach 13“ jetzt ansetze. Ich hatte zwei Freunde, die auch super Fußballer waren, vielleicht sogar besser als ich. Die haben es nicht in die Akademie geschafft. Viele Talente haben keine Chance, weil sie nicht den vorgegebenen Weg gehen. Ich bin jedes Mal so begeistert, wenn ich mit einem Grüll, Kalajdzic oder Wimmer (von Wolfsburg) rede, die den Weg über Regionalliga gegangen sind und sich durchgebissen haben. 99 Prozent der Kinder geben den Traum auf, weil man in die Akademie gehen muss. In dem Sektor könnten wir viel besser sein.

 

90minuten.at: Die Argumentation, die man dann oft hört: Es setzen sich halt auch schon in diesem Alter die besten Kinder durch. Das siehst du also anders ..

Hinteregger: Ja, es wird Dir einfach keine Perspektive mehr aufgezeigt, wenn Du mit 13 oder 14 den Sprung in die Akademie nicht schaffst. Nur ganz wenige wie vorher erwähnt, beißen sich dann trotzdem durch. Da spielen natürlich aber auch die Eltern eine große Rolle. Von Verbandseite ist die Karriere aber beendet, wenn man nicht in der Akademie landet. Es gibt junge Spieler, die sich dann erst mit 15 oder 16 so richtig entwickeln. Diese Spieler finden dann keine Berücksichtigung mehr.

90minuten.at: 2016 bist du dann erstmals über eine Leihe nach Gladbach gewechselt. Gab es in den Jahren davor schon andere Angebote aus dem Ausland?

Meinen ersten Wechsel habe ich eigentlich schon nach meinem ersten Jahr in Salzburg abgelehnt. Damals wollte Florenz drei Millionen Euro für mich zahlen. Der Wechsel wäre durchgegangen, wenn ich es gewollt hätte. Ich war aber etwas spät entwickelt von meiner Persönlichkeit her, und wenn man mit 19 Jahren einen Stammplatz in Salzburg hat, ist das schon etwas Besonderes. Der Sprung wäre für mich zu früh gewesen. Wäre ich damals beim falschen Spielerberater gewesen, dann hätte dieser sicher so lange auf mich eingeredet, dass ich gewechselt hätte und vermutlich nach zwei Jahren wieder frustriert zurückgekommen wäre. Sonst gab es keine weiteren, konkreten Angebote.

 

90minuten.at: Du hast Spielerberater angesprochen, die natürlich – das ist kein Geheimnis – mit jedem Wechsel auch Geld verdienen. Wie siehst du diese Rolle und wie hat es Dich beeinflusst?

Ich habe sicherlich meine Erfahrungen gemacht mit Beratern. Leider nicht nur positiv. Der erste hat mich ausgenommen, der zweite hat mir das Blaue vom Himmel erzählt, hat mich verrückt gemacht. Es gibt leider viele schwarze Schafe, auch in Österreich. Da muss man gut selektieren. Ein guter Berater, der nicht nur auf sich schaut, ist extrem wichtig und kann die eigene Karriere wesentlich beeinflussen.

 

90minuten.at: Deine erste Zeit in Deutschland als österreichischer Legionär: Wie war das Standing als Österreicher? Wie ist der Ruf als österreichischer Legionär?

Vor allem David Alaba, Sebastian Prödl oder Zlatko Junuzovic haben in dieser Zeit bereits gute Vorarbeit geleistet, daher war auch ich schnell akzeptiert als Österreicher. Österreichische Fußballer sind generell sehr beliebt in Deutschland, weil die Tugenden und die Menschlichkeit dort sehr gut ankommen. Da sind wir weit vorne.

90minuten.at: Was war deine größte Umstellung?

Hinteregger: Die größte Umstellung war für mich, dass ich aus der Red-Bull-Schule gekommen bin.

 

90minuten.at: Inwiefern?

Hinteregger: Ich hatte diese Red-Bull-Philosophie so verinnerlicht, dass es schwer für mich war, andere Reize oder Impulse anzunehmen. Das war sicherlich auch ein Hauptgrund, warum es in Gladbach nicht geklappt hat. Bei den späteren Stationen habe ich das dann für mich akzeptiert und dann kam auch der Erfolg zurück. Aber natürlich ist es auch ein Kulturschock, wenn man aus Österreich mit Seen und Bergen in den Ruhrpott wechselt. Das war sicherlich die zweite große Herausforderung. Es sind nur 600 Kilometer, aber die Unterschiede sind enorm. Es ist schwierig, den gleichen Wohlfühlfaktor herzustellen und dieser ist mitentscheidend dafür, um volle Leistung abzurufen.

 

90minuten.at: Was würdest du jungen Spielern, die auf dem Sprung ins Ausland sind, raten?

Hinteregger: Es hat sich einiges verändert in den letzten Jahren. Auch in Deutschland steht die Entwicklung von jungen Spielern immer mehr im Fokus, so wie in Österreich, nur halt auf dem nächsten Level. Auch Frankfurt holt junge Spieler, um sie ein, zwei Jahre zu entwickeln, und dann teuer zu verkaufen. Ich kann nur jedem Spieler raten, sich genau anzusehen, welchen Fußball der Klub spielt und ob man seine eigenen Stärken dort entfalten kann. Darüber habe ich mir zum Beispiel am Anfang gar keine Gedanken gemacht. Auch hier sind gute Manager gefordert. Daher gibt es auch so viele Wechsel von Salzburg zu Leipzig, weil da muss man nicht viel nachdenken.

 

90minuten.at: Du hast dir seit deinem Rücktritt sehr viele Gedanken gemacht und neue Projekte ins Leben gerufen. Wie hat sich das ergeben?

Hinteregger: Eigentlich habe ich gedacht, dass ich mit meinem Rücktritt in meinen Gedanken frei bin. Doch das hat einige Monate gedauert, bis ich meine Karriere verarbeitet habe. Oft höre ich, wenn Spitzensportler:innen zurücktreten, sie würden alles wieder gleich machen. Das sehe ich überhaupt nicht so. Ich würde so viele Sachen anders machen, alleine wenn ich an meine Suspendierungen denke. Ich habe viele Fehler gemacht und hätte auch mehr Ehrgeiz an den Tag legen können. Aber auch wirtschaftlich hätte ich einiges besser machen können.

90minuten.at: Trauerst du dem nach? Siehst du in Deinen Gedanken eine noch bessere Karriere, die möglich gewesen wäre?

Hinteregger: Wenn ich Champions League im Fernsehen sehe oder mein Spiel gegen Barcelona, denke ich mir schon: Da wäre schon mehr möglich gewesen. Ich erkläre es für mich so: Ich habe sicher nicht genau das gleiche Talent wie David Alaba gehabt, aber auch nicht viel schlechter. In diese Richtung hätte es schon gehen können. Ich habe mich im Erfolg immer ausgeruht, deswegen bin ich auch „nur“ Europa League-Sieger geworden. David hat in diesen Situationen noch härter weiter gearbeitet.

 

90minuten.at: Die Reflexion und die Lehren aus deiner Karriere haben dich dazu bewogen, neue Projekte ins Leben zu rufen. Was kannst du uns darüber erzählen, was ist der Stand der Dinge?

Hinteregger: Wie schon vorher erwähnt: Die Tatsache, dass man quasi einen fixen Weg mit LAZ und Akademie gehen muss, um Profifußballer zu werden, stört mich. Eigentlich wollte ich nur ein nicht auf Fußball bezogenes Sozialprojekt ins Leben rufen. Aber mich haben dann so viele Eltern angesprochen und deswegen habe ich mich dazu entschieden, auch das Projekt „Coach 13“ zu starten.

 

90minuten.at: Ist „Coach 13“ als Konkurrenz zum LAZ zu sehen?

Hinteregger: Nein, gar nicht, weil ich genau diese Spieler auffange, die es nicht dort hin schaffen. Es ist auch möglich, dass Spieler:innen von meinem Projekt später in die Akademie wechseln.

 

90minuten.at: Wie läuft das ab?

Hinteregger: Ich unterstütze mit meinem Wissen und meinen Coaches die Vereine mit professionellen Training, um potenzielle Spieler:innen auf ein mögliches Profileben vorzubereiten. Das heißt, jene Spieler, die es nicht ins LAZ oder in die Akademie schaffen aber das Potenzial besitzen, werden nicht mehr alleine bei ihrem Verein ihrem Schicksal überlassen. Insgesamt arbeite ich in Kärnten bereits mit rund 20 Vereinen zusammen. Ziel ist es auch, eine Bezirksauswahl zu stellen, um sich bei größeren Turnieren zu messen. Wenn ein Spieler dann zu gut für die Kärntner Liga ist, versuchen wir diesen dann zu einem Regionalliga-Verein, Liefering, Austria oder anderen Vereinen zu vermitteln. Es wäre ein Traum, wenn wir es auch mit dem einen oder anderen Spieler dann in die Nationalteams schaffen. Es war extrem beeindruckend, mit einem Marco Grüll im Teamkader zusammen zu spielen. Er hat Attribute mitgebracht, die die ganzen Akademie-Spieler nicht haben. Ich will keine Systemspieler herausbringen, sondern individuell starke Persönlichkeiten.

90minuten.at: Dein zweites, großes Projekt nennt sich „Chance Leben“. Was wird hier passieren?

Hinteregger: Da arbeite ich bereits seit mehr als einem Jahr daran. Auch hier fließen die Erfahrungen der vergangenen Jahre ein. Dieser Neid, diese Gier, dieses Gegeneinander in der Gesellschaft – alles auf dem Rücken der Kinder. Das schockiert mich und ich will meinen Beitrag dazu leisten, dass es zwischen den Generationen wieder mehr Kontakt und Verständnis gibt. Die Kinder müssen wieder von den Pensionisten lernen und auch umgekehrt. In dem Zentrum soll es Platz für alle Generationen geben und diese miteinander verbinden. Ich will auch speziell für Kinder und Jugendliche eine Anlaufstelle bieten, die sonst in der Gesellschaft beiseite geschoben werden – Stichwort Drogenproblematik. Warum werden diese jungen Menschen drogenabhängig? Meistens haben diese eine schreckliche Kindheit, was wir als Gesellschaft aber nicht sehen wollen. Das hat mich extrem traurig gemacht und hier möchte ich meinen Beitrag leisten. Überall werden die Kinder in ein Schema gepresst. Ich möchte die individuellen Stärken der Kinder fördern und sie ihre Talente entdecken lassen.

Danke für das Gespräch!