GAK-Obmann René Ziesler: "Wir haben uns nicht hängengelassen" [Exklusiv-Interview]
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GAK-Obmann René Ziesler: "Wir haben uns nicht hängengelassen" [Exklusiv-Interview]

Der Zweitligist klopft abermals ganz oben an und sieht sich für den Aufstieg gerüstet. Obmann René Ziesler ordnet die aktuelle Situation des GAK im Exklusiv-Interview näher ein.

Wir haben uns nicht hängengelassen. Die Aufbruchsstimmung – oder die ‚Jetzt erst recht‘-Stimmung – war sofort wieder da.

René Ziesler

Der GAK ist in seiner Grundstrukturen und den Planungen für die Bundesliga bereit. Im sportlichen Bereich wird zweigleisig geplant.

René Ziesler

Die Fläche vorne auf dem Trikot ist die wertvollste, die gibt es nicht um jeden Preis.

Ziesler über Hauptsponsoren

Die Akademie und Jugendarbeit ist das Fundament unserer Zukunft. Mir persönlich ist es sehr, sehr wichtig, dass wir dort anknüpfen können, wo in der Vergangenheit aufgehört wurde.

Ziesler über die GAK-Akademie

 

+ + 90minuten.at PLUS – Das Gespräch führte Daniel Sauer + +

 

Seit Juli 2020 ist René Ziesler als Obmann des GAK 1902 tätig. Unter der Leitung des Unternehmers entwickelte sich der Verein zu einem etablierten Zweitligisten - nach einem glücklosen Ende der Saison 2022/23 soll in wenigen Monaten die Bundesliga-Rückkehr fixiert werden. Auch neben dem Platz ist Ziesler mit den Themen Stadion, Akademie und Finanzen gut beschäftigt. Im Exklusiv-Interview mit 90minuten.at erklärt er, wo die Reise in Zukunft hingehen soll.

 

90minuten.at: Herr Ziesler, erst vor kurzem hat sich wieder der Grazer Stadion-Sonderausschuss getroffen – laut Medienberichten ist eine Lösung aber immer noch nicht in Sicht. Wie sehen Sie die Situation nach den jüngsten Gesprächen?

René Ziesler: Grundsätzlich ist es sehr positiv, dass die Vereine zu diesem Gipfel geladen sind. Wir haben aber als Teilnehmer eine Verschwiegenheitserklärung unterschrieben, die gilt seit Beginn des Ausschusses.

 

90minuten.at: Anders gefragt: Der GAK rüstet sich für die Zukunft und könnte bald in der Bundesliga spielen. Was wäre Ihre persönliche Wunschlösung beim Thema Stadion?

Ziesler: Für mich ist wichtig, dass der Verein auch die passenden Gegebenheiten für eine höhere Liga vorfindet. Liebenau ist und bleibt bis zum Zeitpunkt einer Entscheidung unsere Heimat. An erster Stelle steht für mich, dass sich der Verein strukturell in seiner Entwicklung nicht einschränken muss – die Gegebenheiten dafür sind im ersten Step auch in Liebenau gegeben.

90minuten.at: Aktuell ist der GAK souveräner Tabellenführer der 2. Liga, der Vorsprung zur Winterpause war in den letzten Jahren keinem Zweitligisten größer. Wie zuversichtlich sind Sie, dass es in diesem Jahr etwas wird, mit dem Aufstieg?

Ziesler: Sie haben recht, der Vorsprung ist souverän. Wir wissen aber, wie schwierig diese Liga ist – das Saisonfinish der letzten Saison hat uns gezeigt, dass erst alles fix ist, wenn der letzte Punkt eingefahren wurde. Bis dahin ist es noch ein weiter weg, vor uns liegt eine Menge Arbeit. Wir sind aber zuversichtlich, unsere Ziele erreichen zu können.

 

90minuten.at: In der letzten Saison hätte es ja schon kaum knapper sein können. Im Sport gibt es das eigentlich oft: Wenn man in der einen Saison ein Ziel knapp verfehlt, tut man sich in der nächsten ein Stück schwerer. Was hat man im Sommer gemacht, um den Fokus hochzuhalten?

Ziesler: Der letzte Spieltag war für uns ein schlimmes Erlebnis und ein schwarzer Tag in der GAK-Geschichte. Trotzdem haben wir uns nicht hängengelassen. Ich bin mit unserem sportlichen Leiter Didi Elsneg aus Dornbirn zurück in die Steiermark gefahren, am nächsten Tag war er schon um 6:30 Uhr im Büro, wir sind sofort in die Kaderplanung gegangen. Die Aufbruchsstimmung – oder die ‚Jetzt erst recht‘-Stimmung – war sofort wieder da. Es war auch wichtig, sich gleich auf etwas Neues zu konzentrieren. Gemeinsam mit dem Trainerteam hat Didi Elsneg gute Entscheidungen getroffen, deswegen konnten wir uns für die Rückrunde eine gute Ausgangslage erarbeiten.

90minuten.at: Die Saison läuft noch einige Zeit, der Vorsprung ist aber – wie angesprochen – groß. Wie konkret laufen die Planungen für die Bundesliga schon?

Ziesler: Der GAK ist in seiner Grundstrukturen und den Planungen für die Bundesliga bereit. Das beweisen die letzten Jahre mit der Erteilung der Bundesliga-Lizenz. Im sportlichen Bereich gibt es natürlich einen großen Unterschied zwischen 2. Liga und Bundesliga, es wird aber auch da zweigleisig geplant. Im Winter liegt der Fokus rein darauf, dass wir eine souveräne Rückrunde spielen. Unsere sportliche Leitung arbeitet natürlich schon mit Weitblick auf die Bundesliga. Noch ist der GAK aber Zweitligist. Auch wenn es niemand aussprechen will: Es kann passieren, dass wir den Aufstieg nicht schaffen. Für uns ist wichtig, dass wir solide arbeiten – vor allem finanziell -, im sportlichen Bereich mache ich mir keine Sorgen.

 

90minuten.at: Die finanzielle Situation haben Sie angesprochen, die Bundesliga hat vor wenigen Tagen die Finanzkennzahlen der Vereine veröffentlicht. Mit fast fünf Millionen Euro Umsatz liegt der GAK in der 2. Liga weit oben, aber hinter Konkurrenten wie Ried, St. Pölten und der Admira. Auch ein kleiner Verlust ist abzulesen. Wie ordnen Sie die Zahlen ein?

Ziesler: Wie auch in den letzten Jahren, gehen wir mit unseren Zahlen sehr sorgfältig um. Es ist richtig, dass sie ein kleines Minus ausweisen – das liegt aber vor allem daran, dass ein konsolidiertes Budget abgegeben wird. Der GAK hat in letzter Zeit viel Geld für die Infrastruktur, für die Akademie in die Hand genommen, daraus ergibt sich dieser Verlust. Uns ist bewusst, dass wir beim Budget nicht vorne dabei sind. Geld spielt aber nicht Fußball, da gehört viel mehr dazu.

90minuten.at: In die Akademie wurde viel Geld investiert, gab es davon abgesehen weitere große Investitionen?

Ziesler: Der GAK kommt aus der 1. Klasse, wenn auch mit einem großen Namen. Dass im Zuge der Professionalisierung und auf dem Weg in die Bundesliga viele Investitionen zu tätigen sind, liegt auf der Hand. Sollte es dieses Jahr so weit sein, dass der Aufstieg gelingt, gibt es noch eine Menge an Dingen, die bei uns passieren müssen, um das Grundfundament weiter zu stärken. Wir sind damit noch lange nicht fertig. Als Zweitligist müssen wir in Hinblick auf Kaderbudget und Infrastruktur genau aufpassen, weil nicht viel Geld zur Verfügung steht. Wir stehen aber zu unseren Investitionen in die Zukunft, es wird der Tag kommen, an dem wir daraus ernten können.

 

90minuten.at: Eher turbulent ist es im Sponsorenbereich zugegangen. Mit „KAIF“ und „Cashy“ sind große Sponsoren gekommen und gegangen, aktuell findet man vorne auf dem Trikot Ihre eigene Firma und die KFZ-Technik Köck. Wo liegen beim GAK in diesem Bereich die Schwierigkeiten?

Ziesler: Grundsätzlich glaube ich nicht, dass die Schwierigkeiten beim GAK liegen. Man muss das ein bisschen relativieren: Für uns ist es auch eine Sache des Preises. Die Fläche vorne auf dem Trikot ist die wertvollste, die gibt es nicht um jeden Preis. Wir sind sehr stolz auf unsere Konstanz im Sponsorenbereich, ich glaube auch nicht, dass wir schlecht dastehen. Mit meinem Unternehmen und der KFZ-Technik Köck haben wir gute Partner. Ich habe mich mit meinem Unternehmen dazu bereiterklärt, das zu übernehmen – auch weil ich als Obmann dafür in der Verantwortung stehe, dass unsere Zahlen konstant bleiben. Angesichts der aktuellen Wirtschaftslage ist es nicht einfach Firmen zu finden, die bereit sind in Sponsoring zu investieren. Wir sind Gott sei Dank im Sponsoring sehr breit aufgestellt. Natürlich ist der Verlust eines großen Sponsorpartners unangenehm, aber im Gegensatz zu früher konnten wir das kompensieren. Vereine, die sich ganz von einer Person oder einem Unternehmen abhängig machen, hätten da sicher größere Probleme.

 

90minuten.at: Als Obmann und Sponsor geht es Ihnen zwangsläufig an Zeit und Geld, wie zehrend ist das für Sie persönlich?

Ziesler: Das ist natürlich eine Herzensangelegenheit. Da steckt viel Liebe zum Verein drinnen, ich habe immer gesagt, dass ich da bin, wenn mich der GAK braucht. Es bin auch nicht nur ich: Ich habe das Glück, mit einem sehr guten Team zu arbeiten, es ist nicht einfach, dem Namen „GAK“ in der 2. Liga gerecht zu werden. Für mich ist das natürlich sehr zeitintensiv, momentan ist das aber okay. Um sich von den Vereinen, die uns finanziell überlegen sind, abzuheben, braucht es von allen ein paar Prozent extra – das betrifft mich, den Vorstand und alle Mitarbeiter und Spieler.

90minuten.at: Seinen Anteil am aktuellen Erfolg hat auch Trainer Gernot Messner, sein Vertrag wurde im Juni verlängert, allerdings nur um ein Jahr. Wann hätten Sie auf dieser Position gerne Klarheit?

Ziesler: Ich bin zwar in Vertragsgespräche eingeweiht, geführt werden sie aber von der sportlichen Leitung. Der Fokus der Planungen liegt jetzt auf dem Winter und der Rückrunde. Dass jeder diesen letzten Schritt in die Bundesliga mit dem GAK gehen will, ist klar. Momentan funktioniert alles sehr gut, wir werden auch in Zukunft Schritte setzten, die unserer Meinung nach die richtigen sind. Ich möchte dem aber nicht vorgreifen.

 

90minuten.at:  Die Akademie als wichtige Investition haben Sie angesprochen, in der Vergangenheit hat sich der GAK durch Jugendarbeit ausgezeichnet und große Namen herausgebracht. Wie wichtig ist dieser Teil des Vereins und wann rechnen Sie mit ersten Resultaten?

Ziesler: Die Akademie und Jugendarbeit ist das Fundament unserer Zukunft. Mir persönlich ist es sehr, sehr wichtig, dass wir dort anknüpfen können, wo in der Vergangenheit aufgehört wurde. Wir tätigen Investitionen in die Zukunft - wann wir daraus ernten können, ist schwer zu sagen. Eigentlich ernten wir jetzt schon: Für jeden GAK-Fan ist es immer wieder schön, wenn man das "Heimspiel", unsere Vereinskantine im Akademieheim, voll von jungen Akademiespielern sieht. Sie können am Trainingsgelände wohnen, finden dort beste Bedingungen vor. Damit ist uns schon viel gelungen. Wann es der erste Spieler aus unserer Akademie in den Profikader schafft, kann ich noch nicht beantworten. Das Trainerteam unter der Leitung von Christian Zach arbeitet Tag für Tag daran, dass wir Talenten wieder eine Bühne bieten können, das war uns ein großes Anliegen.

 

90minuten.at: Der Verein hat bewegte Jahre mit vielen Höhen und Tiefen hinter sich, viele davon haben Sie persönlich miterlebt. Welche zwei, oder drei Momente machen für sie die „Faszination GAK“ aus?

Ziesler: Ein wichtiger Moment war der Wiederaufstieg in die Regionalliga. Nach dem Schlusspfiff des vorletzten Spiels war klar, dass wir es geschafft haben. Für mich persönlich war das ein sehr emotionaler Moment, weil es mein Ziel war, den GAK dorthin zu bringen, wo er aufgehört hat. Ein weiteres Highlight war das erste Derby im ÖFB-Cup und sich nach so langer Zeit wieder mit dem Stadtrivalen zu messen. Das macht einen schon stolz, wenn man sieht, wie nah wir uns hingearbeitet haben. Für mich macht eigentlich jeder Sieg unserer Mannschaften die Faszination des Vereins aus. Ich kann mich noch gut an die schwierige Zeit erinnern, zu der es keinen GAK gab. Kein Sieg ist selbstverständlich, jeder Sieg ist wichtig.

 

Vielen Dank für das Gespräch!

 

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