“Ich würde es insgesamt schade finden, wenn Ried absteigt”
Anlässlich des Oberösterreich-Derbys zwischen der SV Ried und dem LASK hat 90minuten.at mit Christian Zeintl, Alt-Obmann der Plattform seit1908.at, über die kontinuierliche Entwicklung des LASK und das anstehende OÖ-Derby gesprochen.
Dass ohne Zuschauer gespielt wird, ist auch kein Vorteil für sie. Abgesehen davon kommen nur wenige Spieler beider Mannschaften aus Oberösterreich, deswegen ist es für die meisten Spieler, noch dazu ohne Zuschauer, ein normales Spiel.
+ + 90minuten.at Exklusiv - Das Gespräch führte Gerald Emprechtinger + +
90minuten.at: Wie bist du mit dem bisherigen Saisonverlauf des LASK zufrieden? Wie sehr dürstet man im schwarz-weißen Lager nach dem ersten Titel seit 1965 und wie realistisch schätzt du den Meistertitel oder den Cupsieg ein?
Christian Zeintl: Für den Meistertitel ist RBS zu stark. Auf Dauer gesehen spielen die Salzburger zu konsequent, weil sie ihr Spiel bis zum Ende durchziehen und daher auch regelmäßig Kantersiege einfahren. Im Cupfinale ist aus meiner Sicht alles möglich. Im direkten Duell kann man gegen RBS nämlich auch auf das altgewohnte Pressing zurückgreifen und so spielen, wie man die letzten Jahre gespielt hat.
90minuten.at: Du sprichst Pressing an. Wie hat sich die Spielanlage des LASK unter Dominik Thalhammer im Vergleich zu seinem Vorgänger Valerien Ismaël geändert? Gibt es bestimmte Dinge welche besser geworden sind, gibt es Dinge die schlechter geworden sind?
Zeintl: Die Spielanlage hat sich insofern geändert, weil man weniger Pressing spielt, weil die gegnerischen Teams den Ball gerne hergeben. Früher war man eine Pressingmaschine, mittlerweile sind auch spielerische Akzente notwendig weil man eben mehr Ballbesitz hat. Mit mehr Ballbesitz ist das kleine Feld in Pasching auch ungünstig, weil man den Ball schlechter verteilen kann als auf dem größeren Spielfeld der Gugl.
90minuten.at: Wie förderlich für den Erfolg des LASK ist die Eingespieltheit der Mannschaft? Mit Trauner, Michorl, Goiginger oder Wiesinger spielen viele der Leistungsträger der Mannschaft nun schon jahrelang in Linz.
Zeintl: Das ist aus meiner Sicht ein großer Vorteil. Bei eingespielten Mannschaften sind die Abläufe optimiert. Es kann nur dann zum Nachteil werden, wenn man z.B. 3-4 Jahre Pressing spielt und das System drinnen hat und dann etwas ändert. Aber bei Standards und Eckbällen ist es ein extremer Vorteil. Auch bei Kontern oder der Ergebnisverwaltung ist es ein Vorteil. Spieler wie Trauner, Goiginger usw. bleiben auch deswegen beim LASK, weil sie die Möglichkeit haben, international zu spielen, die Chemie und der Teamspirit stimmen. Hier erkennt man den Führungsstil und die langfristige Planung von Jürgen Werner. Auch das Gehalt ist aufgrund der EC-Prämien nicht das schlechteste und damit weitere Motivationshilfe, in Linz zu bleiben.
90minuten.at: Nun zum OÖ-Derby: kann man sich am Sonntag, angesichts des Qualitätsunterschieds und der unterschiedlichen Saisonverläufe von Ried und LASK, diesmal eigentlich nur selber schlagen?
Zeintl: Ja. Ich will hier auch gar keine Floskeln dreschen. Ried ist derzeit nicht wirklich gut drauf. Dass ohne Zuschauer gespielt wird, ist auch kein Vorteil für sie. Abgesehen davon kommen nur wenige Spieler beider Mannschaften aus Oberösterreich, deswegen ist es für die meisten Spieler, noch dazu ohne Zuschauer, ein normales Spiel.
90minuten.at: Viele LASK-Anhänger, besonders in den Foren wie dem ASB, erkennen das OÖ-Derby gegen Ried nicht als echtes Derby an. Wie stehst du zu dieser Diskussion?
Zeintl: Es hat nicht den Stellenwert eines Stadtderbys, aber man kann das Spiel schon als OÖ-Derby oder Regionalduell bezeichnen. Es spielen einfach die beiden besten oberösterreichischen Mannschaften der letzten Jahrzehnte gegeneinander. Während dieser Zeit haben sich auch eine gewisse Rivalität und Brisanz entwickelt. Wer also sagt, dass ihm diese Begegnung egal ist, der meint meistens das Gegenteil.
90minuten.at: Hand auf’s Herz: soll die SV Ried der Bundesliga erhalten bleiben, oder siehst du, wie Präsident Gruber, nicht genug Platz für zwei oberösterreichische Vereine in der Bundesliga?
Zeintl: Jeder Verein der in der Bundesliga spielt, hat auch die Berechtigung in der Bundesliga zu spielen. Ich sehe das nicht so wie Präsident Gruber, denn Ried und der LASK greifen regional gesehen auch nicht auf den gleichen Sponsorenpool zurück. In Ried ist lange gut gearbeitet worden, der Verein hat langjährige und treue Sponsoren, leistet gute Nachwuchsarbeit. Ich würde es insgesamt schade finden, wenn Ried absteigt.
Der 90minuten.at-Schwerpunkt zum ungleichen Duell zwischen Ried und dem LASK