Freunderlwirtschaft? "Wäre fahrlässig, Magaths Rat nicht anzuhören"
Admira-Manager Amir Shapourzadeh nimmt im 90minuten.at-Interview Stellung zu den Vorwürfen der Freunderlwirtschaft rund um die Ablöse von Klaus Schmidt und erklärt, wie die Südstädter die Klasse halten wollen.
Wenn Felix Magath dem Verein als Ratgeber zur Seite steht, wäre es von mir fahrlässig, wenn ich mir nicht seinen Rat und seine Meinung anhören und vor allem sein internationales Netzwerk nutzen würde.
Wir haben einen Plan, wie wir die Liga halten wollen. Da geht es jetzt primär nicht um fußballerische Dinge.
Wir haben ja keine Lust, den Trainer immer zu wechseln. Wir haben im Verein eine gewisse Verantwortung, sind im Abstiegskampf. Sonst hätten wir das im Jänner schon beendet und hätten Spieler geholt, die der Verein bestimmt hätte und nicht Klaus Schmidt.
+ + 90minuten.at Exklusiv + + Das Gespräch führte Georg Sander
90minuten.at: Die Admira ist im Abstiegskampf, das ist ein Szenario, das schon vor Saisonstart nicht als unwahrscheinlich angesehen werden musste. Was kann ein neuer Trainer da allgemein in zwölf Spielen bewirken?
Amir Shapourzadeh: Wir haben noch zwei Spiele im Grunddurchgang, dann folgt die Relegationsrunde. Zvonimir Soldo, ein international erfahrener Mann, hat in seiner Karriere diese Situation selbst schon erlebt. Er hat seine Idee vom Fußball, wird frischen Wind reinbringen. Unser Ziel ist und muss der Klassenerhalt sein.
90minuten.at: Das ist der zweite Trainerwechsel in der laufenden Saison. Inwiefern hinterfragen Sie auch die eigene Arbeit?
Shapourzadeh: Wie jeder Mensch in seinem Beruf, reflektiere auch ich meine Arbeit. Und wenn ich jetzt behaupten würde, ich hätte alles richtig gemacht, wäre das exklusiv. Man muss aber auch das große Ganze sehen, wie der Verein nach den letzten dreieinhalb Jahren dasteht und arbeitet. Nicht nur ich versuche in meiner Position mehr gute als schlechte Entscheidungen zu treffen. Reiner Geyer hat uns in der letzten Saison die Klasse gesichert. Dann haben wir den Faden verloren, es ist nicht mehr gelaufen. Ein Manager muss dann auch unangenehme Entscheidungen treffen, wie aktuell bei Klaus Schmidt. In der Vorbereitung haben sich die Dinge leider nicht so entwickelt, wie wir uns dies erwünscht haben. Wir sahen unser großes Ziel, den Klassenerhalt, als gefährdet an. Deshalb musste ich auch in dieser Situation, im Sinne des Vereins, handeln.
90minuten.at: Bleiben wir beim neuen Trainer. Zvonomir Soldo hat in den letzten Jahren nicht als Cheftrainer gearbeitet. Was sprach für ihn, außer, dass er mit Felix Magath befreundet ist oder zumindest mit ihm gearbeitet hat?
Shapourzadeh: Zvoni hat eine riesige internationale Karriere hinter sich. Er ist unter anderem. WM-Dritter geworden, hat bei zwei Weltmeisterschaften gespielt. Auch wenn es ein paar Jahre her ist, hat er den Traditionsverein Dinamo Zagreb zum Double, zur Meisterschaft und Pokalsieg, geführt. Und in der Bundesliga beim 1. FC Köln gearbeitet. Er hat seinen Fußballlehrer gemacht und bringt eine Menge Erfahrung mit. Wir sind stolz, dass wir einen Mann mit dieser Vita für uns gewinnen konnten.
90minuten.at: Aber, ganz ehrlich, ohne die Bekanntschaft mit Magath wäre er nicht Trainer bei der Admira.
Shapourzadeh: Wenn Felix Magath dem Verein in seiner Funktion als Head of von Flyeralarm Global Soccer als Ratgeber zur Seite steht, wäre es von mir fahrlässig, wenn ich mir nicht seinen Rat und seine Meinung anhören und vor allem sein internationales Netzwerk nutzen würde. Ich hatte schon bevor ich Felix Magath im Dezember kennenlernen durfte mit Zvonimir Soldo immer wieder einmal Kontakt, als es um den Austausch über den kroatischen Markt ging.
90minuten.at: Ok, aber ohne dem Konnex Magath-Soldo wäre er jetzt nicht Trainer?
Shapourzadeh: Wir treffen die Entscheidungen bei der Admira selbstständig. Noch einmal: Felix Magath ist in beratender Funktion tätig. Er hat sich mehrmals ein Bild von der Mannschaft gemacht. Aber ich bin tagtäglich an der Mannschaft dran. Ob im Training, im Trainingslager oder bei Testspielen. Wenn sich dann gewisse Dinge decken und man einer Meinung ist, was die Entscheidung jetzt betrifft, ist es für einen Verein doch umso besser. In diesem Fall waren wir uns komplett einig, dass es in die falsche Richtung geht. Aber ich verrate Ihnen auch etwas: Wir führen auch sehr kontroverse Gespräche, kommen aber immer auf den gemeinsamen Nenner. Und das ist für einen Verein das Wichtigste.
90minuten.at: Wofür steht Soldo fußballerisch? Bei der Präsentationspressekonferenz fielen Wörter wie „Leidenschaft“ und „Herzblut“. Wattens hat seit mehr als sechs Jahren denselben Trainer, St. Pölten verfolgt eine Spielphilosophie, Ponweiser arbeitet in Mattersburg seit dem Sommer.
Shapourzadeh: Wir haben einen Plan, wie wir die Liga halten wollen. Da geht es jetzt primär nicht um fußballerische Dinge. Wir haben jetzt noch zwei Spiele im Grunddurchgang, dann stehen zwölf Endspiele in der Qualifikationsrunde vor uns. Es geht jetzt vielmehr darum, mit welchen Tugenden wir die Admira in der Liga halten. Wir konzentrieren uns jetzt voll und ganz auf die Admira. Alles andere ist sekundär. Zvonimir ist sehr authentisch, hat als Spieler mit viel Leidenschaft gespielt, war hoch professionell und zielstrebig. Er strahlt auch die nötige Ruhe aus. Diese Tugenden stehen uns im Kampf um den Klassenverbleib sehr gut zu Gesicht.
90minuten.at: Aber Sie werden sicher gefragt haben, ob er eher hoch anpressen will, Beton anrühren...
Shapourzadeh: (unterbricht) Noch einmal: Es geht einzig und allein um den Verbleib in der Bundesliga. Zvonimir wird sich jetzt ein Bild von der Mannschaft machen, es wird sich eine Elf herauskristallisieren, wovon das Trainerteam überzeugt ist, den Klassenerhalt zu erreichen. Vor allem für die Spieler, die aktuell eher nicht im Vordergrund standen, ist die neue Situation doch eine große Chance. Diese können sich jetzt zeigen. Da geht es nicht um hoch oder tief anpressen oder sonstiges. Wir müssen das System und die Mittel finden, wie man mit dieser Mannschaft spielen und den Klassenerhalt sichern kann.
90minuten.at: Kommen wir noch einmal zu Klaus Schmidt. Der hat mit Mattersburg die Klasse gehalten. Was mich interessiert: Er wird doch im Herbst nicht großartig anders trainieren gelassen haben wir dann später in der Winterpause. Herr Magath hat die Intensität bemängelt.
Shapourzadeh: Ich weiß, worauf Sie hinauswollen. Wir hatten die erste gemeinsame Vorbereitung, Klaus Schmidt kam nach Reiner Geyer zur Admira. Für mich sind alltägliches Training und eine komplette Vorbereitung aber zwei verschiedene Paar Schuhe. Unabhängig von der Intensität oder anderen Dingen lief es in der Saison nicht wie erhofft oder gewünscht. Das Projekt mit Felix Magath wurde am 20. Januar offiziell präsentiert. Sie können aber davon ausgehen, dass es zwischen den Eigentümern, Felix und mir schon vorher das ein oder andere Gespräch gab. Ich bin zu beiden gegangen und habe gesagt, dass Klaus Schmidt gerne noch diesen oder jenen Spieler hätte. Da muss man aufpassen, dass man nicht Dinge miteinander vermischt oder Vorurteile schafft. Wir haben mit dem Absegnen von Felix, den Eigentümern und intern im Verein extra das Trainingslager drei Tage verlängert. Zudem haben wir es noch einmal ermöglicht, dass drei neue Spieler kommen.
Diese waren jene Wunschspieler auf den jeweiligen Positionen, die der Trainer gerne gehabt hätte - und auch bekommen hat! Pink war ein absoluter Wunschspieler, Kim wurde vom Trainerteam an mich herangetragen. Das hat auch gut gepasst, weil wir ihn bereits im Sommer auf dem Zettel hatten. Bei Pavelic waren wir nach der Vorbereitung der Meinung, dass wir auf der rechten Verteidigerposition noch Bedarf haben. Ich habe dem Trainerteam Namen vorgestellt und dann kam zum Glück der Name Pavelic, den ich auch gerne gehabt hatte. Somit haben wir dem Trainerteam nicht nur die bestmögliche Vorbereitung möglich gemacht, sondern es wurden auch alle Wunschspieler verpflichtet. Wenn dann aber Dinge über fünf Wochen nicht so laufen, wie man es sich erhofft hat, die Generalprobe mächtig daneben geht und der Trainer nach dem Wolfsberg-Test gewisse Aussagen tätig, wir gegen St. Pölten mit einem blauen Auge davon kommen sind, durch zwei Standards an den Rand der Niederlage kommen. Und Sturm war im Heimspiel nicht unschlagbar. Dann passieren noch Dinge in deiner Vorbereitung, die du nicht nach außen trägst. Dann musst du überlegen, ob du es dem Trainerteam zutraust, die Mannschaft in der Liga zu halten. Wenn man was machen will, muss man es jetzt machen. Wir mussten leider handeln.
90minuten.at: Mein Informationsstand ist, dass das Team unter Reiner Geyer nicht in bestem athletischen Zustand war. Geyer hat eine Mannschaft mit einem Punkt aus sechs Spielen übergeben, Schmidt schaffte 0,93.
Shapourzadeh: Da muss man genau sein. Man darf Reiner Geyer nicht aufgrund von sechs Spielen bewerten. Das war saisonübergreifend. Bei Beiden gibt es einen Punktedurchschnitt, das kann man entsprechend nachlesen, ist kein Geheimnis. Geyer darf man nicht nur anhand der sechs Spiele bewerten. Er hat aus den ersten Spielen - vor Klaus Schmidt - zehn von möglichen zwölf Punkten geholt. Dabei haben drei oder vier Stammspieler wie Schösswendter oder Thölke gefehlt. Die Mannschaft war damals auch nicht so breit aufgestellt wie jetzt.
90minuten.at: Und Geyer hatte Kalajdzic. Wir Journalisten können nur Informationen sammeln und bewerten.
Shapourzadeh: Aber es gibt Fakten. Bei Reiner Geyer gab es mehr als sechs Spiele. Das sind Fakten, die kann man von Klaus auch nehmen.
90minuten.at: Und Geyer hatte die meisten Spiele in der Qualifikationsgruppe. Man kann da jetzt über den Wert der Punkteschnitte in Qualigruppe und Grunddurchgang disktutieren, aber das ist jetzt wohl sinnlos – was hat darüber hinaus für den Wechsel gesprochen? In der Außendarstellung geht Schmidt und ein Bekannter von Magath übernimmt eine Mannschaft, die seit Monaten im Abstiegskampf ist, auch Soldo wird gegen den Abstieg kämpfen.
Shapourzadeh: Warum bringt man dem Trainerteam die Wunschspieler, lässt ihn die ganze Vorbereitung machen und verlängert das Trainingslager und, und, und.
90minuten.at: Sie haben alles versucht?
Shapourzadeh: Sicherlich, wir haben ja keine Lust, den Trainer immer zu wechseln. Wir haben im Verein eine gewisse Verantwortung, sind im Abstiegskampf. Sonst hätten wir das im Jänner schon beendet und hätten Spieler geholt, die der Verein bestimmt hätte und nicht Klaus Schmidt.
90minuten.at: Jetzt hat man die Reißleine gezogen. Jetzt hat man auf Managementebene das Problem, dass man einen Kader hat, den zwei Trainer zusammen gestellt haben und mit dem der dritte Trainer die Klasse halten soll. Wie weit kann man da denken?
Shapourzadeh: Erstmals geht es nur um den Klassenerhalt. Wir sind von der Mannschaft überzeugt, werden alles daran setzen, die kurzfristigen Ziele zu erreichen und darum geht es und nichts anderes. Da geht es nicht um den Manager oder Befindlichkeiten. Es geht um den Erhalt des Vereins.
90minuten.at: Man ist auch nicht so weit, in größeren zeitlichen Zusammenhängen zu denken?
Shapourzadeh: Aktuell ja. Hinter den Kulissen wird es immer kurz-, mittel- und langfristige Ziele geben. Wir sind nicht fahrlässig und blind. Wir sagen nicht, dass wir uns jetzt mit der nächsten Saison oder größeren Zielen beschäftigen. Die Situation, die jetzt herrscht, wird genau analysiert und es geht aktuell um die kuzrfristigen Ziele.
90minuten.at: Bei der Bundesligaauftaktpressekonferenz habe ich auch mit der WSG Tirol, St. Pölten und Mattersburg gesprochen. Da war der Grundtenor, dass man auch beim Verpassen des Klassenerhalts die Spielphilosophie weiter beibehalten will. Soll da Soldo auch etwas entwickeln? Gibt es Vorstellungen von einer Spielphilosophie? Ich hatte bei der Präsentation von Felix Magath nicht den Eindruck, dass das eine so große Rolle spielt.
Shapourzadeh: Es macht aktuell auch keinen Sinn, über irgendwelche Spielphilosophien zu sprechen. Es ist Abstiegskampf. Da braucht es andere Tugenden als die Definition einer Spielphilosophie. Es geht darum, die Jungs möglichst schnell kennen zu lernen, Jungs heraus zu kristallisieren, die Abstiegskampf können und wollen, damit man die nötigen Punkte für den Klassenerhalt einfährt. Wenn wir das geschafft haben, werden wir sicherlich die Zeit haben, über weitere Dinge zu sprechen. Es braucht drei Tugenden, unabhängig von der Philosophie: eine gute Organisation, Disziplin und Fitness. Wenn das stimmt, ist man immer auf der vernünftigen Seite.