Gerhard Struber: "Wollen die Europa League-Saison nicht nur mitnehmen“
Punkten in der Europa League-Gruppenphase, Meistergruppe, im Cup überwintern. WAC-Trainer Gerhard Struber hat sich für seine erste Station als Bundesliga-Trainer einiges vorgenommen.
Wenn man den Druck im Red Bull-Konzern kennt, weiß man, was Ergebnisse und Entwicklung zu liefern heißt. Das muss man dort täglich bewerkstelligen, sonst ist man weg.
Das Interview führte Georg Sander
Gut gelaunt sitzt Gerhard Struber bei einem Kaffee vor der Saisonauftaktpressekonferenz. Der Neo-WAC-Trainer ist einer von vielen Neuen auf den Trainerbänken der Liga. Im Gespräch erzählt er, wie er den Wolfsberger AC auf die neue Saison inklusive Europa League mit auch sonst großen Zielen vorbereitet. Dabei legt er eine große Portion Vorfreude, Respekt und Demut an den Tag.
90minuten.at: Die Bundesliga-Saison geht wieder los und der WAC hat sich einen relativ gemütlichen Sommer erarbeitet. Wie geht man als Trainer damit um, wenn man weiß, dass die Highlights im September sind und es davor sieben Ligarunden und ein Cupspiel gibt, in denen auch gut performed werden muss?
Gerhard Struber: Punkto Gemütlichkeit: Wir haben in der Vorbereitung wirklich Gas gegeben, die Jungs ziehen mit sehr viel Engagement mit und wollen einfach den Weg, den sie letztes Jahr gestartet haben, weiter gehen. Ich spüre extrem viel gute Energie, Willen, Hunger nach weiteren Erfolgen. Aber gleichzeitig auch die Demut, das Tagesgeschäft im Auge zu behalten. Das bedeutet, am Samstag Cup und dann die Bundesliga. Wir wollen in erster Linie richtig performen. Wir wissen, dass im September etwas kommt, auf das wir uns alle extrem freuen. Dort wollen wir mit einem guten Gefühl in die Spiele gehen, und auch mit dem notwendigen Selbstvertrauen, das wir uns aus den nächsten Spielen holen.
90minuten.at: Abseits der vier großen Klubs sind der WAC und der LASK die ersten Klubs seit dem GAK 04/05, die es in eine europäische Gruppenphase schaffen. Inwiefern sind Sie da gefordert, den Spagat zwischen Hartberg und möglichen Gegnern wie Arsenal oder Sevilla zu schaffen?
Struber: Ich glaube, dass das mit eine Herausforderung wird, auf drei Hochzeiten zu tanzen. Das wissen wir auch alle und wir brauchen uns nichts vormachen: Vom Anreiz her ist die Europa League was ganz besonderes. Wir sind aber eine Mannschaft und ein Verein, die sehr geerdet sind. Es ist nicht das Gefühl da, bei dem man befürchten könnte, dass die Bundesliga-Spiele nichts mehr wert sind. Im Kader gibt es einen guten Mix aus erfahrenen und jungen Spielern. Viele wollen den nächsten Schritt gehen und die Europa League-Saison nicht nur mitnehmen wollen. Wir wollen in der Europa League ja punkten – und gleichzeitig unsere Ziele in der Liga machen und den nächsten Schritt machen. Die hochgesteckten Ziele, die wir uns vornehmen, bedeuten „Nach dem Spiel ist vor dem Spiel“. So bringen wir uns in Spannung und haben das nächste Spiel im Fokus, aber ja, es wird sicherlich eine Herausforderung. Ich spüre aber den Hunger in der Mannschaft, in vielen Wettbewerben erfolgreich zu sein, der uns den Erfolg gewährleisten wird.
90minuten.at: Keine Europacup-Touristen zu sein ist verständlich, das ist finanziell auch erträglich. Was sind die nationalen Ziele?
Struber: Wir wollen wieder in die Meistergruppe. Das ist unser erklärtes Ziel, für das wir alles tun werden. Im Cup wollen wir auch einmal überwintern, das ist ein mittelfristiges Ziel. Dann wird man sehen, wie wir in der Europa League Punkte sammeln. Wir wollen unsere Art und Weise zu spielen auf den Platz bringen, wie wir als WAC auftreten und unseren Spielstyle zeigen. Daran wollen wir uns messen lassen.
90minuten.at: Christian Ilzer hat einen sehr dominanten, hinsichtlich Scorerpunkte sehr erfolgreichen, Spielmacher gehabt. Ist man gut beraten, sich da etwas anderes zu überlegen? Die Last auf anderen Schultern verteilen? Ob Michael Liendl noch so eine tolle Saison ohne Verletzungen hinbekommt, ist ja fraglich, er ist nicht der Jüngste.
Struber: Der Michi Liendl ist auch für die kommende Saison ein ganz wichtiger Spieler. Das hat er in der Vorbereitung gezeigt und wird es auch weiterhin unter Beweis stellen. Wir gehen jetzt nicht von Verletzungen aus, wir werden das gut steuern. Es ist auch für uns im Trainerteam wichtig, dass Jungs, die in einem gewissen Alter sind, so steuern, dass sie richtig liefern können und sich nicht verletzen. Das ist unsere Verantwortung und unsere Pflicht. Wir sind im Kader relativ breit aufgestellt, haben zusätzlich gute junge Spieler, die nachrücken. Darum können wir auch dann, wenn etwas vorkommen soll, auf verschiedenen Positionen gelassen sein können.
90minuten.at: Für Sie persönlich ist es der erste Auftritt auf der ganz großen Bühne. Das bedeutet mehr Druck, in Liefering war es nicht ganz so einfach.
Struber: Das hier ist mein erster Job in der Bundesliga, ich habe viel in der Entwicklung gearbeitet. In der Akademie und bei Liefering, wo ich eineinhalb Jahre die Ergebnisverantwortung hatte. Die Bundesliga ist ein neuer Schritt, der sehr interessant ist. Ich freue mich sehr auf die Aufgabe. Vom Druck und von dem, was erwartet wird, kann ich vorausschicken: Wenn man den Druck im Red Bull-Konzern kennt, weiß man, was Ergebnisse und Entwicklung zu liefern heißt. Das muss man dort täglich bewerkstelligen, sonst ist man weg. In der Bundesliga brauchen wir Ergebnisse und auch Entwicklung schaffen. Das ist mein persönlicher Anspruch. Wir sind in der Vorbereitung auf einem guten Weg, die Mannschaft nimmt das gut an. Ich bin davon überzeugt, dass wir richtig gut performen können.