Thomas Letsch: "In drei Jahren werden wir uns über mindestens einen Austria-Titel unterhalten"

17 Punkte, ein Tor pro Runde - nach dem großen Umbruch im Sommer ist Austria Wien noch nicht dort, wo Trainer Thomas Letsch sein möchte. Im Interview mit 90minuten.at spricht er über die Gründe und verspricht einen Titel in den nächsten drei Jahren.

Das Gespräch führte Georg Sander

 

Es schüttet am Dienstagmittag in Wien. Kein gutes Wetter, wenn man als Fußballtrainer am Platz steht. Austria Wien-Trainer Thomas Letsch kommt dennoch gut gelaunt zum Interviewtermin ins Viola Pub. Auf der Terrasse stehen noch immer leere Biergläser vom Duell mit Sturm Graz am Sonntag und ein großer Aschenbecher mit der Marke "Milde Sorte" - im 90minuten.at-Interview geht es gewissermaßen um beides: Das Spiel gegen Sturm Graz, Geschichte und Tradition. Milde Sorte heißt heute Meine Sorte, die Austria hieß einmal Austria Memphis. Heutzutage ist eine Zigarettenmarke als Namenssponsor eines Fußballklubs undenkbar, aber es gehört zur FAK-Geschichte. Genau so wie das Scheiberln, das schöne Fußballspiel. Diese Geschichte verpflichtet die Austria auch dazu, immer dominant aufzutreten: "Nach dem Altachspiel haben wir darüber diskutiert, dass es interessant wäre, wenn wir uns einfach bis zur Mittelllinie zurückziehen würden und dem Gegner den Ball überlassen. Das ist aber nicht die Austria, das ist nicht das, was sich irgendjemand erwartet."

Im Gespräch geht es weiters um die Rädchen, an denen das Trainerteam noch drehen muss und um den Nachwuchs, den Letsch zwar einbauen möchte, aber nicht auf Gedeih und Verderb. Der Deutsche lässt auch mit zwei Ansagen aufhorchen: Das Ziel ist Platz zwei und ein Titel in den nächsten drei Jahren. Dazu müssen aber auch endlich die Fünferketten geknackt werden.

Der LASK ist einen Tick konstanter, der hat das eine oder andere Spiel gewonnen, das wir unentschieden gespielt oder verloren haben.

Thomas Letsch

90minuten.at: Wie geht es Ihnen nach den ersten Monaten in Wien?

Thomas Letsch: Mir geht es grundsätzlich sehr gut, was daran liegt, dass ich mich im Verein und der Stadt wohl fühle. Es sind in dieser Zeit viele Dinge passiert. Es gab im Sommer einen großen Umbruch. Natürlich sind wir nicht allem zufrieden.

 

90minuten.at: Wie sehr entspricht denn die Austria, die wir am vergangenen Sonntag gegen Sturm Graz in der zweiten Halbzeit gesehen haben, Ihren Vorstellungen?

Letsch: Wir haben den Gegner hinten rein gedrückt, das war schon ganz gut. Aber wir kommen gegen Mannschaften, die tief stehen, es eng machen, zu wenig in die entscheidenden Zonen. Am Ende geht es drum in die rote Zone zu kommen, da tun wir uns schwer. Das dominante Auftreten und der Willen waren gut. Es gibt aber zwei Halbzeiten. 

90minuten.at: Weniger zufrieden waren Sie mit der ersten.

Letsch: Da konnte sich der Gegner befreien, ohne dass wir Druck aufgebaut haben. Das Feld war viel zu groß und sie haben es gut gemacht, hatten gute Lösungen. Aber das Spiel spiegelt viel von dem wider, wo wir gerade stehen. Wir haben nicht die Konstanz, das über 90 Minuten zu machen. Das Spiel ging auch zurecht 1:1 aus. So rum ist es mir aber lieber. Wir haben die richtigen Schlüsse daraus gezogen, nicht erst bei der roten Karte. Wir haben schon dominiert, Chancen gehabt.

 

90minuten.at: Uros Matic ist auf links raus gegangen. Ist das eine Idee, einen Zentrumsspieler raus zu ziehen?

Letsch: Uros selber gefällt die Position nicht so. Er ist ein klassischer Zentrumsspieler, ist aber auch einer, der sich in den Dienst der Mannschaft stellt. Um ihn konstant auf die linke Außenbahn zu stellen, da bräuchte es Überzeugungsarbeit. Von den Voraussetzungen her wäre er ideal, vor allem im Mittelfeld, wenn wir hinten zu dritt spielen. Da wäre er super.

 

90minuten.at: Im modernen Fußball hat der Außenbahnspieler im Spielaufbau eine große Rolle.

Letsch: Es sind oft die Spieler, die die meisten Ballkontakte haben. Es ist eine klasse Position. Im Optimalfall kreierst du Torchancen oder schließt sie selber ab. Die Option gibt es auf jeden Fall.

 

90minuten.at: Die Austria ist Vierter – steht man dort, weil es auf Basis der gezeigten Leisungen so gehört?

Letsch: Die Tabelle lügt nicht. Wir stehen, wo wir nach den gezeigten Leistungen hin gehören. Wenn ich es mit den Teams vor uns vergleiche, muss man anerkennen, dass Salzburg aktuell in einer anderen Liga spielt als alle anderen. Der LASK ist einen Tick konstanter, der hat das eine oder andere Spiel gewonnen, das wir unentschieden gespielt oder verloren haben. Im Vergleich zu den Mannschaften, die hinter uns stehen, waren wir diesen Tick konstanter. Natürlich haben wir Punkte liegen gelassen und ich war nicht zufrieden. Aber das ist eben die Konstanz. Ich führe da immer das WAC-Spiel an, wo wir aus meiner Sicht großteils sehr gut gespielt haben. Am Schluss geht es aber darum, dass der Ball ins Tor geht. Das haben die Wolfsberger geschafft, wir nicht. Das Ziel für die zweite Hälfte des Grunddurchgangs ist schon, die Punkteanzahl deutlich zu erhöhen.

 

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