Bundesliga-Vorstand Christian Ebenbauer: "Illegale Pyrotechnik ist um 90% zurückgegangen"
Bundesliga-Vorstand Christian Ebenbauer spricht im 90minuten.at-Interview über das faktische Ende der Ausnahmeregelung für den Einsatz von Pyrotechnik bei Sportveranstaltungen.
Das Gespräch führte Michael Fiala
Vor wenigen Tagen sorgte ein Kurier-Bericht für Aufregung: Das Innenministerium möchte Pyrotechnik de facto zur Gänze aus den Stadien verbannen. 90minuten.at hat mit Bundesliga-Vorstand Christian Ebenbauer über die Auswirkungen dieser Ankündigung gesprochen.
90minuten.at: Das Innenministerium will die Ausnahmegenehmigung für die Verwendung von Pyrotechnik extrem einschränken. Wie stehen Sie zu dieser Ansage des BMI?
Christian Ebenbauer: Ich finde es bedauerlich, dass die Entscheidung offensichtlich fix ist und wir nicht eingebunden waren. Wir haben seit Jahren einen Kooperationsvertrag zwischen dem Innenministerium, der Liga und dem ÖFB, um gegen illegalen Einsatz von Pyrotechnik vorzugehen und haben im Rahmen dessen auch die Ausnahmegenehmigungen verankert.
90minuten.at: Inwiefern war die Liga eingebunden?
Ebenbauer: Überhaupt nicht, wir haben über die Medien davon erfahren. Es gibt periodische Meetings mit dem BMI und auch in der vergangenen Woche standen wir in Kontakt, da war das aber kein Thema.
90minuten.at: Welche Erfahrungen hat die Liga mit der Ausnahmeregelung bisher gemacht?
Ebenbauer: Wenn man über die Grenzen blickt, sieht man, dass neidisch nach Österreich geschaut wird, weil es diese Ausnahmeregelung gibt. Das Beispiel Rapid hat gezeigt, dass die illegale Verwendung von Pyrotechnik seit dem Bestehen der Ausnahmeregelung im neuen Allianz-Stadion um 90% zurückgegangen ist.
90minuten.at: Was würde das Quasi-Verbot von Pyrotechnik bewirken?
Ebenbauer: Am Beispiel des Spiels zwischen Paris St. Germain und Real Madrid sieht man, dass es auch auf der höchsten Ebene der Champions League illegale Pyrotechnik gibt. Ein absolutes Verbot trägt daher nicht automatisch zu mehr Sicherheit bei. Mir ist wichtig festzuhalten, dass ein Verbot alleine ohne Begleitmaßnahmen keine Lösung ist, um Pyrotechnik aus dem Stadion zu bekommen.
Mich stört, dass im Fußball im Gegensatz zu anderen Sportveranstaltungen Pyrotechnik mit Gewalt gleichgesetzt wird.
90minuten.at: Was kommt auf die Vereine und die Liga jetzt zu?
Ebenbauer: Mich stört, dass im Fußball im Gegensatz zu anderen Sportveranstaltungen Pyrotechnik mit Gewalt gleichgesetzt wird. Zudem können die Bundesliga und ihre Klubs ohne behördliche Unterstützung ein Verbot nicht gänzlich durchsetzen. Dies sieht man auch im Vergleich zu anderen europäischen Ligen.
90minuten.at: Denken Sie, dass sich die Fans von einem Verbot beeindrucken lassen?
Ebenbauer: Die Fankurven sind der Meinung, dass Pyrotechnik ein Teil der Fankultur ist und werden diese weiterhin einsetzen. Die Bundesliga wäre dann gezwungen, diesen Einsatz zu strafen. Doch wie schon vorher erwähnt: Strafen nur gegen die Klubs ohne zusätzliche behördliche Maßnahmen wird nichts bringen.
90minuten.at: Was wird jetzt der nächste Schritt der Liga sein?
Ebenbauer: Wir suchen jetzt den Dialog mit den zuständigen Stellen und werden zunächst ein Schreiben an die zuständigen Stellen richten.