Didi Kühbauer: "Man kann beim SKN früher in der Bundesliga Fuß fassen, als bei Rapid"
Der SKN St. Pölten macht seit Wochen eine schwierige Phase durch. Trainer Dietmar Kühbauer nahm sich Zeit und spricht im Interview über die Situation bei den Niederösterreichern, wie viele Systeme gut sind und was er erreichen will.
Das Interview führte Georg Sander
In einer Trainingspause kommt Didi Kühbauer auf die Geschäftsstelle des SKN St. Pöltens. 20 bis 25 Minuten Zeit habe er, dann gehe es schon weiter. Wer dem Trainer der Niederösterreicher gegenüber sitzt, spricht nicht nur mit einem Übungsleiter, sondern auch mit einem Spieler, der weit über 600 Profispiele absolviert hatte, unter anderem in Spanien und Deutschland. Kühbauers Antworten sind wie sein spiel: Schnell, mitunter aus dem Bauch, intensiv. Im Gespräch mit 90minuten.at streicht er neben seinen Gedanken über das Relegationschaos, Taktik und Ziele in der Saison aber vor allem eines hervor: Das Bild des Motivators Didi K. ist wohl nicht so ganz richtig.
Mit dem Wort Motivator kann ich gar nichts anfangen. Mittlerweile sollte auch der letzte mitbekommen haben, dass ich sehr wohl mehr Wert drauf lege, wie sich eine Mannschaft am Platz präsentiert.
90minuten.at: Wie bereitet man die Mannschaft vor, wenn man kurz vor Saisonstart nicht sicher weiß, in welcher Liga man spielen wird?
Dietmar Kühbauer: Wir bereiten uns so vor, wie wir es immer tun. Trainingszeiten, was wir spielen wollen, die körperliche und taktische Arbeit ist gleich. Wir können darüber nicht entscheiden.
90minuten.at: Also für die Bundesliga?
Kühbauer: Grundsätzlich so wie immer. Das kann ich dazu sagen.
90minuten.at: Ist es ein Thema bei den Spielern?
Kühbauer: Nein. Noch einmal. Wir bereiten uns auf die neue Saison vor.
90minuten.at: Wäre man in der Relegation gescheitert, wären Sie vermutlich nicht SKN-Trainer geblieben. Hätten Sie sich das alles nicht ersparen können, hätten Sie halt Atanga nicht eingesetzt? Ärgern Sie sich?
Kühbauer: Der Spieler war laut Spielbericht spielberechtigt. Da hat das Licht grün geleuchtet. Ich mache mir keinen Vorwurf.
90minuten.at: Was erwarten Sie sich von der neuen Saison nach diesem schwierigen Jahr?
Kühbauer: Es ist so, dass ich sehr spät dazu gekommen und wenn es so weiterläuft, wie es aufgehört hat, würde ich es unterschreiben.
90minuten.at: Also Platz 10?
Kühbauer: Nein (lacht). Ich rede von den Punkten, die wir in den letzten Spielen gemacht haben, dann hat man mit dem Abstieg nichts zu tun. (Anm.: Der SKN hat die letzten drei Saisonspiele gewonnen)
90minuten.at: Das Ziel heißt Klassenerhalt.
Kühbauer: Natürlich, wir dürfen jetzt nach der Saison nicht anfangen zu sagen, dass wir vielleicht im oberen Playoff dabei sind. Das wäre vermessen. Wir sind St. Pölten – wir haben uns verstärkt und unser Ziel ist es, in der Liga zu bleiben.
90minuten.at: Sie kamen eben spät, Jochen Fallmann probierte es mit defensivem Fußball, Oliver Lederer meinte, dass man es offensiv versuchen muss. Wie arbeitet man mit einer Mannschaft, die in der gesamten Saison bevor Sie kamen nie zwei Spiele in Folge punktete?
Kühbauer: Es war sehr schwierig, das habe ich auch gesagt, als ich den Job angetreten bin. Man hat auch in den den ersten drei, vier Wochen gemerkt. Das war ein Haufen, das meine ich nicht abwertend, der nicht an sich geglaubt hat und die einfachsten Dinge nicht zusammen gebracht hat. Die Spielanlage (Anm.: bevor Kühbauer Trainer von St. Pölten wurde) war auch nicht das, was man meiner Meinung nach im Abstiegskampf gebraucht hätte. Da habe ich rumgeschraubt, die Burschen sind super mitgegangen und wir haben den Turnaround geschafft.
90minuten.at: In so einer Phase, ist man da eher der Motivator, als der Sie in weiten Teilen der Öffentlichkeit gelten?
Kühbauer: Mit dem Wort Motivator kann ich gar nichts anfangen. Mittlerweile sollte auch der letzte mitbekommen haben, dass ich sehr wohl mehr Wert drauf lege, wie sich eine Mannschaft am Platz präsentiert. Das hat man auch gesehen. Das Torverhältnis war ausgeglichen. Das geht nicht, wenn man nur motiviert. Es ist generell ein Problem, weil es ist nicht falsch, wenn man motiviert, aber die fachliche Arbeit steht im Vordergrund. Immer.