Hartberg-Obmann Korherr: "Wäre blöd, den besten Mann jetzt um eine Summe X zu verkaufen"

Punktgleich mit dem großen 'steirischen Bruder' Sturm Graz. Der kleine TSV Hartberg ist mitten im Kampf um die Meistergruppe. 90minuten.at hat im Zuge der 'Jahresgespräche' mit TSV-Obmann Erich Korherr über die letzten und die kommenden Monate gesprochen.

Das Interview führte Georg Sander

 

Mit einem Minibudget von vier Millionen Euro rockt der TSV Hartberg die Bundesliga. Mit vielen Heimsiegen, unter anderem über den 'großen steirischen Bruder' SK Sturm Graz und Rapid Wien, befindet sich der Aufsteiger nach einem turbulenten Frühjahr rund um die Lizenzierung nun mittendrin in der Bundesliga. Obmann Erich Korherr, seit 2012 in dieser Funktion beim Klub, spricht im 90minuten.at-Jahresgespräch über die kommende Transferzeit, geplante Infrastrukturmaßnahmen und Nachhaltigkeit im Kleinen. 

 

Ich gehe davon aus, dass Ljubic auch im Frühjahr in Hartberg spielt. Wir haben mit dem SK Sturm und vor allem mit Günter Kreissl sehr guten Kontakt.

Erwin Korherr

Es gibt sehr viele Ehrenamtliche, wir haben nur zwei Büroangestellte und einen Lehrling. Bei anderen Vereinen ist das größer.

Ein ehrlicher Erich Korherr

90minuten.at: Was bedeutet es für den TSV Hartberg, so kurz vor Ende des Grunddurchgangs mittendrin im Kampf um die Meistergruppe zu sein?

Erich Korherr: Das ist eine schöne Momentaufnahme. Wir verfolgen nach wie vor unser klares Ziel, den Nichtabstieg. Falls wir die Sensation schaffen würden, unter die Top6 zu kommen, wäre es eine Zugabe zu einer tollen Herbstsaison.

 

90minuten.at: Für einen kleinen Verein ist es vielleicht schwierig, dass da die Transferzeit noch dazwischen liegt. Rajko Rep ist der Mann der Stunde, Sturm könnte Ivan Ljubic zurück holen. Womit rechnen Sie?

Korherr: Ich rechne mit einer sehr ruhigen Transferzeit, ich denke, dass es sehr unspektakulär über die Bühne gehen wird – ohne große Veränderungen.

 

90minuten.at: Sie wollen versuchen, diesen Kader so zusammen zu halten?

Korherr: Das ist ja logisch.

90minuten.at: Hartberg hat mit vier Millionen Euro das kleinste Budget. Wenn da ein deutlich potenterer Klub, also fast jeder andere, daher kommt und Geld auf den Tisch legt, gibt es Verhandlungen? Wenn es so viel Geld wäre, dass es wirtschaftlich kurzsichtig wäre?

Korherr: Ein Angebot muss schon sehr überdimensional ist, damit man Ja sagt. Aber wir wollen noch ein weiteres Jahr in der Bundesliga spielen, da wäre ich blöd, wenn ich meinen besten Mann jetzt um eine Summe X verkaufen würde. Wir wollen in der Liga bleiben und dazu brauchen wir den Rajko Rep.

 

90minuten.at: Das betrifft ja unter Umständen auch andere Spieler.

Korherr: Es gab bisher keine Anfragen oder irgendwelche Gespräche. Darum bin ich mir ziemlich sicher, dass die Mannschaft auch in den vier Runden des Grunddurchgangs im Frühjahr auch so sein wird.

 

90minuten.at: Auch wegen Ivan Ljubic gab es nichts? Er ist von Sturm geliehen, man könnte ihn, so wie Salzburg damals mit Oberlin, zurückholen.

Korherr: Das ist momentan kein Thema. Ich gehe davon aus, dass er auch im Frühjahr in Hartberg spielt. Wir haben mit dem SK Sturm und vor allem mit Günter Kreissl sehr guten Kontakt. Wenn es sein muss, wird es sicher eine Lösung geben.

 

90minuten.at: Ist diese Trennung vor dem Endspurt wirklich ideal mit der Transferzeit?

Korherr: Das weiß man ja seit Beginn der Meisterschaft, dass das so ist. Es haben alle Vereine zugestimmt und damit ist das zur Kenntnis zu nehmen. Einmal ist man so natürlich besser dran, wenn man unter dem Strich ist, ist es gut, wenn man die Transferzeit hat. Ich glaube, dass es auch einen Reiz ausmacht.

 

90minuten.at: Sie sind seit 2012 Obmann des Vereins, haben den Durchmarsch miterlebt. Inwiefern hat man in den letzten Jahren daran gearbeitet, die zweite Mannschaft und den Nachwuchs gut aufzustellen? Das ist für einen nachhaltigen Verbleib in der Bundesliga wichtig.

Korherr: Wir arbeiten ständig an Verbesserungen, haben im vorigen Jahr einen neuen Nachwuchsleiter installiert. Jetzt müssen wir schauen, dass wir Schritt für Schritt gehen. Man kann bei einem so kleinen Verein nicht sofort alles auf den Kopf stellen. Wir hoffen, in den nächsten Jahren wie mit dem Thomas Rotter Eigengewächse in die erste Mannschaft bringen.

 

90minuten.at: Die Gemeinde kommt punkto Infrastruktur entgegen, die Schulen haben Sportschwerpunkte – sind das auch Puntke, warum es in Hartberg funktioniert?

Korherr: Bei uns ist schon Nachhaltigkeit gegeben, nicht so wie bei den großen Vereinen, aber wir haben fast 300 Nachwuchskicker. Ich denke, dass man da für die Zukunft etwas aufbauen kann. Mit der Infrastruktur haben wir das schon geschafft. Im sportlichen Bereich wollen wir es auch schaffen, die jungen Leute Bundesliga-tauglich zu machen.

 

90minuten.at: Stichwort Infrastruktur. Welche Pläne gibt es hier?

Korherr: Unser Ziel ist es, die Infrastruktur weiter zu verbessern. Es ist kein Geheimnis, dass wir weiter bauen wollen, um ein Fußballstadion zu haben. Die Leihtribünen sollen als fixe Tribünen installiert werden. Die Zuschauer sollen die Möglichkeit haben, von überall aus gleich gut zu sehen, damit wir eine gute Atmosphäre haben.

 

90minuten.at: Das wird aber die Stadt in Koordination mit den Stakeholdern machen.

Korherr: Genau, richtig. In diesem Fall und so wie es momentan läuft, wird man da nicht Nein sagen.

 

90minuten.at: Man war drei Mal ausverkauft, bei Salzburg war nur der Auswärtssektor nicht ganz voll. Der Schnitt liegt bei ca. 3.650. Mit wie viel haben Sie budgetiert?

Korherr: Wir haben mit einem Schnitt von 2.000 bis 2.500 gerechnet. Den können wir noch leicht halten und sind auf einem guten Weg.

 

90minuten.at: Wie wichtig ist es budgetär, dass der Verein gut angenommen wird? Es gibt das Stadion, die Leute müssen nur kommen.

Korherr: Der Verein ist in der Region sehr beliebt. Wir sind im 'Dreiländereck' Südburgenland, Oststeiermark und angrenzendes Niederösterreich. Da haben wir ein großes Einzugsgebiet. Man sehnt sich nach einem Bundesligaverein, weil es jahrzehntelang keinen gab. Das ist mit Hartberg jetzt ideal und es kommen sehr viele Zuschauer aus der Region.

 

90minuten.at: Planen Sie auch weiterführende Aktionen?

Korherr: Nach dem letzten Spiel wird sich der Vorstand zusammen setzen und über Verbesserungsmaßnahmen und Aktionen nachdenken, die wir im Frühjahr starten wollen, um den Zuschauerschnitt zu halten.

 

90minuten.at: Im Winter wird man die Lizenzierung für 2019/20 angehen. Wie planen Sie die Budgetentwicklung? Wollen Sie wachsen?

Korherr: Wir sind schon in Gesprächen und wir hoffen, dass wir das Budget leicht erhöhen können. Es wird nicht so sein, dass es explodiert, wir wollen Schritt für Schritt nach oben gehen, damit wir uns auch auf dem Spielersektor so positionieren können, dass wir eine gute Mannschaft haben.

 

90minuten.at: Jetzt ist man bei vier Millionen Euro hin. Welches Budget soll es auf Sicht einmal werden?

Korherr: Auf Sicht wären fünf Millionen gut, da kann man als kleiner Verein schon recht gut arbeiten. Das ist ein Ziel, das für Hartberg großartig wäre.

 

90minuten.at: Woran liegt es, dass Hartberg mit einem so kleinen Budget konkurrenzfähig ist. Liegt es nur daran, dass die Infrastruktur im Vergleich zu anderen Standorten sehr billig ist?

Korherr: Es gibt sehr viele Ehrenamtliche, wir haben nur zwei Büroangestellte und einen Lehrling. Bei anderen Vereinen ist das größer. Am Spielersektor schauen wir nach jungen, hungrigen Spielern, gestandene Spieler sind sehr teuer.

 

90minuten.at: Aber wie zukunftstautlich ist das? Mit steigendem Erfolg steigen die Ansprüche, auch die finanziellen. Andere Klubs haben Generalmanager, Sportdirektoren. Professionalisierung muss auch ein Ziel sein, oder?

Korherr: Natürlich ist das ein Ziel, die Dinge und die Mitarbeiter zu verbessern. Aber es muss im leistbaren Bereich bleiben. Wenn es nicht drinnen ist, ist es leider nicht drinnen. Man kann das nicht auf Jahre voraus sehen und sagen, dass etwas so sein wird. Man weiß ja auch bei den Sponsoren nicht, wie das Jahr für Jahr sein wird. Das hängt von vielen Faktoren ab. Man muss von Jahr zu Jahr schauen.

 

90minuten.at: Zum Abschluss noch zurück zum Sportlichen. Hätten Sie die Liga so eng erwartet?

Korherr: Nein, aber es ist sicher gut für den Fußball, dass es spannend bleibt. Das ist ein Mehrwert für die Liga, die Zwölferliga ist, das kann man so sagen, ein Volltreffer.

 

90minuten.at: Auch wenn Hartberg unter dem Strich landen sollte?

Korherr: Auch dann, das muss man offen sagen. Es ist eine tolle Geschichte.

 

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