LASK-Präsident Siegmund Gruber: "Glauben Sie, ich verkauf den Goiginger an Sturm Graz?"
Der LASK hat trotz Europacup-Aus erfolgreiche Tage hinter sich. Was bedeutet das für die nahe Zukunft? 90minuten.at hat bei Präsident Siegmund Gruber nachgehakt.
Von Georg Sander
Erst zwei Mal verließ der LASK diese Saison den Platz als Verlierer. Die Bezwinger: Besiktas und Red Bull Salzburg. Nur ein weiteres Mal wurden Punkte abgegeben. Es läuft rund beim LASK, auch wenn sich die Athletiker angesichts des späten und entscheidenden Anschlusstreffers der Istanbuler eine längere Europacupsaison verdient hätten. Dass wenige Tage später Rapid bezwungen werden konnte, zeigt, dass die Linzer auf dem richtigen Weg sind. Bereits im April hat 90minuten.at mit Präsident Siegmund Gruber gesprochen. Der Tenor damals: Es dauert eben bis zur Fertigstellung des neuen Stadions, bis der nächste Schritt folgen kann. Aber ist die Gugl nicht vielleicht doch eine Alternative, um den Rückenwind aus dem guten Sommer mitzunehmen? Wie bilanziert man den Europacup? Und wird sich am Transfermarkt noch etwas tun?
Wir haben zehn Millionen Euro Budget, Sturm hat um die 15, Rapid und Austria über 30. Am Geld, das wir zahlen, kann es nicht liegen. Warum bleiben sie also?
90minuten.at: Wie bilanzieren Sie die kurze Europacup-Saison des LASK – sportlich, finanziell und punkto Image?
Siegmund Gruber: Sportlich haben wir gesehen, dass wir sogar für einen Gegner, der letztes Jahr im Champions League-Achtelfinale war, unangenehm sein können. Wir haben uns international Respekt erarbeitet und haben Punkte für die Fünfjahreswertung gemacht. Finanziell – und das ist nichts Neues – ist der Europacup erst mit Einzug in die Gruppenphase attraktiv. Was man jetzt bekam, ist eher als Aufwandsersatz für die Kosten zu sehen.
90minuten.at: Selbst mit der ausverkauften Gugl macht man keinen Gewinn?
Gruber: Man macht schon einen, aber keine Millionen. Wenn die Gugl ausverkauft ist, haben wir ja trotzdem Kosten für die Produktion, die zugekaufte LED-Bande, Sicherheit. Da steigen auch die anderen Kosten. Es bleibt ein bisschen etwas übrig.
90minuten.at: Kann man sich vorstellen, macht es Sinn, bei einer etwaigen Meistergruppe-Teilnahme oder für Topspiele auf die Gugl auszuweichen?
Gruber: Nein, aus verschiedensten Gründen. Wir haben einen Stadionsponsor, wie soll ich den für drei Spiele mitnehmen? Nur weil wir jetzt gegen Besiktas dort gespielt haben, muss das nicht immer sein. Wir haben in der TGW Arena, angefangen beim Branding, viele Dinge, die es auf der Gugl einfach nicht gibt. Dort geht kein Stadionsponsoring.
90minuten.at: Außer bei den internationalen Spielen will man sich also nicht Zuschauer-mäßig verdrei- oder vervierfachen auf der Gugl?
Gruber: Das hat ja nichts damit zu tun, ob wir mehr Zuschauer haben können oder nicht. Wir sind an Verträge gebunden und das geht dann nicht. Es gibt die Möglichkeiten nur in Pasching, auch wenn das Stadion jetzt klein ist.
90minuten.at: Wir beobachten im Rahmen des Zuschauerchecks die Besucherzahlen ganz genau. Kurzfristig kamen nun keine Zuschauer. Wie beurteilen Sie das?
Gruber: Man muss dem eine Chance geben. Bei der Reform wurde nicht kurzfristig gedacht, sondern das Produkt Fußball mittelfristig zu entwickeln, damit dann wieder mehr Zuschauer kommen. Das geht auch nur über die Infrastruktur. Die Austria hat mit dem neuen Stadion einen tollen Job gemacht und das hoffen wir für 2022 auch.
90minuten.at: Der Europacup ist vorbei. Besteht die Möglichkeit, in den letzten Tagen der Transferzeit noch einmal Spieler zu verkaufen?
Gruber: Drehen wir es einmal um: Welcher Klub hat diesen Sommer so gut wie keine Spieler abgegeben? Wir und Red Bull Salzburg haben den Kader zusammen gehalten. Pavao Pervan haben wir in die deutsche Liga verkauft. Wir müssen die Transfererlöse nicht machen. Wir sind der Klub, der keine abgegeben hat. Warum kann der LASK die Spieler halten? Wir haben zehn Millionen Euro Budget, Sturm hat um die 15, Rapid und Austria über 30. Am Geld, das wir zahlen, kann es nicht liegen. Warum bleiben sie also? Entweder, weil es sportlich passt oder man sich wohl fühlt. Das verdient auch einmal eine lobende Erwähnung. Andere verkaufen den halben Kader. Bei uns gibt es defacto keine Ausstiegsklauseln, aber langfristige Verträge. Wir haben keinen Grund, einen Spieler abzugeben. Wenn die deutsche Bundesliga anklopft, ist das etwas anderes. Aber in Österreich? Aus welchem Grund sollten wir das machen? Glauben Sie, ich verkauf den Goiginger an Sturm Graz?
90minuten.at: Gerade diesen Sommer wurde unter den Klubs viel verkauft. Bräuchte es ein Gentlemen's Agreement, innerhalb der Liga weniger zu verkaufen. Das ging ja – vermutlich – auch zulasten der Europacup-Performance.
Gruber: Das wird auf einem Markt nicht funktionieren. Es ist aber jeder dazu angehalten, die Verträge so zu machen, dass es nicht möglich ist. Es liegt doch an jedem Verein selbst, ob er Verträge mit Ausstiegsklausel macht oder nicht. Wenn Alar eine um 600.000 Euro hat und Rapid die zieht, dann ist es so. Wir haben viele Verträge bis 2020 oder 2021 und reden lange vor Vertragsende mit den Spielern.