Amir Shapourzadeh: "Es haben sich schon Vereine mit langfristigen Verträgen übernommen"
Verpatzter Saisonstart, halbe Mannschaft weg - was kann die Admira tun, damit es besser wird? 90minuten.at hat bei Manager Amir Shapourzadeh nachgefragt.
Von Georg Sander
90minuten.at: Der Saisonstart war alles andere als gut. Wie bilanzieren Sie?
Amir Shapourzadeh: Wir haben schon vor der Saison gesagt, dass wir einen Umbruch haben werden, eine junge Mannschaft, die Zeit braucht. Ich denke aber, dass die einzelnen Ergebnisse, vor allem die negativen, unterschiedlich bewertet werden müssen. Unsere Aufgabe ist es, nicht nur die Resultate zu sehen. In Summe sind wir auf einem guten Weg. Die Mannschaft ist intakt.
90minuten.at: Wie lange gibt man sich Zeit?
Shapourzadeh: Ja, der Klassenerhalt muss das Ziel sein. Wir haben neben Hartberg das kleinste Budget aller Erstligisten. Die konsequente Förderung junger Spieler lautet unsere Philosophie. Dass junge Spieler Fehler machen, gehört dazu.
Die Vertragslaufzeit wurde als Chance für eine mögliche Ablösesumme gesehen. Es geht aber im Fußball nicht immer nur bergauf.
90minuten.at: In den letzten Jahren hörte es sich dann doch öfters ein bisschen anders an.
Shapourzadeh: In den letzten zwei Jahren hieß es immer, wir wären Abstiegskandidat Nummer eins. Das konnten wir eindrucksvoll widerlegen. Daraus darf man aber keinen überhöhten Anspruch formulieren! Das haben wir intern auch nie gemacht. Wir haben den Verein vor nicht einmal zwei Jahren kurz vor der Insolvenz übernommen. Zusätzlich zu den Lasten aus dieser Zeit gab es zu dieser Saison einen großen Umbruch. Es gingen Spieler, die teilweise über zehn Jahre zusammen gespielt haben. Deshalb denken wir Schritt für Schritt und wollen nachhaltig arbeiten. Dazu gehört zu vordererst die Gesundung des Clubs.
90minuten.at: Wie viele Verbindlichkeiten gibt es noch? Wann ist man schuldenfrei?
Shapourzadeh: Es wird bald der Fall sein, dass die Admira komplett schuldenfrei ist!
90minuten.at: Wenn das der Fall ist, kann auch wieder wo anders investieren.
Shapourzadeh: Natürlich. Gelder, die man durch Transfers einnimmt, könnten dann wieder in den Verein oder die Mannschaft reinvestiert werden.
90minuten.at: Ist es nicht etwas ironisch, dass, nachdem oft betont wurde, man wolle nicht jeden Spieler beim erstbesten Angebot gehen lassen, innerhalb eines Jahres so viele gehen?
Shapourzadeh: So ist es eben das Fußball-Geschäft. Man bestimmt nicht immer allein die Geschehnisse. Es ist aber ja auch eine Anerkennung der Arbeit, wenn man sieht, dass zahlreiche Admira-Spieler bei Sturm oder Austria gefragt sind. Als kleinerer Verein bildet man die Spieler aus. Und wenn die großen Clubs Abgänge und Bedarf haben, hat man nicht immer wirklich eine Chance, Spieler zu halten.
90minuten.at: Wann werden Sie nervös? Ein Trainer, der nie gewinnt, wird irgendwann in Frage gestellt.
Shapourzadeh: Diese Frage stellt sich überhaupt nicht. Vereinsführung, Trainerteam und Mannschaft sind selbstkritisch genug, um sich auszutauschen. Das Team ist intakt und alle ziehen mit. Ich bin überzeugt, dass wir eine gute Qualität haben. Wir hatten bislang noch kein Spiel, in dem wir mit unserer Viererkette spielen konnten, wir hatten noch nie Bestbesetzung. Unserer Ausrichtung verpflichtet haben wir bewusst junge Spieler eingebaut. Unser Nachwuchs ist Meister und spielt in der Youth League. Das spricht für Qualität. Ich bin tagtäglich beim Training und es ist so, wie es Ernst (Anm.: Baumeister) gesagt hat: Die Saison kam für diese Jungs ein paar Wochen zu früh.
90minuten.at: Mit Sasa Kalajdzic war man letzte Saison deutlich besser. Wann ist er wieder einsatzbereit?
Shapourzadeh: Er ist gut, ein wichtiger Baustein im unserem Kollektiv - keine Frage. Wir haben seine Verletzung konservativ behandelt, er wird aber zeitnah wieder mit der Mannschaft trainieren können. Wir wollen aber keinen Druck machen und nichts überstürzen. Seine vollständige Genesung steht hier im Vordergrund.
90minuten.at: Ist es geplant, im kommenden Zyklus wieder so einen Stamm zu haben, wie mit Wostry, Lackner und Co.? Eventuell auch über langfristige Verträge?
Shapourzadeh: Das kommt immer drauf an. Es gibt ja keine Garantie. Es haben sich schon Vereine mit langfristigen, gut dotierten Verträgen übernommen. Die Vertragslaufzeit wurde hier quasi als Chance für eine mögliche Ablösesumme gesehen. Es geht aber im Fußball nicht immer nur bergauf. Es gibt auch schwierige Zeiten. Dann können langfristige Verträge auch zur Belastung werden. Manche gehen hier höhere Risiken ein.
90minuten.at: Ist dann so eine lange Phase mit so einem Stamm eher unwahrscheinlich?
Shapourzadeh: Das nicht! Ich glaube schon, dass sich die Spieler hier wohl fühlen. Auch denen, die jetzt den Verein verlassen haben, wird es nicht so leichtgefallen sein. Und natürlich haben wir auch längerfristige Verträge, allen voran mit den Jungs, die aus der Akademie kommen. Man muss schon schauen, dass man die Jungs länger hält.