Thomas Hollerer: "Es waren insgesamt rund 20 Kandidaten"
ÖFB-Generalsekretär Thomas Hollerer spricht im Interview mit 90minuten.at über die katastrophale Außendarstellung des ÖFB, erklärt im Detail die Suche nach dem Sportdirektor und welche Lehren der Verband daraus ziehen muss.
Das Gespräch führte Michael Fiala
90minuten.at: Vergangenen Samstag wurde Peter Schöttel vom ÖFB-Präsidium zum Sportdirektor gewählt. Die Außendarstellung war in den vergangenen Wochen eine Katastrophe. Da kann sich der ÖFB-Generalsekretär wohl auch nicht beruhigend zurücklehnen und einfach zuschauen, oder?
Thomas Hollerer: Man kann sich natürlich nicht zurücklehnen und so tun, als ob nichts passiert wäre. Die Außendarstellung war desaströs und natürlich kann man nach derartigen Vorgängen nicht zur Tagesordnung übergehen. Das habe ich bereits mehrmals betont: Man muss ganz klar festhalten, dass Einzelinteressen nie über jene des Verbandes und über die des österreichischen Fußball gestellt werden dürfen.
90minuten.at: Warum war die Außendarstellung so wie sie ist?
Die Frage, wie das passieren konnte, wird von uns auch detailliert aufgearbeitet werden müssen. Es war wie ein Schneeballeffekt. Es gab einzelne unglückliche Aussagen bereits vor der Präsidiumssitzung in Gmunden, die Reaktionen provoziert haben, dadurch wurde eine Lawine losgetreten. Und wir müssen uns alle selber an der Nase nehmen, weil dann die Diskussionen nicht auf einer Sachebene geführt wurden. Und, das ist ganz wichtig: Der ÖFB hat zu wenig nach außen kommuniziert, wie bestimmte sachliche Abläufe und Prozesse erfolgt sind. Das war sicherlich ein Fehler, dass man diese Themen nicht öffentlich mitgeteilt hat.
Die Konsequenz ist, dass zum Beispiel der Sportdirektor nicht mehr ständig bei den Lehrgängen präsent ist. Das sind 50 Tage im Jahr, die der Sportdirektor dringend für andere Tätigkeiten benötigt.
90minuten.at: Sie haben eine „detaillierte Aufarbeitung“ angesprochen. Wie kann diese aussehen?
Wenn so eine Krise passiert, ist es einfach eine Frage der Krisenaufarbeitung – das obliegt den hauptamtlichen Mitarbeitern. Aber natürlich unterstehen wir dem Präsidium, es ist jedoch unsere Verantwortung eine Analyse zu liefern, welche Dinge falsch gelaufen sind und mögliche Lösungen für die Zukunft aufzuzeigen.
90minuten.at: Was hätten Sie persönlich machen können, um es gar nicht so weit kommen zu lassen?
Wir hätten früher versuchen müssen, die sachliche Ebene in die Kommunikation miteinzubringen.
90minuten.at: Sachliche Ebene, womit wir beim eigentlichen Thema des Interviews wären: Kommen wir zur Task-Force, die die Kandidaten für die Sportdirektorensuche gescoutet und einem Hearing unterzogen hat. Können Sie uns sagen, wie die Suche genau abgelaufen ist?
Wir haben zuerst die strukturelle Frage des Sportdirektors besprochen. Der Sportdirektor ist seit 2011 dem A-Team und dem Teamchef überstellt. Das birgt das Risiko, wenn eine Qualifikation nicht klappt oder die Leistungen schlecht sind, dass der Sportdirektor, der an sich für kontinuierliche Entwicklung stehen sollte, zwangsweise dann auch gemeinsam mit dem Teamchef evaluiert wird. Genau aus dem Grund ist eine derartige Struktur ziemlich ungewöhnlich. Wir haben daher den Sportdirektor neben den Teamchef gestellt haben – jedoch mit Kontrollfunktion.
90minuten.at: Was war die Konsequenz daraus?
Die Konsequenz ist, dass zum Beispiel der Sportdirektor nicht mehr ständig bei den Lehrgängen präsent ist. Das sind 50 Tage im Jahr, die der Sportdirektor dringend für andere Tätigkeiten benötigt. Es ist die Zurückführung des Systems auf vor 2011.