Oliver Glasner: "Ich halte nicht viel von der Dramaturgie von Auftaktspielen" [Teil 2]

Oliver Glasner, Trainer des LASK, geht mit seinem Team als Tabellenführer in das Frühjahr. Im Interview mit 90minuten.at äußert er sich unter anderem zur abgelaufenen Vorbereitung, dem Auftaktspiel gegen Liefering und die angepeilte Rückkehr in die Bundesliga. Das Gespräch führte Stefan Berndl

Zum Auftakt geht es gegen Liefering, den Tabellenzweiten. Danach wartet das Duell gegen Wacker Innsbruck. Inwiefern kann der Start in das Frühjahr bereits richtungsweisend für den LASK sein?

Natürlich wünschen wir uns, dass wir das Spiel in Liefering gewinnen. Aber wir wissen auch, dass es nicht ganz so einfach ist. Ich halte nicht viel von der Dramaturgie von Auftaktspielen. Wir haben letztes Jahr zum Start ins Frühjahr gegen Wr. Neustadt 1:2 verloren. Da hatten wir während der Vorbereitung das Cup-Spiel gegen die Wiener Austria, in dem wir super gespielt haben aber 0:1 verloren haben. Dann haben wir in Wr. Neustadt verloren, durch zwei Standardsituationen und waren dann in Innsbruck bis zur 93. Minute 0:1 hinten, haben erst in der Nachspielzeit den Ausgleich erzielt. Daraufhin haben wir von den nächsten acht Spielen sieben gewonnen und ein Unentschieden gespielt. Da ging also der Auftakt in die Hosen, dann haben wir allerdings eine Rückrunde gespielt, in der wir 39 Punkte geholt haben. Klar, wir wünschen uns den Sieg, weil ein Sieg immer gut ist und Punkte bringt, aber es hat jetzt auch nicht diese große Aussagekraft.

 

Die letzten beiden Duelle mit Liefering in dieser Saison endeten 3:3 und 2:4. Welche Lehren hat man aus diesen beiden Spielen gezogen für die kommende Partie?

Das es wieder ein Offensivspektakel wird. Ich glaube Liefering wird seine Spielanlage nicht ändern, wir auch nicht. Wir werden uns dort auch nicht mit einer Fünferkette im eigenen Sechzehner verschanzen, weil wir das nicht wollen und auch nicht meine Überzeugung ist. Deswegen werden wir auch wieder schnell nach vorne spielen, dabei wissen wir auch, dass uns die Schnelligkeit in ihrer Offensive jederzeit Probleme bereiten kann. Das nehmen wir in Kauf aber wir trauen uns zu, dass wir gegen Liefering gewinnen.

 

Es wurde immer wieder betont, dass der Titel kein Muss ist. Nach den letzten beiden Saisonen, in denen man um den Titel kämpfen wollte, sowie der zurückliegenden Herbstrunde und Tabellenführung: Wie groß ist der Druck auf Sie als Trainer und die Mannschaft, Meister zu werden?

Der Druck auf mich als Trainer kommt einzig und allein von mir selber, die Mannschaft soll und muss sich auch nicht unbedingt damit beschäftigen. Wir möchten uns nur damit beschäftigen, was uns hilft, Spiele zu gewinnen. Das Ergebnis soll dann der Titel sein. Irgendwelche Rechenspiele oder dass wir schauen, was in Lustenau passiert, hilft uns nicht, Spiele zu gewinnen. Sondern ich möchte, dass wir uns fußballerisch verbessern. Im Bereich mit dem Ball, gegen den Ball, beim Umschalten. Ich möchte, dass wir einfach besser werden, dann werden wir die nötigen Punkte holen und am Ende des Tages oben stehen. Wenn das nicht so ist, wenn wir uns fußballerisch zurückentwickeln, dann werden wir die Punkte nicht holen und dann haben wir es auch nicht verdient. Deshalb schauen wir in der sportlichen Abteilung, Trainer, Betreuer und Mannschaft, nur darauf, uns fußballerisch weiterzuentwickeln.

 

Wo sehen Sie selbst sich und den Verein in den nächsten paar Jahren, explizit, wenn die Ligareform durchgeführt wurde? Welche Rolle soll der LASK da spielen?

Natürlich hat der Verein ganz klar das Ziel, und dafür bin ich auch vor eineinhalb Jahren gekommen, dass wir den LASK wieder zurück in die Bundesliga führen. Und ihn dort versuchen, als fixe Größe zu installieren. Man muss ja auch sagen: Vor ziemlich genau drei Jahren haben die „Freunde des LASK“ einen konkursreifen Klub in der Regionalliga übernommen. Und jetzt klopft der Verein das dritte Mal in Serie an der Bundesliga an. Und ich glaube, da ist sehr, sehr viel schon entstanden und gewachsen. Wie gesagt: Wir haben auch dazwischen einen Kurswechsel vollzogen, sehr viel auf junge, eigene Spieler gesetzt. Wir haben ein Drittel unseres Stammkaders aus der Linzer Akademie. Das wird oft nicht so wahrgenommen, der LASK wird oft als der Krösus der Liga dargestellt. Da hat der LASK in den letzten drei Jahren einen großen Schritt nach vorne gemacht. Sicherlich hat es auch kleinere Schritte nach hinten gegeben, aber insgesamt entwickelt sich der gesamte Verein in die richtige Richtung. Das ist unser Ziel, dass wir den LASK in die Bundesliga bringen und dort salonfähig machen. Wir können aber nichts erzwingen. Wir alle arbeiten -  und damit meine ich den gesamten Verein – sehr akribisch, sehr fleißig um das zu schaffen. Dabei unterlaufen uns Fehler, wie allen anderen auch, die wir dann versuchen zu korrigieren. Und wir versuchen so wenige Fehler wie möglich zu machen, um unser Ziel zu erreichen. Und wir wissen auch, dass wir es erreichen werden. Ob es heuer schon so weit ist, das wissen wir nicht. Aber wir werden alles daran setzen, dass es so ist.

Ich glaube Oliver Glasner muss Oliver Glasner sein. Das wird er auch sein, mit seinen Stärken und Schwächen.

Oliver Glasner

Zum Abschluss noch zu Ihrer persönlichen Zukunft als Trainer: Welche Ziele haben Sie sich gesetzt?

Ich habe im Fußball aufgehört, recht weit nach vorne zu denken. Weil es immer anders kommt, als man eigentlich glaubt. Die letzten fünf Jahre, seit meinem Karriereende, hat sich eigentlich jedes Jahr anders entwickelt, als ich gedacht hatte. Und deswegen lebe ich im hier und jetzt, versuche für den Verein und die Mannschaft mein Bestes zu geben und versuche mich auch permanent weiterzuentwickeln, dazuzulernen, Erfahrungen zu sammeln. Ich stehe ja auch erst am Anfang meiner Trainerkarriere. Da versuche ich mich Schritt für Schritt zu verbessern. Und was dann daherkommt wird man sehen.

 

Gibt es in dieser Hinsicht irgendwelche Vorbilder, nach denen Sie sich orientieren?

Ich glaube Oliver Glasner muss Oliver Glasner sein. Das wird er auch sein, mit seinen Stärken und Schwächen. Das ist schon mein ganzes Leben so. Ich versuche mich als Mensch und Persönlichkeit immer weiterzuentwickeln. Nicht nur als Trainer, sondern vor allem als Mensch. Das ist ein steter Prozess. Da orientiere ich mich an niemand anderem, sondern an meinen Erfahrungen. Ich hinterfrage mich ständig selbst, reflektiere und setze mich mit mir selbst auseinander. Damit bin ich in meinem Leben bislang immer gut gefahren. Ich bin glücklich verheiratet, habe drei Kinder, ein tolles Familienleben, Freunde und einen Beruf, der mich seit über 20 Jahren total erfüllt und richtig Spaß macht. Früher als Fußballspieler, jetzt als Trainer. Das ist herausfordernd, aber ich denke mir jeden Tag, was ich für eine lässige Arbeit habe. Und deshalb werde ich das auch weiter so handhaben.

 

Wir danken für das Gespräch! 

 

In Teil 1 des Interviews erzählt Oliver Glasner unter anderem, wie er mit dem Fan-Andrang in Linz zufrieden ist ... (siehe Box unten)