Goran Djuricin: "Für mich ist Zoki Barisic einer der stärksten Trainer in Österreich"

Goran Djuricin scheut das kalte Wasser nicht. Wenn der SK Rapid Wien anruft, sagt man seiner Meinung nach nicht "Nein". Im Interview mit 90minuten.at spricht er über die turbulente Anfangszeit, Vergleiche mit Zoran Barisic und wann er "seine" Rapid sehen wird. Das Gespräch führte Georg Sander

Interview Goran Djuricin - Seite 1 - Seite 2 - Seite 3

 

90minuten.at: Sie wollen variablen Offensivfußball sehen. Wann werden wir den Fußball sehen, den Sie sich vorstellen?

Goran Djuricin: In der Vorbereitung im Sommer geht nicht viel. Da wird der Fokus mehr aufs Körperliche gelegt. Ich schätze, dass es so drei Monate dauert, bis man eine Handschrift erkennt, wenn man eine Mannschaft neu übernimmt. Unser Spiel wird in zwei Monaten schon anders aussehen. Diese Zeit braucht es.

90minuten.at: Warum machen Sie eine Trennung zwischen letzter und dieser Saison? Sie haben Rapid ja schon Anfang April übernommen.

Djuricin: Weil die Themen in den sieben Wochen bis zu Saisonende hauptsächlich Psychologie, Spaß wieder rein bringen und die Defensive waren. Wir mussten stabiler werden und in der Offensive hatten sie viele Freiheiten. Ich habe ihnen vorgegeben, wie ich es in Zukunft machen will – es werden 50 Prozent vorgegeben, 50 Prozent sollen sie selber entscheiden. In diesen sieben Wochen haben wir Feuerwehr gespielt. Es waren durch den Cup englische Wochen dabei, da konnten wir nicht viel trainieren.

In der Entwicklung eines Spieler ist es unbedingt notwendig, dass er mal auf der Bank sitzt und weiß, was er besser machen muss, was er schlecht gemacht hat.

Goran Djuricin über pädagogische Maßnahmen

90minuten.at: Welche Defensivtaktik wollen Sie dann in zwei Monaten sehen?

Djuricin: Ich will weit vorne attackieren und wenn wir hinten attackieren, will ich, dass wir wissen, was zu tun ist. Wir sollen in zwei bis drei verschiedenen Systemen attackieren können. Das sollte man in zwei, drei Monaten schaffen.

90minuten.at: Die Systeme sollen sich nach dem Gegner richten?

Djuricin: Darum geht es. Ob ich die Mitte stabiler halten will, etwa in einem 4-1-4-1 oder 4-4-2, wird sich weisen. Wir wollen mit zwei Stürmern spielen, damit wir eine Anspielstation mehr haben. Es ist total verschieden und wird sich erst heraus kristallisieren.

 

90minuten.at: Ist es in dem Zusammenhang gar nicht so unangenehm, dass man das Cupfinale verloren hat und somit weniger Spiele als die Konkurrenz hat? Das Ziel ist ja weit oben, wenn man bei Rapid sagt „Klassenerhalt“, dann fragt einen jeder, ob man deppert ist.

Djuricin: Das könnte sein. Wir verlassen uns aber nicht drauf, wir müssen auf uns schauen. Wir haben aber noch immer genug Verletzte, da ist es jetzt 'angenehmer', wenn man nur ein Spiel in der Woche hat.

 

90minuten.at: Wollen Sie also bis in den Spätsommer hinein aufbauen, möglicherweise auch Fehler zulassen? Viele junge Spieler müssen viel Verantwortung schulden, junge Spieler sind fehleranfälliger.

Djuricin: Das eine schließt das andere nicht aus. Die Jungen brauchen hundertprozentig Zeit, aber es müssen Sachen trotzdem angesprochen werden, sonst kann ich mich nicht weiter entwickeln. In der Entwicklung eines Spieler ist es unbedingt notwendig, dass er mal auf der Bank sitzt und weiß, was er besser machen muss, was er schlecht gemacht hat. Oder dass er in der Halbzeit rauskommt und weiß, dass das nichts war. Da gibt es wenige Spieler in Europa, die vom 18. bis zum 30. Lebensjahr immer spielen.

90minuten.at: Kommen wir zu Ihnen persönlich. Sie beschreiben sich als „wahnsinnigen Typ“. Muss man wahnsinnig sein, um aus dem Amateurfußball zu Rapid zu wechseln?

Djuricin: Ich bin wahnsinnig stolz, dass ich Rapid trainiere. Oft ist es gar nicht so schlecht, wenn du ins kalte Wasser gestoßen wirst. Da gibt es nicht viel Zeit zu überlegen. Die Interimszeit war extrem heavy. Die Drucksituation war für die Mannschaft, mich, den Staff schlimm. Siege waren Pflicht, sonst hätte es in der Tabelle ganz schlecht ausgesehen. Dann kam noch der Trainerkurs dazu. Und die Umstellung von „Arbeiten gehen und Amateur-Trainer sein“ zu nur noch Trainer war schon im Herbst eine riesige Umstellung. Da muss man schon viel aushalten. Stressmanagement ist extrem wichtig, überhaupt bei diesem Verein.

 

>>>  Seite 2 – Djuricin über Canadi: "Habe gemerkt, dass es anders besser wäre"