Peter Svetits: „Bundesliga-Vorstand Herovits hat mit ein paar anderen etwas gespielt, damit wir die Lizenz nicht bekommen.“

Peter Svetits holt im 90minuten.at-Interview aus und beschuldigt die Bundesliga-Führung, mit Austria Klagenfurt ein Spiel gespielt zu haben. Diese nimmt es gelassen. Von Michael Fiala  

Peter Svetits und der österreichische Fußball - ein Kapitel, das seit Jahren manchmal mehr oft aber auch weniger erfolgreich geschrieben wird. Seine Zeit beim GAK beschäftigt mittlerweile die Gerichte und auch sein Werken bei Austria Klagenfurt sollte zuletzt beim OGH landen, weil er die Nichterteilung der Lizenz im Mai 2016, die auch vor dem Schiedsgericht bestätigt wurde, nicht akzeptieren wollte.

 

Mit Beschluss vom 02.03.2017 hat der Oberste Gerichtshof (OGH) die Klage von SK Austria Klagenfurt gegen die Österreichische Fußball-Bundesliga (BL) wegen Aufhebung eines Schiedsspruchs im Zusammenhang mit der Lizenzverweigerung für die Saison 2016/17 jedoch abgewiesen.

 

Svetits das Opfer der Bundesliga

Svetits muss das Urteil zähneknirschend akzeptieren, fühlt sich aber weiterhin als Opfer der Bundesliga, die den umstrittenen Fußballfunktionär einfach nicht dabei haben will. Im 90minuten.at-Interview wirft Svetits mit Vorwürfen um sich, beschuldigt die Liga-Führung eines Komplotts, weil Svetits sonst die nicht-gewollte Liga-Reform zu Fall gebracht hätte. Für die Bundesliga war das OGH-Urteil ein wichtiger Spruch, wurde doch der Instanzenweg voll und ganz bestätigt. 

 

Im Zentrum der ganzen Causa der Nicht-Lizenz steht eine verlangte Bankgarantie, die von Sponsor Paradiso Bau, dessen Geschäftsführer niemand geringerer als Skender Fani – gleichzeitig auch Vizepräsident von SK Austria Klagenfurt – ist. Die Opferrolle wird auch hier angenommen: Kein anderer Klub außer Austria Klagenfurt hätte eine Bankgarantie legen müssen – meint Svetits. Woher er das weiß? „Das sickert durch“. Im Interview mit 90minuten.at versucht er Licht ins Dunkel zu bringen.

 

90minuten.at: Sie haben das OGH-Urteil zur Kenntnis genommen, aber die Bundesliga kritisiert, weil Austria Klagenfurt der einzige Verein sei, von dem eine Bankgarantie verlangt wurde. Woher wissen Sie, dass Austria Klagenfurt der einzige Verein ist, der eine Bankgarantie hinterlegen musste?

Peter Svetits: Von den 20 Bundesliga-Vereinen ist nur von uns eine verlangt worden.

 

90minuten.at: Aber woher wissen Sie das?

Svetits: Das sickert durch, wenn man sich so umhört, ich habe mit einigen Vereine gesprochen, die haben mir das bestätigt.

 

90minuten.at: Aber nicht alle Vereine?

Svetits: Nein, die meisten. Aber es ist nicht nur das. Es gibt einige Sachen, die sehr dubios damals abgelaufen sind. Das war sehr fragwürdig.

 

90minuten.at: Was wäre das?

Svetits: Es wurden Fristen verkürzt und wir haben ein uneingeschränktes Testat eines Wirtschaftsprüfers vorgelegt, dass die Saison 2016/17 ausfinanziert ist. Man hat sich in Summe sehr bemüht, um Gründe zu finden, damit wir die Lizenz trotzdem nicht bekommen.

 

Glauben Sie, dass Rapid, Austria oder andere Vereine jemals eine Bankgarantie hinterlegen mussten …?

Peter Svetits

Wie auch immer: Bundesliga-Vorstand Herovits hat mit ein paar anderen etwas gespielt, damit wir die Lizenz nicht bekommen. Er hat von uns als einzigen Klub eine Bankgarantie verlangt. Zudem wurden die Protokolle falsch geschrieben.

Peter Svetits

90minuten.at: Warum sollte die Bundesliga ein Interesse daran haben, dass Sie keine Lizenz bekommen?

Svetits: Ich war ein Reformgegner. Mit der Reform wird der gesamte Unterbau umgebracht. Die 2. Liga hat sportlich gesehen funktioniert, finanziell hat man den Vereinen jedoch mit den hohen Auflagen die Luft genommen.

 

90minuten.at: Wie hat man den Vereinen die Luft genommen?

Svetits: Das war schon mit Austria Salzburg sehr komisch. Man hat dem Verein so hohe Auflagen gegeben, man hat ihnen den Spielort Schwanenstadt vorgeschrieben, Zuschauer ausgeschlossen und dann wundert man sich, dass Klubs wirtschaftlich nicht überleben.

 

90minuten.at: Aber bei Austria Salzburg sind ja auch sehr schwere Fehler passiert ..

Svetits: Ja, aber die Lizenzierung ist deswegen da, um zu zeigen, dass die Wirtschaftlichkeit des Vereins für die laufende Saison gegeben ist und nicht um einen Verein mit hohen Auflagen in den Ruin zu treiben. Austria Klagenfurt hat seine Spieler immer pünktlich bezahlt und ist keinem Spieler etwas schuldig geblieben.

 

90minuten.at: Warum haben Sie die Bankgarantie nicht erbracht?

Svetits: Ich kann ja keinen Sponsor vorschreiben, was er tun soll. Die Bundesliga schreibt etwas vor, was ich nicht direkt erbringen kann, sondern da bin ich abhängig vom Sponsor, ob der die Bankgarantie erbringen will. Glauben Sie, dass Rapid, Austria oder andere Vereine jemals eine Bankgarantie hinterlegen mussten …?

 

90minuten.at: … das wissen wir nicht …

Svetits: Aber ich weiß es.

 

90minuten.at: Woher wissen Sie das?

Svetits: Weil man mit den Klubs spricht und dabei einiges erfährt. Wir waren der einzige Verein, dem man eine Bankgarantie vorgeschrieben hat. Gleichbehandlung, wie von Herrn Herovits in der Bundesliga-Aussendung erwähnt, klingt für mich wie ein Hohn. Wo bleibt hier die Gleichbehandlung? Man müsste den Herrn Herovits fragen, ob er von allen Vereinen – Stichwort Gleichbehandlung – eine Bankgarantie gefordert hat. (Anm. der Redaktion: Siehe Statement der Bundesliga am Ende des Interviews). Tatsache ist, dass unser Sponsor ein hohes Immobilienvermögen und Geld vorgewiesen hat. Die Bundesliga hat – unabsichtlich oder absichtlich – eine falsche Bonitätsauskunft eingeholt und deshalb eine Bankgarantie verlangt. Es hat halt Bundesliga-Vorstand Herovits und ein paar anderen hineingepasst, dass wir keine Lizenz bekommen, damit die Reform duchgeboxt werden kann. Doch es ist noch etwas dubios…

 

90minuten.at: … und zwar?

Svetits: Mit dem Zeitpunkt, als das Schiedsgericht die Lizenz nicht erteilt hat, hatte ich auch kein Stimmrecht in der Bundesliga mehr und konnte somit auch nicht mehr bei der Reform abstimmen. (Anm. d. Redaktion: Wenn einem Verein die Lizenz nicht erteilt wurde und der Instanzenweg abgeschlossen ist, erlischt auch die Mitgliedschaft und somit das Stimmrecht. Die Hauptversammlung mit der Abstimmung hat nach dem Urteil des Schiedsgerichtes stattgefunden)

 

90minuten.at: Warum sprechen Sie eigentlich immer von „dem Hauptsponsor“. Ist der geheim?

Svetits: Der Vertrag für das Sponsoring galt nur für die 2. Liga und ist somit nicht in Rechtskraft erwachsen. Der Sponsor wäre also nur in Erscheinung getreten, wenn wir die Lizenz bekommen hätten. Das ist ja jetzt nicht mehr interessant, das ist vorbei, leider.

 

90minuten.at: Im OGH-Urteil steht, dass es sich bei dem Hauptsponsor um Paradiso Bau handelt. Deren Geschäftsführer ist der  nicht unbekannte Skender Fani, der auch gleichzeitig Vizepräsident von Austria Klagenfurt ist.  

Svetits: Die Bundesliga hat von Paradiso Bau eine falsche Bonitätsauskunft eingeholt. Und deswegen haben wir die Lizenz im Endeffekt nicht bekommen.

 

90minuten.at: Warum genau?

Svetits: Die Richtlinien der Bundesliga sagen aus, dass man eine Bankgarantie oder einen Ersatz dafür erbringen muss. Wir haben beide persönlich die Haftung übernommen, dass der Sponsor bezahlt. Das war eine fehlerhafte Bonitätsprüfung der Bundesliga. Man hat sich sehr bemüht, Gründe zu finden, warum wir die Lizenz nicht bekommen sollen.

 

90minuten.at: Zweifeln Sie also das OGH-Urteil an?

Svetits: Der OGH hat das inhaltlich nicht überprüft. Den OGH hat nur interessiert, ob es sich dabei um eine Grundrechtsverletzung handelt. Es ist nicht darum gegangen, ob das inhaltlich richtig oder falsch war.

 

90minuten.at: Wie bewerten Sie dann das OGH-Urteil?

Svetits: Der OGH hat den Stempel darauf gegeben, dass das Neuerungsverbot beim Schiedsgericht gültig ist. Dabei ist das Schiedsgericht außerhalb der Bundesliga wieder die erste Instanz und in der ersten Instanz gibt es kein Neuerungsverbot. Ich wurde jedoch bei der Lizenzabgabe so wie alle anderen Klubs dazu genötigt, die Schiedsgerichtsklausel zu unterschreiben. Damit unterwerfe ich mich dem Vereinsgesetz. Wie auch immer: Bundesliga-Vorstand Herovits hat mit ein paar anderen etwas gespielt, damit wir die Lizenz nicht bekommen. Er hat von uns als einzigen Klub eine Bankgarantie verlangt. Zudem wurden die Protokolle falsch geschrieben.

 

90minuten.at: Wer hat Protokolle falsch geschrieben?

Svetits: Das Protestkomitee hat – wissentlich oder unwissentlich -  die Protokolle falsch geschrieben.

Im Protokoll steht, dass wir nicht um Parteiengehör angesucht haben. Das ist falsch. Wir haben um Parteiengehör angesucht und das wurde auch genehmigt. Und im Protokoll findet sich das nicht wider. Das ist eine ganz dubiose Geschichte, dann hätten wir alles aufklären und richtig stellen können und dann hätten wir die Lizenz bekommen.

 

90minuten.at: Wie geht es jetzt für Sie weiter?

Svetits: Ich muss jetzt schauen, dass wir nicht absteigen. Die Regionalliga ist ein hartes Pflaster. Mit der Reform wird es noch schwerer ..

 

90minuten.at: Inwiefern?

Svetits: Die Reform ist ein Schnellschuss, der nach hinten losgeht. Der ganze Unterbau geht kaputt. Diese Mischung aus Profi- und Amateurklubs wird nicht funktionieren. Und dann muss ich auch noch die Meldungen zur neuen Aufteilung des TV-Geldes lesen ..

 

90minuten.at: Was stört Sie daran?

Svetits: Der sogenannte Experte Hans Rinner sagt, dass es ausgewogen ist. Man grabt sechs bis acht Vereinen das Wasser ab und verkauft es als Erfolg. Da kenn‘ ich mich nicht aus. Da hat Herr Rinner aber komische Ansichten. Wo bleibt die Solidarität? Die Vereine, die mehr Geld haben, sind erfolgreicher, bekommen dann mehr Punkte und somit noch mehr Geld. Da bleiben die kleinen Vereine auf der Strecke.

 

Danke für das Interview!

 

Auf 90minuten.at-Anfrage teilte die Österreichische Fußball-Bundesliga zu diesem Interview folgendes mit:

 

„Das OGH-Urteil (abrufbar unter https://www.ris.bka.gv.at/Jus/ unter der Geschäftszahl 18OCg6/16f) spricht für sich, von einer detaillierten Kommentierung der einzelnen Behauptungen und Anschuldigungen wird daher Abstand genommen.

Drei Punkte sind jedoch explizit zu erwähnen:

Die Aufforderung zur Beibringung einer Bankgarantie im Rahmen des Lizenzierungsverfahrens ist nichts Unübliches, dies wurde in der Vergangenheit von unterschiedlichen Klubs verlangt und kann – sofern notwendig – auch zukünftig verlangt werden.

Der SK Austria Klagenfurt war so wie alle anderen Klubs in den Diskussionsprozess rund um die Ligareform involviert. Durch die Lizenzverweigerung war der Klub bei der entscheidenden Außerordentlichen Hauptversammlung am 31. Mai 2016 nicht mehr stimmberechtigt. Die Ligareform wurde mit 81 % Zustimmung beschlossen, der Beschluss hätte somit auch mit eventuellen Gegenstimmen von SK Austria Klagenfurt nicht anders gelautet.

Abschließend dürfen wir festhalten, dass die Bestimmungen des Lizenzierungsverfahrens ebenso wie die Einrichtung des Ständigen Neutralen Schiedsgerichts und der diesbezüglichen Verfahrensordnung von den Mitgliedern der Österreichischen Fußball-Bundesliga, also den Klubs selbst, beschlossen wird.“

 

>>> Oberster Gerichtshof weist Klage von Austria Klagenfurt ab