Weimann: "Ich hatte immer das Glück, bei großen Vereinen zu spielen"
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Weimann: "Ich hatte immer das Glück, bei großen Vereinen zu spielen"

Blackburn-Legionär Andreas Weimann spricht im Interview über seine Aufstiegsambitionen, das besondere Verhältnis zu seinem Coach und das Gerücht über eine Rückkehr nach Österreich.

Wie schnell die Zeit vergeht.

Ganze 17 Jahre sind vergangen, seit Andreas Weimann im englischen Profifußball bei Aston Villa andockte. Seitdem zog es ihn nicht mehr weg aus dem Mutterland des Fußballs.

Während seiner Laufbahn hat sich einiges getan. Einst angetreten in der Premier League - dort über 100 Spiele absolviert -, hat sich der mittlerweile 33-Jährige in der zweitklassigen Championship etabliert. Mit dem ÖFB-Team durfte der Offensivspieler zur EURO 2024.

Nun erreichte er bei den Blackburn Rovers die Marke von 100 Karriere-Toren. Und das ausgerechnet im East-Lancashire-Derby gegen den FC Burnley, in dem ihm ein sehenswerter Treffer gelang.

Per Halb-Volley setzte er den Ball in den rechten Knick. Die Belohnung: Die Auszeichnung zum Tor des Monats August.


90minuten: Gratuliere dir zum Tor des Monats! Wie sehr freust du dich über die Auszeichnung?

Andreas Weimann: Danke! Es ist ein schönes Gefühl. Ich habe zuvor nie die Auszeichnung zum Tor des Monats erhalten. Das Tor war nicht schlecht und die Trophäe ist auch schön.

90minuten: Zählt der Treffer gegen Burnley zu den schönsten Toren deiner Karriere?

Weimann: Das Tor gehört sicher zu den schönsten meiner Karriere. Außerdem war es mein 100. Karrieretreffer in einem riesengroßen Derby. Ein solches Tor in so einem speziellen Spiel zu schießen, ist einzigartig.

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Weimann bejubelt sein 100. Karrieretor im Derby gegen Burnley.

90minuten: Welches deiner 100 Tore ist dir besonders in Erinnerung geblieben?

Weimann: Es ist schwer, sich auf eines festzulegen. Natürlich ist mein allererstes Karrieretor ganz weit oben. Es waren einige schöne Tore dabei. Auch meinen ersten Treffer für das ÖFB-Team werde ich nie vergessen.

90minuten: Du hast im Vorfeld angekündigt, in die Premier League aufsteigen zu wollen. Wie sind die Aussichten innerhalb des Vereins? Bei den Buchmachern zählen die Rovers nicht zu den Favoriten.

Weimann: Von 24 Mannschaften sagen 20, dass sie aufsteigen wollen. Jedes Jahr ist das Aufstiegsrennen ganz eng. Die Favoriten sind natürlich immer die Klubs, die aus der Premier League abgestiegen sind, weil sie über mehr Budget verfügen. Jedoch gibt es auch Vereine, die überraschen und vorne mitspielen. Hoffentlich sind wir diejenigen, die für eine Überraschung sorgen.

Blackburn ist ein großer Traditionsklub, der schon mal die Premier League gewonnen hat. Ich hatte immer das Glück, bei großen Vereinen spielen zu dürfen.

90minuten: Bei Blackburn hast du für ein Jahr unterschrieben. Wirst du darüber hinaus bei den Rovers bleiben? Ist dein Verbleib abhängig davon, ob der Aufstieg gelingt?

Weimann: Der Verbleib ist nicht vom Aufstieg abhängig. Ich bin schon neun Jahre lang in der Championship aktiv. Wir werden sehen, wie die Saison verläuft. Wie es danach weitergeht, kann ich noch nicht sagen. Bis jetzt habe ich in jeder Partie gespielt, hoffentlich setzt sich dieser Trend fort. Am Ende der Saison wird sich ergeben, ob ich in Blackburn bleibe oder nicht. Natürlich hoffe ich auf einen Verbleib.

90minuten: Blackburn ist nicht deine erste Station in England. Du warst schon bei Aston Villa, Watford, Derby, Wolverhampton, Bristol und West Bromwich. Was macht Blackburn so besonders? Ist das Leben dort anders als bei deinen vorherigen Stationen?

Weimann: Eigentlich lebe ich seit meinem Aufenthalt in England in der Nähe von Birmingham. Ich habe drei Kinder, die dort in die Schule gehen. Dadurch, dass ich nur ein Jahr Vertrag in Blackburn habe, zahlt es sich nicht aus, umzuziehen. Dafür übernachte ich wöchentlich zwei Mal in einem Hotel. Blackburn ist ein großer Traditionsklub, der schon mal die Premier League gewonnen hat. Ich hatte immer das Glück, bei großen Vereinen spielen zu dürfen. Einen großen Unterschied zu Blackburn erkenne ich nicht.

90minuten: Nach deiner Zeit bei West Bromwich wurdest du vereinslos. Blackburn mit Trainer John Eustace nahm dich auf. Ihn kennst du bereits aus gemeinsamen Watford-Zeiten. Welche Rolle hat er bei deinem Wechsel gespielt?

Weimann: Mein Manager hat bei ein paar Vereinen angefragt, ob ich mittrainieren kann. Eustace hat zugestimmt. Für mich war es wichtig, dass am Ende ein Vertrag rauskommt, wenn es für alle Beteiligten passt. Sonst hätte es sich nicht ausgezahlt, dass ich am Training teilnehme. Daher habe ich gewusst, dass ich bei den Rovers unterschreiben werde.

90minuten: Als Spieler standet ihr gemeinsam auf dem Feld, nun ist Eustace dein Cheftrainer. Wie ist in der Hinsicht die Zusammenarbeit mit ihm? Gibt es Unterschiede zu früher?

Weimann: Man nennt ihn nicht mehr beim Namen, sondern Coach (lacht). Die Art der Kommunikation zwischen uns ist aber gleich geblieben. Es ist schon 14 Jahre her, dass wir gemeinsam auf dem Feld standen. Damals war ich auch erst 19 Jahre alt, von daher hat sich seither doch einiges verändert.

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Ehemals Mitspieler, nun Trainer: John Eustace.

90minuten: Mit 33 Jahren gehörst du zu den erfahrensten Spielern bei den Rovers. Hast du dementsprechend auch eine Führungsrolle innerhalb des Teams?

Weimann: Blackburn hat, inklusive mir, drei Spieler, die älter als 30 sind, geholt. Letztes Jahr hatte das Team keinen einzigen Akteur, der über 30 Jahre alt war. Daher wollte der Trainer Erfahrung in die Mannschaft bringen. Unsere Aufgabe besteht darin, das Gespräch mit den Spielern zu suchen und Verbesserungsvorschläge zu machen, wenn es mal nicht gut läuft. Die Spieler haben das auch positiv aufgenommen und mir gefällt die Rolle sehr.

90minuten: Zudem erreichst du im englischen Profifußball die Marke von 500 Pflichtspielen. In der Championship sind es bald 350. Was sagst du zu diesen Zahlen?

Weimann: 500 ist eine schöne Marke! Natürlich ist es super, aber die Zeit ist auch sehr schnell vergangen. Jede Saison spiele ich round about 50 Spiele. Ich hoffe, eines Tages die 600 zu erreichen.

90minuten: Du wurdest bei Rapid ausgebildet und bist dann mit 16 Jahren nach England ausgewandert. Bis heute bist du im Mutterland des Fußballs geblieben. Hättest du jemals gedacht, dass du so lange auf der Insel bleibst?

Weimann: Wahrscheinlich nicht. Im Juni 2025 werden es 18 Jahre sein, seitdem ich in England bin. Es gab nie einen Moment, wo ich den Umzug aus Österreich bereut habe. Auch bekam ich nie das Gefühl, Heimweh gehabt zu haben. Es ist super verlaufen! Ich bin froh, dass ich diesen Schritt gemacht habe.

Ich habe von Sturm und Austria nichts gehört, sondern es nur in den Medien gelesen. Ich habe mit keinem dieser Klubs gesprochen.

90minuten: Wurden deine Erwartungen erfüllt oder gar übertroffen?

Weimann: Mein erstes Ziel bei Aston Villa war es, mich durch die Jugend in die Kampfmannschaft hochzukämpfen. Das schaffte ich und kam auf über 100 Einsätze in der Premier League. Als kleiner Junge hätte ich mir das beispielsweise nie erwartet. Mittlerweile bin ich gute 17 Jahre im englischen Profifußball aktiv. Ich bin sehr stolz darauf und hoffe auf paar weitere Jahre.

90minuten: Eine Rückkehr nach Österreich stand im Raum. Sturm und vor allem die Austria sollen angeklopft haben. Ist an diesen Gerüchten etwas dran?

Weimann: Ich habe von Sturm und Austria nichts gehört, sondern es nur in den Medien gelesen. Ich habe mit keinem dieser Klubs gesprochen. Von meiner Seite aus ist an den Gerüchten nichts dran.

90minuten: Gab es im Laufe deiner Karriere jemals Angebote bzw. die Option, außerhalb Englands zu spielen?

Weimann: Angebote gab es keine. Es fanden Gespräche statt, doch konkret wurde es nie. Ich fühle mich sehr wohl in England. Meine Frau kommt auch aus England, meine Kinder gehen hier in die Schule. Für mich ist England immer die Nummer eins gewesen. Daher gab es nie einen Grund, von hier wegzugehen.

90minuten: Soll bedeuten, dass du in England deine Karriere beenden wirst?

Weimann: Ich denke schon.

90minuten: Wird das in Blackburn der Fall sein?

Weimann: Das weiß ich nicht. Ich habe ein Jahr Vertrag. Mir gefällt es hier sehr. Es kommt natürlich auf den Verein an, ob er mit mir verlängern möchte.


90minuten: Du bist ein Beispiel dafür, dass man es schaffen kann, sich als Österreicher in England zu etablieren. Was braucht es deiner Meinung nach, damit sich zukünftig ein junger Österreicher in England durchsetzt?

Weimann: Schwierig zu sagen, da die Situation vor 17 Jahren anders war als heute. Egal ob es in England, Deutschland oder Österreich ist, man braucht etwas Glück, um als junger Spieler die Chance zu ergreifen. Es zählt der Glaube an sich und der Wille, alles zu geben. Dann liegt es an einem selber, wie sehr man es will, um sich dann durchzusetzen.

90minuten: Was traust du Olawesun Adewumi zu, der vom FAC zu Burnley wechselte und jetzt eine Saison an Dundee verliehen ist? Schafft er den Durchbruch in England?

Weimann: Leider habe ich ihn noch nie spielen sehen. Natürlich wünsche ich ihm alles Gute. Wenn er dran bleibt, die Chance und das bisschen Glück hat, kann er sich durchsetzen.

90minuten: Abschließend noch ein Wort zum ÖFB. Das Team hat bei der EURO für Furore gesorgt. Wie hast du die Zeit dort miterlebt?

Weimann: Für mich persönlich waren es wunderschöne vier, fünf Wochen. Natürlich waren wir enttäuscht, dass wir im Achtelfinale ausgeschieden sind. Trotzdem hätte ich mir davor niemals erträumen können, dass ich mit Österreich bei einem Großereignis dabei bin. Obwohl ich gegen die Niederlande nur zwei, drei Minuten gespielt habe, war das Erlebnis dennoch wunderschön. Meine Familie war bei dem Spiel vor Ort.

90minuten: Wie sind deine Aussichten beim ÖFB?

Weimann: Natürlich ist meine Einberufung abhängig davon, ob ich beim Verein regelmäßig spiele. Selbstverständlich freue ich mich immer, beim ÖFB dabei zu sein. Ich verstehe mich sehr gut mit den Betreuern und den Spielern. Mein Ziel ist es immer zu spielen. Wenn ich nicht zum Einsatz komme, dann bringe ich mich im Training super ein.

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