Wacker Innsbruck & Investoren: Wohl kaum ein Klub aus Österreich kann mehr Geschichten über die (meist nicht sehr erfolgreiche) Zusammenarbeit mit Geldgebern erzählen, als die Tiroler.
Doch jetzt soll alles anders werden, denn dieses Mal habe man sich lange und intensiv darauf vorbereitet.
Wie die genaue Zusammenarbeit mit Los Angeles FC aussieht, warum die Fans den Investor bisher gutheißen, und warum Transparenz dabei ein wichtiges Thema ist, erzählt Wacker-Präsident Hannes Rauch im Interview, das im Rahmen des Themen-Schwerpunkts "Investoren" aufgezeichnet wurde. Und weil auch gerade Weihnachten ist, wünscht sich Rauch eine Rückkehr in die ADMIRAL Bundesliga.
90minuten: Im Frühjahr 2023 hat Wacker Innsbruck die Zusammenarbeit mit Los Angeles FC bekanntgegeben und einen Investor an Bord geholt. Wie hat sich diese Zusammenarbeit ergeben und wie funktioniert diese bisher?
Hannes Rauch: Vor ziemlich genau zwei Jahren ist es mit dem ersten Kontakt und den Verhandlungen losgegangen. Uns war dabei immer klar, dass wir eine Zusammenarbeit den Mitgliedern zur Abstimmung geben; das war der erste Schlüssel zu einer erfolgreichen Zusammenarbeit, weil wir transparent agiert haben. Wir hatten immer im Fokus: Wollen die Mitglieder überhaupt den strategischen Partner? Wenn es da Widerstände gegeben hätte, hätten wir das nicht gemacht. Mit über 98 Prozent Zustimmung haben wir damals fast alle ins Boot geholt.
90minuten: Wie sieht die tägliche Zusammenarbeit mit dem Investor aus? Ist diese überhaupt täglich?
Hannes Rauch: Es ist eine nahezu tägliche Zusammenarbeit. Man kann es sich so vorstellen, dass die Strategieentwicklung eine wesentliche Rolle spielt. Die Umsetzung ist dann aber entscheidend. Der zweite Schlüssel zum Erfolg ist, Ziele gemeinsam zu definieren, um einen Interessenkonflikt in der Umsetzung auszuschließen.
90minuten: Das heißt konkret?
Hannes Rauch: Bei uns ist es so, dass sowohl die wirtschaftlichen Ziele mit einem gesunden Budget abgesprochen als auch die sportlichen Aspekte besprochen werden. Die wirtschaftliche Basis ist dabei wesentlich. LAFC ist regelmäßig in Innsbruck, alle paar Wochen vor Ort, wir haben einen Hauptansprechpartner, LAFC hat noch dazu mit Harald Gärtner einen Berater in Europa engagiert, da gibt es schon nahezu tagtäglichen Kontakt. Je nach Thema hat man dann unterschiedliche Ansprechpartner. Generell kann ich sagen: LAFC ist viel bei uns vor Ort, was der dritte Schlüssel zum Erfolg ist. Man kennt den Investor vor Ort, er ist greifbar und auch die Fans können mit ihnen sprechen.
Derzeit gibt es noch keine Beteiligung von LAFC. Es gibt bisher nur den Beschluss über die Zusammenarbeit. Der Verein ist gerade dabei, zwei Kapitalgesellschaften zu gründen, eine Sport GmbH und eine Marketing-GmbH, wo wir dann Anteile abgeben.
90minuten: Gab es in der bisherigen Zusammenarbeit Interessenskonflikte?
Hannes Rauch: Wir sind in den Entscheidungen sehr autonom. Es werden die Grundziele gemeinsam besprochen und dann arbeiten wir hier in Innsbruck daran. Parallel gibt es wie schon erwähnt immer wieder Abstimmungen. Aber dadurch, dass wir alles sehr transparent vorab besprochen haben und alle Stakeholder bis ins kleinste Detail informiert waren, gab es bisher keinen einzigen Konflikt. Wir haben eine große, gemeinsame Vertrauensbasis.
90minuten: Wie sehen die Beteiligungsverhältnisse aus?
Hannes Rauch: Derzeit gibt es noch keine Beteiligung von LAFC. Es gibt bisher nur den Beschluss über die Zusammenarbeit. Der Verein ist gerade dabei, zwei Kapitalgesellschaften zu gründen, eine Sport GmbH und eine Marketing-GmbH, wo wir dann Anteile abgeben.
90minuten: Wie groß werden die Anteile sein, die man abgibt?
Hannes Rauch: Eine große Mehrheit der Anteile geht an LAFC, um das Risiko zu minimieren. "We are here to stay" ist das Motto, und das wird dadurch auch gelebt. Es gibt großes Interesse, mit uns gemeinsam Erfolg zu haben.
90minuten: Mit der 50+1 Regel ist eine große Mehrheit aber nicht vereinbar…
Hannes Rauch: Wir kennen die Besonderheit mit der 50+1 Regel in Österreich. Man muss sich keine große Sorgen machen, dass der Klub an Einfluss verliert. Es muss aber sowieso eine Partnerschaft sein, sonst helfen auch Mehrheiten nichts. Wenn Wacker Innsbruck dann in den Profifußball aufsteigt, werden auch die Mehrheitsverhältnisse so passen, damit diese den Regeln entsprechen.
90minuten: Wann soll diese Ausgliederung passieren?
Hannes Rauch: Wir haben vor einigen Wochen eine Mitgliederversammlung gehabt, wo wir festgelegt haben, dass wir die Gesellschaften gründen und die Anteile abgeben. Und zwar so schnell wie möglich. Bis im ersten Quartal 2025 sollen die Gesellschaften tätig und personell besetzt sein. Die gesamte erste Mannschaft wird dann in die Sport GmbH ausgegliedert, so wie man es aus dem Profifußball kennt. Im Verein bleiben Frauenfußball und der komplette Nachwuchs. In die Marketing-GmbH wandern alle Vermarktungsthemen. Eines ist klar: Wir sollen so schnell wie möglich in den bezahlten Fußball.
90minuten: Wie wirkt sich diese Partnerschaft bei der Suche nach weiteren Partnern in der Region aus?
Hannes Rauch: Nach den vielen Jahren, in denen Wacker Innsbruck oftmals negative Schlagzeilen gemacht hat, strahlt diese Partnerschaft Vertrauen für die Politik und die Wirtschaft aus. Man glaubt wieder an das gesamte Projekt und das merken wir auch in den Gesprächen.
90minuten: Wie haben die Fans die Zusammenarbeit bisher aufgenommen?
Hannes Rauch: Der Investor sucht den Kontakt zu den Fangruppen. Wir haben einen Zuschauerschnitt von über 2.000 im Herbst und sind damit in Tirol an der Spitze. LAFC ist bei vielen Spielen sichtbar, die Fans können hingehen, Fragen stellen und man bekommt auch eine Antwort. Und: Den Amerikanern ist auch sehr wichtig, wie viele Leute zu den Matches kommen. Das wird jede Woche abgefragt.
Es gab eine Skepsis, weil die Erfahrungen, die Wacker Innsbruck in den Jahren zuvor mit Investoren gemacht hat, nicht besonders positiv waren. Man weiß es vorher ja nie, wie dann der neue Investor agieren wird.
90minuten: Gab es jedoch Skepsis gegenüber LAFC?
Hannes Rauch: Es gab eine Skepsis, weil die Erfahrungen, die Wacker Innsbruck in den Jahren zuvor mit Investoren gemacht hat, nicht besonders positiv waren. Man weiß es vorher ja nie, wie dann der neue Investor agieren wird. Wir arbeiten mit vielen ehrenamtlichen Personen zusammen, das Vereinsleben ist sehr stark. Das ist auch ein großer Verdienst von beiden Partnern und LAFC sehr wichtig. Das schafft weiteres Vertrauen.
90minuten: Wie lauten die Ziele der Kooperation aus Sicht von LAFC? Schließlich will ein Investor ja auch in irgendeiner Art und Weise verdienen?
Hannes Rauch: In der MLS haben sie in den vergangenen Jahren recht gut agiert, der europäische Fußball ist aber noch etwas ganz anderes. Wir waren der erste Teil dieses Netzwerks, das Ziel ist es, dieses Netzwerk zu erweitern. Es gibt das Joint Venture mit Bayern München, eine Akademie in Gambia, auch ein Projekt in Uruguay. Ziel ist es, Spieler zu entwickeln und diesen den nächsten Schritt zu ermöglichen.
90minuten: Wie sieht das finanzielle Commitment von LAFC aus?
Hannes Rauch: Zunächst ist es natürlich klar, dass neben dem Investor auch andere Einnahmequellen entwickelt werden sollen. Daran arbeiten wir täglich und erzielen auch Fortschritte. Natürlich wird hier ein Aufstieg in höhere Ligen die Nachfrage erhöhen. Mit LAFC gibt es einen ganz klaren finanziellen Plan mit einem ausgemachten Budget für jede Liga. Es ist auch kein "Wünsch dir was", dass wir sagen, wir brauchen nächste Woche 500.000 Euro für einen Transfer.
Wir haben hier bei den Planungen so agiert, dass wir aus finanzieller Sicht immer eine Liga höher budgetiert haben als wir eigentlich spielen.
90minuten: Aber kann man sagen, dass LAFC genügend Mittel zur Verfügung stellt, um den Aufstieg aus finanzieller Sicht zu ermöglichen?
Hannes Rauch: Wir haben hier bei den Planungen so agiert, dass wir aus finanzieller Sicht immer eine Liga höher budgetiert haben als wir eigentlich spielen. Insofern sind die Mittel da. Dadurch haben wir natürlich auch an uns die selbstgestellte Anforderung, aufzusteigen. Und wenn wir aufgestiegen sind, sagen wir nicht: Wir wollen jetzt mal in der Liga ankommen und uns konsolidieren, sondern erneut angreifen. Das erhöht natürlich auch den Druck. Aber das gehört bei Wacker Innsbruck dazu.
90minuten: Der Plan ist also klar: Durchmarschieren bis in den Profifußball …
Hannes Rauch: Heuer auf jeden Fall. Aber Wattens will auch aufsteigen. So oder so wollen wir aber gleich in die Regionalliga West und dann möglichst schnell in die ADMIRAL 2. Liga.
90minuten: Und wann soll Wacker Innsbruck in der ADMIRAL Bundesliga spielen?
Hannes Rauch: Da wir in Kürze Weihnachten feiern, wäre der weihnachtliche Wunsch, im Jahr 2028 in der obersten Spielklasse zu spielen.