WAC-Boss Riegler: "Ich würde eine 16er-Liga unterstützen"
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WAC-Boss Riegler: "Ich würde eine 16er-Liga unterstützen"

Der Wolfsberger AC ist unter Neo-Trainer Didi Kühbauer sehr gut in die Saison gestartet. Dabei gibt es beim WAC viele Baustellen - Struktur, Akademie, Stadion. Darüber spricht Präsident Dietmar Riegler im 90minuten-Interview.

Dietmar Riegler ist der Wolfsberger AC. Der Präsident kickte Anfang der 1990er-Jahre beim WAC, später auch beim ehemaligen Kooperationsverein SK St. Andrä und führte den Klub unter seiner Leitung von der Landesliga in den Europacup. Im Lavanttal selbst sieht es aber trotz Europacup und Millionentransfers aus wie vor mehr als einem Jahrzehnt, als die Wölfe in die Bundesliga aufgestiegen waren.

Die Europacup-Nächte sind nach zweimal Gruppenphase derzeit passé. Das letzte Mal schaffte man es im Sommer 2022 in die Playoffs zur Conference League. Immerhin wurden Spieler teuer verkauft und mit dem alten, neuen Trainer Didi Kühbauer läuft es sportlich aktuell gut. Stolperer wie nun gegen die WSG Tirol gehören zum Fußball nun einmal dazu.

Im 90minuten-Interview freut sich Riegler demzufolge über den sportlichen Erfolg und legt auch dar, warum trotz mehrerer Ankündigungen die Stadionpläne noch in der Schublade sind und es weiterhin keinen Sportdirektor braucht.

90minuten: Herr Riegler, Sie sind nicht erst seit gestern in der Bundesliga. Sie kennen gute und nicht so gute Saisonstarts – der jetzige ist trotz der Niederlage gegen die WSG am Wochenende sehr gut. War damit nach der letzten Saison zu rechnen?

Dietmar Riegler: Wir sind auf jeden Fall sehr zufrieden und hätten nicht damit gerechnet, so gut rein zu starten. Es war aber schon die Idee, mit Trainer Kühbauer neues Blut hineinzubringen und die Mannschaft aufzufrischen. Das scheint uns gelungen zu sein.

Bei Kühbauer wissen wir, wie er arbeitet und denkt. Ich versuche immer einen Trainer zu holen, von dem ich glaube, dass die Mannschaft ihn braucht.

Dietmar Riegler

90minuten: Letztlich versucht man ja, mögliche Fehlerquellen zu minimieren. Insofern ist die Kühbauer-Verpflichtung wohl auch eine Rückbesinnung auf das, was funktionierte, oder?

Riegler: Das war auf alle Fälle so. Jetzt muss das Team voll mitziehen, das ist allen bewusst. Andere Trainer waren vielleicht zu weich. Sobald dann einer infrage gestellt wird, kommen die ersten Bewerbungen herein. Und bei Kühbauer wissen wir, wie er arbeitet und denkt. Ich versuche immer einen Trainer zu holen, von dem ich glaube, dass die Mannschaft ihn braucht. Er nimmt sich ja kein Blatt vor den Mund und das erwartet man sich von ihm.

90minuten: Sie haben schon ein gutes Händchen, aber was ist mit den beiden Vorgängern nicht so gut gelaufen?

Riegler: Das ist immer schwer zu sagen. Man muss immer schauen, dass die Balance zwischen Spielern und Trainer passt. Robin Dutt kam von einem anderen Bereich nach Wolfsberg. Er war aus der deutschen Bundesliga etwas anderes gewohnt und hat sich mit dem Niveau und insgesamt mit Österreich nicht zurechtgefunden. Menschlich ist er komplett ok, ein guter Trainer, es hat hier bei einem kleinen Verein halt nicht gepasst und er hat den Zugang zur Mannschaft nicht gefunden. Unser Verhältnis ist noch immer gut.

Manfred Schmid hat alles immer zu schön gesehen. Man soll schon positiv sein, muss der Realität aber auch ins Auge blicken. Er hat auch zu viel mit Jungen ausprobiert, die noch nicht weit genug waren. Umgekehrt darf man nicht vergessen, dass der siebte Platz für den WAC gut ist. Wer hätte vor vielen Jahren gedacht, dass wir so lange in der Bundesliga bleiben und mit einem siebten Platz nicht zufrieden sind. Da muss man die Füße am Boden behalten.

90minuten: Der Start in die reformierte Liga war ja sehr gut. Da könnte man sagen: Warum hat man diesen Vorsprung gegenüber der "Kleinen" verspielt?

Riegler: Unsere erfolgreichsten Jahre sind vier, fünf Jahre her. Man sieht aber immer wieder, dass es gute und schlechte Jahre gibt. Wenn man ein gutes Team hat, spielt man vorne mit, aber das geht nicht ewig. Der eine oder andere geht, die Spieler werden älter. Sturm Graz hat vor mehr als 20 Jahren Champions League gespielt, jetzt wieder und dazwischen gab es verschiedenste Phasen. Salzburg ist top aufgestellt, aber alle anderen hatten auch schon schlechte Phasen. Das wird im Fußball immer der Fall sein.

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Beim WAC weiß man, wie man Spieler teuer veräußert, wie etwa Shon Weissman

90minuten: Auffällig sind beim WAC ja die Millionentransfers, angefangen mit Shon Weissman. Wieso münzt man die Erfolge und Verkäufe nicht, um von "knapp an der Meistergruppe dran" öfters hineinzukommen?

Riegler: Wenn's so einfach wäre, würde es eh jeder machen. Man muss immer das gesamte sehen: Der WAC ist ein kleiner Verein, es hat auch schon Spieler gegeben, die deshalb nicht zu uns gekommen sind. Wir haben zum Beispiel kein modernes Stadion, sind familiär geführt. Die Spieler kommen ja nicht her, weil die Gegend so schön ist, sondern weil sie die Bundesliga als Sprungbrett nutzen wollen. Auch das führt dazu, dass man eine Mannschaft schwer hält.

Ich kann ja bei einem Angebot von fünf, sechs Millionen nicht sagen, dass ich mir das nicht ansehe. Und dann muss man die Spieler auch finden, wir haben schon öfters daneben gegriffen. In Summe ist es uns aber gut gelungen, Spieler zu holen, die man weiter verkaufen kann.

90minuten: Das ist ja nicht unser erstes Interview. Irgendwann sprechen wir immer über die Struktur beim WAC. Gefühlt gibt es seit zehn Jahren Sie als Präsident und den Trainer, die das Sportliche entscheiden. Wäre es nicht wirklich an der Zeit, die Struktur anders zu machen? Vielleicht auch, weil Sie einmal leiser treten wollen?

Riegler: Ich habe noch nie über einen Rückzug nachgedacht. Ich bin nach wie vor der Meinung, dass diese Entscheidungen so getroffen werden müssen, also ob der Spieler da her passt. Ich will ja auch selbst über das Budget entscheiden. Wenn ich – Hausnummer – fünf Millionen Euro für die Kampfmannschaft habe und dann mit vier auskomme, muss ich die fünfte ja nicht ausgeben, nur weil sie da ist. Umgekehrt kann ich auch eine halbe Million mehr hergeben. Diese Entscheidungen können nur von mir getroffen werden, jede Rechnung landet auf meinem Tisch und ich will wissen, warum. Selbst, wenn es mit Sportdirektor besser wäre, der nah an Mannschaft und Trainer ist, glaube ich, dass wir selbst ein gutes Auge haben und wir ersparen uns diesen Posten.

Der gesamte Vorstand kommt aus dem Fußball und jetzt sind wir schon lange in der Bundesliga. Also können wir das schon selbst recht gut einschätzen. Natürlich würde es öfters mehr Zeit benötigen.

Dietmar Riegler

90minuten: Ich stelle schlicht in den Raum, dass man hier vielleicht etwas verpasst.

Riegler: Der gesamte Vorstand, bestehend aus vier Personen, kommt aus dem Fußball und jetzt sind wir schon lange in der Bundesliga. Also können wir das schon selbst recht gut einschätzen. Natürlich würde es öfters mehr Zeit benötigen, um Dinge anders oder besser zu machen, das mag sein. Aber so ist es bei uns.

90minuten: Vielleicht nimmt man ja mal einen verdienten Spieler.

Riegler: Das ist sicher nicht ausgeschlossen.

90minuten: Mit Trainern redet man ja über die nächsten drei Spiele, mit Sportdirektoren über drei Monate, ich muss Sie immer wegen des Stadions fragen. Das wurde oft angekündigt, im Frühling bekam das Ganze ein Pricetag, Kostenpunkt 20 Millionen Euro. Wie sieht es derzeit aus?

Riegler: Da gibt es andere Themen, die uns eingeholt haben, etwa der Akademiestandort. Der war in Klagenfurt und es gibt Schwierigkeiten mit unserem Internat. Langfristig soll das in Wolfsberg eine Heimat bekommen und der Nachwuchs mit der Kampfmannschaft im neuen Stadion zusammen wachsen soll. Aktuell brauchen wir einen Standort für die Akademie und das muss zuerst erledigt werden. Rund ums Stadion ist es ruhiger, wir planen aber weiterhin und wenn wir den Preis haben, können wir die Finanzierung angehen. Man sieht aber, siehe auch Hartberg, dass so etwas sehr schwierig ist. Wir werden sehen, wie weit wir kommen.

90minuten: Gibt es einen Zeitrahmen? Immerhin ist das Stadion aktuell zwar nicht optimal, aber man kann dort spielen.

Riegler: Das Hauptthema sind die zusätzlichen Trainingsplätze, ein Kunstrasen- und zwei Trainingsplätze. Da müssen wir mit Grundbesitzern und Gemeinde sprechen. Aktuell ist alles zu klein, vor allem, wenn wir die Akademie auch noch unterbringen wollen. Das Stadion muss natürlich moderner werden, das ist mir schon klar. Und weil wir die Laufbahn wegbekommen wollen, ist es die Frage, wo eine Alternative entstehen kann.

90minuten: Das heißt: Wenn man sich geeinigt hat, wird es zu einer klassischen Drittelfinanzierung von Land, Gemeinde und Verein kommen.

Riegler: Die brauchen wir dazu, wir wissen auch, dass wir selber Geld aufstellen müssen.

90minuten: Stress haben Sie keinen.

Riegler: Zuerst braucht es die Lösung für die Plätze, dann kann man den Rest schön planen.

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Eine Sechzehnerliga würde Dietmar Riegler gefallen, dann gäbe es ein echtes Tabellenmittelfeld

90minuten: Kommen wir zurück zum Sportlichen. Es sieht so aus, als ob der WAC Meistergruppe spielt. Ist das nach dem Saisonstart ein Muss?

Riegler: Wir machen kein Geheimnis aus unseren Zielen und wollen nicht tiefstapeln wie andere Vereine und sagen, dass wir nicht absteigen wollen. Aber es liebäugeln ja alle Vereine mit der Meistergruppe. Unser Ziel ist es, dorthin zu kommen. Schön wäre es, international dabei zu sein, das waren für alle Beteiligten die schönsten Zeiten.

90minuten: Das erleichtert wohl auch die restlichen Themen.

Riegler: Es ist finanziell durchaus lukrativ. Allerdings ist es schon so, dass die Spieler in einer internationalen Gruppenphase auch sehr gut gezahlt werden.

90minuten: Apropos Meistergruppe. Werden Sie sich für eine Änderung des Ligamodus einsetzen? Es war zuletzt ja sehr knapp, dann ist man auf einmal im Abstiegskampf.

Riegler: Es wird immer wieder viel über den Modus diskutiert. Aber es ist ja schwierig, die Zehnerliga davor war auch sehr gefährlich, mit vier Duellen und einem Absteiger. Da gibt es viele Spiele. Eine Zwölferliga geht wohl nur mit Teilung. Aber wir sollten über die Halbierung der Punkte diskutieren. Die ist für alle nicht-Beteiligten sehr spannend, aber es musste schon wer runter, obwohl der Klub mehr Punkte hatte. Das ist nicht fair.

90minuten: Ist das ein Gefühl oder sagen Sie das auch als Wirtschaftsexperte mit Blick auf die Zahlen?

Riegler: Natürlich wäre eine 16er-Liga ganz oben auch ein Thema, das ich unterstützen würde, wenn darüber gesprochen wird. Dann hat man auch ein Tabellenmittelfeld, wo man junge Spieler weiterentwickeln kann. 30 Runden kriegt man dann auch gut unter, weil die, die international spielen, haben so auch sehr viel Druck.

90minuten: Da muss man aber auch die zweite und dritte Leistungsstufe mitdenken.

Riegler: Es braucht den Blick für das Große und Ganze und man wird in nächster Zeit viel sprechen müssen.

90minuten: Wir danken für das Gespräch!

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