Manuel Thurnwalds letzter Einsatz in der Bundesliga liegt inzwischen weit über 500 Tage zurück. Der 26-Jährige hatte lange mit einer Verletzung im Kniebereich zu kämpfen: Zuerst erhielt Thurnwald eine Fehldiagnose, eine später gestartete Therapie brachte letztendlich nicht die erhoffen Fortschritte. Schon vor einem Jahr berichtete er im 90minuten-Interview über die unangenehme Situation.
Inzwischen nähert sich der ehemalige U21-Teamspieler aber seinem Comeback, im Winter soll die Karriere endlich fortgesetzt werden. Nach Stationen beim SK Rapid und dem SCR Altach in der Bundesliga wird sich demnächst entscheiden, wohin es geht. Zuletzt stand Thurnwald für über ein Monat im Training der Vienna, die in den nächsten Wochen ein erster Ansprechpartner ist.
90minuten: Wir haben vor einem Jahr über deine Verletzung gesprochen, damals war nicht klar, wann du wieder Fußball spielen kannst. Wie geht es dir jetzt?
Manuel Thurnwald: Mir geht es eigentlich sehr gut. Ich habe mich Ende Februar operieren lassen, weil meine Situation nicht so war, wie ich sie mir vorgestellt habe - ich konnte nicht länger als 30 Minuten laufen. Es war die richtige Entscheidung, wahrscheinlich hätte ich sie schon früher treffen müssen. Mittlerweile fühlt es sich so an, als hätte ich die Verletzung nie gehabt. Alles ist top, ich bin nicht mehr eingeschränkt.
90minuten: Warum hast du dich letztendlich doch für eine Operation entschieden?
Thurnwald: Ich habe im Herbst wieder begonnen zu laufen, bin aber immer schnell an Grenzen gestoßen. Maximal 30 Minuten und wirklich schnell laufen konnte ich auch nicht, vielleicht 8 oder 9 Km/h. Wäre ich schneller gewesen, hätte ich schneller Schmerzen gehabt. Es ist auch mit der Zeit nicht besser geworden. Das geht so natürlich nicht, ich muss jeden Tag laufen können. Es war nicht sicher, ob eine OP wirklich etwas bringt, weil die meisten Ärzte meine Verletzung noch nie gesehen haben. Ich habe mich trotzdem dafür entschieden es zu probieren, jetzt bin ich wieder komplett fit.
Ich habe nicht mehr wirklich an Fußball gedacht, sondern daran, ob ich mich wieder ohne Schmerzen bewegen kann.
90minuten: Rückblickend ist das vielleicht nicht einfach zu beantworten, aber hattest du irgendwann Zweifel, ob eine Profikarriere überhaupt noch möglich ist?
Thurnwald: Ja, zwischendurch schon. Meine Ärzte wussten nicht wirklich, warum das Laufen für mich ein Problem war. Es war auch nicht klar, welche Therapien infrage kommen. Die Verletzung in dem Ausmaß und an der Stelle, an der ich sie hatte, ist überhaupt nicht üblich. Ich habe in diesem Zeitraum nicht mehr wirklich an Fußball gedacht, sondern daran, ob ich mich wieder ohne Schmerzen bewegen kann.
90minuten: Manche Fußballer machen ja schon während ihrer Karriere eine Ausbildung, um sich abzusichern. Hast du dir einen Plan B zurechtgelegt?
Thurnwald: Ich bin gerade dabei den Trainerschein zu machen, in ein paar Wochen habe ich die schriftliche Prüfung für meine D-Lizenz.
90minuten: Ab wann hast du begonnen, wieder über Fußball nachzudenken?
Thurnwald: Nach der OP hatte ich für sechs Wochen eine Schiene. Dann konnte ich wieder gehen, habe zwei Wochen Krafttraining gemacht und war zum ersten Mal wieder laufen. Seitdem hatte ich nie wieder auch nur ein einziges Problem.
90minuten: Im Sommer hast du beim TSV Hartberg mittrainiert, eine Zusammenarbeit hat sich aber nicht ergeben.
Thurnwald: Ich war in Hartberg beim Trainingslager dabei, das war insgesamt okay, ich habe gut trainiert. Wahrscheinlich kam das aber noch ein bisschen zu früh, weil ich davor nur mein Aufbautraining gemacht habe, aber noch nicht wirklich viel mit dem Ball. Das Feedback war gut, ich hätte auch länger mittrainieren können, hätte aber gerne eine Perspektive gehabt. Auf die Frage, was der Verein von mir sehen will und was er sich erwartet, habe ich dann keine Antwort bekommen. Danach habe ich am VdF-Camp teilgenommen.
Ob Bundesliga, 2. Liga oder Ausland ist mir eigentlich egal. Ziel ist, wieder hineinzukommen und mich zu empfehlen.
90minuten: Zuletzt hast du für rund ein Monat bei der Vienna mittrainiert, wie ist das gelaufen?
Thurnwald: Wirklich sehr gut. Ich denke, es ist mir insgesamt noch einmal deutlich besser gegangen. Ich konnte in einem Freundschaftsspiel mitspielen, die Mannschaft hat gesehen, dass ich Qualität habe. Der Verein hatte sich aber schon darauf festgelegt, den Kader bis zum Transferfenster im Jänner nicht mehr verändern zu wollen. Das Feedback mir gegenüber war aber sehr positiv.
90minuten: Hast du das Gefühl, dass Vereine immer noch Bedenken haben, auch wenn es dir grundsätzlich wieder gut geht?
Thurnwald: Ich verstehe natürlich, wenn Vereine Zweifel haben. Ich habe aber jetzt schon bei zwei Klubs ohne Probleme mittrainiert, dort kann man sich auch informieren. Ich bin seit mehreren Monaten schmerzfrei.
90minuten: Du hast im Sommer auch deinen Berater gewechselt. Gab es dafür einen bestimmten Grund?
Thurnwald: Es war im Sommer nicht mehr so, wie ich mir das vorstelle. Mein damaliges Management hat nur mit Hartberg gesprochen, obwohl nicht klar war, dass daraus etwas wird. Das Ganze war auch nicht gut abgesprochen. Ich glaube, dass Hartberg davon ausgegangen ist, dass ich schon viel weiter bin. Obwohl ich wieder fit und auf der Suche nach einem Verein war, gab es danach nicht wirklich viel Kontakt zwischen meinem Management und mir. Deswegen habe ich mich für einen neuen Weg mit "Sportscon" entschieden.
90minuten: Wenn alles nach Plan läuft, sollte es für dich im Winter bei einem neuen Verein weitergehen. Was stellst du dir vor, gibt es irgendwelche Einschränkungen?
Thurnwald: Mir ist es einfach wichtig, möglichst bald einen Verein zu finden und einen Vertrag zu bekommen. Geld ist zwar wichtig, hat aber nicht unbedingt die oberste Priorität. Ich möchte unbedingt wieder regelmäßig trainieren und Fußball spielen, ob Bundesliga, 2. Liga oder Ausland ist mir eigentlich egal. Ziel ist, wieder hineinzukommen und mich zu empfehlen.
Vielen Dank für das Gespräch!