Sattlberger: Zwischen Abwasch und Holzhauser-Rolle
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Sattlberger: Zwischen Abwasch und Holzhauser-Rolle

Der Ex-Rapidler hat in Genk schnell sein Glück gefunden. Ein Interview über Thorsten Fink, Heimweh und 2,5 Millionen Euro.

Es war ein überragender Start in ein neues Leben.

Anfang August verließ Nikolas Sattlberger den SK Rapid, unterschrieb bis Sommer 2029 bei KRC Genk.

Dort stand er in acht Meisterschaftsspielen immer am Platz, fünf Mal davon in der Startelf. Die ersten sieben Partien mit dem ÖFB-U21-Spieler gewann Genk dann auch prompt, am vergangenen Wochenende riss die Serie mit einem 1:2 gegen Kortrijk.

"Mir geht’s richtig gut dort und ich habe Spaß am Fußball", sagt der 20-jährige Wiener im 90minuten-Interview.

90minuten: Mit welchem Gefühl geht ihr in das Finish der U21-EM-Quali?

Nikolas Sattlberger: Die Ausgangslage ist klar: wir müssen zwei Spiele gewinnen, um zur EURO zu fahren. Am Freitag wollen wir uns daheim gegen Slowenien für das Hinspiel revanchieren und uns Selbstvertrauen holen für den Abschluss gegen Frankreich. Ich werde All-In gehen und ich weiß, dass das jeder andere hier auch tun wird. Wir haben es in der eigenen Hand!

90minuten: Mit wie viel Selbstvertrauen bist du zur U21 angereist?

Sattlberger: (grinst) Ich bin mit breiter Brust angereist. In Genk habe ich mich sehr gut eingelebt. Wir hatten eine richtig gute Serie mit sieben Siegen in Serie, sind Tabellenführer. Mir geht’s richtig gut dort und ich habe Spaß am Fußball.

Ich glaube, Thorsten Fink sieht mich als den gleichen Spielertyp wie Raphael Holzhauser.

90minuten: Dein Start in Genk war ja überragend. Du hast in jedem Spiel gespielt, meistens in der Startelf, ihr habt immer gewonnen. Besser kann man es sich nicht ausmalen, oder?

Sattlberger: Das stimmt. Aber das kommt nicht von ungefähr, sondern ist das Ergebnis harter Arbeit. Als Mannschaft muss man da immer aufpassen, dass man die Konzentration hochhält und nicht hochmütig wird. Die Qualität im Team ist schon sehr gut. Mir kommt es entgegen, dass ich ein offener Mensch bin, mich nicht verstecke. So habe ich schnell Freunde gefunden und fühle mich dort bereits zuhause.

90minuten: War es ein Vorteil, mit Trainer Thorsten Fink jemanden zu haben, der nicht nur die gleiche Sprache spricht, sondern auch Österreich sehr gut kennt?

Sattlberger: Es war ein ausschlaggebender Punkt, dass er unbedingt mit mir arbeiten wollte. Er kennt die Bundesliga, er weiß, dass es nicht einfach war, sich als junger Spieler bei Rapid durchzusetzen und alles zu spielen. Und durch die Sprache haben wir nochmal eine andere Bindung zueinander. Er ist ein erfahrener Trainer, der schon viel gesehen hat und man dem wir als junge Mannschaft sehr viel lernen können.

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Sattlberger steht bei Genk regelmäßig am Platz

90minuten: Man kann sich noch an die Austria unter ihm erinnern, als Raphael Holzhauser die abkippende Sechs gespielt hat. Ist das in Genk ähnlich?

Sattlberger: Ich glaube, er sieht mich als den gleichen Spielertyp. Er sieht mich auf der Holding Six. Mir kommt unser dominantes Spiel mit Gegenpressing-Akzenten zugute. Ich habe einfach am liebsten den Ball am Fuß und desto mehr Ballbesitz, umso besser. Den Ball in den eigenen Reihen zu halten und den Gegner einzuschnüren, hat bislang auf jeden Fall sehr gut funktioniert.

90minuten: Wie hast du dich in Genk eingelebt?

Sattlberger: Mit Wien kann man die Kleinstadt Genk nicht vergleichen. Ich hatte an einem Tag alles gesehen, was es zu sehen gibt. Das war mir bei diesem Schritt aber auch nicht wichtig. Ich bin nicht für Sightseeing dort, sondern um Fußball zu spielen.

90minuten: Lebst du alleine?

Sattlberger: Ja. Das erste Mal ausgezogen, weg von der Familie. Ich bin zwar nicht der Typ, der viel Heimweh hat, aber ich freue mich darüber, dass ich regelmäßig Besuch bekomme.

Viele Mitspieler sehen die belgische Liga als Vorstufe zur Premier League.

90minuten: Den Haushalt selbst zu schupfen, ist aber doch etwas anderes.

Sattlberger: Total! Ich hätte nicht damit gerechnet, wieviel Abwasch man durch ein Abendessen erzeugen kann. (lacht) Die Selbständigkeit hilft natürlich auch dabei, als Persönlichkeit weiter zu reifen.

90minuten: Genk hat 2,5 Millionen Euro für dich bezahlt. Wie gehst du mit dieser Summe um?

Sattlberger: Mir war eigentlich nur wichtig, dass der Wechsel passiert. Mit der Summe beschäftige ich mich nicht.

90minuten: Kann man den Fußball in Belgien mit jenem in Österreich vergleichen?

Sattlberger: Nein, es ist anders. Die Intensität ist höher, du hast vorne bullige Stürmer, oft kleine, sehr agile Zehner und brutale Geschwindigkeit über außen. Es wird sehr viel Wert auf Athletik gelegt. In der Breite ist die Liga besser als unsere Bundesliga, die Qualität der Spieler ist auch besser. Viele Mitspieler sehen die belgische Liga als Vorstufe zur Premier League.

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Die neue Heimat des Ex-Rapidlers

90minuten: Dein Zwischenfazit ist also, dass du alles richtig gemacht hast mit dem Wechsel?

Sattlberger: Ich bin sehr happy damit, es war auf und neben dem Platz der richtige Schritt.

90minuten: War der geplant, oder der Situation bei Rapid geschuldet?

Sattlberger: Ich habe über den Sommer schon darüber nachgedacht, ob es Zeit ist, den nächsten Schritt zu machen. Aber ich hätte mir auch genauso gut vorstellen können, noch ein Jahr bei Rapid zu bleiben, meinem Heimatverein. Die Gespräche waren gut. Mit der Vorbereitung war ich nicht zufrieden und mit der Option Genk – über die Qualität des Kaders und der Liga haben wir ja gesprochen – hat sich dann die Situation geändert. Ich spürte, dass ich jetzt diesen Schritt gehen muss, um mich weiterzuentwickeln.

90minuten: Es wirkt so, also ob du Belgien nur als Zwischenschritt in die nächsthöhere Liga sehen würdest.

Sattlberger: Genau! Es ist vor allem als junger Spieler wichtig, sich Schritt für Schritt weiterzuentwickeln und viel Spielzeit zu bekommen. Der Schritt nach Genk hat genau gepasst. Ich möchte hier weiter als Fußballer und Persönlichkeit reifen und wenn die Zeit reif ist, den nächsten Schritt Richtung Top-5 gehen.

90minuten: Was ist dein Traum? England?

Sattlberger: Ich war immer Fan der deutschen Bundesliga, aber die Premier League ist gerade das Maß aller Dinge.

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