Samuel 'Sammy' Koejoe sitzt am Balkon in den Niederlanden. Dort lässt es sich der 49-jährige Ex-Profi gut gehen. Geboren in Suriname, kam er im Alter von zwölf Jahren in die Niederlande, heuerte 1993 bei DWS Amsterdam an. Bereits 1996 wechselte er nach Österreich, spielte für die Austrias aus Lustenau und Salzburg. 1999 ging er in die damalige zweite englische Liga zu den Queens Park Rangers. Nach zweieinhalb Jahren und einem Abstieg kehrte er nach Österreich zurück, zweite Liga nach Lustenau.
2003 unterschrieb er bei Wacker Innsbruck, in der Regionalliga West. Der Stürmer baute sich zur Legende auf. Er schoss 36 Tore in der dritten Leistungsstufe, nach der Relegation netzte er 22 Mal in der zweiten Liga. Wacker stieg auf, nach einem halben Jahr und zwölf Goals holte ihn der SC Freiburg. Die Breisgauer stiegen ab, er blieb, konnte aber nicht an die Leistungen anschließen. Nicht mehr ganz so jung, verdingte er sich zunächst bei Eintracht Braunschweig in der 2. Bundesliga, dann in den Regionalligen Nord und Süd. Für Dresden gelangen noch einmal acht Tore, dann ging es zu FSV Frankfurt. „Ich war verletzt, sie wollten mich halten. Ich wollte meine Karriere bei Wacker beenden.“
Alt kickt gut
Doch daraus wurde nichts. Nach einigen Einsätzen setzte Trainer Walter Kogler - Koejoes Darstellung nach - auf jüngere und weniger talentierte Kicker. Kurt Garger holte ihn in der Folge in die erste slowakische Liga. Bei Dunajská Streda konnte er mit Mitte 30 noch einmal an alte Glanzzeiten anschließen. Der Präsident, so der Stürmer, habe den Klub aber heruntergewirtschaftet, Gehalt wurde nicht gezahlt. Er wollte nur noch weg und ging zum SV Reutte.
Unser Problem ist, dass wir schönen Fußball spielen möchten und nicht nur gewinnen wollen, so wie die Deutschen.
Er fand wieder Lust am Fußball und hätte mit 35 Trainer werden sollen, so der Plan. Über einen Bekannten wollte er nach Thailand wechseln, kam aber nach Meisterschaftsende. So wurde er Spielerberater in Fernost, blieb das auch bis zu Corona. Seine Kontakte nach Europa brachten ihm Geld, heute ist er noch im Berater-Business, verdient aber nicht mehr Unsummen, so viel eben, wie es braucht. An einem hält er fest: „Früher hat man gesagt, man ist mit 34 Jahren alt, aber man sieht bei Lewandowski, dass das nicht so ist.“
Kritik am eigenen Land
Ein Fan des niederländischen Fußballs ist er hingegen nicht. „Ihre Einstellung ist, dass ein Nationalteamspieler den Ball perfekt annehmen können muss. Sie können alle sehr gut Fußball spielen und sind gute Techniker, aber es fehlt etwas, um am Ende erfolgreich zu sein. Wir sind nicht effizient“, meint er, „Unser Problem ist, dass wir schönen Fußball spielen möchten und nicht nur gewinnen wollen, so wie die Deutschen.“ Unter Louis van Gaal spielte man Koejoes Ansicht nach nicht gut, der große Erfolg blieb zudem aus. Bondscoach Ronald Koeman sei schon ein guter Trainer, der Harmonie wie Alonso bei Leverkusen herstellen kann. Es hakt aber am Personal.
Da fehlt zunächst einmal ein echter Knipser. Wie Österreich ist die Elftal von Verletzungen geprägt. Virgil van Dijk oder Memphis Depay sind oft verletzt. Spieler im sogenannten besten Fußballeralter hat man wenige, allerdings gibt es junge Talente wie Xavi Simmons. „Ein Trainer ist so gut wie seine Spieler. Es braucht eine neue Generation, die ist aber noch nicht da."
Alles ist möglich
Österreich findet er hingegen gut. Als er herkam, gab es Polster und Feiersinger. Jetzt gibt es ganz viele. Er hebt Marcel Sabitzer hervor. „Ich habe mit seinem Vater gespielt, Marcel war immer mit dabei und ist jetzt ein toller Profi.“ Am Ende des Tages sei er davon überzeugt, dass eine Mannschaft harmonieren müsse, mit der richtigen Taktik durchs Feuer gehen wollen muss. Und wenn dieser Fall eintritt und es sich für alle gut anfühlt, dann können Mannschaften aus kleinen Nationen Europameister werden, wie beispielsweise Dänemark oder Griechenland. Müssen tun sowieso nur die Großen und das Tor sei sowieso für alle gleich groß.
Was ihm bei Österreich sonst auffiel? „Manchmal spielen sie super, dann verlieren sie wieder gegen eine Scheißmannschaft.“ So schlimm ist es nicht, aber manche Unleistungen gegen kleinere Nationen sind nicht von der Hand zu weisen. Ein Glück für rot-weiß-rot, denn keiner der Gruppengegner ist ein solcher Fußballzwerg. Er selbst will übrigens keinen Ergebnistipp abgeben. Die besseren sollen gewinnen, er ist jetzt neutral.