Für Benedikt Pichler wurde ein Traum wahr.
Der gebürtige Salzburger schaffte in der vergangenen Saison mit Holstein Kiel den Sprung in die deutsche Bundesliga und hatte entscheidenden Anteil am erstmaligen Einzug der "Störche" ins Oberhaus.
Zwei Bundesliga-Spiele hat der Stürmer bereits hinter sich, am kommenden Samstag wartet mit dem Duell gegen den FC Bayern München das nächste große Karriere-Highlight.
Mit 90minuten hat der 27-Jährige über seinen Weg aus dem österreichischen Unterhaus ins Profigeschäft gesprochen. Zudem hat er verraten, wie er mental mit den Verletzungen, die ihn in den letzten zwei Spielzeiten ausbremsten, umgeht und was es braucht, um es an die Spitze zu schaffen.
Unentdeckte Angelplätze
90minuten: Holstein Kiel ist in diesem Sommer das erste Mal in der fast 125-jährigen Vereinsgeschichte in die deutsche Bundesliga aufgestiegen. Zwei Ligaspiele sind bislang absolviert. Bei den Niederlagen gegen die TSG Hoffenheim (2:3) und den VfL Wolfsburg (0:2) warst du jeweils in der Startelf. Wie blickst du auf deine ersten Minuten in der Bundesliga zurück?
Pichler: Eigentlich positiv. Es ist natürlich eine neue Welt, in die man eintaucht, als Mannschaft, aber auch als Spieler. Man kennt die Gegner und die Art und Weise, wie Fußball gespielt wird, nicht. Das ist immer so, wenn man in eine neue Liga kommt. Das erste Spiel gegen Hoffenheim ist gleich mit 33 Grad losgegangen. Da sind wir, vor allem anfangs, teilweise an unsere Grenzen gekommen. Mit dem Elfer gegen uns in den ersten Minuten sind wir auch denkbar schlecht in das Spiel gestartet. Anschließend haben wir uns mit dem Gegner aber auf Augenhöhe bewegt und hätten dort sogar etwas mitnehmen können.
90minuten: Und gegen Wolfsburg?
Pichler: Gegen Wolfsburg haben wir eigentlich ein ziemlich gutes Spiel gemacht, aber zu ungünstigen Zeitpunkten deren Kaltschnäuzigkeit zu spüren bekommen. Da hat man gesehen, dass in der Bundesliga Dinge viel schneller bestraft werden. Wir haben aber auch gesehen, dass wir mit vielen Sachen, die uns auszeichnen, in der Bundesliga mithalten können. Das hat uns und mir persönlich Hoffnung gegeben, weil ich, vor allem gegen Wolfsburg, finde ich, ein sehr gutes Spiel gemacht habe. Das Tor hat gefehlt, aber sonst war ich sehr zufrieden. Wir als Mannschaft haben auch sehr viele Dinge gesehen, die uns positiv gestimmt haben. Natürlich sind wir nicht happy, weil wir trotz guter Leistungen noch nichts Zählbares mitnehmen konnten. Wir haben dennoch gesehen, dass bereits viele Punkte gut waren.
In Schleswig-Holstein hat es noch nie zuvor einen Bundesligisten gegeben, der Aufstieg geht in die Geschichte ein.
90minuten: Noch vor dem Saisonstart hast du deinen Vertrag in Kiel (von 2025 bis – laut Medienberichten – 2027; Anm.) vorzeitig verlängert. Ein Indiz, dass du dich wohlfühlst?
Pichler: Ja, genau. In der Stadt habe ich mich sehr gut eingelebt. Nachdem sie am Meer liegt, ist es hier zum Leben sehr ruhig und schön. Grundsätzlich sind die Menschen in der Stadt sehr nett und freundlich. Die Mannschaft und das Trainerteam haben mir immer Vertrauen und Wertschätzung entgegengebracht. Das war in meiner Verletzungsphase nicht selbstverständlich. Deshalb war es für mich klar, dass ich verlängern möchte.
90minuten: Es gibt also noch ein paar Angelplätze zu entdecken (Pichler angelt gerne; Anm.)?
Pichler: Ja, die gibt es sogar noch. Nicht viele, aber ein paar gibt es noch (lacht).
Das Vertrauen in den eigenen Körper wiederfinden
90minuten: Du hattest mit deinem Tor beim 1:1 gegen Fortuna Düsseldorf in der vorletzten Runde der vergangenen Zweitliga-Saison entscheidenden Anteil am Aufstieg deiner Mannschaft. Wie viele Nachrichten und Anrufe musstest du nach dem Spiel beantworten?
Pichler: Sehr viele, aber gar nicht unbedingt wegen des Tores, sondern weil wir geschafft haben, was niemand für möglich gehalten hat. In Schleswig-Holstein hat es noch nie zuvor einen Bundesligisten gegeben, der Aufstieg geht in die Geschichte ein. Die Freude war überall riesig und meine Familie hat natürlich auch gewusst, was mir das bedeutet.
90minuten: In einem Interview mit der "Kronen Zeitung" nach dem fixierten Aufstieg hast du gesagt, dass du zum Feiern einen Mallorca-Trip nicht schlecht finden würdest. Wo und wie habt ihr schlussendlich den Aufstieg gefeiert?
Pichler: Wir hatten dann ja noch das letzte Zweitliga-Spiel gegen Hannover 96. Nachdem wir das auch noch gewonnen hatten (2:1), ging es nach Mallorca.
90minuten: Du hast mit langwierigen Verletzungen in den letzten beiden Spielzeiten auch schwierigere Zeiten in Kiel erlebt. Wie geht es dir und deinem Körper aktuell?
Pichler: Sehr gut. Ich ließ das zum Glück alles hinter mir, bin jetzt wieder topfit und hoffe, dass ich von Verletzungen verschont bleibe.
90minuten: Wie hast du es geschafft, die ganzen Verletzungen mental wegzustecken?
Pichler: Ich habe versucht bzw. versuche, mental von den Verletzungen wegzukommen, um den Spaß sowie die Gelassenheit wiederzufinden. Das ist mir ganz gut gelungen. Denn gerade nach der ersten langen Verletzung war es mental schwierig, wenn man mehrere Monate raus ist und zunächst nicht weiß, wann es besser wird. Es war nicht leicht, nachhaltig wieder Vertrauen in den eigenen Körper zu finden. Ich glaube, dass ich das jetzt gut hingekriegt habe.
90minuten: Hast du dich speziell auf die neue Saison vorbereitet? Vielleicht die eine oder andere Umstellung im Vergleich zu den letzten Jahren vorgenommen?
Pichler: Bei manchen Themen ist man natürlich immer etwas sensibler, man kümmert sich vielleicht ein bisschen mehr um seinen Körper. Grundsätzlich habe ich mich auch vor den Verletzungen immer sehr um meinen Körper gekümmert und mache es jetzt noch immer, versuche es aber nicht ins Extreme zu ziehen. Diese Gelassenheit und das Vertrauen, dass alles passt, muss da sein. Das hat mir mein Körper die letzten Wochen und Monate zurückgezahlt. Jetzt werde ich fitter und fitter und ich merke, dass ich keinerlei Schwierigkeiten habe.
90minuten: Hast du in dieser Zeit mit einem Mentaltrainer zusammengearbeitet?
Pichler: Ja, ich habe sehr viel mit einer Sportpsychologin gearbeitet und mache das noch immer. Ich hätte das wahrscheinlich schon früher machen sollen, da es guttut, wenn man abseits des Fußballgeschäfts jemanden hat, mit dem man das alles aus einer neutralen Sicht aufarbeiten kann. Das ist etwas richtig Cooles, das kann ich nur jedem empfehlen.
Von "Ungustln" keine Spur
90minuten: Du spielst nun bereits seit über drei Jahren in Kiel und gehörst zu den etwas erfahreneren Spielern. Wie würdest du dein Standing im Klub sehen?
Pichler: Mein Standing sehe ich sehr positiv, da die Trainer immer extrem an mir festgehalten und mir gezeigt haben, was sie von mir halten. In der letzten Saison war ich fast die gesamte Rückrunde verletzt. Dann brauchte ich einige Wochen, um wieder in das Mannschaftstraining zu kommen und habe durch Kurzeinsätze wieder zum Spielrhythmus gefunden. Im wichtigsten Spiel des Jahres (gegen Fortuna Düsseldorf; Anm.) durfte ich dann von Start weg spielen und bekam das Vertrauen, dass ich der Mannschaft helfen kann – das ist nicht selbstverständlich. Ich glaube, wenn da nicht die vollste Überzeugung des Trainerteams hinter einem wäre, würde man in so einem Spiel, vor allem nach so einer langen Verletzung, nicht starten dürfen. Das sagt schon alles aus über mein Verhältnis zu den Trainern.
90minuten: Und das Standing bei deinen Mitspielern? Kommen Neuzugänge oder junge Spieler auf dich zu und suchen deinen Rat?
Pichler: In der Mannschaft habe ich mich immer sehr wohlgefühlt. Natürlich hatten wir teils große Umbrüche. In der Mannschaft sind wir aber immer sehr eng zusammen, da gibt es überhaupt keine "Ungustln" (schmunzelt). Das hat uns in der letzten Saison ausgezeichnet: Jeder hat einander den Rücken gestärkt, das haben nicht unbedingt einzelne Spieler übernommen. Man kann also nicht wirklich sagen, dass Spieler auf den und den zukommen. Es gibt natürlich Routiniers und Führungsspieler, bei uns ist das aber etwas breiter gefächert.
Es gab ein langes Hin und Her, ob ich in die Akademie komme oder nicht. Am Ende lag es am Körperlichen. Ich war damals der Kleinste und muskulär der Schwächste.
90minuten: Du hast in der Vergangenheit erwähnt, dass du in Österreich eigentlich in jeder Liga gespielt hast, von der 2. Klasse bis zur Bundesliga. In den "Kieler Nachrichten" habe ich gelesen, dass du in der Jugend öfters mit der Red Bull Fußball Akademie in Kontakt warst, schlussendlich aber nicht hingewechselt bist.
Pichler: Vor allem im Jugendfußball gab es öfter Kontakt mit Salzburg. Zu dem Zeitpunkt habe ich das wahrscheinlich gar nicht verstanden, was das genau heißt. Da war es mir eher wichtig, mit den Freunden zu spielen. Als es dann in Richtung Akademie-Alter ging, scheiterte es wahrscheinlich an der Körperlichkeit. Es gab ein langes Hin und Her, ob ich in die Akademie komme oder nicht. Am Ende lag es am Körperlichen. Ich war damals der Kleinste und muskulär der Schwächste.
90minuten: Wie bist du damit umgegangen?
Pichler: Gute Gegner waren mir oder uns als Team körperlich oft sehr weit voraus. Dadurch habe ich wahrscheinlich angefangen, in dieser Hinsicht extrem an mir zu arbeiten. Ich hatte dann auch einen "Mentor", der mir sehr geholfen hat. Das war Mario Helmlinger, der jetzt beim SV Kuchl viele junge Spieler ausbildet (Helmlinger ist Nachwuchskoordinator beim SV Kuchl; Anm.). Er war damals bei Red Bull Salzburg und hat mir gezeigt, was ich zusätzlich machen muss, um das abzudecken, was die Jugendspieler von Red Bull Salzburg sowieso abgedeckt bekommen.
Oft gegen eine Wand gerannt
90minuten: Hat es dennoch einen bestimmten Zeitpunkt gegeben, an dem du gemerkt hast, dass du es auch übers Unterhaus zum Profi schaffen kannst?
Pichler: Durch den Schritt nach Grödig bin ich ein bisschen an die Profi-Luft herangekommen. Damals hat Grödig in der Bundesliga gespielt und ich war in der zweiten Mannschaft. Das war die Phase, in der ich gedacht habe: Da ist etwas drinnen. Wenn man wirklich alles reinhaut, zusätzlich gezielt trainiert und jeden Tag alles gibt, kann man irgendwie in den Profibereich kommen. Dann stieg Grödig zwangsweise in die Regionalliga ab. Als ich in der Regionalliga gespielt habe, rückte das Ziel etwas in die Ferne. Ich wollte es aber unbedingt schaffen. Meine Berater, Rudi und Philipp Mirtl, haben es dann geschafft, dass sie mit mir den Schritt in die zweite österreichische Liga (zu Austria Klagenfurt; Anm.) gehen. Ohne die beiden hätte ich das zum damaligen Zeitpunkt wahrscheinlich nicht geschafft, weil die Regionalliga, für mein Gefühl, damals noch nicht so beobachtet wurde. Das waren auf jeden Fall die essenziellen Punkte in meinem Leben.
90minuten: Ist es dir schwergefallen, diszipliniert zu sein, weil du nicht in diesem Akademie-Setting eingebettet warst?
Pichler: Ich war sehr oft sehr frustriert, weil ich Dinge versucht habe, die kompletter Schwachsinn waren. Teilweise musste ich auch selbst herausfinden, dass manche Dinge Blödsinn sind. Blöd gesagt: Wenn mir damals jemand in einer Fernseh-Doku gesagt hätte, dass Cristiano Ronaldo jeden Tag einen Schlitten den Berg hochzieht, hätte ich das zum damaligen Zeitpunkt wahrscheinlich gemacht. Ich habe sehr viele Dinge ausprobiert, die damals vielleicht zu viel waren oder wo man sich als Trainer auf die Stirn geklatscht und gefragt hat: 'Was tut der Junge?'. Aber ich wollte es so sehr [ins Profigeschäft schaffen], sodass ich viele Dinge ausprobiert habe.
90minuten: Zum Beispiel?
Pichler: Damals war ich in der Schule auch mit Spielern aus der Red Bull Fußball Akademie zusammen und habe gehört, was die so machen. Ich bin dann draufgekommen, dass ein Vereinstraining drei oder vier Mal die Wochen nicht das ist, was man in einer Akademie trainiert. So habe ich versucht, die Trainings selbst nachzuholen. Ob das immer klug oder sinnvoll war, weiß ich nicht. Von der Einstellung her wollte ich aber immer genau so viel oder mehr machen, weil ich wusste, dass es anders wahrscheinlich nicht hinhauen wird. Am Ende des Tages kommt natürlich auch Glück dazu. Zudem ist es wichtig, den Spaß nicht zu verlieren und volle Energie zu haben, wenn es ins Match geht. Es war ein Mix aus extrem harter, zusätzlicher Arbeit und natürlich auch Glück in den richtigen Momenten. Wie damals mit Rudi Mirtl, dass er mich gesehen hat und mit mir den Schritt in die 2. Liga gegangen ist. Denn ich sage, dass der Sprung aus der Regionalliga oder aus der Salzburger Liga ohne Berater so gut wie unmöglich ist. Da brauchst du schon ein Riesenglück.
90minuten: Da fällt mir ein, dass die beiden Salzburger Matthias und Simon Seidl auch sehr viele Extraeinheiten einlegten.
Pichler: Ich kenne die beiden sehr gut. Ich weiß von damals noch, dass sie in der Jugend genauso ehrgeizig und verbissen waren. Wenn ich über die Salzburger, die es ohne Akademie geschafft haben – wie die Seidls oder Marco Grüll – nachdenke, waren wir alle genau gleich, was den Biss und die Arbeitseinstellung angeht. Am Ende des Tages wollte man sich täglich verbessern. Ich persönlich bin oft gegen eine Wand gerannt, ich weiß nicht, wie es bei den anderen war. Aber, das gehört auch dazu. Wenn man uns vergleicht, sieht man eine sehr ähnliche Einstellung. Das war am Ende für uns alle zielführend.
90minuten: Wie war das bei dir während oder nach der Schulzeit? Waren deine Eltern darauf bedacht, dass du eine Ausbildung anfängst oder hast du deinen Fokus voll auf den Fußball gelegt?
Pichler: Wenn du mit 18 Jahren die Schule fertig hast und du noch bei einem Dritt- oder Viertliga-Verein bist, kannst du nicht alles auf die Karte, 'Ich werde sicher Profi', setzen. Du kannst es machen, aber das Risiko ist sehr hoch. Das war mir bewusst. Deshalb wollte ich immer die Matura machen, das war mir wichtig, meinen Eltern sowieso. Dazu kam der Zivildienst, den ich machen musste. Meine Mama hat sich da sehr ins Zeug gelegt, dass ich den noch mitnehme, wobei mir das neun Monate der Karriere kostete, weil es damals vielleicht schon mit dem Fußball funktioniert hätte. Im Nachhinein hatte meine Mama aber recht, dass es eine sehr gute Lehre war und mir sehr viel mitgegeben hat. Für mich war aber immer klar, dass ich es im Fußball schaffen möchte.
In Akademien bist du im Nachwuchs schon an der Spitze deiner Alterskategorie, sodass du dich nur noch nach oben vergleichst und nur noch nach oben schaust.
Taktik kam erst spät
90minuten: Du hast dann wahrscheinlich spätestens bei Austria Klagenfurt bzw. Austria Wien mit Spielern, die in Akademien ausgebildet wurden, zusammengespielt. Hast du einen Unterschied zwischen den Akademiespielern und dir gemerkt, konntest du manche Dinge vielleicht besser bzw. schlechter?
Pichler: Zum Beispiel: Taktik. Das habe ich bis zu einem gewissen Alter nicht wirklich mitbekommen. Ich habe einfach drauf losgespielt und Dinge gemacht, die für mich Sinn ergaben. Das hat mich sicherlich ausgezeichnet und stark gemacht. Wenn man dann aber das erste Mal mit richtiger Taktik konfrontiert wird, ist es schon eine große Umstellung.
90minuten: Inwiefern?
Pichler: Man muss sich zunächst im System wiederfinden und kann nicht in Räume laufen, wo man denkt, einen Ball zu bekommen. Man muss vielmehr in den Räumen stehen, die der Mannschaft als Ganzes helfen. Sich in seiner Rolle wiederzufinden und dennoch die Aktionen zu bekommen, die einen stark machen, war eine Umstellung für mich, als ich in den Profifußball kam. Ich glaube, dass diese etwas andere, vielleicht wildere Art, die manchmal unberechenbar scheint, Nicht-Akademiespieler auszeichnet. Der größte Unterschied ist aber sicher das Taktische. Als Nicht-Akademiespieler muss man sich erst einmal anpassen. Taktik hat es bei mir erst sehr spät gegeben (schmunzelt).
90minuten: Würdest du sagen, dass bei Akademiespielern Ecken und Kanten fehlen und dass ihnen manchmal besondere Eigenschaften "abtrainiert" werden?
Pichler: Das ist schwer zu sagen, weil Akademiespieler unterschiedlich sind. Was mir aufgefallen ist: In Akademien bist du im Nachwuchs schon an der Spitze deiner Alterskategorie, sodass du dich nur noch nach oben vergleichst und nur noch nach oben schaust. Das ist grundsätzlich gut. Wenn der Blick dann aber einmal nach unten geht, fällt es einigen schwer.
90minuten: Sprichst du aus Erfahrung?
Pichler: Ich habe mitbekommen, dass einige die Karriere ziemlich schnell beendet haben, wo ich mir gedacht habe: 'Ok, du bist jetzt da, aber du kannst es noch immer schaffen'. Die Besten der Besten arbeiten zusätzlich an sich. Nur mit dem Teamtraining kannst du nicht alles abdecken. Du musst zusätzlich an dir arbeiten, bspw. was das Mentale oder die Regeneration angeht. Die Akademiespieler, die es schafften, haben, was ich erfahren habe, zusätzlich gearbeitet und waren leidensfähig.
"Wenn ich diese Ziele am Papier abhaken kann, ..."
90minuten: Du bist im Jahr 2021, am Ende der Transferzeit, von Austria Wien nach Kiel gewechselt. Hat sich diese Möglichkeit spontan ergeben oder war der Wechsel schon seit längerer Zeit geplant?
Pichler: Es hat sich spontan ergeben und ist eigentlich kurzfristig zustande gekommen. Damals war ich bei der Austria und habe mich dort immer sehr wohlgefühlt. Dann gab es das Angebot, in die zweite deutsche Liga zu wechseln. Deutschland war für mich sowieso immer das große Ziel. Holstein Kiel spielte damals um den Aufstieg und hat es knapp nicht geschafft (2020/21 in der Relegation am 1. FC Köln gescheitert; Anm.). Und zu dem Zeitpunkt war es bei der Austria dann auch nicht so, wie ich es mir erwartet habe. Peter Stöger war damals nicht mehr Trainer. Der Wechsel hat gut gepasst.
LAOLA1: Zum Abschluss noch eine Frage zum Nationalteam. Warst du rund um die jüngste Länderspielpause mit dem Team in Kontakt? Hast du auf eine Einberufung gehofft?
90minuten: Ein bisschen hofft man immer auf eine Einberufung. Dass ich auf der Abrufliste stehe, zeigt mir, dass sie mich auf dem Radar haben. Ich glaube, wir haben einen Teamchef, der sehr leistungsbezogen nominiert. Das stimmt mich sehr positiv und lässt mit zuversichtlich sein, dass er mich nominiert, wenn der richtige Moment kommt.
90minuten: Du hast in der Vergangenheit betont, dass die deutsche Bundesliga und das Nationalteam deine großen Ziele sind. Hast du dir darüber hinaus weitere Ziele gesteckt?
Pichler: Wenn ich diese Ziele am Papier abhaken kann, ist es das nächste Ziel, mich zu etablieren, die Leistungen zu zeigen, um mir selbst sagen zu können, dass man voll und ganz mithalten kann. Man will sich als Spieler in der deutschen Bundesliga sowie im Nationalteam beweisen und einen Namen machen. Das ist etwas, wofür ich immer schon arbeite und weiterhin arbeiten werde.
90minuten: Sowie für Spiele wie gegen den FC Bayern München am Wochenende.
Pichler: Oder dafür (lacht).