Paul Komposch: "Ich bin bereit für den nächsten Schritt"
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Paul Komposch: "Ich bin bereit für den nächsten Schritt"

Hartberg-Abwehrchef Paul Komposch steht vor einem Karrieresprung, vorher sollen aber noch hoch gesteckte sportliche Ziele erreicht werden. Im 90minuten-Interview erklärt er, was in den kommenden Wochen passieren soll.

Schon im Winter stand Paul Komposch auf dem Sprung zu einem größeren Verein - vor allem der LASK und Markus Schopp haben konkretes Interesse gezeigt. Der Innenverteidiger ist beim TSV Hartberg zum Zweitliga-Talent zum gestandenen Bundesligaprofi gereift, im Mai wird er 24 Jahre alt und sieht sich bereit für den nächsten Schritt. Davor geht es bei den Steirern noch um den Einzug ins Pokalfinale und in die Meistergruppe.

Offen blieb im Interview die Frage nach seinem Vertrag, der eigentlich im Sommer 2025 ausläuft. Wie Obmann Erich Korherr gegenüber 90minuten bestätigt, wird Hartberg allerdings von einer Option Gebrauch machen und ihn um ein Jahr verlängern. Korherr erklärt dazu: "Ich stehe mit Paul ständig im Austausch, wir werden für ihn und für den Verein natürlich die bestmögliche Lösung suchen" und ergänzt "Am liebsten wäre es uns, wenn er in Hartberg bleibt. Je besser wir in der Tabelle stehen und vielleicht auch bald international spielen, desto interessanter sind wir."


90minuten: Gratulation zum 50. Bundesligaspiel! Gegen die WSG war es soweit. Hattest du Zeit, das ein bisschen zu feiern?

Paul Komposch: Ich hatte das nicht wirklich am Schirm, muss ich ehrlich sagen (lacht). Allzu viel Grund zum Feiern hat es ja nach dem WSG-Spiel nicht gegeben, bei einem Sieg wäre das vielleicht anders gewesen. 

90minuten: Insgesamt waren die ersten beiden Spiele nach der Pause aber auch nicht schlecht, ihr seid ohne Gegentor geblieben. Darauf kann man aufbauen, oder?

Komposch: Das ist sowieso das Wichtigste, vor allem für mich als Verteidiger. In den zwei Spielen haben wir sicher nicht unsere besten Leistungen gezeigt, wir stehen trotzdem im Cup-Halbfinale und haben immerhin einen Punkt in der Liga geholt. Ich glaube aber schon, dass wir das noch viel besser können.

Es wäre falsch zu sagen, wir wollen nicht ins Finale und wir wollen den Titel nicht.

Komposch über den ÖFB-Cup

90minuten: Weil du den Cup gerade schon ansprichst: Kannst du kurz erzählen, was der Weg ins Halbfinale für euch und für das Umfeld bedeutet?

Komposch: Für einen kleineren Verein wie Hartberg ist es natürlich der schnellste Weg zu einem Titel. Für uns wäre das eine riesige Sache. Es ist so, dass wir schon vier Spiele super gemeistert haben, jetzt wäre es falsch zu sagen, wir wollen nicht ins Finale und wir wollen den Titel nicht. Wir werden gegen die Austria alles reinhauen, alles probieren. Bei Sturm habe ich das alles ja schon ein bisschen mitbekommen dürfen, auch wenn ich nicht Teil des aktiven Kaders war. So ein Finale ist eine richtig coole Geschichte. 

90minuten: Das Viertelfinale gegen Stripfing hat sich bis in die Verlängerung gezogen, wirklich leicht von der Hand gegangen ist es euch dort nicht. Wie war die Stimmung danach? Erleichterung?

Komposch: Ja, ich glaube schon. Es war das erwartet schwere Spiel. Trotzdem haben wir uns gefreut, wir sind eine Runde weitergekommen, in der Kabine haben wir das schon ein bisschen gefeiert. 

90minuten: Wenn wir auf die Ligatabelle schauen, steht ihr derzeit knapp unter dem Strich. Traut ihr euch, die Meistergruppe wieder klar als Ziel anzusprechen?

Komposch: Ja, es ist definitiv unser Ziel, da oben hineinzukommen. Es auch in greifbarer Nähe, wir haben noch ein direktes Duell gegen Blau-Weiß Linz vor uns, das sicher entscheidend sein wird. Wenn wir in den nächsten fünf Spielen performen, ist es auf jeden Fall möglich. Wir haben ja auch schon in der Hinrunde gezeigt, dass wir vor allem gegen die Gegner, auf die wir jetzt treffen, stärker waren.

90minuten: Anders gefragt - wie sehr würde es dich nerven, wenn es sich am Ende nicht ausgeht?

Komposch: Wenn wir nach den fünf Spielen außerhalb der Meistergruppe stehen, aber alles gegeben haben, muss man das akzeptieren. Dann hätten wir es einfach vorher fixieren sollen, da wären wir eh selber dran schuld. Trotzdem würden wir versuchen, das Beste daraus zu machen - die Chance im Playoff und dann international zu spielen gibt es ja trotzdem.

Holte Paul Komposch 2023 nach Hartberg: LASK-Trainer und Sportdirektor Markus Schopp
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Holte Paul Komposch 2023 nach Hartberg: LASK-Trainer und Sportdirektor Markus Schopp

90minuten: Du bist inzwischen eineinhalb Jahre in Hartberg. Wie wohl und zuhause fühlst du dich?

Komposch: Hier kann man sich nur wohl und zuhause fühlen. Wir haben eine überragende Mannschaft, der Teamgeist ist außerordentlich gut. Ich wurde von Anfang an super aufgenommen, bis jetzt hatte ich eineinhalb wirklich schöne Jahre.

90minuten: Merkst du einen Unterschied zu einem großen Verein in Österreich? Du warst vorher bei Sturm, da war bestimmt vieles anders. 

Komposch: Wahrscheinlich wird dir mehr verziehen, vor allem kleinere Fehler. Die ganze Außenwahrnehmung ist anders und mit weniger Druck verbunden, man kann sich in Ruhe entwickeln, hat genügend Zeit. Das Ziel sollte trotzdem irgendwann sein, sich bei einem größeren Verein zu beweisen. 

90minuten: Wenn wir zurückschauen auf deinen Start in Hartberg, welche Argumente hatte Markus Schopp für dich, damit du hierher wechselst?

Komposch: Nachdem mein Vertrag mit Sturm ausgelaufen ist, hatte ich zwei, drei gute Telefonate mit Markus. Mir war sofort klar, dass seine Ideen gut zu mir passen, für mich gab es kein langes Überlegen. Ich habe vorher nur in der 2. Liga gespielt, hatte zwei Kurzeinsätze in der Bundesliga. Für mich war das ein super Schritt, mich hier zu entwickeln, mit einem Trainer, der mir vertraut. Das war ein perfektes Match.

Er hat mich vor zwei Jahren zum Bundesliga-Profi gemacht, dafür bin ich sehr dankbar.

Komposch über Markus Schopp

90minuten: Dass er im Herbst zum LASK gewechselt ist, war für viele überraschend. Dank einer Ausstiegsklausel ging das auch recht schnell. Wie war das für euch innerhalb der Mannschaft?

Komposch: Es war für uns schon auch überraschend, muss man sagen. Ich persönlich habe damit nicht gerechnet. Dass der Trainer im Rampenlicht steht, war klar, weil wir auch einfach gut gespielt haben. Ein leichter Schock war es im ersten Moment schon, die erste Frage ist ja auch immer, wie es danach weitergeht. Mit Markus Karner und Manfred Schmid haben wir dann aber auch zwei Top-Trainer nachbekommen.

90minuten: Wie gut ist dein Verhältnis mit Manfred Schmid? Ihm wird ja ein guter Draht zur Mannschaft nachgesagt.

Komposch: Es war von Anfang an sehr harmonisch, wir hatten bei der Umstellung überhaupt keine Probleme.

90minuten: Wir sprechen jetzt kurz nach Ende der Transferphase, das hat schon seinen Grund. Du hast vorher schon angedeutet, dass es dein Ziel ist, wieder für einen größeren Verein zu spielen. In den letzten Wochen hat es immer wieder Wechselgerüchte gegeben - wie sehr beschäftigt dich das?

Komposch: Natürlich bekomme ich das mit, es ist auch immer eine Art Wertschätzung, wenn andere Vereine Interesse zeigen. Ich bin überzeugt, dass ich bereit für den nächsten Schritt bin. Für mich heißt das auch nicht zwingend, dass es das Ausland sein muss. Wichtig ist, dass der Verein und der Plan dahinter zu meinen Vorstellungen passen. Ich habe versucht, das so gut wie möglich an mein Management weiterzuleiten und im Endeffekt muss das auch der Verein entscheiden.

Wir sind relativ positiv verblieben, dass wir eine Lösung für den Sommer finden. Dann wird sich zeigen, wohin die Reise geht.

Komposch über seine Zukunft

90minuten: Wenn wir innerhalb Österreichs bleiben, liegen zwei Vereine auf der Hand: LASK und Sturm Graz. Zweiterer ist dein Jugendverein, ersterer war im Winter an dir interessiert. Sind das die zwei Optionen, wo du dir denkst: Das ist noch einmal ein Schritt aufwärts von Hartberg?

Komposch: So kann man das sagen. Bei Sturm ist die Konkurrenz natürlich enorm groß, das muss man realistisch sehen. Es ist kein Geheimnis, dass es Gespräche mit dem LASK gegeben hat. Da hat Hartberg im Winter ganz klar gesagt, dass sie mich aufgrund der sportlichen Situation nicht abgeben wollen und können. Mein Austausch mit Erich (Anm.: Korherr) und Brigitte (Anm.: Annerl) war in diesem Punkt auch immer sehr wertschätzend. Wir sind relativ positiv verblieben, dass wir eine Lösung für den Sommer finden. Dann wird sich zeigen, wohin die Reise geht.

90minuten: Wann hättest du für dich gerne Klarheit? 

Komposch: Es ist natürlich angenehmer, wenn man längerfristig planen kann. Deswegen wäre es mir natürlich recht, wenn sich alles so früh wie möglich klärt. Ich weiß aber, wie das Fußballgeschäft läuft und weiß auch, dass ich flexibel sein muss. Es kommt, wie es kommt, sage ich.

90minuten: In Hartberg könnt ihr alle derzeit noch von einer Teilnahme am Europacup in der kommenden Saison träumen. Ist das etwas, dass dich vielleicht noch ein bisschen länger beim Verein halten kann, wenn das klappt?

Komposch: Das ist eine gute Frage, da schauen wir aber zu weit in die Zukunft. Bis das entschieden ist, vergeht noch so viel Zeit, deswegen kann ich das schwer beantworten. Es wird natürlich viel gesprochen, mein Management tauscht sich mit Hartberg und dem ein oder anderen Verein aus. Es gibt aber noch nichts offiziell zu verkünden.

Man hat das Ziel, da draußen zu sein und zu spielen, wirklich vor Augen.

Komposch über seine Erfahrungen im Europacup

90minuten: Ein paar Erfahrungen in der Europa League und der Champions League Qualifikation durftest du ja auf der Bank von Sturm Graz schon machen. Wie ist dir das in Erinnerung geblieben?

Komposch: Für mich war das ein tolles Erlebnis, auch wenn klar war, dass ich in den Spielen wahrscheinlich nicht zum Einsatz kommen werde. Als junger Spieler bei solchen Spielen, in Eindhoven, in Monaco, San Sebastian und Kiew dabei zu sein und alle Abläufe mitzuerleben, war wirklich lässig. Man hat das Ziel, da draußen zu sein und zu spielen, wirklich vor Augen. Das hat mir noch mehr Anreiz gegeben, härter zu arbeiten. In Hartberg waren wir schon knapp dran. So wie die Plätze in Österreich derzeit vergeben werden, hat man auch noch im unteren Playoff die Möglichkeit, es zumindest in die Qualifikation zu schaffen. Das ist auf jeden Fall ein Ziel für den Rest der Saison.

90minuten: Eine Abschlussfrage habe ich noch für dich: Ihr habt das Cup-Halbfinale vor euch, in der Liga geht es jetzt um den Einzug in die Meistergruppe. Was muss in den nächsten Wochen passieren, damit du am Ende der Saison wirklich zufrieden bist?

Komposch: Wir wollen ins Cup-Finale und wenn wir dann einmal dort sind, gehen wir natürlich auf den Sieg. Das wäre etwas Großartiges für den Verein. Es ist hoch gegriffen und Favoriten sind wir sicher nicht, aber wir werden trotzdem alles geben. Man soll sich ja hohe Ziele stecken. Und auch die Meistergruppe ist ein wichtiges Ziel.

Vielen Dank für das Gespräch!


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