Mathias Honsak: Vom Absteiger in den Europacup
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Mathias Honsak: Vom Absteiger in den Europacup

Der Wiener erlebte mit dem SV Darmstadt ein schwieriges Jahr, das in den Abstieg aus der Bundesliga gipfelte. Mit 90minuten spricht Honsak über seine neue Herausforderung in Heidenheim und dem Ziel ÖFB-Nationalteam.

Mathias Honsak sammelte in der abgelaufenen Saison seine ersten Erfahrungen in der Deutschen Bundesliga für den SV Darmstadt. Doch das Jahr war alles andere als einfach. Der Wiener erlebte erstmals in seiner Karriere einen Abstieg. "In der Bundesliga werden kleine Fehler sofort mit einem Tor bestraft", berichtet er gegenüber 90minuten.

Zur neuen Saison hat er nach fünf Jahren Darmstadt seine Zelte beim Europacupstarter Heidenheim aufgeschlagen. Nach überstandener Qualifikation darf sich Honsak erstmals auf den Europacup freuen. Im Interview spricht der Wiener über seinen ersten Abstieg, seine Erfahrungen mit Kulttrainer Frank Schmidt und dem Traum vom ÖFB-Team.

90minuten: Nach fünf Jahren hast du den SV Darmstadt in Richtung Heidenheim verlassen. Wie hast du dich bei deinem neuen Klub eingelebt?

Mathias Honsak: Bis jetzt gefällt es mir sehr gut. Viele Spieler habe ich nicht gekannt, eigentlich nur Tscherny (Paul Tschernuth, Anm.). Mit dem hatte ich bereits vor ein paar Jahren Kontakt. Die Mannschaft hat es mir superleicht gemacht. Ich wurde gut aufgenommen. Auch sonst habe ich mich gut eingelebt mit meiner Verlobten. Wir haben was Passendes gefunden, wo wir uns wohlfühlen können.

90minuten: Der Verein gilt als bodenständig und authentisch. Wie nimmst du das als Spieler wahr?

Honsak: Es ist sehr familär und sehr ruhig. Außerhalb hast du nicht so viel Einfluss, der auf dich einprasseln kann. Du kannst dich super auf den Fußball konzentrieren. Ins Stadion passen 15.000 Zuschauer hinein. Ich denke, da kennt man sich untereinander sehr gut. Heidenheim ist jetzt auch eher ein größeres Dorf.

90minuten: Du warst im Sommer ablösefrei zu haben. Wie ist der Wechsel nach Heidenheim zustande gekommen?

Honsak: Der Kontakt ist über meinen Berater entstanden. Er hat mir gesagt: "Hey du, Heidenheim hat Interesse." Sie sind auf ihn zugekommen, wo sie erfahren haben, dass ich ablösefrei bin und nicht mehr in Darmstadt verlängern wollte. Dann haben wir uns schnell getroffen, ich bin nach Heidenheim gefahren und hatte dort ein sehr positives Gespräch mit den Verantwortlichen. Mein oberster Wunsch war es, in der ersten deutschen Bundesliga zu bleiben.

90minuten: Mit Frank Schmidt verfügt Heidenheim über einen Trainer, der den Klub aus der Oberliga in die Bundesliga führte und seit knapp 17 Jahren im Amt ist. Was hast du für einen Eindruck von ihm?

Honsak: Knapp 17 Jahre in einem Verein, das ist ein Wahnsinn. Es zeigt, welchen Stellenwert er hier hat. Das zeigt er am Platz. So geht er voran. Der Trainer will, dass wir richtig Gas geben in jedem Training. Er zieht seine Spielweise durch. Darauf muss sich jeder einstellen. Da braucht keiner glauben, man kann sein eigenes Ding machen. Du spielst für die Mannschaft. Du spielst für den Verein.

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Der gebürtige Heidenheimer Frank Schmidt führte den Klub in knapp 17 Jahren Amtszeit aus dem Amateurfußball in den Europacup.

90minuten: Beim 1. FC Heidenheim konntest du in der Conference-League-Quali erstmals im Europacup auflaufen. Jetzt geht es in der Ligaphase weiter. Was bedeutet die Teilnahme am internationalen Bewerb für dich und den Verein?

Honsak: Für den Verein bedeutet das enorm viel. Das gab es noch nie, dass Heidenheim international dabei war. Bei meiner Unterschrift ist die internationale Teilnahme noch nicht festgestanden. Für mich ist es natürlich eine Extramotivation, Vollgas zu geben.

90minuten: Mit Tim Kleindienst und Jan-Niklas Beste haben zwei Leistungsträger den Klub verlassen. Nach Platz acht im Vorjahr, wo steckt man sich die Ziele in Heidenheim?

Honsak: Es war letztes Jahr für den Verein ein sehr überraschendes Jahr im positiven Sinne. Platz acht und die internationalen Playoffs waren die Kirsche auf der Sahnetorte. Heuer ist das klare Ziel, nächstes Jahr wieder in der Bundesliga zu spielen.

90minuten: Letzte Saison hast du dein erstes Jahr in der deutschen Bundesliga mit Darmstadt inklusive Abstieg erlebt. Wie hast du das Ganze erlebt?

Honsak: Wir haben uns alle ein anderes Ziel vorgenommen. Wir wollten unbedingt in der Bundesliga bleiben. Es war kein einfaches Jahr. Wir hatten keinen einfachen Start, sind nie so richtig in einen Lauf gekommen. Dann ist es schwer, das Positive daraus zu ziehen. In der Bundesliga werden kleine Fehler sofort mit einem Tor bestraft. Das Spieltempo ist höher als in der 2. Bundesliga. Es sind erfahrenere Spieler dabei.

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Sein letztes Jahr in Darmstadt hat sich Mathias Honsak anders vorgestellt.

90minuten: Gerade zum Schluss hat es dann schon relativ früh nach einem Abstieg ausgesehen. Wie seid ihr als Mannschaft damit mental umgegangen?

Honsak: Wir sind schon in die Spiele mit der Einstellung gegangen, wir haben noch die letzte Chance, die wollen wir nutzen. So hat sich das in der Mannschaft herumgesprochen. Wir wollten uns schon noch einmal rausziehen.

90minuten: Beim SV Darmstadt hast du fünf Jahre verbracht, einen Aufstieg und einen Abstieg miterlebt. Was ziehst du für eine Bilanz aus dieser Zeit?

Honsak: Natürlich denke ich gerne zurück. Es war die erste Station, wo ich so lange in einem Verein gespielt habe. Wir hatten am Anfang Saisonen, wo es nicht so gut lief. Wir haben uns dann rangekitzelt und uns mit dem Aufstieg in die Bundesliga einen Wunsch erfüllt. Das wird mir für immer in Erinnerung bleiben.

"Auf jeden Fall verfolge ich das Ziel, Spiele für mein Heimatland zu machen."

Mathias Honsak

90minuten: Du hast in deiner Karriere schon einige Positionen durch. Auf welcher Position siehst du dich persönlich am stärksten?

Honsak: Ich habe offensiv schon alles durchgespielt (lacht). Mein Favorit ist die linke oder rechte Außenbahn. Hängende Spitze sehe ich mich vielleicht auch noch ein bisschen. Von dem her ist es nicht unbedingt eine Überraschung, wenn ich linker Achter, Zehner oder Stürmer spiele.

90minuten: Letztes Jahr wurdest du bereits einmal für das A-Nationalteam nominiert, musstest verletzungsbedingt absagen. Inwiefern ist das für dich noch ein Ziel?

Honsak: Das Ziel habe ich immer noch vor Augen. Das werde ich nie verlieren. Dazu muss ich jetzt Leistungen im Verein bringen. Dann wird man sehen, ob noch einmal eine Anfrage vom Teamchef kommt. Auf jeden Fall verfolge ich das Ziel, Spiele für mein Heimatland zu machen.

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