Hinweis: Dieses Interview ist Co-Exklusiv mit sportsbusiness.at geführt worden.
90minuten: Herr Mitterdorfer, wie war denn die Stimmung am Wochenende bei der ÖFB-Präsidiumssitzung?
Klaus Mitterdorfer: Ich habe insgesamt den Eindruck gehabt, dass alle diesen Weg gehen wollen, auch wenn es natürlich viel Überzeugungsarbeit gebraucht hat, nicht nur bei der Sitzung selbst, sondern auch schon im Vorfeld.
90minuten: Im ORF-Interview am Sonntag haben Sie erklärt, dass es eine grundsätzliche Einigung gibt. Wie soll der „ÖFB neu“ nun aussehen?
Mitterdorfer: Wir haben uns am Wochenende bei der Präsidiumssitzung auf neue, moderne Strukturen verständigt, um Entscheidungen noch stärker auf Basis von Expertise zu treffen. Ziel ist es, dass die Entscheidungsstrukturen schlanker und schneller werden. Natürlich werden die wichtigen Themen weiterhin von den neun Landespräsidenten und der Bundesliga abgesegnet.
Neu ist, dass diese maßgeblichen Entscheidungen künftig von der Geschäftsführung vorbereitet und dann vom Aufsichtsrat nach Prüfung nur noch abgesegnet werden sollen.
90minuten: Was ist dann konkret neu?
Mitterdorfer: Neu ist, dass diese maßgeblichen Entscheidungen künftig von der Geschäftsführung vorbereitet und dann vom Aufsichtsrat nach Prüfung nur noch abgesegnet werden sollen. Neu wird dann auch sein, dass wir nicht für jedes Thema eine Kommission benötigen, nur noch für die ganz wichtigen Themen. Derzeit haben wir für zu viele Themen eine Kommission oder ein Komitee, das soll es dann künftig nicht mehr geben.
90minuten: Wie viele Kommissionen soll es künftig dann geben?
Mitterdorfer: Es reichen zwei oder drei Kommissionen, beispielsweise für rechtliche oder finanzielle Themen. Alles andere kann dann künftig von der Geschäftsführung unter Einbeziehung der jeweiligen Stakeholder vorbereitet und umgesetzt werden.
90minuten: Welche Rolle hat der externe Berater gespielt?
Mitterdorfer: Die Analyse hatte einen großen Mehrwert, da diese neutral mit Außensicht durchgeführt wurde und keine Partei ergriffen hat, sondern die Themen bzw. Herausforderungen identifiziert hat. Aus unzähligen Gesprächen und der Analyse ableitend, konnten wir dann die neue Struktur ausarbeiten. Das hat auch die Skeptiker überzeugt, und ist auch ein Weg, wie es künftig sein könnte: Professionelle Vorbereitung für Beschlüsse im Präsidium. Mein Zugang ist, alle mitzunehmen, und zwar im Sinne des Fußballs und nicht aufgrund persönlicher Interessen.
90minuten: Sie betonen, dass der ÖFB schlanker werden muss. Nur die Gremien oder auch der Verband als Ganzes?
Mitterdorfer: In einem modernen Unternehmen muss man sich alle Abläufe anschauen. Das heißt jetzt nicht, dass man sich von Mitarbeiter:innen trennt, aber es ist ganz normal, dass man sich in einem Unternehmen ansieht, wo es Verbesserungspotenzial gibt. Aber das ist schon wieder der zweite oder dritte Schritt. Jetzt geht es mal darum, dass wir in Bezug auf die Verbandsstruktur die Reform durchziehen.
90minuten: Wie soll die Geschäftsführung denn künftig strukturiert sein?
Mitterdorfer: Der Vorschlag sieht vor, dass es künftig bis zu drei Mitglieder in der Geschäftsführung geben kann. Es soll wie schon mehrmals erwähnt eine starke Geschäftsführung sein, die sich um das Tagesgeschäft kümmert und Entscheidungsgrundlagen für die ganz wichtigen Themen vorbereitet, die dann vom Aufsichtsrat abgesegnet werden.
Wir haben die nächste Präsidiumssitzung am 18. Oktober. Vielleicht können wir bis dahin eine Grundlage für einen Beschluss zusammenbringen.
90minuten: Welche Rolle hätte dann der Präsident künftig? Wäre er Teil der Geschäftsführung?
Mitterdorfer: Nein. Der Präsident ist Teil des Aufsichtsrates mit den neun Ländern und der Bundesliga. Der Aufsichtsrat bestellt die Geschäftsführung.
90minuten: Apropos Geschäftsführer: Unabhängig von der Struktur ist bekannt, dass Thomas Hollerer und Bernhard Neuhold nicht miteinander können. Dieses Thema ist seit Jahren evident. Gibt es dafür eine Lösung?
Mitterdorfer: Es gibt in diesem Bereich Herausforderungen, um auch hier eine Weiterentwicklung zu forcieren. Ich bitte aber um Verständnis, dass zuerst die Struktur beschlossen werden muss, bevor wir uns um dieses Thema kümmern.
90minuten: Gibt es schon einen Beschluss im Präsidium, dass diese Reform umgesetzt wird?
Mitterdorfer: Nein, es gibt noch keinen Beschluss, sondern ein Einverständnis, dass diese Reform umgesetzt werden soll. Es braucht noch juridische Feinabstimmung, dann muss die Rechtskommission darüber schauen, damit wir die Satzungsänderungen auch korrekt umsetzen können.
90minuten: Bis wann soll die Reform dann beschlussfähig sein?
Mitterdorfer: Wir haben die nächste Präsidiumssitzung am 18. Oktober. Vielleicht können wir bis dahin eine Grundlage für einen Beschluss zusammenbringen.