Prinzipiell hat Junior Adamu eine ähnliche Vita wie viele aktuelle Nationalspieler. Wie Konrad Laimer oder Xaver Schlager ist er durch die Red-Bull-Schule gegangen und dann ins Ausland gewechselt.
Während die beiden im Kreis der internationalen Topkicker angekommen sind, schafften das andere gar nicht. Bei Adamu wird es sich wohl in den nächsten Jahren weisen, wo die Reise hingeht und welche Überschrift seine Karriere bekommt. Doch zuerst ein paar Schritte zurück. Vor zehn Jahren rief Red Bull an und holte ihn aus Graz.
"Das war schon etwas Cooles und ich hatte richtig eine Gänsehaut, weil Red Bull ist für Jugendliche schon ein Fortschritt, für die, die jung sind und sich weiterentwickeln wollen", blickt er heute im Gespräch mit 90minuten auf die Anfangszeit zurück.
Er zahlte das Vertrauen zurück, 2016/17 war er Torschützenkönig in der Jugendliga. 2020 folgte der offizielle Wechsel zu Red Bull Salzburg. Gar keine einfache Aufgabe, in ein Team zu kommen, das siebenmal in Folge Meister war, zwei Jahre zuvor im Europa League-Halbfinale stand.
Weg gehen, um stärker zu werden
Der Salzburg-Kader hatte zu dieser Zeit viel Qualität: Patson Daka, Noah Okafor, Karim Adeyemi, Benjamin Šeško, um nur einige zu nennen. "Hohes Niveau", nennt er das rückblickend. Damals gab es auch routinierte Spieler, die den Jungen halfen – Zlatko Junuzovic, Andreas Ulmer, Alexander Walke. Von denen kann man prinzipiell viel lernen. Mitkicken durfte er aber nicht.
Es waren so viele gute Spieler in Salzburg. Da war es für mich besser, wenn ich eine Weile woanders hingehe und noch stärker zurückkomme.
Adamu spielte im Herbst in Liefering und traf dort am Fließband, weswegen man ihn Anfang 2021 in die Schweizer Super League zu St. Gallen verlieh. Dort klappte es genauso, eben eine Liga höher und "das war für mich wichtig. Es waren so viele gute Spieler in Salzburg. Da war es für mich besser, wenn ich eine Weile woanders hingehe und noch stärker zurückkomme."
Vielleicht war er im Sommer 2020 auch noch nicht bereit für die Einser oder musste einmal etwas anderes sehen als das gewohnte Umfeld. Mit acht Toren in Liga und Cup im Gepäck, kam er zurück nach Salzburg und nahm den Konkurrenzkampf an.
Der Pressing-orientierte und flinke Stürmer schaffte 2021/22 neun Tore und fünf Assists, debütierte im Nationalteam und bestätigte die Leistung in der Saison darauf mit 14 Toren und sechs Vorlagen. Freiburg schlug zu.
Ein Auf und Ab
Eines darf man bis hierhin nicht vergessen: Adamu war gerade 22 Jahre alt geworden. Im Herbst bekam er noch seine Spielzeit, ab dem Jahreswechsel musste er auf der Bank sitzen. Medial wurde Adamu vom Kicker schon als "Flop" bezeichnet. "Was soll man dazu sagen? Ich lese sowas auch nicht gern", sagt er heute dazu.
Das komme eben dabei raus, wenn die Menschen nur von außen zuschauen, meint Adamu weiter. Wie schätzt er das erste Jahr und die Unterschiede zwischen den Ligen ein?
Spiele | Minuten | Tore | Assists | |
---|---|---|---|---|
2023/24 | 24 | 413 | 1 | 1 |
2024/25 | 20 | 1.160 | 2 | 1 |
"Man muss sofort da sein, schnell schalten und Fehler korrigieren. Wenn es das eine mal nicht klappt, muss man im Training mehr arbeiten und sich überlegen, wie man die Bälle besser bekommt und wie man mit den anderen Spielern zur Lösung der Aktionen beitragen kann."
Also auch etwas Selbstkritik. Adamu zog die richtigen Schlüsse. Im Sommer und Frühherbst 2024/25 netzte er viermal, kehrte nach mehr als einem Jahr Pause ins Nationalteam zurück. Ende November riss der Faden.
Sperre, ab auf die Bank
Und zwar zunächst sein Geduldsfaden. In der Nachspielzeit des Auswärtsspiels bei Borussia Dortmund kassierte er eine Gelb-Rote. Schon zuvor hatte er seit September nicht mehr getroffen, in den zehn Ligaspielen nach Ablauf der Sperre erzielten die Kollegen 14 Tore. Vincenzo Grifo, Linksaußen, verbuchte fünf dieser Treffer, sein Pendant auf der anderen Seite, Ritsu Doan, drei.
Dieser Umstand zeigt auch ein bisschen auf, warum es für Adamu nicht mehr so ganz klappte. Denn die beiden Außenstürmer haben die Hälfte der 32 von Freiburg-Spielern geschossenen Ligatore erzielt. Der Österreicher ist gemeinsam mit dem Mittelstürmerkollegen Lucas Höler mit zwei Toren bereits auf Rang vier der Torschützenliste.
Der drittbeste ist Rechtsverteidiger Lukas Kübler. Es treffen also mehr oder weniger alle, außer die Mittelstürmer. Noch dazu ist Freiburg Fünfter, in Schlagdistanz zur Champions League. Wenig Grund, viel zu ändern.

"Der Konkurrenzkampf ist groß, jeder versucht, das Beste für sich herauszuholen", ist sein Statement dazu. Der Trainer schafft es gegenwärtig gut, der Stürmer selbst ärgert sich darüber, wenn "die Mittelstürmer nicht treffen, aber da müssen wir mehr Gas geben. Und natürlich ist es ein bisschen nervig, wenn man nicht spielt."
Weiter schauen
Wenn man dann reinkommt, kämpfe man ohnehin und möchte die Chance nutzen: "Das Wichtigste ist, dass man geduldig bleibt und an sich glaubt. So viel ärgern und sauer sein ist am Ende auch für den Körper nicht gut."
Dem kann man etwas abgewinnen. Außerdem mache man halt manchmal Fehler und "das Leben geht trotzdem weiter". An sich arbeiten kann er, das hat Adamu bewiesen, der Ehrgeiz stimmt jedenfalls. In Freiburg hat er auch ein Umfeld, das junge Spieler führen kann. Etwa die ÖFB-Teamkollegen Michael Gregoritsch (30) und Philipp Lienhart (28).
Was passiert, wenn es diese nicht gibt, hat man in den letzten eineinhalb Jahren öfter bei seinem Ex-Verein gesehen. Red Bull Salzburg hat seit seinem Weggang 2023 keinen Titel mehr geholt, ist im Herbst heftig ins Schlingern geraten.
"Ich schaue die Spiele an und es ist schade, dass es nicht gelaufen ist. Es waren viele jüngere Spieler da, dann haben sie ein paar ältere geholt, im letzten Spiel gegen Sturm hat das dann auch schon gut geklappt. Ich glaube, sie schaffen es noch irgendwie."
Der Teamchef hat immer angerufen und gesagt, warum man nicht dabei ist. Ich weiß nicht, wie er es bei anderen macht.
Nachsatz: "Es kann sich auch sehr schnell in die andere Richtung drehen." Das betrifft definitiv auch ihn. Denn letztlich will der neunfache ÖFB-Stürmer nicht nur für Freiburg treffen, sondern auch im Nationalteam. Das gelang ihm noch nicht.
Gedanken an die WM
Teamchef Ralf Rangnick sieht in Adamu einen Pressingstürmer, so viele hat Österreich nicht auf diesem Niveau. Insofern hielt er auch Kontakt. "Der Teamchef hat immer angerufen und gesagt, warum man nicht dabei ist. Ich weiß nicht, wie er es bei anderen macht", so Adamu.
Er hofft jedenfalls, auch das nächste Mal, gegen Serbien, dabei zu sein.
Rangnick präferiert aber auch Kicker mit viel Spielzeit. Das weiß der Freiburg-Legionär. Der Frage nach einem möglichen Wechsel weicht er aus. Aber wie gesagt: Mit dem Problem, wenig zu treffen, ist er bei den Mittelstürmern beim Sport-Club nicht alleine.
Und welche Überschrift würde er heute seiner Karriere bzw. diesem Artikel geben? Es ist jedenfalls eine, die sowohl Teamchef, als auch Trainer Julian Schuster freuen wird, weil sie von Ehrgeiz und Kampfgeist geprägt ist: "Der Junge, der versucht, sich in die Startelf zurückzukämpfen."