Jörg Siebenhandl: "...dann war schnell die Anfrage der Admira da"
Foto © GEPA

Jörg Siebenhandl: "...dann war schnell die Anfrage der Admira da"

Mit 35 Jahren will es Torwart Jörg Siebenhandl noch einmal wissen. Mit der Admira spielt er um den Bundesliga-Aufstieg. Im 90minuten-Interview blickt Siebenhandl voraus und zurück auf die Kapitel Sturm Graz und LASK.

Mit seinem Wechsel zum LASK hatte sich Jörg Siebenhandl 2023 eigentlich schon von der ganz großen Bühne zurückgezogen. Als Backup von Tobias Lawal waren die Chancen auf Einsatzzeiten gering, erst vor wenigen Monaten machte eine Verletzung den Weg für einige Spiele frei.

Ende Jänner ergab sich spontan ein Wechsel zu Admira Wacker und damit zu Siebenhandls sportlichen Wurzeln. In der Südstadt hatte er 1996 mit dem Fußballspielen begonnen, zwischen 2014 und 2016 stand er dort schon einmal als Profi unter Vertrag.

Wie hat der 35-Jährige die letzten Jahre erlebt? Wo soll der Weg mit seinem neuen Verein hinführen? 90minuten hat mit ihm gesprochen:

90minuten: Ich würde gerne mit einem Rückblick anfangen. Du hast über die letzten drei Jahre viel erlebt: Stammkeeper bei Sturm Graz, Backup beim LASK, dann im Herbst doch das Bundesliga-Comeback und jetzt bist du zurück bei der Admira als Nummer eins. Kann man das irgendwie in einem Wort zusammenfassen?

Jörg Siebenhandl: Ungeplant. Das ist wahrscheinlich das richtige Wort. Vor ein paar Jahren habe ich mir gedacht, dass ich meine Karriere bei Sturm beenden werde. Für mich war das eigentlich schon geklärt. Der Verein hat sich für einen anderen Weg entschieden, so bin ich nach Linz gekommen, aber in einer anderen Rolle. Auch dort war es nicht planbar, wann ich zum Spielen komme - man wünscht seinem Mitspieler ja auch, dass er sich nicht verletzt. Mit dem Wechsel zur Admira habe ich auch nicht gerechnet, es hat sich aber gut ergeben. Jetzt bin ich wieder da und freue mich darüber.

90minuten: Bleiben wir kurz beim Thema Sturm Graz. Über die Enttäuschung, dass dein Vertrag 2023 nicht verlängert wurde, hast du oft und offen gesprochen. Wie lange hat das an dir genagt?

Siebenhandl: Man nimmt das schon mit, irgendwann ist das dann aber auch wieder Vergangenheit. Eigentlich ist es abgeschlossen, das gehört zum Fußball dazu. 

In meinem letzten Vertragsjahr hätte ich das ganze gerne anders abgeschlossen, das letzte halbe Jahr hätte ich normal spielen können.

Siebenhandl über den Abschied aus Graz

90minuten: Fühlt es sich trotzdem so an, als hättest du damals etwas mitaufgebaut? Du hast den Weg, der zu Meistertitel und Cup-Siegen geführt hat, mitgeprägt. 

Siebenhandl: Ich bin überzeugt davon, dass ich meinen Teil dazu beigetragen habe - gerade am Anfang, als sich der Verein komplett neu aufgestellt hat. In meinem letzten Vertragsjahr hätte ich das ganze gerne anders abgeschlossen, das letzte halbe Jahr hätte ich normal spielen können. Ich habe schon öfter gesagt, dass das der einzige Punkt war, der für mich unverständlich war: Vereine denken manchmal, dass Spieler vielleicht nicht mehr alles geben könnten. Das stimmt so aber nicht. 

90minuten: Hattest du mit Andi Schicker seitdem irgendwann Kontakt?

Siebenhandl: Ja, man sieht sich hier und da. Ich bin ja nicht der Mensch, der so etwas ewig nachträgt. 

90minuten: Dann hat der LASK bei dir angeklopft. Vor kurzem hast du in einem Podcast erzählt, dass die Admira sich auch damals schon gemeldet hätte. Warum wurde dann nichts aus einer Rückkehr?

Siebenhandl: Das Angebot der Admira kam damals einfach sehr kurzfristig. Die Gespräche mit dem LASK waren schon weiter fortgeschritten, ich hatte den Eindruck, dass das für mich und meine Familie gut passen kann.

90minuten: Du wurdest als klare Nummer zwei hinter Tobias Lawal und als Mentor geholt.

Siebenhandl: Genau. Ich bin von Haus aus ein Mensch, der sich gerne einbringt. Zu manchen Dingen habe ich vielleicht einen anderen Blickwinkel und spreche das schon an, wenn mir etwas auffällt. Meine Kollegen waren im Vergleich zu mir sehr jung, dann kann man natürlich umso mehr mitgeben. Ich finde, Tobi (Lawal; Anm.) hat das von Anfang an super gemacht. Es freut mich auch, wenn Spieler am Anfang ihrer Karriere stehen und dauernd "Herzerl" in den Augen haben, weil ihnen die Arbeit Spaß macht. Bundesliga spielen, beim Nationalteam dabei sein - ich habe das alles selbst erlebt. Es ist cool, das auch bei jemand anderem miterleben zu können.

Es ist klar, dass man sich nicht mehr denkt: Komm, nächstes Jahr greife ich noch einmal an.

Siebenhandl über seine Rolle als LASK-Backup

90minuten: Was man schon sagen kann ist, dass du bei der Admira wahrscheinlich öfter gespielt hättest. 2023/24 waren es beim LASK gerade einmal zwei Cup-Spiele. Wenn man sich einmal für die Rolle als Backup entscheidet, wie sehr hakt man dann vielleicht mit der aktiven Karriere als Stammtorwart ab?

Siebenhandl: Es ist klar, dass man sich nicht mehr denkt: Komm, nächstes Jahr greife ich noch einmal an. Man schaut einfach, wie es sich entwickelt. Für mich aber war schon klar, dass ich mich bereithalten muss, weil immer etwas passieren kann. So war es dann auch und ich habe sofort gemerkt, dass alles noch super von der Hand geht und ich mich auf dem Platz wohlfühle. Ich glaube, im Fußball muss man flexibel bleiben.

90minuten: Ich nehme das Stichwort "ungeplant" wieder auf. Wie lange hat sich der Wechsel zur Admira, der Ende Jänner offiziell wurde, denn angebahnt?

Siebenhandl: Wie lange sich das tatsächlich angebahnt hat, weiß ich gar nicht. Es war klar, dass mein Kollege Lukas Jungwirth entweder beim LASK bleibt oder im Frühjahr für die Admira spielt. Als sich herauskristallisiert hat, dass er bleibt, war ich schon gespannt, welche Alternative die Admira hat. Und dann war eigentlich relativ schnell die Anfrage da, ob ich mir vorstellen kann, zu ihnen zu kommen. Ich glaube, das ist eine gute Lösung für alle Seiten.

90minuten: War das Thema Stammplatz am Ende das wichtigste für dich? Oder ist es in diesem Fall eher der Verein, der dir am Herzen liegt?

Siebenhandl: Es ist eine Mischung von vielen Dingen. Für mich wäre es natürlich auch gut gewesen, die Nummer zwei beim LASK zu bleiben. So war es ja auch von Anfang an ausgemacht. Mit dem Verein, bei dem ich mit dem Fußballspielen begonnen habe, um den Aufstieg in die Bundesliga spielen zu können, hat aber schon auch etwas für sich. Außerdem bin ich jetzt wieder zu Hause, ich komme ja ursprünglich aus dem Bezirk Mödling. Natürlich habe ich die ersten Gespräche abgewartet. Die waren aber so positiv, dass ich mir gesagt habe: Die Chance kann ich mir nicht entgehen lassen, hier mitzuspielen und hoffentlich aufzusteigen.

Nächstes Jahr würde ich auf jeden Fall gerne mit der Admira in der Bundesliga spielen. Was danach passiert, ist schwer zu sagen.

Siebenhandl über seine Zukunft

90minuten: Die Vertragslaufzeit hat der Verein nicht öffentlich gemacht. Gibt es einen Zeithorizont, bis zu dem du auf jeden Fall weiterspielen willst?

Siebenhandl: Nächstes Jahr würde ich auf jeden Fall gerne mit der Admira in der Bundesliga spielen. Was danach passiert, ist schwer zu sagen. Ich kann es wirklich nicht einschätzen, da bin ich ehrlich. Bis jetzt fühle ich mich noch immer super fit und könnte noch ein paar Jahre anhängen.

90minuten: Ich kann mir vorstellen, dass die Rückkehr zum "Heimatverein" das ganze schon noch einmal ein Stück unkomplizierter macht.

Siebenhandl: Im Ausland müsste ich mir ganz andere Gedanken machen. Jetzt bin ich daheim, meine Tochter geht hier in den Kindergarten, dann in die Volksschule. Meine Entscheidung, ob ich weitermache oder nicht, wirkt sich also nicht auf sie aus. Das macht das Ganze schon viel einfacher. 

90minuten: Die ersten Spiele hast du inzwischen auch hinter dich gebracht. Bist du mit deiner Leistung zufrieden?

Siebenhandl: Ja, definitiv. Auch mit der Mannschaft, wir waren ja grundsätzlich recht erfolgreich.

90minuten: Wie ist denn dein Eindruck vom Team und vom Verein? Es ist ja einiges passiert, seitdem du das letzte Mal da warst.

Siebenhandl: Der Verein selbst hat sich eigentlich nicht wirklich verändert. Es ist so wie ich es in Erinnerung hatte: Sehr familiär, es sind viele junge Spieler aus der Akademie dabei. Auch die Abläufe sind gleich, ich habe mich schnell wieder heimisch gefühlt. Die Qualität in der Mannschaft ist natürlich groß für einen Zweitligisten. Wir haben einen ziemlich breiten Kader. Es gibt in der Liga aber viele Vereine, die guten Fußball spielen, das muss man auch sagen. 

Austria und Sturm haben aber sicherlich die besten Karten. Natürlich wünsche ich es meinem Bruder, dass er den Meistertitel holt.

Über das Titelrennen in der Bundesliga

90minuten: Bei der Admira war es immer ein erklärtes Ziel, junge Spieler zu entwickeln. Wie beim LASK ist das Torwart-Team um dich relativ jung. Gibt es nach kurzer Zeit schon jemanden, bei dem du dir denkst: Wenn einmal jemand mein Nachfolger wird, dann er?

Siebenhandl: Auf der Tormann-Position ist das immer schwer zu sagen. Ich habe ehrlich gesagt auch nicht darauf geachtet, wer später einmal mein Nachfolger werden könnte (lacht). Ich habe in meiner Karriere schon viele Spieler mit Talent gesehen, bei denen es am Ende einfach auf das nötige Glück angekommen ist. Wir werden sehen, wie es sich entwickelt.  

90minuten: In den kommenden Wochen spielt ihr - wie schon angesprochen - um den Aufstieg. Am 2. Mai, in der 27. Runde, kommt es zum direkten Duell gegen den ersten Verfolger, die SV Ried. Ist dieses Datum schon dick im Kalender markiert?

2. Liga - Tabelle >>>

Siebenhandl: Nein, gar nicht. Dafür sind in der Liga alle noch zu eng beisammen, uns stehen ja auch noch einige andere schwierige Spiele bevor. Wenn es sein muss, wollen wir aber natürlich im direkten Duell für Klarheit sorgen. 

90minuten: Schauen wir zum Abschluss kurz in die Bundesliga. Du hast mit deinem Ex-Klub Sturm Graz und der Wiener Austria, wo dein Bruder als Torwart-Trainer tätig ist, zwei "Pferde" im Rennen um die Meisterschaft. Wem drückst du die Daumen? 

Siebenhandl: Auch Salzburg sollte man natürlich im Auge haben, Austria und Sturm haben aber sicherlich die besten Karten. Die Austria hatte bisher einen Lauf, nach der Punkteteilung ist es wichtig, die gute Form schnell in Punkte umzumünzen. Natürlich wünsche ich es meinem Bruder, dass er den Meistertitel holt. Ich gönne es aber beiden. 

Vielen Dank für das Gespräch!


Kommentare