Elsneg zur Trainerfrage: "Natürlich sind das Phrasenschwein-Aussagen"
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Elsneg zur Trainerfrage: "Natürlich sind das Phrasenschwein-Aussagen"

GAK-Sportdirektor Dieter Elsneg verantwortet einen schlechten Saisonstart. Wie soll es nun weiter gehen? Und wird man den ersten Saisonsieg mit Gernot Messner feiern? Diese Fragen beantwortet er im 90minuten-Interview.

Das Gespräch mit Dieter Elsneg war eigentlich für Montag, 10 Uhr anberaumt, ausgemacht noch vor dem 1:2 bei Austria Wien. Montagfrüh bittet er um eine Verschiebung auf den späten Nachmittag. Der Fragenkatalog war da auf "Trainer bleibt" ausgelegt.

Neun Bundesligaspiele, null Siege - diese Bilanz würde nämlich so manchem Trainer den Posten kosten. Wenn man aber Aufsteiger ist, könnte man das anders betrachten. Das will der GAK-Sportchef aber nicht (mehr) - warum, legt er im Interview mit 90minuten ausführlich dar. Und die wichtigste Frage kommt auch gleich zu Beginn:

90minuten: Herr Elsneg, ist Gernot Messner beim Derby noch Trainer des GAK?

Dieter Elsneg: Ja.

90minuten: Kein Sieg nach neun Spielen ist außergewöhnlich. Was hat die Analyse ergeben?

Elsneg: Heruntergebrochen ist es so, dass wir es in den Partien nicht geschafft haben, das Spiel auf unsere Seite zu ziehen. Oft war es ausgeglichen und wir haben immer dasselbe gesagt: Es fehlen in gewissen Phasen diese zwei, drei Prozent, dass wir gewinnen. Wir waren dann "leider" auch immer in der Situation, dass wir in vielen Phasen des Spiels mit dem Gezeigten zufrieden sein konnten, obwohl wir aber auch gewusst haben, dass wir durch die mangelnde defensive Kompaktheit zu viele Gegentore bekommen.

Selbst wenn uns jetzt der Befreiungsschlag gelingt, ist nicht alles gut, das ist zu naiv gedacht.

Dieter Eslneg

Das ist und war schon auch gefährlich, einerseits waren wir oft auf Augenhöhe, andererseits konnten wir kein Spiel auf unsere Seite bringen. Wir sind vom ersten Spieltag auf so einer Welle geschwommen. Es hat bislang anscheinend alles nicht gereicht, um mehr herauszuholen. Hätten wir in den ersten Spielen gar keine Chance gehabt, dann wäre es vielleicht auch leichter gewesen herzugehen und Grundlegendes zu ändern.

90minuten: Derby, Rapid, Salzburg, dann die WSG Tirol. Die Auslosung zwischen den beiden Länderspielpausen im Oktober und November verheißt jetzt nicht unbedingt viele Punkte.

Elsneg: Es geht jetzt nicht darum, schon so weit zu blicken und sich von schwierigen Gegnern erschlagen lassen. Wir müssen einen gemeinsamen Zugang finden, auf den wir uns einschwören, damit wir da rauskommen. Im Rahmen unserer Möglichkeit werden wir diese Spiele hernehmen, um uns wieder in eine Situation zu bringen, in der mentale Blockaden, die ganz klar jetzt da sind, mit einem Befreiungsschlag wieder gelöst werden.

Ja, die kommenden Spiele sind schwierig, aber wer hätte letztes Jahr gedacht, dass Blau-Weiß Linz auswärts gegen Salzburg gewinnt. Totgesagte leben länger und das ist ganz klar unser Zugang: Wir wollen alles daran setzen, um zu überraschen und was gibt es Schöneres, als das im Derby zu tun? Dazu braucht es jetzt aber einmal zwei Wochen Arbeit und Fleiß, damit wir uns dieses positive Gefühl erarbeiten.

90minuten: Wie viel Kredit hat der Trainer? Gernot Messner ist seit drei Jahren Trainer, einen, der erst ein paar Monate da ist, hätte man nach neun sieglosen Spielen wohl gestanzt.

Elsneg: Das sehe ich anders. Aufstiegstrainer hin oder her: Es ist unsere Vereinsphilosophie, unabhängig davon zu agieren, wer gerade Cheftrainer ist, gemeinsam einen Weg zu finden. Mit Konstanz, Zusammenhalt und Gemeinsamkeit schafft man das auch. Wir sind nach dem Rückschlag in Dornbirn (Last-Minute-Nicht-Aufsieg 2023, Anm.) stärker geworden. Aber: Selbst wenn uns jetzt der Befreiungsschlag gelingt, ist nicht alles gut, das ist zu naiv gedacht.

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Wer schon drei Jahre im Amt ist wie Gernot Messner, hat wohl ein bisschen mehr Vertrauen

90minuten: Wo findet man nun die fehlenden Prozente? Ich lasse Glück ja nicht oft gelten, aber gegen die Austria hat ein Eigentor entschieden.

Elsneg: Das meinte ich ja eingangs. Jetzt sind neun Spiele über die Bühne gegangen und wir haben danach immer die gleichen Begründungen. Das kommt ja irgendwoher und wir wollen das nach dem nächsten Spiel nicht schon wieder sagen müssen. Die positiven Aspekte kann man schon hervorheben, aber das hat uns eben erst vier Punkte eingebracht. Jetzt wächst der Druck, jeder hinterfragt sich.

90minuten: Immerhin: "Dank" der Punkteteilung kann man sich schon durchaus einiges erlauben, weil es ohnehin wieder zusammen rutscht.

Elsneg: Das nun als Grund heranzuziehen, wäre nicht professionell. Unser Ziel ist der Klassenerhalt. Die Punkteteilung schwingt im Hinterkopf mit Sicherheit mit, es gibt diesen Anker, vielleicht beruhigt das den einen oder anderen. Aber ich bin dennoch überzeugt, dass wir die Punkte auch so wieder aufholen.

90minuten: Man muss wahrscheinlich dennoch auch erwähnen, dass diese Saison ein bisschen außergewöhnlich ist, weil einige "Kleine" ziemlich groß aufspielen.

Elsneg: Wenn ich das Spiel gegen Blau-Weiß Linz hernehme, wo wir durch einen Eigenfehler und ein Eigentor 2:0 hinten sind, ausgleichen und am Ende noch fast das 3:2 machen, merkt man, dass es auch schnell in die andere Richtung gehen kann. Das bringt jetzt aber auch nichts, dem nachzutrauern, aber man sieht schon, dass wir die Qualität haben. LASK und Salzburg waren Bonusspiele, gegen Blau-Weiß, Klagenfurt, Altach und WSG Tirol müssen wir uns selber den Vorwurf machen, dass wir es nicht geschafft haben.

90minuten: Ein Durchmarsch wie 2017/18 bzw. 2018/19, als man als Aufsteiger von der Regionalliga Mitte direkt in die 2. Liga kam, ist ehrlicherweise die komplette Ausnahme.

Elsneg: Wir haben jeden Stammspieler, der uns in die Bundesliga gebracht hat, halten können. Es war auch unser Zugang, dass die Spieler, mit denen wir aufsteigen, eine Chance bekommen. Für mich gilt, dass man in den ersten zwei Jahren einfach versuchen muss, in der nächsthöheren Liga drinnen zu bleiben und dass wir uns in der Bundesliga etablieren. Es geht ja um eine langfristige Entwicklung.

Natürlich sind das jetzt Phrasenschwein-Aussagen, die viele in einer ähnlichen Situation wahrscheinlich sagen würden

Dieter Eslneg

90minuten: Das Eine ist ja der Trainer am Platz, das andere der Sportdirektor. Wenn man sich die Transferperiode ansieht, spielen die Neuzugänge gut mit, die, die gegangen sind, sind mehr oder weniger zweit- oder unterklassig verblieben. Dennoch: Haben Sie Fehler in der Transferperiode gemacht? Gab es finanzielle Limitierungen?

Elsneg: Wirtschaftliche Parameter waren sicher nicht der ausschlaggebende Punkt. Wir haben gewusst, dass wir Qualität dazu holen wollen und haben entsprechende Profile definiert. Nach der tollen Aufstiegssaison war uns das schon bewusst, dass es Qualität, Erfahrung und Spieler, die Situationen kreieren können, braucht. Ich bin von jedem einzelnen Spieler überzeugt, dass sie uns in der Bundesliga helfen können. Aber in unserer Situation ist es klar, dass mir diese Frage gestellt wird und es ist auch leichter, das Leben rückwärts zu leben und zu sagen, das eine oder andere hätte man besser machen können.

Ich bin der Erste, der sich den Spiegel vorhält und analysiert, wie man es in Zukunft besser machen kann. Es ist meine Überzeugung, dass wir das Schiff gemeinsam in ruhigere Gewässer bringen und wir dann stärker sind. Natürlich sind das jetzt Phrasenschwein-Aussagen, die viele in einer ähnlichen Situation wahrscheinlich sagen würden, ich bin aber vollends davon überzeugt!

90minuten: Haben Sie schon im Auge, wo es Verstärkungen braucht?

Elsneg: Ein Sportdirektor muss ja vorausschauend arbeiten und sich auf die Transferphasen vorbereiten; es wäre aber ein brutaler Widerspruch, wenn ich jetzt gerade gesagt habe, dass ich vom Kader überzeugt bin und nun über Verstärkungen im Winter rede. Dafür ist es noch zu früh. Natürlich evaluieren wir den Markt immer, man muss sich im Rahmen des Scoutings auf alle Eventualitäten vorbereiten und es wäre unprofessionell, wenn ich mich erst am 28. Dezember mit der Wintertransferphase beschäftigen würde.

90minuten: Klingt vielleicht böse, aber man kann strategisch auch sagen: Ok, mit der Meistergruppe müssen wir uns sicher nicht befassen.

Elsneg: Damit haben wir uns grundsätzlich nicht beschäftigt, weil sich die Spieler ja erst an die neue Liga anpassen müssen und es immer fraglich ist, wie schnell oder langsam der eine oder andere Spieler dabei ist oder wie schnell Neuzugänge eine Führungsposition einnehmen.

90minuten: Der GAK hat andere Sorgen, aber gestern wurde bekannt, dass es laut Stadt kein zweites Stadion geben wird und Liebenau um- und ausgebaut werden soll.

Elsneg: In den letzten Jahren wurde immer wieder etwas verlautbart. Ich bin gespannt, wo die Reise hingeht.

90minuten: Wir danken für das Gespräch!


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