Dragos Weggefährten - "Dann hat er mich angeschrien"
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Dragos Weggefährten - "Dann hat er mich angeschrien"

"Wir werden keine Freunde mehr!" Der Austrianer spricht über Rangnick, Arnautovic, Salah, Maguire, Alaba und viele weitere seiner Mitspieler und Trainer.

100 Länderspiele, Titel in vier verschiedenen Ländern - Aleksandar Dragovic ist einer der erfolgreichsten österreichischen Fußballer aller Zeiten.

Der 33-Jährige ist in der Jugend des FK Austria Wien groß geworden, schaffte bei den Veilchen den Sprung zu den Profis und kickte danach beim FC Basel, Dynamo Kiew, Bayer Leverkusen, Leicester City und Roter Stern Belgrad, ehe er zum FAK zurückkehrte.

90minuten hat dem Innenverteidiger die Bilder von 15 Weggefährten vorgelegt. Dragovic teilt seine Erinnerungen und Anekdoten.

Mohamed Salah - Basel-Kollege

Mohamed Salah - Basel-Kollege
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"Schau dir meine Kollegen bei Basel an, alle sind bei Weltklubs gelandet, und ich bei der Austria – Salah, Xhaka, Sommer,... Ein überragender Mensch, extrem bodenständig. Als ich bei Leicester war und er schon ein Weltstar bei Liverpool, hat er mich wie einen Freund empfangen. Der hat keine Allüren. Basel hat ihn damals ja gar nicht direkt verpflichtet, der musste ein Probetraining machen. Schnell war er immer, aber gefühlt hat er kein Hochhaus getroffen. Er hat akribisch nach jedem Training an seinem Abschluss gearbeitet. Mir bleibt seine Religiosität in Erinnerung, er hatte immer einen Koran mit, hat das zu 100 Prozent durchgezogen. Das feier ich extrem."


Marko Arnautovic - Teamkollege und Freund

Marko Arnautovic - Teamkollege und Freund
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"Mit ihm habe ich schon viel Blödsinn durchgemacht, wir sind im Nationalteam durch dick und dünn gegangen. Von den Fähigkeiten her das größte österreichische Talent. Ich feier ihn als Fußballer und als Mensch. Er ist immer noch der beste Stürmer dieses Landes. Wenn er noch zwei Jahre spielt, knackt er den Polster-Rekord im Team. Wenn ich mir unsere Frisuren auf dem Foto anschaue, ist zwar auch Markos ein Skandal, aber besser als meine. Ich habe mir damals die Haare wachsen lassen, da schaust du zwischendurch echt nicht gut aus."


Georg Zellhofer - Förderer bei der Austria

Georg Zellhofer - Förderer bei der Austria
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"Unter ihm war ich zum ersten Mail im Profi-Trainingslager. Das war in Marbella, David Alaba war auch dabei. Am meisten haben wir Sepp Michorl, dem damaligen Co-Trainer zu verdanken. Ich war 16 Jahre alt. Wir haben schnell gemerkt, dass uns vor allem körperlich noch einiges fehlt. David und ich haben damals angefangen, Kaffee zu trinken. Uns ist es zu dieser Zeit anders gegangen als den Jungen heute – wir mussten das Hotel wechseln, weil der Platz unter Wasser stand, David und ich haben bis spät in die Nacht Kisten getragen."


Jacek Bak - Routinierter Mentor

Jacek Bak - Routinierter Mentor
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"Ich hätte keinen besseren Mentor haben können als ihn. Ohne ihn wäre ich nicht da, wo ich bin. Er hat mir immer gesagt: "Pfeif auf die Frauen und aufs Geld, konzentriere dich auf den Fußball, alles andere kommt von alleine." Er hat mir viele Tricks gezeigt, wie man Gegner ärgern kann. Zum Beispiel dem Stürmer, wenn der Ball in der Luft ist, mit dem Zeigefinger in den Rücken piksen. Er war ein Gewinner-Typ, war in den Spielen sehr streng mit mir. Er hat mir zwar das Gefühl gegeben, dass ich Fehler machen darf, wenn ich einen gemacht habe, hat er mich aber angeschrien."


Paul Gludovatz - Nachwuchs-Teamchef

Paul Gludovatz - Nachwuchs-Teamchef
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"Er hat mich geprägt, ich habe einiges mit ihm durchgemacht. Auch in Ried war er mit seinem 3-3-3-1 eine Legende. Ein sehr strenger Trainer, der viel geschrien hat. Es hat aber immer Spaß gemacht mit ihm. Leider habe ich mich nie für eine Nachwuchs-Endrunde qualifiziert, wir hatten mit der Auslosung oft Pech. Der serbische Verband hat übrigens nie bei mir angeklopft. Das wäre für mich aber auch kein Thema gewesen – ich bin Österreich geboren und aufgewachsen, habe hier meine Freunde. Natürlich habe ich aber auch serbisches Blut, serbische Wurzeln und Sympathien für Serbien."


Julian Baumgartlinger - Häufigster Mitspieler

Julian Baumgartlinger - Häufigster Mitspieler
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"Wir haben 191 Spiele gemeinsam gemacht, mit keinem stand ich öfter am Feld. Wegen ihm bin ich Innenverteidiger geworden – ich war ja früher eigentlich Mittelfeldspieler, aber der ist gefühlt 57 Kilometer pro Partie gelaufen, ich 4 Kilometer, da hatte ich keine Chance. Wir haben gemeinsam in Leverkusen auch schwere Zeiten erlebt. In Leverkusen wurde er ein enger Freund, bei der Austria waren wir eigentlich gar nicht so eng miteinander. Schade, dass seine Karriere mit seinen Knieproblemen so geendet ist. Er wurde als Nationalteam-Kapitän unwürdig verabschiedet, einfach links liegen gelassen."


Ralf Rangnick - Aktueller ÖFB-Teamchef

Ralf Rangnick - Aktueller ÖFB-Teamchef
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"Wir hatten vor der EM ein Gespräch, in dem ich ihm gesagt habe, was ich ihm vorwerfe. Er hat das akzeptiert und sich entschuldigt. Davon kann ich mir am Ende des Tages aber auch nichts kaufen. Es liegt auf der Hand, dass wir zwei keine Freunde mehr werden, dennoch wünsche ich ihm und dem Team alles Gute. Wie sie spielen, ist es das beste ÖFB-Team, an das ich mich erinnern kann. Über den Erfolg kann man streiten, Foda hat bei der EM das Gleiche erreicht. Er wollte mich im Sommer 2016 zu Leipzig holen, wir waren uns schon fast einig. Dann kam das Angebot von Leverkusen und ich habe mich umentschieden. Leipzig war damals Aufsteiger, ganz ehrlich, ich hätte mir nicht gedacht, dass sie so schnell oben angreifen können. Als sie dann mit Leipzig bei uns in Leverkusen gewonnen haben, habe ich ihm zum Sieg gratuliert und er hat mich nur kalt angeschaut. Als er dann ÖFB-Teamchef wurde, habe ich gewusst, dass es das für mich wohl gewesen sein wird."


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Ueli Maurer - Bundesrat mit Hinterkopf

Ueli Maurer - Bundesrat mit Hinterkopf
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"Ich habe ihm nach dem Cup-Sieg mit Basel einen Klaps auf den Hinterkopf gegeben. Er war damals Bundesrat. Ich wusste nicht, wer er ist, habe mir einen Spaß erlaubt, ein paar Leute haben gelacht. Shaqiri hatte Glück, dass er es nicht war, als Schweizer hätte er dann richtig Probleme bekommen. Ich habe mich danach entschuldigt. Es war ein dummer Scherz. Dann habe ich nach dem Meistertitel auch noch Pyro gezündet, wurde angezeigt. Basel-Präsident Bernhard Heusler hat mich bei all diesen Dingen immer unterstützt, ich bin ihm heute noch dankbar."


Mario Gomez - Basels Sargnagel

Mario Gomez - Basels Sargnagel
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"Damals bin ich mit einem Interview ins Fettnäpfchen getreten, habe gesagt, dass er im Strafraum Weltklasse ist, aber kein Messi, der fünf Spieler überspielen kann. Dann haben wir im Champions-League-Achtelfinale mit Basel nach einem 1:0-Sieg im Hinspiel mit 0:7 gegen die Bayern verloren und er macht vier Tore. Ein verkorkster Abend, ich habe den Tag aber schnell abgehakt."


Andriy Yarmolenko - Teamkollege in Kiew

Andriy Yarmolenko - Teamkollege in Kiew
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"Ohne ihn wären wir mit Dynamo Kiew nie so erfolgreich gewesen, er war mit Abstand unser bester Spieler. Du brauchst immer einen Zauberer in der Mannschaft – bei Basel waren es Salah und Shaqiri, in Kiew war es Yarmolenko, bei der Austria ist es Fitz. Der Beste, mit dem ich jemals zusammengespielt habe, war übrigens Riyad Mahrez – ein Körper wie ein Soletti-Stangerl, aber technisch unglaublich. Schade, dass er nicht mehr in Europa spielt, aber wer würde für dieses Geld nicht nach Saudi-Arabien gehen?"


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Harry Maguire - Innenverteidiger-Konkurrent bei Leicester

Harry Maguire - Innenverteidiger-Konkurrent bei Leicester
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"Er war bei Leicester wirklich ein sehr, sehr guter Spieler. Irgendwie tut er mir leid, weil er bei Manchester United gefühlt nach jedem Fehlpass lächerlich gemacht wird. Es erinnert mich in gewisser Weise an meine Zeit in Leverkusen, wo ich auch sehr kritisch beäugt wurde – ein kleiner Fehlpass und es war, als ob ich vier Gegentore verschuldet hätte. Aus diesem Strudel rauszukommen, ist sehr schwer."


Manuel Ortlechner - Einst Kollege, jetzt Sportdirektor

Manuel Ortlechner - Einst Kollege, jetzt Sportdirektor
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"Er hat bei meinem Nationalteam-Debüt in Belgrad neben mir als Linksverteidiger gespielt. Von seinen fußballerischen Fähigkeiten hätte er eine noch bessere Karriere haben können, er war ein super Innenverteidiger. Aber man braucht auch ein gewisses Glück, muss zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein. Früher war das nicht so einfach, heute machst du drei gute Spiele und hast schon die Chance, zu wechseln. Es ist witzig, ihn jetzt auf der anderen Seite zu sehen."


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Peter Bosz - Trainer in Leverkusen

Peter Bosz - Trainer in Leverkusen
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"Ein überragender Trainer, unter dem ich einiges gelernt habe. Ich hatte nie einen Trainer, der so ins Detail gegangen ist. Wir haben sogar Outeinwürfe trainiert, das hatte ich noch nie. Er nimmt als Holländer mit seinem Offensivfußball gerne Risiko, da stehst du hinten Eins-gegen-Eins. Ich habe unter ihm einige Male Rechtsverteidiger gespielt, das gegnerische Tor habe ich zwar selten gesehen, aber ich habe das gar nicht so schlecht gemacht."


Dejan Stankovic - Coach bei Roter Stern

Dejan Stankovic - Coach bei Roter Stern
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"In Serbien ist er als Spieler und als Trainer eine Legende. Rein vom Verteidigen her, habe ich von ihm am meisten gelernt, man merkt, dass er lange in Italien und unter Mourinho gespielt hat. Ihm ist ein 1:0 lieber als ein 4:3. Er war nicht immer einfach, aber wir hatten ein super Verhältnis. Er wollte mich im Winter 2022/23 zu Sampdoria holen, wir waren uns einig, der Präsident von Roter Stern hat mir die Hand drauf gegeben, wir haben schon den Umzug organisiert. Dann haben wir ein Testspiel gegen Ludogorets, ich habe nicht gespielt, in der Pause liegen wir 0:3 zurück, die hätten aber auch sieben Tore machen können. Danach sagt der Präsident zu mir: "Du gehst nirgendwo hin." Ich bin durchgedreht, bin einfach aus dem Camp abgehaut. Das nehme ich dem Präsident übel, aber inzwischen ist das auch gegessen. Mein Traum war, in Italien zu spielen."


David Alaba - Freund seit Kindertagen

David Alaba - Freund seit Kindertagen
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"Er ist mit Abstand der größte Fußballer aller Zeiten in Österreich. Da kann es keine zwei Meinungen geben. Er ist trotz seiner Erfolge ein sehr bodenständiger Mensch geblieben. Ich habe früher mit ihm in der Akademie immer auf der Playstation FIFA gespielt, er behauptet zwar, er war besser, war er aber nicht. Knasmüllner war in der Akademie sogar das größere Talent, aber David war auch immer schon ein überragender Fußballer – ein überragender linker Fuß, sieben Lungen, schnell, toller Schuss, Spielverständnis, er hat alles. Und er hat die Gabe, seine Chancen eiskalt zu nutzen, so wie bei den Bayern damals."


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