Dejan Ljubicic: "Das letzte Jahr möchte ich abhaken"
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Dejan Ljubicic: "Das letzte Jahr möchte ich abhaken"

Die Leidenschaft für den Fußball war weg. Rückschläge begleiteten den ÖFB-Legionär. Draußen aus dem Tal will Ljubicic nun von neu starten.

Für Dejan Ljubicic war das letzte Jahr in vielerlei Hinsicht nicht einfach.

Mit dem 1. FC Köln erlebte der gebürtige Wiener erstmals in seiner Karriere einen Abstieg. Zudem warfen ihn zahlreiche Krankheiten, die mit privaten Angelegenheiten verbunden waren, aus der Bahn. Auch am Transfermarkt war es um seine Personalie unruhig. Und für eine Einberufung ins ÖFB-Team bei der EURO hat es ebenso nicht gereicht.

Der vielseitig einsetzbare Mittelfeldspieler hat im Sommer nun nachgetankt und ist auf dem Weg zu alter Stärke. Mit dem österreichischen Neo-Coach Gerhard Struber weht zudem ein neuer frischer Wind in der Domstadt. 

Die "Geißböcke" gehören in der 2. deutschen Bundesliga zu den Aufstiegsfavoriten - auch wenn es zum Saisonstart eine 1:2-Niederlage gegen den Hamburger SV setzte.

Auf Ljubicic wartet nun ein ganz neues Abenteuer. Wie er dieses angeht und wie es mit ihm sportlich weitergeht, verrät der 26-Jährige im Interview.

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90minuten: Du hast zuletzt mit einer Krankheit zu kämpfen gehabt. Wie geht es dir aktuell?

Dejan Ljubicic: Mir geht es wieder gut. Ich bin glücklich und habe Spaß, mit den Jungs zu trainieren. Und freue mich auf die Herausforderungen, die vor uns liegen.

90minuten: Was hat dir genau gefehlt?

Ljubicic: Es gab ein paar private Themen, die nicht einfach für mich waren. Dadurch habe ich die Lust am Fußball verloren, war oft krank und bin nicht in den Rhythmus gekommen. Zeitweise habe ich zwei, drei Spiele gemacht. Danach habe ich wieder länger gefehlt, weil mein Immunsystem nicht mitgemacht hat. Deshalb möchte ich das letzte Jahr einfach abhaken und nach vorne schauen.

90minuten: Bist du nun wieder bei 100 Prozent?

Ljubicic: Ja, ich habe wieder Freude am Fußball, gebe mein Maximum beim Training, damit ich dem 1. FC Köln etwas zurückgeben kann.

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Ljubicic im Test gegen Viktoria Köln

90minuten: Du hast noch ein Jahr Vertrag in Köln. Es kursierten Gerüchte, dass du den Klub verlässt. Wie siehst du deine sportliche Zukunft?

Ljubicic: Gerüchte gehören dazu im Fußball. Aber ich beschäftige mich gar nicht damit. Ich bin hier in Köln, wo ich wieder gute Leistungen zeigen möchte. Ich will den Leuten zeigen, 'Dejan spielt wieder guten Power-Fußball', was mich in den letzten Jahren ausgezeichnet hat.

90minuten: Das erste Mal bist du in deiner Karriere abgestiegen. Wie bist du mit dieser neuen Situation klargekommen?

Ljubicic: Es nimmt einen auf jeden Fall mit, gerade wenn man zuvor so erfolgreiche Jahre hatte. In der Saison davor habe ich mit dem 1. FC Köln international gespielt und dann läuft es gar nicht und man steigt ab. Das will man so schnell wie möglich vergessen machen. Zum Glück kriegt man im Fußball - und im Leben immer neue Chancen. Deswegen konzentriere ich mich auf die neue Saison. Wir wollen erfolgreichen Fußball spielen und so viele Siege wie möglich einfahren.

90minuten: Neue Saison, neues Glück und ein neuer Trainer. Mit Gerhard Struber steht ein Österreicher bei euch an der Seitenlinie. Wie ist die Arbeit mit ihm?

Ljubicic: Super. Er bringt sehr viel mit. Die Philosophie, wie er Fußball spielen lassen will, gefällt uns allen in der Mannschaft. Das ist Power-Fußball nach vorne. Unter ihm wird viel Pressing gespielt, der Gegner soll früh unter Druck gesetzt werden. Von ihm und seinem Co-Trainer (Anm. Thomas Hickersberger) können wir einiges lernen. Deshalb bin ich froh, dass sie hier sind.

"Die Euphorie ist in der Stadt schon so, dass man unbedingt aufsteigen will."

Dejan Ljubicic

90minuten: Was genau kannst du von Struber lernen?

Ljubicic: Wir werden sehen, er ist erst frisch bei uns. Bisher habe ich von jedem Trainer was mitgenommen, was mich weiter geprägt und mir geholfen hat. Und das wird auch unter Struber der Fall sein.

90minuten: Wie wirst du unter Struber spielen? Bleibst du im Mittelfeld, oder geht es vielleicht sogar mal in die Rechtsverteidigerposition?

Ljubicic: Es wird so sein, dass ich mich im Mittelfeld bewegen werde. Wir werden wahrscheinlich mit einer Raute spielen. Unabhängig davon, wo mich der Trainer aufstellt, will ich zeigen, dass ich für das Team immer da bin. Ich will Gas geben, Spaß am Fußball haben und Spiele gewinnen. Am Ende zählen am meisten die Ergebnisse.

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Die Zeit unter Steffen Baumgart in Köln ist vorbei

90minuten: Zuvor hast du lange mit Steffen Baumgart zusammengearbeitet. Wie unterscheiden sich er und Struber als Trainertyp?

Ljubicic: Beide sind ehrlich. Sie sagen gleich, was sie denken. Das schätze ich sehr. Unter Baumi (Anm. Baumgart) hatte ich zwei super Jahre. Das letzte halbe Jahr strauchelten wir mit den Ergebnissen. Trotzdem verdanke ich Baumi sehr viel, weil er mir auch sehr viel geholfen hat. Unter ihm habe ich sehr guten Fußball gespielt und mich weiterentwickelt. Bei Struber wird das hoffentlich auch so sein.

90minuten: Ist unter Struber der Wiederaufstieg drinnen?

Ljubicic: Wir beschäftigen uns nicht viel damit. Die Euphorie ist in der Stadt schon so, dass man unbedingt aufsteigen will. Wir in der Mannschaft setzen uns aber kleinere Ziele. Wir wollen guten Fußball spielen und uns dahin entwickeln, was uns der Trainer vorgibt. Das ist unser Fokus. Wenn wir das jeden Tag beim Training und in den Spielen umsetzen, wird der Erfolg sowieso kommen.

90minuten: Wer sind die größten Konkurrenten?

Ljubicic: Ich werde das erste Mal in der 2. Deutschen Bundesliga spielen. Ich habe gehört, dass sie nicht so einfach ist. In der Liga sind auch viele Traditionsvereine vertreten. Natürlich wollen die meisten aufsteigen. Da könnte ich jetzt einige Vereine aufzählen wie Hamburg, Schalke, Hertha. Es ist eine sehr spannende Liga, wo du jede Woche geile Spiele hast. Darauf freue ich mich.

"Die EM war ein Ziel von mir. Mit den Leistungen hat es einfach nicht gepasst, auch die Krankheiten waren ein Faktor. Deswegen will ich das alles hinter mir lassen und nach vorne schauen."

Dejan Ljubicic

90minuten: Timo Hübers ist neuer Kapitän. Ihr beide seid gleich lang im Verein. Warst du auch ein Kandidat auf die Schleife?

Ljubicic: Nein.

90minuten: Gab es dafür Gründe?

Ljubicic: Der Coach trifft diese Entscheidung. Ich freue mich für Timo, wir werden ihn dabei alle unterstützen und er uns natürlich auch. Andererseits finde ich es auch schade für Florian Kainz, den ich sehr schätze.

90minuten: Thema ÖFB. Du wurdest nicht in den EURO-Kader einberufen. Konntest du die Entscheidung nachvollziehen?

Ljubicic: Die EM war ein Ziel von mir. Mit den Leistungen hat es einfach nicht gepasst, auch die Krankheiten waren ein Faktor. Deswegen will ich das alles hinter mir lassen und nach vorne schauen. Ich will den Fußball wieder genießen, dann wird alles andere wieder kommen.

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Ljubicic absolvierte 9 Spiele für das ÖFB-Team

90minuten: Wie sind deine Aussichten? Bist du im Austausch mit Ralf Rangnick?

Ljubicic: Derweil nicht. Mein Fokus liegt auf den 1. FC Köln. Ich will hart arbeiten. Wann ich wieder beim ÖFB einberufen werde, wird sich ergeben.

90minuten: Was sagst du zum Abschneiden des ÖFB bei der EURO. Wie hast du sie verfolgt?

Ljubicic: Ich habe es genossen, wie sie gespielt haben. Das war eine Riesenfreude, weil ich die Jungs kenne und sie gezeigt haben, dass sie einfach gut Fußball spielen können. Das hat mich wirklich stolz gemacht. Wie sie sich präsentiert haben, war wirklich geil. Mit ein bisschen Glück hätten sie gegen die Türkei weiterkommen können.

90minuten: Dein Bruder Robert spielt aktuell bei AEK Athen. Wie bewertest du seinen Wechsel nach Griechenland und seine Entwicklung dort?

Ljubicic: Robi (Anm. Robert Ljubicic) hat mir gesagt, dass er glücklich ist. Er wurde in Athen super aufgenommen. Er hat einen anderen Weg gehabt als ich. Er ist zu Rapid gekommen, als ich weggegangen bin. Dann ist er zu Dinamo Zagreb gewechselt, wo er auch eine schöne Zeit hatte. Der Trainer in AEK wollte ihn unbedingt haben. Ich verfolge seine Spiele natürlich, weil er mein Bruder ist. Er liefert auch super Leistungen ab. Ich bin stolz auf ihn.

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