"Jungbullen"-Kapitän Schuster: Abtrünniger einer Skispringer-Familie
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"Jungbullen"-Kapitän Schuster: Abtrünniger einer Skispringer-Familie

Jannik Schuster hat anders als sein Großvater, Vater und Bruder die Liebe zum Fußball statt zum Skispringen gefunden. Mit der Salzburger U19 will er im Final Four der Youth League aufzeigen.

Für die U19-Talente des FC Salzburg beginnt am Freitag das größte Abenteuer ihrer bisherigen Karriere.

Die "Jungbullen" erreichten in der UEFA Youth League bekanntlich ein weiteres Mal das Final Four der U19-Champions-League, welches wie gewohnt in Nyon am Genfersee ausgetragen wird.

Am Freitag geht es im Halbfinale gegen die Alterskollegen von Trabzonspor (ab 14 Uhr im LIVE-Ticker bei LAOLA1 >>>), in einem etwaigen Finale würde am darauffolgenden Montag der Sieger der Begegnung AZ Alkmaar gegen den FC Barcelona warten.

Auf den Rasen des Fußballstadions im Sportzentrum Colovray werden die jungen Salzburger von Kapitän Jannik Schuster geführt werden. "Die Vorfreude ist riesengroß. Es ist nicht alltäglich, dass man ein Final Four spielen darf. Das ist für uns alle was Besonderes", brennt der 18-jährige Innenverteidiger im 90minuten-Gespräch auf diesen frühen Karriere-Höhepunkt.

In eine reine Skispringer-Familie reingeboren

Schuster kam als gebürtiger Tiroler im Jahr 2020 aus seiner Heimat in die Red Bull Akademie und wird dort schon länger als eine der heißesten Verteidiger-Aktien gehandelt; erst im Vorsommer unterschrieb er seinen ersten Profivertrag beim FC Red Bull Salzburg, nachdem es laut victauri.at zuvor bereits konkrete Verhandlungen mit dem FC Bayern gegeben haben soll - Schuster selbst will sich dazu nicht äußern.

Vater Werner Schuster machte sich als erfolgreicher Skisprung-Trainer einen Namen
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Vater Werner Schuster machte sich als erfolgreicher Skisprung-Trainer einen Namen

Gleichzeitig ist er der Sohn eines in der Sportwelt äußerst bekannten Vorarlbergers: Werner Schuster. Der heute 55-Jährige war selbst aktiver Skispringer, erlangte aber vor allem als Skisprungtrainer Bekanntheit. So gilt er unter anderem als einer der Entdecker und Förderer von Gregor Schlierenzauer, zusätzlich war er von 2008 bis 2019 Coach des DSV-Skisprung-Teams.

Aufgrund dieser familiären Vorbelastung - neben Papa Werner sind bzw. waren auch der drei Jahre ältere Bruder Jonas sowie Großvater Willy im Skisprung tätig - stellt sich freilich die Frage, wie der jüngste Schuster im Bunde ausgerechnet zum Fußball kam:

"Meine Eltern haben mir als kleines Kind ermöglicht, jeden Sport mal auszuprobieren.  Was mir dann am meisten Spaß gemacht hat, war der Fußball. Dabei bin ich auch geblieben", erklärt der 1,90-Meter-Hüne.

Böse ist ihm der Papa ob dieser Abkehr von der Familien-Tradition freilich nicht: "Er hat immer gesagt, ich soll das machen, was mir Spaß macht. Wenn es Tennis oder irgendwas anderes gewesen wäre, wäre er auch froh gewesen."

Harte interne Konkurrenz, aber Schuster setzte sich durch

Der Fußball macht Schuster nicht nur Spaß, er ist auch richtig gut darin.

Zur Saison 2023/24 wurde der wuchtige Innenverteidiger zum FC Liefering hochgezogen und eroberte sich im Endspurt der Spielzeit bereits einen Stammplatz. Diesen gab er auch zur neuen Saison nicht mehr her - weder bei Liefering noch in der Youth-League-Mannschaft.

Das ist insofern beeindruckend, als der Konkurrenzkampf in der Innenverteidigung bei Liefering ein durchaus harter ist.

Klammert man Top-Talent Joane Gadou aus, der seine Saison "unten" begann, mittlerweile aber längst zum Stammspieler in der Bundesliga aufgestiegen ist, gibt es noch die millionenschweren externen Zugänge Bryan Okoh, Rocco Zikovic und John Mellberg und Ex-Youth-League-Kapitän Marcel Moswitzer.

Und von der U18 drängen die talentierten ÖFB-U-Nationalspieler Valentin Zabransky und Jakob Pokorny bereits nach. Sie alle sind gelernte Innenverteidiger.

Trotz des großen Konkurrenzkampfs versteht man sich unter den Lieferinger Innenverteidigern gut
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Trotz des großen Konkurrenzkampfs versteht man sich unter den Lieferinger Innenverteidigern gut

"Konkurrenzkampf ist immer etwas Gutes. Man macht sich gegenseitig besser, weil man sich durchsetzen muss", meint Schuster dazu lapidar. Gleichzeitig hält er fest, dass dieser Konkurrenzkampf "auf einer freundlichen, fairen Ebene stattfindet. Es ist nicht so, dass man es dem anderen nicht gönnt."

Wann gibt es oben die Chance?

Fakt ist, dass es im derzeitigen System von Red-Bull-Salzburg-Coach Thomas Letsch nur zwei Positionen in der Innenverteidigung zu besetzen gibt. Folglich werden nicht alle Lieferinger den Sprung nach oben schaffen.

Dass Letsch in der jüngeren Vergangenheit bewies, dass er ein Auge auf Liefering hat, als er neben Gadou auch Tim Trummer und Valentin Sulzbacher ins kalte Bundesliga-Wasser warf, "ist ein cooles Zeichen. Natürlich freut man sich auch, wenn so viele Spieler von Liefering wie möglich die Chance bekommen", so Schuster.

Ob Schuster, der unter Letsch-Vorgänger Pep Lijnders bereits beim FC Red Bull Salzburg mittrainieren durfte, nun auch auf seine Chance oben hofft, ist ihm jedoch nicht zu entlocken:

"Am Freitag spiele ich das Youth-League-Halbfinale und danach konzentriere ich mich auf den Saisonabschluss in der Liga. Dann schaue ich weiter."

Trabzonspor "nicht umsonst im Halbfinale"

In besagtem Youth-League-Halbfinale wartet wie erwähnt der türkische U19-Vorjahresmeister Trabzonspor. Laut Schuster eine Mannschaft, die "defensiv richtig gut ist. Sie haben die letzten drei Spiele alle zu null gespielt. Wir wissen, dass sie nicht umsonst im Halbfinale stehen."

"Fast jedes Spiel war ein knappes Spiel, also es ist nicht so, dass wir nach Nyon fahren und uns sicher sind, alles gewinnen zu müssen."

Jannik Schuster

Das Gleiche gilt freilich für die Salzburger, die - im Gegensatz zu Trabzonspor und auch AZ Alkmaar, die beide über den "Meisterweg" das Final Four erreichten - in der Ligaphase brillierten und dort den starken dritten Rang von 36 Mannschaften erreichten, in den bisherigen K.o.-Phasen-Spielen setzten sie sich mit großem Willen durch. Ins Spiel am Freitag geht man trotz zahlreicher Ausfälle im Offensivbereich deshalb durchaus als Favorit.

Von einem möglichen Finale will Schuster noch nichts wissen: "Wir wissen, dass wir eine sehr gute Mannschaft sind, aber wir haben vorher noch ein schweres Halfbinale zu spielen. Wir denken nur von Spiel zu Spiel, das hat uns in der laufenden Youth-League-Saison stark gemacht."

Die bisherige Reise durch die Youth League "war sehr aufregend und schon cool", gleichzeitig hält der "Jungbullen"-Kapitän fest: "Fast jedes Spiel war ein knappes Spiel, also es ist nicht so, dass wir nach Nyon fahren und uns sicher sind, alles gewinnen zu müssen."

Dass genau das den jungen Salzburgern dennoch gelingen kann, steht nach dem in der bisherigen Youth-League-Saison Gezeigten aber außer Frage.

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