Wenn, dann richtig. Das scheint im Lavanttal zu gelten. 2012/13 spielte der Wolfsberger AC erstmals in der Bundesliga. Die Kärntner haben sich dort etabliert, auch wenn es 2017/18 mit Endrang neun doch ein bisschen knapp war. Seit es die Zwölferliga gibt, war man entweder gut oben dabei oder in der Quali-Gruppe best-of-the-rest.
Mit ein Grund dafür ist, dass die Wölfe ihr Geld klug einsetzen und für Transfers seit geraumer Zeit abcashen. Shon Weissman kam 2019 ablösefrei, brachte dann vier Millionen Euro Ablöse von Valladolid ein. Mohamed Bamba spülte 5 Millionen Euro in die Kassen. Das sind bei weitem nicht die einzigen großen Transfers. Auch nicht schlecht: Eigengewächs Nikolas Veratschnig, der im Sommer um rund 800.000 Euro nach Mainz ging.
Damit noch mehr Veratschnigs kommen, dafür zeichnet sich Walter Kogler verantwortlich. Er leitet die Akademie des WAC. "Wir sind, was den Output betrifft, gar nicht schlecht unterwegs", erklärt er im Gespräch mit 90minuten.
Vermehrter Output
Sieht man sich den Kader der Wölfe an, werden es zusehends mehr Spieler, die als letzten Arbeitgeber davor "Wolfsberger AC II" in der Vita stehen haben. Etwa Erik Kojzek, Maximilian Scharfetter, Emmanuel Agyemang, David Skubl und allen voran Adis Jasic.
Die Akademie ist schon ein hoher Aufwand, wir haben über 80 Spieler, 40 sind im Internat und das Internat ist sieben Tage offen, es gibt vier Beteuerinnen. Das ist also ein Riesenapparat.
Während Mittelfeldmann Scharfetter und Keeper David Skubl noch nicht am Feld standen, ist das bei den anderen anders, wiewohl Agyemang vor einem Jahr von WAFA SC kam und somit eher weniger zählt.
Aber der heute verletzte Slowene Kojzek ist seit 2018 im Lavanttal, Jasic gar seit 2016. Der Slowene hat bis zu seiner Verletzung sieben Tore erzielt, der Verteidiger hat nebst Abwehrroutinier Nicolas Wimmer die meisten Minuten absolviert.
Akademie mit Infrastrukturproblem
Die Wölfe nehmen das Thema ernst, wie Kogler sagt: "Die Akademie ist schon ein hoher Aufwand, wir haben über 80 Spieler, 40 sind im Internat und das Internat ist sieben Tage offen, es gibt vier Beteuerinnen. Das ist also ein Riesenapparat."
Dabei ist das nicht so einfach. Die Akademiker mussten letztes Jahr umziehen, sind nun in St. Veit beheimatet. Im Lavanttal ist zu wenig Platz, die öffentlichen Stellen müssten sich am Umbau beteiligen. Wie oft man Präsident Dietmar Riegler noch darauf ansprechen muss, wird sich weisen.
Auch der Akademieleiter kann nur sagen: "Dass es in Wolfsberg noch keine Akademie gibt, liegt daran, dass man derzeit infrastrukturell zu wenige Möglichkeiten hat, um was Passendes auf die Beine zu stellen. Wir arbeiten daran, es braucht aber auch Unterstützung von anderer Stelle, das kann der Verein nicht alleine stemmen."
Koordination gefragt, auf vielen Ebenen
Kogler kann seine jahrelange Erfahrung kaum am Platz einbringen. Der ehemalige Profi (Sturm, Austria, Salzburg, Cannes, LASK, Wacker, Kärnten) hätte zwar auch viele Jahre Trainererfahrung, aber alles ist "nicht so leicht zu handeln. Ich bin viel im Organisatorischen unterwegs, weniger direkt am Platz."
Und Koordination braucht es. Wer kann bei der zweiten Mannschaft spielen, wer bei den Profis mittrainieren? Auch jetzt wird geplant, wer im Sommer die nächsten Schritte macht, gemeinsam mit Präsident Riegler und den Trainern der jeweiligen Mannschaften.
Allerdings gibt es nicht immer jeden Spielertyp zur jeweiligen Zeit. Deshalb muss man sich umschauen, nicht nur auf höchster Ebene bei den Profis, wenn Kicker wie eben Wimmer oder Routiniers wie Markus Pink und Maximilian Ullmann kommen.
Wir werden doch nicht gute Spieler ausbilden, die die Möglichkeit haben, Bundesliga-Profi zu werden und ihnen keine Chance geben.
Kicker ein- und aufbauen
Im Sommer 2022 schlug man beispielsweise bei Ervin Omic zu. Der gebürtige Rieder war in der dortigen Akademie, dann bei Red Bull Salzburg. Der heute 22-Jährige ging dann zu Juventus und kam vor zweieinhalb Jahren zurück nach Österreich. "Natürlich braucht es immer wieder Spieler, die man von anderswo zukauft", so Kogler.
Während Omic die rot-weiß-roten Eigenheiten und -arten kennt, ist das bei Kickern aus dem EU-Ausland nicht so. Beispielsweise bei Spielern, die direkt vom afrikanischen Kontinent ins Lavanttal kommen:
"Da hat der Verein auch lernen müssen und mittlerweile sind Leute tätig, die wissen, dass es Begleitung und Unterstützung braucht, etwa bei der Wohnung und im täglichen Umgang." Das funktioniert immer besser, siehe die Ablösesummen.
Beschaulich? Ja, und?
Dass die großen Städte mit pulsierendem Nachtleben – stets eine mögliche Verlockung für Spieler zwischen Jugend und Profi – weit weg sind, sei dabei "sicherlich ein Vorteil. Das ist eine überschaubare Gegend, man findet schneller Anschluss. Das ist leichter als in einer Großstadt."
Das betrifft Neuzugänge wie Claude Kouakou (Hapoel Acre/Israel) und Aboubacar Sylla (AS Vita Club Kinshasa/DR Kongo). Ersterer kickte bereits in Israel, Sylla nicht. Aber diese Fragen, wie man Spieler an den jeweiligen Fußballklub bzw. dessen Standort gewöhnt, müssen alle Klubs beantworten. Auch wenn ein Spieler – wie Kogler selbst – aus dem Ort kommt.
Dass die möglichen Euros auf der Jagd nach dem nächsten Weissman den Blick auf den eigenen Nachwuchs verstellen könnten, glaubt der Geschäftsführer übrigens nicht:
"Es gibt immer genug Platz für einen guten 18-Jährigen, um bei den Profis mitzutrainieren. Wir werden doch nicht gute Spieler ausbilden, die die Möglichkeit haben, Bundesliga-Profi zu werden und ihnen keine Chance geben. Da würden wir uns selber ins eigene Fleisch schneiden. Das machen wir nicht."
Vielleicht weiß Walter Kogler ja heute schon, wer der nächste und übernächste Millionentransfer wird.