Wenninger-Transfer: "Was in sozialen Medien passiert, ist ein Wahnsinn"
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Wenninger-Transfer: "Was in sozialen Medien passiert, ist ein Wahnsinn"

Einer der spektakulärsten Transfers dieses Sommer fand im österreichischen Frauenfußball statt. Die sportliche Leiterin der Wiener Austria, Lisa Makas, hat mit 90minuten über die Verpflichtung von Carina Wenninger gesprochen.

Noch vor dem ersten Training seines Frauenteams im Februar dieses Jahres sorgte der SK Rapid für Aufregung: Auf einmal stand Carina Wenninger - 127-fache Nationalspielerin und zwischenzeitlich ÖFB-Kapitänin - in den Hütteldorfer Stadionkatakomben.

Das auch noch in einem grün-weißen Dress, ihre Reaktivierung aus dem Karriereende war bis zu diesem Zeitpunkt ein wohlbehütetes Geheimnis. Für das junge Rapid-Team, das erst im Herbst seine ersten Pflichtspiele bestreiten wird, sollte die 33-Jährige eine Leitfigur sein.

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Vor wenigen Monaten bei Rapid präsentiert - jetzt ist Carina Wenninger ein Veilchen.

Durch Wenningers Wechsel zur Wiener Austria hat sich dieser Plan erledigt. Die Verteidigerin springt damit um zwei Leistungsklassen nach oben, um statt in der Landesliga für die nach oben ambitionierten Tabellenfünften der vergangenen Bundesligasaison aufzulaufen.

Austria-Ziel: Playoff

Hier kommt Lisa Makas ins Spiel. Die beiden sind ehemalige Nationalteamkolleginnen und gut befreundet, Makas ist seit eineinhalb Jahren sportliche Leiterin der "Veilchen". Gegenüber 90minuten beschreibt sie die Entwicklungen der letzten Wochen: "Ich habe gehört, dass sich Carina gerne noch einmal auf höchster Ebene in Österreich, in der Bundesliga, beweisen würde. Da habe ich gefragt, ob sie sich vorstellen könnte, zu uns zu kommen".

Bewiesen hat sich Wenninger in der Vergangenheit unter anderem bereits beim FC Bayern und der AS Rom, wurde dreifach deutsche und einmal italienische Meisterin. "Konkrete Gespräche hat es erst in den letzten Wochen gegeben. Carina musste sich gut überlegen, ob sie diesen Schritt tatsächlich machen möchte", führt Makas weiter aus.

Nachdem alle medizinischen Testungen absolviert sind, soll der prominente Neuzugang so schnell wie möglich ins Training einsteigen. Neben der ebenfalls frisch geholten Ex-Legionärin Virginia Kirchberger und weiteren Führungsspielerinnen wie Katharina Schiechtl, sowie Verena Volkmer kommt Wenninger wieder eine wichtige Rolle zu.

"Man konnte in der letzten Saison sehen, dass wir einen Plan haben. Am Ende des Tages sind wir im Cupfinale gestanden, darauf wollen wir aufbauen", sagt Makas über die sportlichen Ambitionen der "Veilchen". Auch in der Frauen-Bundesliga gibt es 2024/25 eine Ligateilung samt oberem und unterem Playoff, die Wenninger in ihrer inzwischen beendeten Tätigkeit als Ligamanagerin selbst vorangetrieben hat. Dass die Austria oben mitspielen will, versteht sich von selbst.

Leak und neue berufliche Chancen

In den letzten Tagen ging alles schneller, als ursprünglich geplant. So erhielt das Portal 'sportsbusiness.at' Informationen über den bevorstehenden Wechsel, die Austria reagierte mit einer vorgezogenen Vollzugsmeldung.

Vor allem für Carina war das keine einfache Situation. Natürlich war es insgesamt nicht optimal, wir hätten sonst auch schon im Vorfeld das Gespräch mit Rapid gesucht.

Lisa Makas

"Vor allem für Carina war das keine einfache Situation. Aber man sollte das Beste daraus machen. Natürlich war es insgesamt nicht optimal, wir hätten sonst auch schon im Vorfeld das Gespräch mit Rapid gesucht", erklärt Lisa Makas. Inzwischen wurden auch diese Gespräche geführt, um eine mögliche Ablöse ging es dabei nicht.

Laut der Austria-Verantwortlichen habe Wenninger immer kommuniziert, dass ihre Vereinbarung mit Rapid nur bis Sommer läuft. Eine Verlängerung wäre mit Sicherheit möglich gewesen, vertraglich gebunden war die Spielerin aber jedenfalls nicht, wie Rapid 90minuten schon im Frühjahr erklärt hat.

Für Carina Wenninger geht es bei dem Wechsel nicht nur um eine neue sportliche Herausforderung, sondern auch um eine neue berufliche Perspektive. "Sie wird zusätzlich in einer anderen Position mitarbeiten. Es war Teil unseres Angebotes an sie, dass das möglich ist", so die Ankündigung von Lisa Makas. Um welche Position es genau geht, ist noch nicht bekannt.

Reaktionen unter der Gürtellinie

Dass sich die Rivalität zwischen Rapid und Austria auch auf die Frauenteams ausdehnt, ist allen Seiten bekannt. Einige Reaktionen auf die Verpflichtung gehen Makas aber zu weit: "Wir sind froh, dass wir uns sportlich verbessern können. Carina wird uns extrem helfen. Was in den sozialen Medien passiert, ist ein Wahnsinn - viele Kommentare waren weit unter der Gürtellinie. Viele Menschen schreiben Dinge, ohne sich der Konsequenzen bewusst zu sein." In den letzten Tagen waren wiederholt persönliche, teils sexistische, Beleidigungen auf mehreren Plattformen zu lesen.

Es sind sportliche Entscheidungen. Mir ist die Rivalität bewusst, aber einen Menschen fertig zu machen, ist für mich nicht nachvollziehbar.

Lisa Makas

Dabei ist es nicht der erste Wechsel zwischen den beiden Vereinen: Mit Victoria Leitner-Garcia hat eine Rapid-Kickerin Austria-Vergangenheit. "Es gab in der Vergangenheit schon Überschneidungspunkte, in diesem Fall ist natürlich alles komplizierter, weil die Carina ein anderes Kaliber ist", meint Makas. Sie möchte ihren eigenen Zugang beibehalten: "Wenn eine unserer Spielerinnen dorthin wechseln möchte und sie das glücklich macht, wird es von unserer Seite keine Probleme geben. Es sind sportliche Entscheidungen. Mir ist die Rivalität bewusst, aber einen Menschen fertig zu machen, ist für mich nicht nachvollziehbar."


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