Seit der Saison 2013/24 gibt es die UEFA Youth League, in der sich - angelehnt an die Champions League - die besten U19-Nachwuchsteams Europas treffen sollen. Spätestens seit dem Sieg von Red Bull Salzburg im Jahr 2017 haben die meisten österreichischen Fans den Bewerb auf dem Schirm, 2024 nehmen mit Salzburg, Sturm Graz und SK Rapid erstmals drei rot-weiß-rote Vertreter teil.
Die österreichischen Verbindungen zur Youth League gehen aber deutlich über diese Eckdaten hinaus.
Der Doppeldebütant
184 ÖFB-Talente haben bis dato in der Youth League gespielt. Dazu kommen einige weitere, die es zumindest auf die Ersatzbank geschafft haben: Tin Plavotić zum Beispiel, in der Saison 2015/15 bei Schalke 04. Oder Namory Cisse beim 1. FC Köln in der Saison 2021/22. Dass die klare Mehrheit ein Salzburg-Trikot trug, wird nicht überraschen.
Als erste österreichische Mannschaft war Austria Wien - damals mit den Profis in der Champions League vertreten - Teil der Youth-League-Debütsaison. Der erste österreichische Spieler war aber ein anderer: Sinan Bytyqi stand am 17. September 2013 in der Startelf von Manchester City. Damals war er ÖFB-U19-Teamspieler, entschied sich später für den Kosovo, musste seine Karriere aber früh beenden. Später am selben Tag waren Stefan Hager und Oliver Markoutz für den FC Bayern aktiv, erst am 18. September ging es auch für die Austria los.
Bytyqi trug sich in seinem ersten Spiel direkt ein zweites Mal in die Geschichtsbücher ein: In der 10. Minute trat der Offensivspieler zu einem Freistoß am Rand des Strafraums an und verwandelte ins Tor von Gegner Viktoria Pilsen - es war der erste Treffer der Youth League Historie.
Die Rekordjäger
Durch den Wechsel von Zeteny Jano zum GAK ist die Chance auf einen Rekord dahin: Der 19-Jährige hätte vier weitere Einsätze gebraucht, zu Pedro Álvaro aufzuschließen, der die meisten Youth-League-Spiele in der Geschichte des Bewerbes absolviert hat (28). Aus österreichischer Sicht wird die Top 5 von Salzburg-Spielern komplettiert, nur Tim Paumgartner ist noch spielberechtigt. Sollten die "Bullen" bis ins Finale vordringen, könnte der Mittelfeldmann - sofern er in jedem Spiel auf dem Platz steht - Jano noch knapp überholen.
Spieler | YL-Einsätze | Verein |
---|---|---|
Zeteny Jano | 24 | Red Bull Salzburg |
Tim Paumgartner | 20 | Red Bull Salzburg |
Luca Reischl | 20 | Red Bull Salzburg |
Tolgahan Sahin | 17 | Red Bull Salzburg |
Benjamin Atiabou | 15 | Red Bull Salzburg |
Die nächsten Kandidaten für die Top 5 sind schwer auszumachen. Jannik Schuster (Salzburg) steht bei elf Einsätzen, ob er auch in der kommenden Saison spielen wird, ist aber fraglich. Bessere Karten haben Oghenetejiri Adejenughure (Salzburg) und Magnus Dalpiaz (FC Bayern) mit vier bzw. sechs Einsätzen - beide könnten nach der laufenden noch zwei Saisonen spielen. Auch spannend ist Luca Weinhandl (Sturm): Er kommt mit seinen 16 Jahren schon auf sechs Spiele, mehr als Jano im selben Alter.
Die Jüngsten
Apropos Weinhandl: Weil die Youth League logischerweise die Spieler einiger weniger Jahrgänge zusammenfasst, sind den Altersrekorden Grenzen gesetzt. Der jüngste Spieler in der Bewerbsgeschichte ist Liam Payas aus Gibraltar, der Teenager war bei seinem Debüt im September 2024 gerade einmal 14 Jahre und drei Monate jung. Auch in Österreich gibt es mit Weinhandl einen neuen Rekordhalter, für den nur vier Monate älteren Kenny Nzogang vom SK Rapid reicht es ÖFB-intern nur für Rang fünf.
Es geht also knapp zu, drei Österreicher waren bei ihrem Debüt 15 Jahre alt, 24 waren 26 Jahre alt. Der jüngste Legionär eines österreichischen Klubs war im Oktober 2013 Anouar El Moukhantir (Austria), dann folgt Maurits Kjaergaard - beide hatten kurz vor ihrem Debüt ihren 16. Geburtstag gefeiert.
Spieler | Atlter | Verein (Saison) |
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Luca Weinhandl | 15 Jahre 8 Monate | Sturm Graz (24/25) |
Matteo Meisl | 15 Jahre 9 Monate | Red Bull Salzburg (16/17) |
Aldin Aganovic | 15 Jahre 10 Monate | Red Bull Salzburg (16/17) |
Justin Omoregie | 16 Jahre 11 Tage | Red Bull Salzburg (19/20) |
Kenny Nzogang | 16 Jahre 2 Monate | SK Rapid (24/25) |
Ein österreichischer Torschützenkönig?
Auf einen ersten Torschützenkönig muss sowohl Red Bull Salzburg, als auch Österreich insgesamt noch warten. 2024/25 könnte es so weit sein: Philipp Verhounig führt die Wertung mit acht Treffern an, in vergangenen Jahren brauchte es für den Titel sieben bis zwölf Tore. Öfter als der 19-Jährige hat noch kein Spieler eines österreichischen Vereins in der Youth League getroffen, auch Leon Grgic kann in seiner Debütsaison mit Sturm Graz eine ausgezeichnete Quote vorweisen (fünf Tore in fünf Spielen).
Spieler | YL-Tore | Verein |
---|---|---|
Phillip Verhounig | 9 | Red Bull Salzburg |
Hannes Wolf | 7 | Red Bull Salzburg |
Zeteny Jano | 7 | Red Bull Salzburg |
Roko Šimić | 7 | Red Bull Salzburg |
Mërgim Berisha | 7 | Red Bull Salzburg |
Junior Adamu | 6 | Red Bull Salzburg |
Leon Grgic | 5 | Sturm Graz |
Für die Torschützenwertung gilt wie für die ganze Youth League: Erfolg und beeindruckende Statistiken sind kein Garant für eine große Karriere im Erwachsenenfußball.
Drei Stürmer haben in ihrer YL-Karriere jeweils 15 Tore erzielt. Borja Mayoral (Real Madrid) spielt derzeit für Getafe in LaLiga. Charlie Brown (Chelsea) ist Reservist bei einem englischen Viertligisten. Roberto Núñez (Atletico) war zuletzt unterklassig in Spanien aktiv, seit Mitte Jänner sucht er nach einem neuen Verein.
Und nach der Youth League?
Erster Gewinner der Youth League im Jahr 2014 war eine Auswahl des FC Barcelona, heute sind die Spieler zwischen 28 und 30 Jahre alt. Vor allem die Teilnehmer der letzten Jahre haben also noch viel Zeit, um ihren Weg zu gehen. Trotzdem zeichnet sich langsam ab, wie viele YL-Talente den Sprung in den Profifußball schaffen und sich dort längerfristig halten könnten. Wie wertvoll ist die Youth League als Plattform?
90minuten hat die Kader der sieben Sieger und aller österreichischen Vereine bis zur Saison 2019/20 analysiert. Um als "Erfolg" zu gelten, muss ein Spieler mindestens eine dieser Kriterien erfüllen:
100 Einsätze einer Top 20 UEFA-Liga / 2. Bundesliga (DE) / Championship (ENG) / der MLS (USA) | ||
40 Spiele in einer Top 5 UEFA-Liga | ||
30 Spiele für seinen Ausbildungsverein | ||
5 Spiele in einem Europacup-Hauptbewerb | ||
10 Länderspiele | ||
Derzeit Marktwert über 2 Millionen (laut 'transfermarkt.at') |
Klarerweise ist der Weg in die erste Mannschaft oder in einen Europacup-Bewerb bei manchen Vereinen kürzer, beim FC Chelsea oder FC Barcelona mit Sicherheit länger. Dafür werden Nachwuchstalenten der größten Vereine oft mehrere Chancen im Spitzenfußball zugestanden. Reicht es bei Red Bull Salzburg nicht, geht es oft schnell abwärts in die Regionalliga.
So sieht die Bilanz der Sieger aus:
Weit vorne liegt die "Goldene Generation" des FC Chelsea um Spieler wie Andreas Christensen, Fikayo Tomori, Ruben Loftus-Cheek, Dominic Solanke, Tammy Abraham, Mason Mount und Jérémie Boga. Einige von ihnen konnten den Bewerb sogar zweimal gewinnen.
Bei Salzburg sticht heraus, dass die Youth-League-Siegermannschaft mit Kalibern wie Xaver Schlager, Konrad Laimer und Amadou Haidara von der Auswahl aus der Saison davor überholt wurde. Damals mit dabei waren unter anderem Dayot Upamecano, Mërgim Berisha, Emir Karic und Dmitriy Skopintsev.
Die allgemeinen Statistiken - und obendrauf die Ergebnisse der Saison 2024/25 - deuten darauf hin, dass Österreich im Jugendbereich konkurrenzfähig ist. Auch wenn die Teilnahme an der Youth League nicht zwingend in einer Karriere auf Topniveau enden muss, gelingt rund einem Drittel genau das.
13 aktive A-Nationalspieler haben Spiele in der Youth League absolviert. Bei drei österreichischen Mannschaften, die um den Einzug ins Achtelfinale rittern, stehen die Chancen gut, dass über die kommenden Jahre einige dazukommen.