In den vergangenen Jahren hat sich der FC Red Bull Salzburg einen Namen gemacht, indem er junge Talente holte, diese entwickelte und anschließend mit einem Transferplus in eine Topliga transferierte.
In der zurückliegenden Wechselperiode tanzten die Neuzugänge der "Bullen" jedoch in einem maßgeblichen Kriterium aus der Reihe: dem Alter.
Maximiliano Caufriez (zum Zeitpunkt der Verpflichtung 27 Jahre alt), Karim Onisiwo (32) und Yorbe Vertessen (24) kommen zusammen auf ein Durchschnittsalter von 27,7 Jahren. In den 20 Transferperioden bzw. zehn Jahren zuvor war dieser Wert bei Neuzugängen nie so hoch.
Bei der Analyse hat 90minuten lediglich jene Spieler berücksichtigt, die nach ihrer Verpflichtung direkt beim FC Red Bull Salzburg eingeplant waren. Spieler, die zunächst beim Kooperationspartner FC Liefering zum Einsatz kamen oder von den "Jungbullen" hochgezogen wurden, sind im Chart nicht abgebildet. Denn wir wollten wissen, in welchem Alterssegment die Salzburger fischten, um die Mannschaft sofort zu verstärken.
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Junuzovic und Onisiwo als einzige im Ü30-Klub
Der 25-jährige Neuzugang im Winter der Saison 2017/18 ist Andre Ramalho. Der Brasilianer wurde damals von Bayer 04 Leverkusen zurückgeholt. Die Salzburger haben ihr Team also nicht nur in der zurückliegenden Übertrittszeit, sondern bereits zuvor gezielt mit routinierteren Spielern verstärkt.
Ein weiteres Beispiel wäre Zlatko Junuzovic, der 30 Jahre alt war, als er im Mai 2018 in die Mozartstadt wechselte. Auf der Torhüter-Position sind Alexander Schlager (zum Zeitpunkt des Transfers nach Salzburg 27 Jahre alt), Timo Horn (30) oder Janis Blaswich (33) zu nennen. Wenn man die Keeper ausnimmt, sind Junuzovic und Onisiwo Salzburgs einzige Ü30-Neuzugänge der letzten zehn Jahre. Den Ex-Werder-Mittelfeldspieler würden wir zu den Über-30-Jährigen zählen, da dessen 30. Geburtstag bei dem Wechsel nach Salzburg schon einige Monate zurücklag.
90minuten hat die Salzburg-Neuzugänge der letzten zehn Jahre zudem nach Positionen aufgeschlüsselt. Die "Bullen" haben in den vergangenen 21 Transferperioden insgesamt 25 Abwehrspieler geholt. Dahinter folgen 15 Mittelfeldspieler, 13 Angreifer und fünf Schlussmänner.
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Jung sollt ihr sein
Eine letzte Frage, die wir uns gestellt haben: Was ist das durchschnittliche Alter eines Angreifers oder Mittelfeldspielers, der in den letzten zehn Jahren nach Salzburg kam?
Wie das Chart unten zeigt, setzten die "Bullen" bei der Verpflichtung von Feldspielern im Durchschnitt auf rund 22-jährige Kicker. Torhüter durften schon erfahrener sein. Der jüngste Keeper, den der FC Red Bull Salzburg in den letzten zehn Jahren geholt hat, war der 20-jährige Nico Mantl. Der Deutsche kam von der SpVgg Unterhaching, mittlerweile spielt er in Portugal.
Das Netz begann zu reißen
Doch wie sind diese Analysen zu interpretieren?
Bekannterweise hat sich der FC Red Bull Salzburg im Winter sportlich gewissermaßen neu aufgestellt. Anfang Dezember wurde Rouven Schröder als neuer Geschäftsführer Sport vorgestellt. Wenige Tage vor Weihnachten musste Trainer Pepijn Lijnders gehen, Thomas Letsch übernahm.
Schon im November 2024 sagte Salzburg-CEO Stephan Reiter im Interview mit der "Kronen Zeitung": "Aus meiner Sicht braucht es auch erfahrenere Spieler. Pep und sein Team haben angemerkt, dass es sie benötigt, um unser System weiterzuentwickeln."
Nach dem letzten Bundesliga-Spiel des vergangenen Jahres meinte Schröder in Hinblick auf die bevorstehende Transferperiode: "Ein Stück weit Erfahrung tut uns auch gut." Die Verpflichtung von routinierteren Spielern hatte sich also bereits angekündigt.
In der Nachbetrachtung wirkt es, als wollten (oder mussten?) Schröder und Co. im Winter etwas korrigieren. Sowohl in der UEFA Champions League als auch in der ADMIRAL Bundesliga trat die junge Salzburger Mannschaft in der ersten Saisonhälfte meist nicht forsch und mutig, sondern verunsichert auf.
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Es fehlte ein von Leitspielern gesponnenes Sicherheitsnetz, das die Jungen in schwierigen Phasen auffangen hätte können. In der Vergangenheit bildeten Junuzovic, Andreas Ulmer oder Andre Ramalho solch ein Netz, das in den letzten zwei, drei Jahren möglicherweise peu à peu Risse bekam.
Man denke an die Entscheidung, den auslaufenden Junuzovic-Vertrag nicht zu verlängern, was damals, im März 2022, teils für Kritik sorgte. Zwei Jahre danach war auch Ulmer, der stets eine Vorbildfunktion einnahm, weg. Mit den Transfers von Onisiwo und Co. dürfte der FC Red Bull Salzburg versuchen, dieses Netz Stück für Stück wieder zusammenzufügen.
Darauf weist gewissermaßen auch die Letsch-Entscheidung, Mads Bidstrup mit der Kapitänsbinde auszustatten, hin. Es sei sinnvoll, dass ein Feldspieler Kapitän ist, begründete der Deutsche seine Entscheidung und verwies zugleich darauf, dass der Däne alles verkörpere, was ein Kapitän verkörpern muss. Vorgänger Lijnders hatte Torhüter und RB-Leipzig-Leihspieler Janis Blaswich die Schleife gegeben.
Abwehrtalente gesucht
Eine weitere spannende Erkenntnis: Der FC Red Bull Salzburg nimmt pro Transferfenster im Durchschnitt einen Abwehrspieler unter Vertrag (1,2). Geringer fällt der Wert bei den Mittelfeldspielern (0,7), Angreifern (0,6) und Torhütern (0,2) aus. Die absoluten Zahlen sind weiter oben angeführt.
Eine mögliche Interpretation dieser Kennzahl: Den Salzburgern fällt es nicht so leicht, Verteidiger selbst auszubilden. Deshalb müssen sie auf externe Neuzugänge zurückgreifen.
Wobei durchaus schon Defensiv-Talente aus dem "Bullen"-Nachwuchs hervorgegangen sind. Man denke an Samson Baidoo oder Amar Dedic. Duje Caleta-Car, Ramalho oder Dayot Upamecano durchliefen zwar nicht die Red Bull Fußball Akademie, schafften aber über Einsätze beim FC Liefering oder über Leihen den Sprung zum FC Red Bull Salzburg.
In den vergangenen zehn Jahren stachen einem allerdings vor allem Mittelfeldspieler, die den vorgezeichneten Weg gingen, ins Auge: Mohamed Camara, Konrad Laimer, Xaver Schlager, Nicolas Seiwald, Luka Sucic oder Dominik Szoboszlai können hier unter anderem genannt werden.
Ausblick
Es wird spannend zu sehen sein, in welche Richtung sich die Transferstrategie des FC Red Bull Salzburg in den nächsten Jahren entwickelt.
Es ist davon auszugehen, dass die "Bullen" auch in Zukunft junge Talente verpflichten, die auf Anhieb eine Bereicherung für die Mannschaft sind. Schließlich hat das die Salzburger in den letzten Jahren von Titel zu Titel geführt.
Gleichzeitig könnte (wieder) mehr Wert auf Spieler gelegt werden, die kein Problem damit haben, einige Jahre in Salzburg zu verbringen, um dort eine Führungsrolle einzunehmen. Die Mischung macht’s.
Im Sommer könnte es jedenfalls zwei Übertrittsphasen geben. Noch vor der Mitte Juni startenden FIFA Klub-WM soll ein "Sonder-Transferfenster" geöffnet werden. Es ist ohnehin davon auszugehen, dass im Sommer transfertechnisch mehr Bewegung herrscht als im Winter. So könnte sich auch in Salzburg wieder einiges tun.