Regionalligareform: "Njet" aus Salzburg und Tirol
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Regionalligareform: "Njet" aus Salzburg und Tirol

Am 28. März soll darüber beraten werden, ob die Regionalligen neu aufgestellt werden: drei Mal zwei Bundesländer, die Ostliga bleibt. Salzburg und Tirol werden nicht zustimmen.

Österreichs Fußball ist an wunderlichen Geschichten nicht gerade arm, so scheint es auch in Sachen Reform der Regionalligen zu sein. Statt der dreimal je 16 Klubs sollen in Zukunft vier Ligen existieren; so soll es zumindest am 28. März besprochen werden. Der Vorschlag kommt vom ÖFB.

Die Regionalliga Ost (Wien, Niederösterreich, Burgenland) bleibt, wie sie ist. Im Westen sollen Vorarlberg und Tirol, im "Norden" Oberösterreich und Salzburg sowie im Süden Steiermark und Kärnten gemeinsam spielen.

Der Direktaufstieg ist ab übernächster Saison schon weg; statt wie vergleichbare Länder wie die Schweiz oder Dänemark eher wenige Klubs an der nationalen Spitze zu haben, könnte sich die Anzahl von insgesamt 76 (12+16+48) nun noch einmal um 16 Klubs erhöhen.

Das lang gezogene Schnitzel

Klar, Österreichs Geografie ist, wie sie ist. Aber, das sagt auch der Clubmanager des ins finanzielle Schlingern geratenen DSV Leoben, an den paar Tausendern darf es nicht scheitern. Die Meinungen der Klubs sind gemischt, wie 90minuten vor kurzem erfuhr:

Fakt ist aber auch, dass die Akademien mehr Kicker ausbilden, als die Bundesligisten aufnehmen können. Kicker wie Marco Grüll spielten sich über die Regionalliga in die höchste deutsche Spielklasse. Ob das in besseren Landesligen auch zukünftig möglich sein wird, ist fraglich; das Niveau wird nicht unbedingt stiegen, wenn es mehr Klubs gibt.


Darüber hinaus gibt es im Norden und im Süden starke wirtschaftliche Unterschiede, Oberösterreich und die Steiermark würden sich auf Sicht durchsetzen, Talente und sonstige Kicker aus Salzburg und Kärnten würden durch die Finger schauen. Im Westen deutet viel darauf hin, dass man im Ländle eher unter sich bliebe, als an vielen Wochenenden nach Innsbruck, Kufstein oder Wörgl zu fahren.

Alles gute Fragen, die vonseiten der Geschäftsstelle vor dem 28. März niemand beantworten wollte.

Tirol dagegen

"Ich kann dazu nur so viel sagen, dass ich bei einer Abstimmung bei der Präsidiumssitzung nicht meine Privatmeinung kundtue, sondern die der Vereine, die in die Entscheidungsfindung einbezogen werden", erklärt TFV-Präsident Josef Geisler nun gegenüber 90minuten.

Im heiligen Land wolle man die gegenwärtige Lösung schlichtweg beibehalten. Dass der Direktaufstieg passé sei, sei schade, aber bei einer Vierteilung schlicht notwendig. Wie ein Playoff aussieht, ist noch offen. Fakt ist aber auch, dass sich ohnehin zusehends wenige Regionalligisten finden, die in die 2. Liga wollen. Dazu sagen wolle er aber nichts, da er keinen Verein führe.

Was die in Vorarlberg denken, weiß ich nicht. Ich habe nur mit den Tiroler Vereinen gesprochen.

TFV-Präsident Josef Geisler

Dem Konzept, in Landesligen und mit den je zwei besten Teams im Frühjahr um den Aufstieg zu spielen, hätte er schon etwas abgewinnen können. Wenn man einen überregionalen Bewerb haben will, muss man auch überregional spielen. Das Konzept, mit Landesmeistern und im Playoff spielen "hatten wir schon und es war gar nicht so schlecht, wegen Corona konnten wir es nicht weiterbetreiben und evaluieren."

Wie die Kräfteverhältnisse zwischen Vorarlberg und Tirol wären, könne oder wolle er nicht einschätzen: "Was die in Vorarlberg denken, weiß ich nicht. Ich habe nur mit den Tiroler Vereinen gesprochen. Bei Salzburg ist schon zu befürchten, dass die Klubs auf der Strecke bleiben, wenn sie mit Oberösterreich in einer gemeinsamen Liga spielen."

Salzburger Befürchtungen

"Wir stimmen nicht zu. Unsere Vereine haben ganz klar dargelegt, dass sie bei der bisherigen Form bleiben wollen, gemeinsam mit Oberösterreich zu spielen kommt nicht infrage. Das haben uns auch alle Vereine schriftlich gegeben", stellt SFV-Präsident Wolfgang Zingerle klar. Er wird einem etwaigen Reformvorschlag nicht zustimmen.

Soweit bekannt, wird sich im Präsidium die Bundesliga der Stimmen enthalten. Aber was machen die, die nicht betroffen sind, aber auch entscheiden? "Der Osten wird mit der Mehrheit mitstimmen", so Zingerle.

Sollte es wirklich so kommen, dass die Salzburger gemeinsam mit Oberösterreich spielen müssen, plädiert er für klare Regeln: "Wenn wir mit Oberösterreich spielen müssen, braucht es Bedingungen, dass es etwa pro Landesverband eine Mindestanzahl an Vereinen gibt, beispielsweise zwei Drittel zu einem Drittel."


Da wäre eine Regelung wie mit den Amateurteams in der 2. Liga denkbar: Ungeachtet der Tatsache, wie schlecht das dritte Amateurteam ist, müsse es absteigen.

Vieles überdenken

Welche Lösung letztlich gut ist, will keiner der beiden beurteilen. Man könnte das System beibehalten; oder das erwähnte Modell mit Landesligen plus Aufstiegsplayoff wieder einführen. Überhaupt müsse man sich über mehr als nur die dritte Leistungsstufe Gedanken machen.

Der Blick auf diverse Aufsteiger der letzten Jahre zeigt, dass sich der eine oder andere finanziell oder in anderer Hinsicht mit der 2. Liga übernommen zu haben.

Seit es die neue 2. Liga gibt, wurden Wiener Neustadt, Wacker Innsbruck, Leoben und Dornbirn die Zulassungen verweigert, die Juniors Oberösterreich zogen sich freiwillig zurück, 2020/21 spielte mit Klagenfurt der Tabellendritte um den Aufstieg, weil Meister Blau-Weiß Linz nicht aufsteigen konnte und Liefering das bekanntlich nicht tut. Und: Corona hat Ab- und Aufstiege verhindert, vielleicht auch den einen oder anderen finanziellen Schlenker.

Braucht es drei überregionale Ligen? Man muss ab der 2. Liga durchdenken. Weil: Können wir uns das alles leisten?

Wolfgang Zingerle

"Braucht es drei überregionale Ligen? Man muss ab der 2. Liga durchdenken. Weil: Können wir uns das alles leisten?", stellt Zingerle in den Raum. Man sehe ja, wie schwer sich mit Austria Salzburg ein Verein tut, der aufsteigen will.

Den großen Aufstiegswillen gibt es aus den Regionalligen (Corona hin oder her) auch nicht. 2023/24 stiegen das erste Mal seit längerem wieder je ein Klub aus den Regionen auf – mit dem Outcome, dass Stripfing stadionlos war, Schwarz-Weiß Bregenz Punkte verlor, weil Spieler nicht korrekt angemeldet waren und Leoben finanzielle Probleme bekam.

"Koalition der Willigen"

Und egal, wen man fragt: Die 2. Liga ist finanziell eben schwierig, oftmals sind die Zahlen rot oder ausgeglichen, Platz für nachhaltige Investitionen lassen die wenigsten Budgets zu.

Was also tun? Mehr Vereine, weniger Vereine, drei Ligen, vier Ligen; oder doch eine dritte, österreichweite Liga, mit denen, die wollen und können. Eine "Koalition der Willigen", wenn man es so nennen kann: Mit klaren finanziellen, personellen und infrastrukturellen Regeln, mögen es einmal acht oder 13 Klubs sein, die zwischen Böhmischer Masse und Karawanken, Boden- und Neusiedler See? Zingerle meint darauf angesprochen: "Sportlich eine gute Idee."

Die Organisation müsste aber dann außerhalb der Landesverbände geschehen. Unabhängig von dieser Idee, die im Gespräch aufkommt, sagt Geisler ganz klar: "Wenn man sich weiterentwickeln will, kann man sich immer alles ansehen, ohne Denkverbote."

Ein Problem, das dabei immer gilt: "Allen Menschen recht getan, ist eine Kunst, die niemand kann."


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