Red Bull kontert Rangnick: "Gehen unseren Weg weiter"
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Red Bull kontert Rangnick: "Gehen unseren Weg weiter"

Ralf Rangnick kritisierte, dass Red Bull Salzburg (und auch Sturm) zu wenige Österreicher einsetzen. Das lässt man in Salzburg nicht auf sich sitzen.

ÖFB-Teamchef Ralf Rangnick überraschte am Montag mit Kritik an Red Bull Salzburg sowie Sturm Graz. Er wünscht sich mehr Österreicher. Konkret sprach er die Nachwuchsarbeit bei den Bullen an. Hier Nachlesen >>>

"Ich würde mir als Verantwortlicher von Salzburg die Frage stellen: Was ist eigentlich in Liefering los?", hob ÖFB-Teamchef Ralf Rangnick am Montag bei der Kaderpressekonferenz an, "es gab eine ganz lange Zeit, da hat Liefering geliefert – regelmäßig, jedes Jahr zwei, drei, vier Spieler. Wir konnten die so schnell oben gar nicht verwerten, wie die unten wieder nachkamen."

Ein Vorwurf, der die Salzburger eiskalt erwischte, noch dazu in einer Phase, in der es sportlich bei der Kampfmannschaft überhaupt nicht läuft. Mit Abstrichen gilt das auch für das Nationalteam. Nach einem 1:1 gegen Slowenien und dem 1:2 in Norwegen sowie anhaltender Personalsorgen steht Rangnick zwar nicht unter Druck, aber nicht gerade gut da.

Viele Österreicher sind "Tatsache"

Wie viel Ablenkungsmanöver dahinter steckt, werden wir nie erfahren. Es wirkt auch skurril, ist er doch der Architekt des Red Bull-Erfolgs im Fußball. Wie auch immer, es braucht einen Faktencheck.

In Bezug auf die jeweils erste Elf in den letzten Ligaspielen der ersten Mannschaften hat der Teamchef auch Recht. Salzburg hatte keinen, Sturm lediglich einen Österreicher in der Startelf. Und wie sieht es mit der Durchlässigkeit von Liefering in Richtung Salzburg aus? "Im derzeitigen Red Bull Salzburg-Kader stehen 16 Spieler, die in der Vergangenheit beim FC Liefering waren", erklärt Akademie- und Liefering-Geschäftsführer Manfred Pamminger gegenüber 90minuten.

Er zeigt sich über den Zeitpunkt der Kritik überrascht und verweist auf das Duell mit Horn: "Es ist Tatsache, dass im letzten Liefering-Meisterschaftsspiel sieben Österreicher in der Startelf standen und noch weitere sechs auf der Ersatzbank saßen."

Der 46-Jährige verweist auch auf die Startelf, die in der Youth League Stade Brest mit 5:1 vom Platz schoss: nur vier Legionäre. Und im letzten Perspektivspielerlehrgang von Teamchef Rangnick fanden sich übrigens auch zehn Salzburger und zwei auf Abruf.

Es hängt von viel ab

"Offensichtlich sind sie im Moment nicht gut genug", meinte Rangnick hinsichtlich der Durchlässigkeit nach oben. Doch die Nachfolge der Seiwalds, Schlagers und Laimers lässt sich nicht so einfach am Papier planen und problemlos umsetzen.

Die Anzahl der Österreicher, die bei uns den Schritt zu Red Bull Salzburg schaffen, ist immer auch abhängig von Faktoren wie Verletzungen, Konkurrenz auf einer Position oder auch der Qualität

Manfred Pamminger

Inwiefern diese es dann auch schaffen, letztlich für die Kampfmannschaft aufzulaufen, wird sich weisen. Pamminger meint dazu: "Die Anzahl der Österreicher, die bei uns den Schritt zu Red Bull Salzburg schaffen, ist immer auch abhängig von Faktoren wie Verletzungen, Konkurrenz auf einer Position oder auch der Qualität verschiedener Jahrgänge."

Die Qualität der letzten Jahrgänge dürfte in Bezug auf rot-weiß-rote Spieler nicht dem entsprochen zu haben, was die Cheftrainer der Bullen sich erwarten - oder es fehlten Biss und Wille, sich durchzusetzen.

Alexander Prass etwa wählte den Weg zu Sturm. Benjamin Böckle kam via Düsseldorf zum SK Rapid. Diesen Sommer gingen bei den Profis nicht gefragten Benjamin Atiabou (Werder II), Dominik Lechner (Lugano II) und Mario Pejazic (Lecce U20) ins Ausland, ihr Weg in Salzburg endete, vielleicht aber nicht jener ins ÖFB-Team.

ÖFB auch in der Pflicht

Österreich ist zudem ein Einwanderungsland, insofern haben viele Kicker eben auch eine zweite Heimat, für die sie sich entscheiden können. Amar Dedić beispielsweise ist in Zell am See geboren, spielt aber für Bosnien-Herzegowina. Der im Sommer zu Real Sociedad gewechselte Luka Sučić läuft für die kroatische Nationalmannschaft auf. Auch der in Salzburg geborene Jusuf Gazibegović entschied sich letztlich für Bosnien

Das kann nun auch bei Kristjan Bendra passieren, der Rechtsverteidiger stammt aus Steyr, hat sich aber bislang dafür entschieden, für slowenische Nachwuchsteams aufzulaufen. Hierbei ist aber eher der ÖFB gefordert, es den Jugendlichen schmackhafter zu machen, das österreichische Trikot überzuziehen.

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Amar Dedić ist in Österreich geboren, entschied sich, für Bosnien aufzulaufen. Kann in einem Einwanderungsland passieren

Manche brauchen auch etwas Abstand oder ein anderes Umfeld, wie damals Stefan Lainer. Der heute 32 Jahre alte Außenbahnspieler verließ Liefering Richtung Ried, nach einem Jahr machten die Bullen vom Rückkaufrecht Gebrauch.

Und dann ist die Konkurrenz beim Champions League-Teilnehmer auch nicht gerade klein, vor allem dann, wenn Salzburg internationale Talente um die 18 dazu holt. "Als international erfolgreiche Akademie freuen wir uns, wenn Spieler wie Benjamin Šeško oder Dominik Szoboszlai ihren Weg gehen", sagt Pamminger dazu.

Alles wieder gut. Bis jetzt

"Durch diesen harten Konkurrenzkampf werden und wurden Spieler wie Seiwald, Schlager oder Baidoo auch besser. Wir gehen unseren Weg jedenfalls mit voller Überzeugung weiter und sind überzeugt, sehr bald wieder Spieler von uns im ÖFB-A-Nationalteam zu sehen", zeigt er sich zuversichtlich.

Im Fußball zählt Leistung, nicht der Reisepass. Die Zahlen des Salzburger Nachwuchses deuten zumindest darauf hin. Und es ist ja auch nicht so, als ob neben den Bullen und Sturm nicht auch noch andere Klubs mehr auf Transfererlöse als auf die Nationalität schauen würden.

Was bleibt also? Ist nun alles wieder gut? “Wir sind in einem sehr guten Austausch mit dem ÖFB und schätzen Ralf Rangnick sowohl menschlich als auch beruflich“, so die diplomatische Antwort zum Abschluss.


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