Rapid-Pfarrer: "Es liegt an den Fans, unsere Botschaft umzusetzen"
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Rapid-Pfarrer: "Es liegt an den Fans, unsere Botschaft umzusetzen"

Rapid-Pfarrer Christoph Pelczar trifft im ÖFB-Cup mit Stripfing auf "seinen" Verein. Weil auch die Wiener Austria eine Rolle spielt, will er ein Zeichen setzen. Es soll ein friedliches Fußballfest werden.

Wer mit Christoph Pelczar über Fußball sprechen möchte, hat es dieser Tage nicht leicht. Das Cupspiel gegen den SK Rapid am Mittwoch wirft seine Schatten voraus, in erster Linie auf den Terminkalender des Stripfing-Obmanns. "Mein Telefon explodiert momentan", erklärt er. Erst am Abend war Zeit für ein Interview, vorher mussten in Meetings organisatorische Dinge geklärt werden, auch Medienanfragen häufen sich zur Zeit. "Wenn das vorbei ist und wir eine Runde weiter sind, haben wir Grund zu feiern", so Pelczars optimistische Prognose.



Der SV Stripfing geht als Außenseiter ins Cup-Achtelfinale. Zum einen haben die Grün-Weißen einen Lauf und bewerbsübergreifend seit zwei Monaten nicht mehr verloren. Zum anderen läuft Stripfing der eigenen Form aktuell hinterher: Nach 11 Spielen hat der Zweitligist erst sechs Punkte auf dem Konto. Trainer Iñaki Bea musste deshalb schon vor zwei Wochen seinen Stuhl räumen. 

Austrianer an der Seitenlinie, Rapidler als Obmann

Interimistisch hat Alexander Grünwald die Mannschaft übernommen, als langjähriger Kapitän der Wiener Austria braucht er keine Extramotivation für das Duell mit Rapid, wie sein Obmann versichert: "Seit der ersten Minute, in der Alex die Mannschaft übernommen hat, ist er sehr emotional und ernsthaft am Werken". Die Querverbindungen zwischen den Wiener Großklubs und Stripfing enden aber natürlich nicht beim Trainer: Fast die Hälfte der Spieler im Kader der Niederösterreicher gehört der Austria, die seit Sommer 2023 mit Stripfing kooperiert. Pelczar selbst wurde als "Rapid-Pfarrer" bekannt und ist seit Jahren als Seelsorger der Hütteldorfer tätig. 

Die Vorfreude ist deshalb bei allen groß: "Alex weiß genau, dass es für mich ein besonderes Spiel ist. Die Spieler wissen das auch. Ich hoffe, dass sie sportlich eine gute Leistung zeigen und sich für 90 Minuten einen schönen Kampf liefern".

Ich will das Wort 'Derby' eigentlich nicht einmal in den Mund nehmen.

Christoph Pelczar

Dabei soll es dann aber auch bleiben. Von einem "kleinen Derby" will er jedenfalls nichts wissen. "Ich will das eigentlich nicht einmal in den Mund nehmen. Es geht mir um den SV Stripfing, alles andere ist in diesem Fall egal. Es geht um ein Fußballfest mit positiven und lauten Emotionen, das gehört alles dazu. Aber verletzend soll es nicht werden."

Das Cupspiel soll vielmehr eine Botschaft transportieren, das ist dem Stripfing-Obmann wichtig. "Wir wollen gemeinsam feiern, als Zeichen der Freundschaft, gegen jegliche Art von Ausgrenzung, Gewalt und Diskriminierung." Deshalb hat auch ein Treffen mit Rapid-Sportgeschäftsführer Markus Katzer stattgefunden, einen guten Draht zu den grün-weißen Funktionären hat der Seelsorger ja. 

Gespielt wird am Mittwochabend auf neutralem Boden, der Hohen Warte im 19. Wiener Gemeindebezirk. Während der Sportplatz in Stripfing umgebaut wird, tritt der Verein bei Heimspielen eigentlich in der Generali Arena des Kooperationspartners an. Nach Ausschreitungen im 343. Wiener Derby war diese Option aus Sicherheitsgründen aber schnell vom Tisch. Mit einer großen Zahl von Austria-Fans wird seitens der Stripfing-Vereinsführung aber ohnehin nicht gerechnet.

Pelczar bleibt jedenfalls bei seiner Mission: "Seit sehr langer Zeit versuche ich, mich als Rapid-Pfarrer für ein friedliches Miteinander einzusetzen. Konflikte und Gewalt sind nie eine Lösung. Ich weiß ganz genau, dass bei Rapid intensive Gespräche stattfinden und Projekte kreiert werden, um Probleme in den Griff zu bekommen. Ich hoffe, dass das bald Früchte trägt."

Ich glaube, dass die Botschaft klar ist. Es liegt natürlich bei allen Fans, das dann auch wirklich umzusetzen.

Christoph Pelczar

Das Achtelfinale im Cup wäre jedenfalls eine gute Gelegenheit, um diese Hoffnungen in die Tat umzusetzen. Zusätzliche Gespräche mit der Rapid-Fanszene wird es im Vorfeld keine geben, der Terminkalender ließe dies wahrscheinlich auch gar nicht zu. "Ich glaube, dass die Botschaft so klar ist und kommuniziert wird, dass man keine zusätzlichen Besprechungen braucht. Es liegt natürlich bei allen Fans, die kommen und uns anfeuern, das dann auch wirklich umzusetzen."

Trikottausch mit Steffen Hofmann

Um auch auf dem Platz ein Zeichen zu setzen, wird auf einen Ehrenankick verzichtet - stattdessen wird Pelczar einen Trikottausch mit Steffen Hofmann durchführen. 

Sportlich hofft Stripfing auf eine Sensation: "Was mich sehr freut ist, dass die Stimmung in der Mannschaft irrsinnig positiv ist. Alle wissen, dass es ein besonderer Abend ist."

Gibt es für den Erfolgsfall schon einen Wunschgegner im Viertelfinale? Immerhin wäre auch noch ein Duell mit der Wiener Austria möglich. Der Rapid-Pfarrer lacht und bleibt diplomatisch. "Das ist eine gute Frage. Wenn es so weit ist, reden wir darüber. Jeder, auf den wir im Viertelfinale treffen können, ist ein Wunschgegner."



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