Peter Perchtold, der Mann der Rangnick in die U-Teams bringt
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Peter Perchtold, der Mann der Rangnick in die U-Teams bringt

Der 40 Jahre alte Deutsche Peter Perchtold wechselt vom Betreuerstab des A-Nationalteams auf den Cheftrainersessel der U21 und soll den Fußball Ralf Rangnicks auch in den Nachwuchs tragen.

Österreich hat einen neuen U21-Teamchef. Der gebürtige Deutsche Peter Perchtold wird Nachfolger von Werner Gregoritsch, der die ältesten Nachwuchsjahrgänge seit 2012 betreute und nun in die "wohlverdiente Pension" geht. Diese Worte sprach Peter Schöttel am Mittwoch im Courtyard Marriott bei der Messe Wien aus.

Zusätzlich zu Perchtold präsentierte der ÖFB auch Sebastian Prödl als Leiter der Nachwuchs-Nationalteams.

Die Position als Nationalteam-Co-Trainer von Ralf Rangnick wird künftig der bisherige Spielanalyst Stefan Oesen übernehmen, der auch weiterhin als Leiter der Wissenschaftsabteilung in der Direktion Sport tätig sein wird.

Man kennt sich

"Ich kenne ihn seit dem Jahr 2020, als er in Österreich die UEFA-Prolizenz gemacht hat und auffällig gut war", führte Schöttel aus. Perchtold war 2022 einer von mehreren möglichen Co-Trainern, die der ÖFB-Teamchef Ralf Rangnick nach Jürgen Säumels Abschied angeboten hatte: "Ich habe ihn arbeiten gesehen, er hat sich immer intensiv für den Nachwuchs interessiert, weiß alles über unsere Spieler. Und: Er will den Schritt zum Cheftrainer machen."

"Es ist eine extrem interessante Aufgabe", sagte der Neo-Headcoach, "es macht Spaß, sich mit den Toptalenten zu beschäftigen."

Neben der Aufgabe mit der U21 wird er in Abstimmung mit Prödl und Schöttel auch dafür zuständig sein, die Spielidee des A-Nationalteams auch im Nachwuchs zu implementieren, weswegen er auch Trainersitzungen leiten werde.

Das ist der neue "zweitwichtigste Fußballlehrer"

Wer ist der neue Mann an der Seitenlinie? Im Alter von acht Jahren heuerte der 1984 geborene Nürnberger beim 1. SC Feucht an. Der VfB Stuttgart holte den damals 21-Jährigen 2005, mehr als zwei Einsätze bei den Profis gingen sich nicht aus.

2008 ging es zum FC in seine Heimatstadt, war er schnell Stammspieler, verletzte sich aber nach wenigen Einsätzen. Ein Intermezzo bei Gold Coast United in der australischen A-League im Jahr 2011 endete vor dem Gericht, da der Klub keinen längerfristigen Vertrag hergeben wollte.

Perchtold gewann, der Klub wurde 2012 liquidiert und der Spieler erhielt die ihm zugesprochenen umgerechnet über 200.000 Euro nicht.

Rückkehr und erste Schritte als Co

Er kehrte nach Deutschland zurück und kickte bis Saisonende 2012/13 in der zweiten Mannschaft des FSV Mainz 05.

Er startete seine (Co-)Trainerkarriere ebendort, später bei der ersten Mannschaft. 2017/18 ging es weiter in den Staff von Domenico Tedesco (Schalke), wo er Vizemeiser wurde, aber im Frühjahr 2019 mit Tedesco mitentlassen wurde. Bevor er 2022 zum ÖFB kam, fungierte er noch in Stuttgart als Co. von Pellegrino Matarazzo.

Das ist mental anders, weil die Jungs noch viele andere Sachen neben dem Fußballspielen zu bewerkstelligen haben.

Peter Perchtold

Schöttel erzählte, dass Perchtold von Anfang an ein Kandidat auf die Gregoritsch-Nachfolge war. Auf Mallorca, im Vorfeld der EM im vergangenen Sommer, hat der Co. dann mit seinem Vorgesetzten, Teamchef Ralf Rangnick, gesprochen. Dieser wollte ihn gar nicht hergeben, munkelten die einen. Anderen vermuten, dass der Teamchef selbst treibende Kraft war.

"Aber die Freigabe war nicht schwer", meinte Perchtold darauf angesprochen, "Ich habe ein extrem gutes Verhältnis mit Ralf, er musste nicht überzeugt werden."

"Habe schon begonnen"

Jetzt geht es endlich los für den heute 40 Jahre alten Coach. "Die Vorfreude ist riesig, ich habe in den letzten Tagen auch schon mit der Planung begonnen und Weichenstellungen für Lehrgänge gemacht. Der Staff besteht aus fantastischen Menschen", lobt er das Team. Nicht mit dabei ist Werner Germ, der langjährige Teammanager ist ebenfalls in Pension gegangen, ihm folgt der bisherige U18-Teammanager Michael Gangoly nach.

Die Spieler sieht er "erst" 2025, kennt aber natürlich die meisten schon, da er beispielsweise bei den Perspektivspielerlehrgängen mit dabei war. Er kenne zudem auch potenzielle U21-Teamspieler bereits: "Ich weiß, was mich erwartet, was ich erwarten kann."

Eine große Umstellung von Erwachsenen zum Nachwuchs gebe es in der täglichen Arbeit nicht, aber der datengetriebene Coach weiß auch, dass es nicht jeder von der U21 auch ins A-Team schafft, bzw. überhaupt in den Profifußball.

Es sei ein Unterschied, ob einer schon seinen Traum lebt oder noch ein paar Hürden auf dem Weg dorthin nehmen muss, erklärte er: "Das ist mental anders, weil die Jungs noch viele andere Sachen neben dem Fußballspielen zu bewerkstelligen haben."

Gregoritsch als Vorbild

Dass er die internen Abläufe kennt, sei zudem ein "enormer Mehrwert". Auch die Implementierung der Spielidee sehe er nicht als Riesenaufgabe, denn da ist schon viel da.

"Man muss sagen, dass der einheitliche Gedanke schon da ist", sagte er weiters, "Es macht Sinn, sich in regelmäßigen Abständen zusammenzusetzen und anzupassen, um inhaltlich und sportlich eine Sprache zu sprechen."

Angesprochen auf die Ziele bestätigte er, dass sich alle "Konstanz bei den Endrundenteilnahmen" wünschen würden. Das sei auch möglich und dasselbe Ziel hatte auch sein Vorgänger. Er hob den Punkteschnitt (1,9 in 115 Spielen) hervor, da "müssen wir uns nicht verstecken", aber er mahnte auch ein: "Am Ende muss man die richtigen Spiele gewinnen."

Eine leise Kritik, verpasste sein Vorgänger bis auf 2021 alle U21-EM-Endrunden, wenn auch zum Teil sehr knapp. Ein Lob kommt aber zum Abschluss. Nebst Durchlässigkeit geht es auch um die Entwicklung von Menschen, weil eben nicht jeder Profi werde: "Da sind Gregoritsch und sein Team auch ein Vorbild. Wir reden ja über 17-, 18-, 19-Jährige." Dass er es (sportlich) besser kann, kann er erst nach der kommenden U21-EM 2025 beweisen.


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