Österreicher in Polen: Helden von heut'
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Österreicher in Polen: Helden von heut'

In der jüngeren Vergangenheit suchten viele ÖFB-Kicker ihr Glück in Polen. Nicht wenige wurden auch fündig. Einer ist sogar am Weg zur Klub-Ikone.

Benedikt Zech - bei den Fans einen Stein im Brett

Benedikt Zech - bei den Fans einen Stein im Brett
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Kaum ein heimischer Spieler hat in Polen ein solches Standing wie er. Der "Professor" - so nennen sie Benedikt Zech bei Pogon Stettin. Der 33-Jährige kickt bereits seit fünf Jahren dort. Seinen Spitznamen verdankt er seinem starken Stellungsspiel sowie seiner Fähigkeit, das Spiel zu lesen, wodurch er bei den Fans schnell einen Stein im Brett hatte.

Vor seiner Zeit dort war er sieben Jahre lang in Altach aktiv. Generell spielte er vor dem Polen-Abenteuer nie außerhalb Vorarlbergs, akklimatisierte sich aber erstaunlich schnell.

Dass es für ihn nach Polen ging, ist auch zwei anderen heimischen Profis zu verdanken. "Mein ehemaliger Teamkollege Daniel Luxbacher hat mich gefragt, ob sein ehemaliger Kollege David Stec, der damals bei Pogon gespielt hat, meine Nummer weitergeben darf. Das hat den Stein ins Rollen gebracht", schilderte er im LAOLA1-Talk.

Stettin sei für ihn und seine Familie "mittlerweile schon zur Heimat geworden", so Zech. Bei Pogon steht Zech bereits seit 2020 mit Ex-Veilchen Alexander Gorgon auf dem Feld, der in dieser Zeit auch ein enger Freund wurde.

Seit Zechs Ankunft macht sich bei Pogon ein klarer Aufwärtstrend bemerkbar. Zu einem Titel reichte es bisher aber nicht, so knapp wie heuer war Zech aber noch nie dran. Im Pokal-Finale musste man sich Wisla Krakau erst in der Verlängerung geschlagen geben.

Für Pogon absolvierte Zech bisher 154 Einsätze. In der kommenden Saison könnte er sich endgültig in die Klub-Annalen eintragen. Schon jetzt ist er in der Rangliste der Pogon-Rekordspieler auf Platz zehn zu finden, im Legionärs-Ranking gar auf Platz zwei. Überholt er noch Takafumi Akahoshi (166 Spiele), ist er Rekord-Legionär von Pogon Stettin.


Alexander Gorgon - der latent Unterschätzte

Alexander Gorgon - der latent Unterschätzte
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Dass Alexander Gorgon im heimischen Fußball keinen höheren Stellenwert genießt, ist wahrlich überraschend. Denn der Wiener, Sohn polnischer Eltern, scorte bisher in jeder Liga am laufenden Band. Die Frage, warum er nie fürs Nationalteam spielte, stellen sich viele zurecht.

Schon in der Bundesliga mit 70 Scorerpunkten in 135 Spielen für die Wiener Austria (Meister 2013) eine Wucht, danach auch in Kroatien bei HNK Rijeka (45 in 100, Meister, dreimal Cup-Sieger).

Seit 2020 nun bei Pogon Stettin, gemeinsam mit Benedikt Zech und bis 2021 auch mit David Stec. Trotz fortgeschrittenen Alters (35) ein unverzichtbarer Leistungsträger (heuer 32 Spiele, zwölf Scorerpunkte).

Dass es überhaupt dazu kommt, war beim jungen Gorgon aber nicht abzusehen. Denn mit 20 Jahren bremste den damaligen Austrianer eine hartnäckige Schambeinverletzung mehr als zwei Jahre aus. Von den Rückschlägen gezeichnet, überlegte er bereits, seine Karriere zu beenden, ehe sie begonnen hatte.

Sein Kampf zurück wurde aber belohnt, in kürzester Zeit diente er sich trotz des für Fußballer-Verhältnisse ewigen Ausfalls, wieder hoch zu den Profis. Diese verließ er 2016 für sein Auslands-Abenteuer.

Doch auch in Stettin holte ihn das Verletzungspech wieder ein. Im Herbst 2021 zog er sich eine Außenbandverletzung zu, die zweimal operiert werden musste. Am Ende fiel Gorgon rund 14 Monate aus, wieder gelang das Comeback, wieder geigte er auf, als wäre er nie weg gewesen.

Sein Vertrag in Stettin läuft noch ein Jahr, diesen wird er auf jeden Fall erfüllen. Danach will Gorgon noch so lange weiterspielen, wie sein Körper es zulässt. Zudem absolviert er derzeit die UEFA-B-Trainerlizenz.


Stefan Savic - das ewige Top-Talent

Stefan Savic - das ewige Top-Talent
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Seine Karriere ist eine, die schon so manche Kuriosität mit sich brachte. Mit mittlerweile 30 Jahren kickte Savic in der abgelaufenen Saison das zweite Mal in Polen und zum zweiten Mal musste er absteigen. Schon zwei Jahre zuvor ereilte ihn bei Wisla Krakau dieses Schicksal, diesmal erwischte es ihn mit Warta Posen.

Dass es zu seinem zweiten Abstieg in Polen kam, hätte dramatischer nicht laufen können. Am 33. von 34 Spieltagen lag Warta in der 18er-Liga noch auf Rang 14, am letzten Spieltag musste man jedoch gegen den späteren Meister Jagiellonia Bialystok ran und unterlag klar mit 0:3. Weil ausgerechnet Stadtrivale Lech Posen keine Schützenhilfe leistete und gegen Wartas Abstiegskonkurrent Korona Kielce 1:2 unterlag, müssen Savic & Co. den Gang in Liga zwei antreten.

Eigentlich wurde ihm eine scheinende Karriere prognostiziert, Savic galt vor rund 15 Jahren als eines der größten Talente des Landes. Er sollte Red Bull Salzburgs "next big thing" werden, debütierte schon mit 16 für die damaligen Red Bull Juniors. Durchsetzen konnte er sich aber nie.

Im Sommer 2013 wollte er unbedingt zum SC Heerenveen (damals trainiert von Marco van Basten!) wechseln, bestritt dort die gesamte Vorbereitung, auf der Webseite schien er sogar schon im Kader auf. Savic war nach seinem Vertragsende beim FC Liefering zwar vereinslos, Heerenveen hatte aber die Ausbildungsentschädigung von 300.000 Euro nicht bedacht, die an Salzburg hätte fließen müssen und ließ den Deal platzen.

Reuig gings zurück zu Liefering, danach zum LASK. Über Kroatien (Slaven Belupo), dann doch noch Niederlande (Roda Kerkrade) und Slowenien (Olimpija Ljubljana) gings nach Polen zu Wisla Krakau. Nach einer wenig ruhmreichen Zwischenstation bei Tuzlapsor (Türkei) spielte er nun bei Warta Posen.

Überall wo er war, ließ er sein Können aufblitzen, kam aber über den Status des "ewigen Talents" nie so richtig hinaus.


Christoph Knasmüllner - der, der besser sein sollte, als Alaba

Christoph Knasmüllner - der, der besser sein sollte, als Alaba
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Ein weiteres "ewiges Talent", das sein Glück in Polen sucht. Für ihn zahlte sich der Wechsel aber bestenfalls finanziell aus, der mittlerweile 32-Jährige spielt in Polens 4. Liga beim neureichen Klub Wieczysta Krakau.

Dort war er im Herbst noch Stammspieler, in der Rückrunde machte er aber nur noch ein Spiel. Der Klub stieg auch ohne sein großes Zutun auf.

Knasmüllner wurde schon im Nachwuchs bei Bayern München zum künftigen "ÖFB-Goldjungen" hochgejubelt, blieb aber lange vieles schuldig. In ihm sahen Experten sogar das noch größere Talent als in David Alaba.

Seine Laufbahn ist geprägt von Licht und Schatten, zu oft wirkte es, als würde er sich auf guten Teilleistungen ausruhen. Auch seine Trainingseinstellung wurde vielfach kritisiert.

Erst bei der Admira wurde er konstanter, was der damalige Teamchef Marcel Koller gegen Ende seiner Ära sogar mit einer Einberufung ins ÖFB-Team belohnte. Es sollte seine (bisher) einzige bleiben. Über Barnsley gings in Folge zu Rapid, auch dort wechselten sich Licht und Schatten regelmäßig ab.


Emir Dilaver - der vergessene Titel-Hamster

Emir Dilaver - der vergessene Titel-Hamster
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In unseren Breiten ist Emir Dilaver großteils in Vergessenheit geraten, dabei ist er unter den aktuellen ÖFB-Legionären einer der größten Titel-Hamster.

Er wurde mit Dinamo Zagreb dreimal kroatischer Meister und einmal Super-Cup-Sieger. Dreimal holte er mit Ferencvaros den ungarischen Pokal und einmal auch die Meisterschaft.

Im Jahr 2013 Meister mit der Wiener Austria, zwölf Monate später schlug Fercenvaros zu, wo er zum Leader wurde und sich für Höheres empfahl. Nena Bjelica, der schon bei der Austria auf ihn setzte, holte den Defensiv-Spezialisten zu Lech Posen.

Mit dem achtfachen polnischen Meister scheiterte er dramatisch gegen den FC Utrecht in der Europa-League-Quali. Bei einem Gesamtscore von 2:2 verhinderte die damals noch existente Auswärtstorregel-Regel den Aufstieg, in der Liga reichte es zu Rang drei.

Ein Thema fürs Nationalteam wurde der 15-fache U21-Teamspieler jedoch nie wirklich, Marcel Koller und Franco Foda setzten auf Klein, Lainer oder Trimmel. In der Abwehrzentrale war die Konkurrenz nur noch größer.

Mit mittlerweile 33 Jahren ist er erneut in Kroatien bei HNK Riejka aktiv, wo er heuer Vizemeister wurde. So unumstritten wie zu früheren Zeiten ist er aber nicht mehr.


Kevin Friesenbichler - Der, bei dem es nicht sein sollte

Kevin Friesenbichler - Der, bei dem es nicht sein sollte
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Als er Lechia Gdansk am 31. August 2014 in der Nachspielzeit zum 3:3 gegen Ruch Chorzow schoss, dachten Fans und Verantwortliche, mit ihm einen Volltreffer gelandet zu haben.

Der von Benfica Lissabon ausgeliehene Friesenbichler wurde sogleich mit zahlreichen Lorbeeren bedacht. Seine Zeit dort verlief aber unglücklich und war von Verletzungen geprägt, sodass er nie richtig auf Touren kam. Sein Talent konnte er aber dennoch beweisen, denn trotz aller Schwierigkeiten brachte er es auf sieben Scorerpunkte in 16 Spielen.

So erinnerte man sich bei Lechia im Vorjahr an ihn erinnerte und verpflichtete den Angreifer erneut, Friesenbichler blieb aber in zwölf Spielen torlos und zog nach Leoben weiter.

Der U21-Teamspieler galt seinerzeit neben Michael Gregoritsch als große Hoffnung für die ÖFB-Offensive, zu einer Nominierung für das A-Team reichte es aber nie.

Bei seinem Wechsel zu Benfica erwarteten viele die große Karriere - inklusive ihm selbst. Der große Durchbruch blieb ihm aber verwehrt, auch bei der Austria, Sturm und dem WAC konnte er nur zum Teil überzeugen.

Bei ihm bleibt die Frage, was unter anderen Umständen aus ihm hätte werden können.


Daniel Sikorski - Sohn einer Legia-Ikone

Daniel Sikorski - Sohn einer Legia-Ikone
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Dem Austro-Polen wurde das fußballerische Talent in die Wiege gelegt. Papa Witold spielte ein Jahrzehnt lang für das polnische Aushängeschild Legia Warschau sowie für das polnische Nationalteam.

Der Filius galt als großer Hoffnungsträger für die ÖFB-Offensive, blieb aber ein ewiges Talent.

Seine Zeit in Polen ist mittlerweile auch schon lange her. Zwischen 2010 und 2013 war er heute 36-Jährige in der Ekstraklasa engagiert. In den drei Jahren brachte er es auf exakt 60 Spiele, in denen ihm sieben Tore und sechs Assists glückten.

Der in Warschau geborene und im niederösterreichischen Waidhofen an der Thaya aufgewachsene Sikorski wurde zunächst im Nachwuchs des SKN St. Pölten ausgebildet, ehe Bayern München das Talent verpflichtete.

In seinen darauf folgenden drei Jahren in Polen spielte er für drei verschiedene Klubs: Gornik Zabrze, Polonia Warschau und Wisla Krakau. Sikorski blieb Zeit seines Fußballer-Lebens ein Wandervogel, war für insgesamt 14 verschiedene Klubs aktiv.

Am längsten schnürte er für den zyprischen Erstligisten Aris Limassol die Schuhe, drei Jahre verbrachte er bis zu seinem Karriereende 2023 dort und wurde in seiner letzten Saison zum ersten Mal Meister. Heute amtiert er bei dem Klub als Sportdirektor.


David Stec - Abstieg trotz Aufstieg in Danzig

David Stec - Abstieg trotz Aufstieg in Danzig
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Er ist einer jenes rot-weiß-roten Triumvirats, das einst gemeinsam bei Pogon Stettin kickte. Stec war dabei der Vorreiter und wechselte schon 2018 vom SKN St. Pölten dorthin.

Während Alexander Gorgon und Benedikt Zech nach wie vor in Stettin spielen, zog Stec im Sommer 2021 zum TSV Hartberg weiter, kehrte aber nur ein halbes Jahr später wieder nach Polen zurück.

Diesmal heuerte er bei Lechia Gdansk an und durfte sich als Teil des erweiterten Stammpersonals über Rang vier freuen, der zur Conference-League-Quali berechtigt. In selbiger traf er mit Lechia im Juli 2022 auf den SK Rapid, der die Polen aus dem Bewerb kickte.

Danach lief für Stec und Lechia gar nichts mehr, der ÖFB-Legionär zog sich eine langwierige Hüftverletzung zu und konnte nicht mehr eingreifen, seine Kollegen mussten im Sommer sogar den Abstieg hinnehmen.

Stec hatte da noch ein Jahr Vertrag und kämpfte sich zurück, Lechia richtete sich nach dem Abstieg jedoch neu aus. In diesen Planungen spielte er keine Rolle mehr und absolvierte in der vergangenen Saison keine einzige Minute, sein Vertrag läuft aus und wird nicht verlängert. Lechia stieg auch ohne ihn direkt wieder auf.

Heimischen Fans ist es vorwiegend durch seine Zeit beim SKN St. Pölten (2014 bis 2018) bekannt, wo er als hoffnungsvolles Talent galt. Im Jahr 2016 absolvierte er auch vier Spiele für das U21-Nationalteam.


Alex Sobczyk - Seite an Seite mit einem Weltmeister

Alex Sobczyk - Seite an Seite mit einem Weltmeister
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Eines von vielen Rapid-Talenten, dass diesem Status bis dato nicht entwachsen konnte, dafür aber im Ausland bislang eine passable Karriere hinlegte.

Dass er einmal mit einem Weltmeister die Kabine teilte, wissen wohl nur die wenigsten. Im Sommer 2020 zog es ihn zum polnischen Top-Klub Gornik Zabrze, zu dem ein Jahr später auch Lukas Podolski wechselte. Allerdings standen die beiden kein einziges Mal gemeinsam auf dem Feld, weil sich Sobczyk kurz nach Saisonstart einen Kreuzbandriss zuzog.

Sein Start in Polen war dagegen beeindruckend, gleich bei seinem Debüt lieferte er zwei Assists, krönte seinen Aufwärtstrend mit einer Glanzleistung gegen Legia Warschau drei Runden später. Beim 3:1-Sieg über den Kult-Klub erzielte er die Führung, bereitete die beiden weiteren Treffer vor.

Großen Anteil daran hat Rapid-Pfarrer und Stripfing-Obmann Christoph Pelczar, der beim Transfer zu Gornik eine wesentliche Rolle spielte, wie Sobczyk damals betonte. Nach seinem Rapid-Aus 2019 half Pelczar dem mental angeschlagenen Angreifer wieder auf die Beine, der sich via Spartak Trnava für den polnischen Top-Klub empfahl.

In Österreich war Sobczyk nie eine große Nummer. Beim SK Rapid ausgebildet, kam er seinerzeit an Kvilitaia und Berisha nicht vorbei, seine Leihen nach St. Pölten, Wiener Neustadt und zum FAC trugen keine Früchte.

Im Frühjahr 2023 lief er erneut in Polen für Piast Gliwice auf, die abgelaufene Saison verbrachte er beim slowakischen Erstligisten MFK Skalica.

Zwar läuft es für ihn im Ausland deutlich besser, eine Rückkehr nach Österreich ist für den Sohn polnischer Eltern aber stets ein Thema. Geht es nach ihm, passiert dies bei seinem Herzensverein aus Hütteldorf.

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