Im Männerbereich ist das Problem seit langem bekannt: Jahr für Jahr ist es schwierig, Aufsteiger für die 2. Liga zu finden. 2024/25 gibt es in der Regionalliga Ost beispielsweise nur einen Kandidaten - allen anderen sind die Hürden zu groß: Die Infrastruktur muss passen, das Budget wettbewerbsfähigen Profifußball ermöglichen.
Bei den Frauen sieht es leider nicht viel besser aus, die Lage ist aber eine ganz andere. Die dritte Leistungsstufe ist für viele Vereine eine Sackgasse.
Die Reform
Seit einer Reform in der Saison 2019/20 wird die 2. Liga bundesweit ausgetragen, eine Trennung in Ost/Süd und West/Mitte wurde damit abgeschafft. Die Aufsteigerinnen ermitteln sich aus den neun Landesligen, eine Zwischenstufe gibt es - mit Ausnahme von Playoffs im Frühjahr - nicht.
In der Praxis heißt das: Sollten sich die Meisterinnen der Landesliga Burgenland das Aufstiegsrecht in die 2. Liga erspielen, würden im nächsten Jahr Auswärtsfahrten nach Innsbruck oder Vorarlberg warten, die viel Zeit in Anspruch nehmen und erst einmal finanziert werden müssen. Im reinen Amateursport, der Frauenfußball in Österreich auf dieser Ebene ist, lässt sich das für viele Vereine einfach nicht machen.
Das Problem
Ausnahmen gibt es: 2024/25 wird sich im Osten wohl der SK Rapid durchsetzen. Aus Oberösterreich kommend ist der LASK inzwischen bis in die Bundesliga durchmarschiert. In dieser Saison erstmals zweitklassig ist der GAK, aus Kärnten könnte bald Austria Klagenfurt dazukommen. Erneut in der 2. Bundesliga dabei ist RW Rankweil, die Vorarlbergerinnen zeigen aber auch, wie groß die Herausforderungen sind: Eine Auswärtsfahrt zur SPG Südburgenland wurde mit gerade einmal 12 Spielerinnen im Kader angetreten, einzige Ersatzspielerin war eine 16-jährige Debütantin.
Dass sich große Vereine auf höchstem Niveau im Frauenfußball etablieren sollen, ist nachvollziehbar. Namen wie Rapid, LASK und perspektivisch Red Bull Salzburg bringen Aufmerksamkeit und im Idealfall viele Mädchen zum Sport. Es stellt sich also die Frage, ob der ÖFB die derzeitige Situation überhaupt als problematisch ansieht. Mit dem aktuellen System ist jedenfalls vielen Klubs die Türe aus dem eigenen Bundesland verschlossen.
Die Titelverteidigerinnen der Wiener Landesliga, Altera Porta, mussten in der Vorsaison auf den Aufstieg verzichten. In Niederösterreich war 2023/24 nur Traiskirchen interessiert, sportlich aber abgeschlagen. Die aktuellen Tabellenführerinnen vom SV Paudorf würde auch diesmal wieder verzichten. Talentierte Spielerinnen sind zum Wechseln gezwungen, um sich sportlich zu entwickeln, weil die Vereine es nicht können, ohne Risiken einzugehen. In den Landesligen geht es deshalb oft nur um den Titel, das ist wenig.
(K)eine Lösung?
Ein möglicher Ausweg wäre, die besten Teams mehrerer Landesligen in Regionalligen zusammenzufassen. In Wien wurde mit dieser Idee schon einmal beim ÖFB vorgefühlt, bis eine Reform tatsächlich umsetzbar wäre, würde es aber jedenfalls dauern. Es fehlt nach wie vor in der Breite, eine oben eingezogene Liga würde weiter unten ein Nachrücken bedeuten, durch das die wichtigen Strukturen im Einsteigerinnenbereich nicht zerstört werden dürfen.
Vor allem im Burgenland, dessen Landesliga 2024/25 Premiere feiert, wird es noch dauern, bis Vereine nachhaltig aufsteigen können. Eine Regionalliga Ost würde einen Zeitaufwand mit sich bringen, mit dem sich Fußball noch als Hobby ausüben lässt. Gleichzeitig wäre der Wettbewerb interessanter und würde sowohl bei Spielerinnen als auch Vereinen Entwicklung fördern.
Keine Antwort vom ÖFB
90minuten hat sich mit einer Anfrage an den ÖFB gewandt, um die aktuelle Perspektive des Verbandes auf diese Idee zu erfahren. Reformen wollen rechtzeitig und sorgfältig vorbereitet sein, auch wenn die Umsetzung noch drei oder vier Jahre in der Zukunft liegt, sollte ein Plan deutlich früher in der Schublade liegen.
Wir wollten vom Verband wissen, ob auch aus anderen Landesverbänden Ideen in diese Richtung kommuniziert wurden und man ihnen grundsätzlich offen begegnet. Ebenfalls nachgefragt wurde, ob es möglich wäre, sich den Wünschen und Bedürfnissen der jeweiligen Regionen anzupassen: Also beispielsweise im Osten eine Regionalliga einzuführen, im Westen aber nicht. Abschließend wurde der ÖFB nach möglichen Alternativstrategien gefragt, mit denen Teams in Landesligen eine bessere Perspektive geboten werden kann.
Eine ursprünglich zugesagte Antwort blieb trotz mehrmaliger Nachfragen aus. Hinsichtlich möglicher Verbesserungen ein Signal, das wenig optimistisch stimmt, ob der größte Sportverband Österreichs bei diesem Thema einen Plan verfolgt.