Flo Wustinger: Emotionales Comeback nach 829 Tagen
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Flo Wustinger: Emotionales Comeback nach 829 Tagen

Die schlimme Leidenszeit des Austrianers ist vorbei. "Die Momente alleine daheim, wo man einfach nur Fußball spielen will, sind die schlimmsten."

Es sind Momente, wie sie in jedem Fußballspiel bis zu zehn Mal passieren – ein Spieler geht raus, ein anderer wird eingewechselt.

Meistens werden sie maximal zur Kenntnis genommen, statistische Randnotizen.

Nicht so in der 89. Minute beim 1:0-Sieg der Wiener Austria gegen den TSV Hartberg. Maurice Malone verließ den Rasen, Florian Wustinger betrat ihn – ihm bedeutete dieser Moment die Welt.

Seine Gedanken vor der Einwechslung

"Pure Freude! Ich bin gerade so glücklich!", strahlt der 21-Jährige. Florian Wustinger ist zurück. Zwei Jahre und drei Monate nachdem er zum letzten Mal in einem Bewerbsspiel der violette Trikot getragen hat.

Ich hatte kurz die ganzen Trainingseinheiten im Kopf, diese Tage, an denen es wirklich sehr schlimm war.

Florian Wustinger

Der Wiener hat eine unglaubliche Leidenszeit hinter sich. Über den Moment seiner Einwechslung sagt er: "Es war sehr emotional. Ich hatte kurz die ganzen Trainingseinheiten im Kopf, diese Tage, an denen es wirklich sehr schlimm war. Ich habe den Moment sehr gespürt."

Kreuzbandriss gegen Fenerbahce

Am 18. August 2022 steht der Mittelfeldspieler kurz nach seinem 19. Geburtstag zum zweiten Mal in der Startelf des FAK, die Mannschaft von Manfred Schmid empfängt im Europa-League-Playoff Fenerbahce.

Nach rund 20 Minuten ist das Spiel für Wustinger aber schon wieder vorbei. Das vordere Kreuzband und der Außenmeniskus im Knie sind gerissen. Es beginnt ein langer Weg zurück.

Noch ein Kreuzbandriss, und dann die Schulter

Mitte Juli 2023, elf Monate später, der Youngster hat sich zurückgekämpft, soll bei Kooperationsklub SV Stripfing Spielpraxis sammeln. Im ersten Testspiel der Saison reißt wieder das Kreuzband. Was für ein Rückschlag! Alles wieder auf Null.

Es dauert wieder eine ganze Saison bis er voll da ist. Jetzt aber soll es klappen. Wieder Stripfing, wieder der Beginn der Vorbereitung, wieder der Schock. Diesmal ist es ein Training, diesmal ist es die Schulter. Schulterluxation mit Absprengung der Knorpellippe der Gelenkspfanne und Hill-Sachs-Delle sowie ein Riss am Ansatz der langen Bizepssehne. Wieder unters Messer, wieder monatelang Pause.

Dieser Moment gerade, für den habe ich in der Kabine und in der Kraftkammer sehr viel gelitten.

Florian Wustinger

Mitte Oktober 2024 kann Wustinger dann endlich wieder spielen, sammelt in der ADMIRAL 2. Liga für Stripfing erste Minuten. Gegen Hartberg dann erstmals wieder Austria Wien.

"Dieser Moment gerade, für den habe ich in der Kabine und in der Kraftkammer sehr viel gelitten. Die Momente alleine daheim, wo man einfach nur Fußball spielen will. Wenn das nicht geht, das ist das Schlimmste", sagt er.

El Sheiwi, Raguz, Wustinger - der Pechvögel-Schwarm

Auf dem langen und beschwerlichen Weg hat er zwei Begleiter. Marko Raguz, der nach seinem Wechsel zur Austria im Sommer 2022 über zwei Jahre auf sein erstes Pflichtspiel warten musste, und Ziad El Sheiwi, der sich seit Dezember 2021 drei Kreuzbandrisse zugezogen hat. Der Pechvögel-Schwarm.

"Ich will mir gar nicht vorstellen, was gewesen wäre, hätte ich den Ziad nicht jeden Tag gehabt. Er hat mich unglaublich unterstützt, hat mir unglaublich geholfen. Und Marko natürlich auch. Das waren für mich zwei sehr wichtige Menschen in dieser Zeit", sagt Wustinger.

El Sheiwi braucht noch

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Leidensgenossen: Ziad El Sheiwi und Florian Wustinger

Raguz und Wustinger sind wieder da, El Sheiwi noch nicht. Immer wieder macht das Knie Probleme, es ist Geduld gefragt. Geduld, die eigentlich längst aufgebraucht sein müsste.

"Wenn es einer schafft, dann der Ziad. Er ist so ein starker Mensch", weiß Wustinger.

Freude bei Fischer und Helm

Doch dieser Abend in der Generali-Arena beim 1:0 gegen Hartberg gehört ihm. Manfred Fischer hat die Leidenszeit des Mittelfeldspielers von Anfang an hautnah miterlebt.

Der Austria-Kapitän sagt über Wustinger: "Er ist ein extremer Kämpfer, er lässt sich von nichts beirren, ist klar im Schädel, schaut immer nach vorne. Ich habe ihn eigentlich noch nie traurig erlebt, abgesehen von den zwei Tagen nach seiner Verletzung. Er gibt immer Gas und wird seinen Weg machen."

Auch Trainer Stephan Helm freut sich mit seinem Schützling: "Er ist ein Spieler, der sehr viel Energie gibt, der am Platz extrem umtriebig, mit dem Ball ein richtiger Austria-Spieler ist, der super kombinieren kann. Er ist für die Zukunft ein Spieler, der der Mannschaft etwas geben kann. Er hat extremen Ehrgeiz."

Es hat längst Klick gemacht

Ob er in gewissen Momenten die Verletzungen noch im Hinterkopf habe? Ob er sich manchmal noch nicht ganz durchzuziehen traue?

Wustinger winkt ab: "Das ist alles weg, da gibt es nichts mehr. Das war vielleicht bei den ersten Trainings so, aber dann macht es Klick. Dieser Klick war bei mir sehr schnell da. Jetzt genieße ich das Fußballspielen einfach nur."

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