Ex-Rapidler Fountas: Abstellgleis statt Wiedersehen
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Ex-Rapidler Fountas: Abstellgleis statt Wiedersehen

Taxiarchis Fountas hat den SK Rapid im Streit verlassen, manche Fans hätten sich wohl trotzdem auf ein Duell in der Europa League gefreut. Dazu wird es aber nicht kommen, obwohl er noch bei Trabzonspor unter Vertrag steht.

Auch wenn Rapid am heutigen Donnerstagabend nicht dem ganz großen Starensemble gegenübersteht - einige Trabzonspor-Spieler kennt man. Stefan Savić, John Lundstram, Mahmout Trezeguet, Ozan Tufan - fehlen wird ausgerechnet er, der einen großen Teil seiner Karriere in Österreich verbracht hat: Taxiarchis "Taxi" Fountas.

Im zarten Alter von 17 Jahren wurde der Grieche 2013 von Ralf Rangnick aus Athen nach Salzburg geholt. Der Flügelspieler galt damals als großes Talent, unter anderem sollen Werder Bremen und der VfB Stuttgart Interesse gezeigt haben. Bei seinem Debüt im September hinterließ Fountas gleich bleibenden Eindruck: In der zweiten Cuprunde gegen den FC Lankowitz wurde er in der 62. Minute eingewechselt, sah nach 92 Minuten die Gelbe Karte und sechs Minuten später Gelb-Rot.

"Er war in der Kabine ein Häufchen Elend, aber wir haben ihn wieder aufgebaut", gab sein Trainer Roger Schmidt nach dem knappen Sieg im Elfmeterschießen zu Protokoll.

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In Salzburg konnte sich Taxiarchis Fountas nicht durchsetzen.

Es sollte sein einziger Einsatz für die erste Mannschaft der "Bullen" bleiben, was man ihm angesichts der Offensiv-Konkurrenz um Sadio Mané, Jonathan Soriano, Alan und Valentino Lazaro kaum vorwerfen kann. Zuerst ging es für ein halbes Jahr nach Grödig, dann für mehrere Saisonen zurück in die Heimat. Die Bilanz nach Ablauf seines Vierjahresvertrags im Sommer 2017: Ein Pflichtspiel für Red Bull Salzburg, sechs für Liefering und sieben für Grödig - in keinem gelang eine Torbeteiligung.

Zweite Chance in Wien

Mit einem Wechsel in die deutsche Drittklassigkeit zu Sonnenhof Großaspach sah er seine Profikarriere selbst bereits in großer Gefahr. Der SKN St. Pölten holte ihn im Sommer 2018 zurück nach Österreich. Dem gescheiterten Talent bot zwei Jahre später dann aber doch noch eine zweite Chance auf noch höherer Ebene: Beim SK Rapid lief es von Anfang weg voll nach Wunsch. Von Trainer Didi Kühbauer aus St. Pölten mitgebracht traf Fountas gleich beim Debüt im ÖFB-Cup und über die gesamte Saison 2019/20 insgesamt 27 Mal - ein Wert, den er weder davor noch danach erreichen konnte. Von den Fans wurde er nach seinem ersten Jahr beim Verein zum Rapidler des Jahres gewählt, überzeugen konnte der Grieche vor allem mit herausragendem Tempo und guter Technik.

Diversen Abschiedsgerüchten zum Trotz blieb er in Wien und legte auch in der zweiten Spielzeit erfolgreich los. Zwei Treffer im Ligastart gegen die Admira, sieben Scorerpunkte in acht Ligaspielen vor der Winterpause - danach folgte ein Knick.

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Erst unter Didi Kühbauer konnte Fountas sein Potenzial ausschöpfen.

Sperre nach Tätlichkeit

In einem Testspiel gegen die Admira Anfang 2021 ließ sich Fountas zu einer Tätlichkeit hinreißen und spuckte Lukas Malicsek laut Medienberichten ins Gesicht, von der Bundesliga wurde er für vier Spiele gesperrt. Inmitten einer Pandemie wurde der Vorfall noch einmal kritischer gesehen, als unter normalen Umständen.

"Fountas hat mit seinem Fehlverhalten der Mannschaft und dem Image unseres Clubs geschadet. Daher akzeptieren wir die Strafe, und es wird für ihn auch eine vereinsinterne Sanktion geben", meinte Rapid-Sportchef Zoran Barišić zum Vorfall. Von Fountas gab es damals kein öffentliches Statement.

Er hätte der großen Rapid-Familie in bester Erinnerung bleiben können, leider hinterlässt sein Verhalten einen sehr schalen Beigeschmack.

Zoran Barišić

Ein vom Spieler forcierter Transfer kam trotz mehrerer Interessenten erst ein sportlich durchwachsenes Jahr später zustande. Von grüner-weißer Harmonie war damals nicht mehr viel übrig: Von DC United aus der US-amerikanischen MLS umworben, blieb Fountas im März 2022 vom Rapid-Training fern, er habe sich "aus unerklärlichen Gründen verletzt gemeldet", so ein genervter Barišić.

Am Ende gaben die Hütteldorfer nach, kassierten dafür immerhin noch eine sechsstellige Ablöse. Eine gute Zusammenfassung Fountas' letzter Wochen in Wien - wieder von Barišić: "Er hätte der großen Rapid-Familie in bester Erinnerung bleiben können, leider hinterlässt sein Verhalten in den letzten Wochen aber einen sehr schalen Beigeschmack." Geschäftsführer Christoph Peschek legte damals nach: "Das Verhalten von Taxi Fountas war zuletzt eines Rapid-Spielers unwürdig."

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All-Star, dann Eklat

Sportlich ging der Höhenflug auch in den USA weiter. Trotz seines verspäteten Einstiegs in die MLS-Saison zählte Fountas zu wenigen Lichtblicken in einem schwachen Team aus Washington DC, über die ersten drei Monate musste er sich unter ebensovielen Trainern etablieren. Auch das Engagement von Wayne Rooney brachte kaum Besserung, trotzdem wurde der Stürmer nach 11 Toren in seinen ersten 14 Spielen in das All Star Team 2022 nominiert.

Im September sorgte Fountas dann aber erneut für Negativ-Schlagzeilen. Das Spiel von DC United gegen Inter Miami wurde nach einem Streit zwischen dem damals 27-Jährigen und seinem Gegenspieler Damion Lowe unterbrochen, im Nachhinein wurden Rassismusvorwürfe gegen den Griechen publik. Er soll Lowe beleidigt haben, der Vorfall wurde von der Liga untersucht. Auch wenn mangels konkreter Beweise nie eine Strafe ausgesprochen wurde, bewertete die MLS die Vorwürfe als glaubwürdig. Fountas stritt sie hingegen stets ab - eine Aussprache oder Entschuldigung gab es nicht.

Einer, der sich nicht im Griff hat

Jahr zwei in Übersee brachte eine schwächere Torausbeute, der Verein konnte seine Ergebnisse zwar stabilisieren, war aber nie in der Nähe der Playoff-Plätze. Nach einer halben Saison war Fountas dann aber ohnehin weg. Im Juli 2023 wurde ihm erneut die Verwendung rassistischer Sprache vorgeworfen, diesmal von seinem eigenen Teamkollegen Nigel Robertha. Ein Streit während eines Spiels war der Auslöser, nach dem Schlusspfiff gerieten die beiden erneut aneinander. Fountas' Versuch, sich der Vorwürfe mittels eines Lügendetektor-Tests zu entledigen, blieben erfolglos - Strafe gab es abgesehen von der Suspendierung durch seinen Klub aber erneut keine.

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Im August 2023 trennten sich Fountas und DC United um Wayne Rooney wieder.

Was in beiden Fällen tatsächlich gesagt wurde, lässt sich nicht nachprüfen. Auffällig ist aber, dass Taxiarchis Fountas der erste MLS-Spieler ist, gegen den zwei Vorwürfe dieser Art gemacht wurden, obwohl sich die Liga seit Jahren intensiv mit Themen wie Homophobie und Rassismus auseinandersetzt. Auch in Washington war er damit zum Unruheherd geworden - eine unangenehme Situation für den Verein um einen seiner Topverdiener. Die Vertragsauflösung Anfang August war damit eine fast logische Konsequenz.

Nächster Transfer kündigt sich an

Aktuell und noch bis zum Ende der laufenden Saison steht Fountas bei Trabzonspor unter Vertrag. Beim türkischen Cupfinalisten und Ligadritten war er bisher nur zeitweise Stammspieler, ein einziges Mal stand er in der Süper Lig über 90 Minuten auf dem Platz. Schon in diesem Sommer droht deshalb der Abschied, ein Wechsel zu einem Ligakonkurrenten gilt laut türkischen Medien als wahrscheinlich.

Dass er von seinem Verein nicht in den Kader für die Europa-League-Qualifikation aufgenommen wurde - gegen Rapid also gar nicht spielberechtigt ist - ist ein weiterer Hinweis in diese Richtung. Der türkische Verband hat die Anzahl von Legionären im Kader inzwischen auf 12 begrenzt, für den Europacup hat Trabzon ohne den Griechen bereits 12 nominiert. Um neue Spieler holen zu können, müssen mehrere abgegeben werden - die Wahrscheinlichkeit ist also groß, dass Fountas auch im Sommer 2024 weiterziehen muss.


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