Der violette Königstransfer ohne Schleifen-Anspruch

Der violette Königstransfer ohne Schleifen-Anspruch

Aleksandar Dragovic ist zurück beim FK Austria Wien. Es ist eine Herzensangelegenheit.

"Es war eine wirklich schwere Geburt, aber man sagt ja, das werden die schönsten Kinder", sagt Jürgen Werner.

Der Sportvorstand der Wiener Austria hat gut lachen, ihm ist endlich gelungen, was er als "Königstransfer" bezeichnet – die Rückholaktion von Aleksandar Dragovic.

Nach 13 Jahren im Ausland ist der Wiener zurück bei den Veilchen, hat einen Vertrag bis Sommer 2027 unterschrieben.

Herz statt Geld

15 Monate lang habe er um den Innenverteidiger gebuhlt, berichtet Werner. Der 100-fache ÖFB-Teamspieler hätte anderswo um Welten mehr verdienen können, auf Zypern oder in Saudi-Arabien etwa. "Aber er hat sich am Ende doch fürs Herz statt fürs Geld entschieden", sagt Werner.

Dass die Austria für ihn eine Herzensangelegenheit ist, daraus macht Dragovic kein Geheimnis. "Ich bin seit meinem sechsten Lebensjahr bei der Austria gewesen. Es war immer mein Ziel, dort aufzuhören, wo ich begonnen habe", sagt er.

Auf die Frage, ob er irgendwo noch eine Austria-Bettwäsche daheim habe, antwortet er lachend: "Ich hoffe, es gibt im Fanshop eine, dann kaufe ich sie für meinen Sohn."

"Manfred Fischer ist Kapitän und aus meiner Sicht bleibt er das auch."

Aleksandar Dragovic

Roter Stern Belgrad und Austria Wien, das sind die beiden Vereine, für die das Herz des 33-Jährigen schlägt: "Für diese beiden Vereine werde ich immer alles geben."

Der Abwehrspieler präsentiert sich bei seiner ersten Pressekonferenz nach der Rückkehr ein wenig wie ein "elder statesman". Abgeklärt, sehr auf seine Vorbildwirkung bedacht, aber trotzdem mit dem nötigen Feuer.

"Ein Verein lebt von den Fans", sagt er, und deshalb sei es auch die Pflicht jedes einzelnen, "jeden Tag alles zu geben, um besser zu werden".

Keine Ansprüche auf die Kapitänsbinde

Ob in Belgrad, Basel oder Kiew, in der Premier League oder der deutschen Bundesliga, Dragovic hat im Fußball jede Menge Titel gesammelt, aber auch sonst sehr, sehr viel erlebt. Diese Erfahrungen will er nun weitergeben.

"Ich weiß, wie es im Fußball zugeht, ich weiß, wie schnell es kippen kann", sagt er.

Und er weiß, dass es nur als Team geht. Ansprüche stellt er keine: "Manfred Fischer ist Kapitän und aus meiner Sicht bleibt er das auch. Es geht nicht um ihn oder mich, am Ende des Tages geht es um Austria Wien."

Viele Telefonate warten

Wer am Tag seiner Verpflichtung eine Mitgliedschaft bei den Veilchen abschließt, der darf sich in den kommenden Tagen über einen Anruf von Dragovic persönlich freuen. Eine ähnliche Aktion gab es mit Manfred Fischer vor einiger Zeit, er führte anschließend 80 Telefonate.

Wann der Rückkehrer erstmals wieder auf dem Rasen stehen wird, ist noch ungewiss. Zuletzt hielt er sich mit seinem Freund Lukas Rotpuller am Platz des SV Donau fit. "Gebt ihm noch zwei Monate, dann ist er wieder bundesligatauglich", lacht Dragovic, als er auf Rotpuller angesprochen wird.

Während Rotpuller aber längst keine Lust auf Profifußball mehr hat, kribbelt es bei "Drago" freilich schon ordentlich: "Ich hatte am 25. Mai mein letztes Spiel. Es wird sicher noch einige Tage dauern, bis ich in den Rhythmus komme. Ich versuche, mich so schnell wie möglich heranzutasten."


Kommentare