Das "System Silberberger" - Wie nun auch die Admira profitiert
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Das "System Silberberger" - Wie nun auch die Admira profitiert

Seit der Amtsübernahme von Thomas Silberberger läuft es für Zweitligist Admira Wacker. Doch was macht die Spielweise des 51-Jährigen aus? 90minuten analysiert:

Die Saison 2024/25 verläuft für den FC Admira Wacker aktuell mehr als nur nach Wunsch.

Mit 25 Punkten aus elf Partien lächeln die Maria Enzersdorfer von der Tabellenspitze der ADMIRAL 2. Liga und haben im Topspiel am Freitag gegen die SV Ried (ab 20:30 Uhr im LIVE-Stream >>>) die Chance, die Tabellenführung und damit den Vorsprung auf die Innviertler abermals auszubauen.

Mit einem derartigen Höhenflug hatten die meisten Anhänger der Südstädter wohl nicht gerechnet, galten die Rieder doch im Vorfeld als der klare Aufstiegsaspirant Nummer eins.

Südstädter trotz Niederlage weiter oben auf

(Artikel wird unter dem Video fortgesetzt) 

Doch nach einem eher mauen Saisonauftakt, der noch mit 0:1 gegen die Kapfenberger SV verloren ging, mauserten sich die Südstädter vor allem defensiv von Spiel zu Spiel und surften in den vergangenen Wochen auf einer schon lange nicht mehr dagewesenen Erfolgswelle.

Trotz des Endes dieser Serie nach der 1:3-Pleite beim SK Sturm Graz II ist für die Niederösterreicher im Heimspiel gegen die "Wikinger" alles möglich.

Einen maßgeblichen Faktor für die gute Ausgangslage spielt Cheftrainer Thomas Silberberger, der seit seinem Amtsantritt im vergangenen Sommer die nötige Ruhe zum Erfolg in die Mannschaft bringen konnte.

Doch was macht das "System Silberberger" aus? Und warum funktioniert die Arbeitsweise des ehemaligen Kulttrainers der WSG Tirol offenbar auch bei der Admira? 90minuten begibt sich aus gegebenem Anlass auf Spurensuche: 

Gute Defensivarbeit als zentrales Element

Ein Aspekt, das einem sofort ins Auge sticht, ist die positive Defensivarbeit, die Silberberger in nur wenigen Monaten etablieren konnte.

Kassierte man in der vergangenen Saison noch 0,96 Gegentore pro Spiel, so sind es in der laufenden Saison nach elf absolvierten Partien nur mehr 0,63 Gegentore.

Vor der Partie gegen den SK Sturm II hielt man gar bei einem Schnitt von nur 0,4 Gegentoren, die der Abwehr zwischenzeitlich den Status als die stabilste der Liga einbrachte. Was hierbei sichtlich zugutekommt, sind die personellen Verstärkungen:

Neuverpflichtungen wie Stefan Haudum (zuvor Blau-Weiß Linz) und Matija Horvat (zuvor DSV Leoben) geben der Defensive die notwendige Stabilität und Größe, um bei gegnerischen Standards meist die Oberhand zu behalten.

Zudem hat man sich mit Josef Weberbauer (zuvor DSV Leoben) einen ebenfalls grundsoliden Akteur mit der nötigen Erfahrung in die Südstadt holen können, der ebenfalls für jede Menge Ruhe und Stabilität sorgt und zudem solide auf der rechten Seite zu Werke geht. 

"Das wichtigste für einen Trainer ist es, dass die Kabine gut in Schuss ist. Wir haben sehr viele routinierte Spieler geholt, wie einen Stefan Haudum, die uns einen extremen Mehrwert bringen und die in ihrer Karriere schon sehr viel gesehen haben und wissen, wie eine Kabine zu funktionieren hat. Dann haben wir noch Deni Alar dazu geholt, der das Ganze mit unseren weiteren Routiniers wie Lukas Malicsek und Thomas Ebner zusammenhält", so Silberberger über die Neuzugänge im vereinsnahen Podcast "Südstädter Dreierkette". 

Silberberger vertraut auf Altbewährtes 

Apropos Stabilität: Ebenjene hat Silberberger in seinem System auch in puncto Aufstellung scheinbar gefunden. Sofern möglich, lässt der Tiroler seine Startelf nahezu bei jedem Spiel ident und nimmt nur geringfügige Adaptierungen vor.

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Silberberger setzt auf eine Mischung aus Routiniers und jungen Talenten.

Die Formation, die sich meist als 3-4-2-1 oder 3-4-3 liest, kann dabei vor allem in der Defensive punkten, die mit Haudum, Horvat und Malicsek meist kompakt steht und im Verlauf der Saison zunehmend sattelfester wurde. 

Mit der erneuten Leihe von Linksfuß Matthew Anderson und der erstmaligen von Ben Summers (beide FC Celtic) stehen Silberberger auf der linken Schiene, sowie im Mittelfeld gleich zwei spielstarke Akteure zu Verfügung, die beide bereits anschreiben konnten und daher ebenfalls fix gesetzt sind. 

Die Qualitäten des Deni Alar

Zusätzlich verfügt der Kader der Südstädter mit Deni Alar über einen erfahrenen Stoßstürmer, der meist von Albin Gashi und auch Filip Ristanic als Hängende Spitze mit Bällen versorgt wird und oftmals den richtigen Riecher hat. 

"Du brauchst schon einen Stamm mit fünf, sechs Spielern, die vorangehen. Das ist bei uns hinten die Dreierkette mit Matija Horvat, Stefan Haudum und Lukas Malicsek und dann hast du auf der Sechs mit Ebner den Kapitän. Und vorne haben wir Deni Alar, der bei Standardsituationen extrem gefährlich ist und viele Impulse gibt, der generell ein Spieler ist, der alles gut einteilt und die Spieler im Spiel gut coacht. Matthew Anderson und Josef Weberbauer sind natürlich auch solche Spieler, durch die wir eine gute Achse haben, die uns, wenn sie funktioniert, auch stark macht", erläutert Silberberger seine Schlüsselspieler. 

Trotz des nun zwischenzeitlichen Intermezzos von Einsergoalie Lukas Jungwirth beim LASK, der als Kooperationsspieler aufgrund der Verletzung von Tobias Lawal zurückbeordert wurde, stehen Silberberger mit Rückkehrer Dennis Verwüster und Panthers-Keeper Florian Kaltenböck weitgehend sicher agierende Akteure zwischen den Pfosten zu Verfügung. 

Parallelen zum WSG-Aufstieg erkennbar

Die defensiven Grundvoraussetzungen gepaart mit einer knappen Gestaltung der Resultate stellen einen weiteren Baustein für das Grundgerüst des Systems des Tirolers und des aktuellen Erfolgs der Maria Enzersdorfer dar.

Von den bisher acht eingefahrenen Saisonsiegen wurden fünf mit nur einem Tor Differenz gewonnen, die übrigen mit nicht mehr als zwei.

Irgendwann weißt du, dass du Situationen mit Zusammenhalt überstehen kannst und das sieht man immer wieder. In der Konstellation in die wir uns hinbewegen wollen, zählt am Ende nur das Ergebnis.

Thomas Silberberger

Eine Parallele, die sich zum Aufstieg der WSG Tirol in der Saison 2018/19 ziehen lässt. Unter Silberberger holten die Wattener 13 ihrer 19 Ligaerfolge mit zwei Toren Unterschied oder weniger und stellten zudem die zweitbeste Defensive der Liga.

Speziell gegen Ende der Meistersaison wurde diese Herangehensweise aus defensiver Stabilität und einer Art des Ergebnisfußballs deutlich, bei der die WSG vier der sechs Siege en suite mit nur einem Tor Differenz holen konnte. 

Sofern sich dieser Trend auch bei der Admira in der laufenden Saison fortsetzt, kann man davon ausgehen, dass dies ein probates Mittel zum Erfolg sein wird, auch wenn man spielerisch nicht immer ganz zu glänzen weiß, wie auch der 51-Jährige betont: 

"Ich bin mit Wattens 2019 Meister geworden und wir haben damals 15 solcher Spiele gehabt, wo wir quasi einen "Scheißdreck" spielen, aber 1:0 gewonnen haben und genau das gibt der Mannschaft Kraft. Weil irgendwann weißt du, dass du Situationen mit Zusammenhalt überstehen kannst und das sieht man immer wieder. In der Konstellation in die wir uns hinbewegen wollen, zählt am Ende nur das Ergebnis."

Gewisse Bodenständigkeit mitentscheidend

Mitentscheidend für sein System ist zudem die persönliche Einstellung des Tirolers.

Stolze elf Jahre stand Silberberger an der Seitenlinie der WSG Tirol und durchlebte mit den Wattenern einige Höhen und Tiefen, die den 51-Jährigen auch vor so manche Herausforderungen stellte.

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Thomas Silberberger gilt als "treue Seele" im Trainergeschäft.

Diese Treue, die auch auf einer gewissen Bodenständigkeit beruht, brachte dem 51-Jährigen einen gewissen Kultstatus als Cheftrainer ein, weshalb man Silberberger in der Südstadt auch freudig und erwartungsvoll empfing. 

Gepaart mit einer gewissen Ruhe und Besonnenheit konnte Silberberger auch den verpatzten Saisonstart gegen die Kapfenberger SV, gegen die man sich mit 0:1 geschlagen geben musste, aus den Köpfen seiner Schützlinge erfolgreich austreiben und so die Admira mit seinem Spielsystem erfolgreich an die Tabellenspitze führen.

Die Mannschaft wirkt außerdem voll intakt und fungiert als Einheit - ebenfalls ein Mitverdienst der Persönlichkeit des Tirolers, der einen guten Draht zu seiner Mannschaft finden konnte. 

Mit Co-Trainer Tommy Wright hat der Tiroler zudem einen Teamplayer an seiner Seite, der ebenfalls über erste Erfahrungen als Cheftrainer verfügt und die Südstädter in der ersten Saison nach dem Abstieg aus der ADMIRAL Bundesliga am Ende zum Klassenerhalt führen konnte. 

Angepeilter Neustart ging auf

Der angepeilte Neustart unter Silberberger, der die Admira langfristig zurück ins Oberhaus führen soll, ist zunächst einmal gelungen.

Teils vermeidbare defensive Patzer, die es unter dem Gespann bestehend aus Thomas Pratl und Tommy Wright noch gab, wurden im System Silberberger weitgehend abgestellt und Großteils erfolgreich vermieden.

Zwar ist der Schnitt der erzielten Tore beinahe ident mit jenem aus der Vorsaison (1,3 pro Spiel). Durch die stark verbesserte Defensivarbeit, ein Kernaspekt des System Silberbergers, konnte man so allerdings Spiele gewinnen, die man in der Vorsaison wohl noch verloren hätte. 

Mit einem dazugehörigen Spielglück konnten die Südstädter so einige Duelle, die unter Pratl meist in einem Remis mündeten, für sich entscheiden und im Vergleich zum selben Zeitpunkt im Vorjahr bereits fünf Siege mehr verbuchen. 

Gehen die zuvor genannten Punkte auch im Topspiel gegen Ried auf, so könnte sich das "System Silberberger" auch gegen die "Wikinger" als Erfolgsfaktor erweisen und den Tabellenführer abermals eine Vergrößerung des Vorsprungs von aktuell zwei Zählern einbringen. 

Die dazu nötige Ruhe scheint trotz des Ausrutschers beim SK Sturm Graz II vom vergangenen Wochenende jedenfalls vorhanden zu sein, doch am Ende zählt, wie Silberberger bereits sagte, nur das Ergebnis. 

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